Rocking the Forest (eBook)

Ein Müützelwald-Roman
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
368 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490496-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Rocking the Forest -  Cornelius Zimmermann
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Ein so musikalisches Fleckchen Erde wie den Müützelwald gibt es nicht noch einmal: Knallfrösche verlieren sich in jazzigen Jam-Sessions, Muchtenknilche verfallen in meditative Singsänge, Riesenlibellen haben den Pop neu erfunden und die Quacksilberquallen haben sich mit ihrem alleszerstörenden Silver Howl selbst ins Abseits geschossen. Und Iggy, der Wolfmorf? Der ist einer der gegnadetsten Forest-Doom-Musiker überhaupt. Klar, dass er mit seiner Band, den Müützel Monotones, beim diesjährigen Rocking the Forest Band Contest unbedingt die »Goldene Dolde« gewinnen will. Zu dumm nur, dass seine Bandkollegen ihn elf Tage vor dem Festival aus der Band schmeißen. Dem Wolfmorf bleibt nichts anderes übrig, als sich auf eine Odyssee durch den gesamten Wald zu begeben, um den erfolgreichsten aller Musikproduzenten, Blubb die Pfütze, zu finden. Denn nur er kann Iggy helfen, seinen großen Traum zu verwirklichen. Dabei begegnet er allen möglichen und unmöglichen Wesen und zu allem Überfluss auch noch der allerschönsten und wunderbarsten Wolfmörfin der Welt, die ihm völlig den Kopf verdreht ... »Rocking the Forest: Ein Müützelwald-Roman« ist ein einzigartiges Debüt: Abenteuerliche Funny Fantasy mit phantastischen Waldwesen und jeder Menge Musik - Made in Germany. Für alle Leser von Walter Moers und Terry Pratchett.

Cornelius Zimmermann (Jahrgang 1978) ist in Südbaden geboren und aufgewachsen. Früh musste er erfahren, dass der Schwarzwald von Orks nur so wimmelt. Heute lebt und arbeitet er in Berlin, wo er sich den dunklen Mächten mit juristischen und politischen Mitteln entgegenstemmt.Er sieht sich literarisch als Vertreter des rationalen Realismus, hält es aber für möglich, dass hinter seiner Tapete eine Kolonie mikroskopisch kleiner hochintelligenter Hamster haust, die Hebräisch mit brasilianischem Akzent sprechen und alle Günther heißen.

Cornelius Zimmermann (Jahrgang 1978) ist in Südbaden geboren und aufgewachsen. Früh musste er erfahren, dass der Schwarzwald von Orks nur so wimmelt. Heute lebt und arbeitet er in Berlin, wo er sich den dunklen Mächten mit juristischen und politischen Mitteln entgegenstemmt. Er sieht sich literarisch als Vertreter des rationalen Realismus, hält es aber für möglich, dass hinter seiner Tapete eine Kolonie mikroskopisch kleiner hochintelligenter Hamster haust, die Hebräisch mit brasilianischem Akzent sprechen und alle Günther heißen.

Ein feiner Fantasy-Roman.

[…] ein Roman für die Hängematte, der durch seine sprachliche Rotzigkeit und Detaillust großen Spaß macht.

Diese Wortschöpfungen bzw. der damit einhergehende Sprachwitz ist die große Stärke von ›Rocking the Forest‹.

Von Pauken und Käfern


Nachdem Iggy so für einige Stunden (Wolfmorfe können recht ausdauernd sein, wenn sie das wollen) der Torffarnschneise gefolgt ist, entschließt er sich zu einer kurzen Pause. Er wendet sich nach links, wo die Mittagssonne einen großen Stein am Rand der Schneise bescheint, dessen flache Oberseite eine gute Aussicht verspricht.

Zu Beginn seiner Reise waren ihm allerlei Bekannte begegnet, aber während der letzten zwei Stunden war der Wolfmorf, von einer kurzen Plauderei mit Bille der Brachmöwe abgesehen, allein unterwegs gewesen. Das war ihm auch ganz recht so, hat ihm die Wanderung entlang des Grundes der Torffarnschneise doch die Gelegenheit gegeben, seinen Kater endgültig hinter sich zu lassen, die Gedanken ein wenig zu ordnen und mit kühlerem Kopf über die Ereignisse des gestrigen Tages nachzusinnen.

Was war er doch nur für ein verheulter Schwachkopf gewesen! Gugu hatte völlig recht: Er würde sich nicht so einfach von ein paar grünen Jungs, die kaum ihre Instrumente halten können, unterkriegen lassen. Er ist immer noch (und die Schmierfinken von Waldgeräusche können sich auf den Kopf stellen und mit den Pfoten wackeln) Iggy »Keeper of Doom« Wolfmorf. Er macht die Musik, und niemand anders.

Nun steht er vor dem Stein, der ihn um ein Vielfaches überragt. Beherzt springt er an der glatten Oberfläche empor und erklettert behände die steile Wand, indem seine kleinen Schaufelpfoten jede noch so kleine Unebenheit ausnutzen, um daran Halt zu finden. Mit Schwung setzt er über den Rand auf die flache Oberseite des Steins – und prallt mit einem spitzen Schrei zurück.

Majestätisch thront vor ihm in der Mitte der dachbalkonartigen Oberseite ein Käfer. An seinen kräftigen Ärmchen, von denen sich immer jeweils zwei in ständiger rhythmischer Bewegung auf seinem kreisrunden Bauch befinden, ist er unschwer als Paukenkäfer zu erkennen. Der große Trommelbauch schimmert in einem kräftigen Smaragdgrün, die zusammengefalteten Flügel dagegen in den unterschiedlichsten Bronzetönen. Die kräftigen Fühler befinden sich ebenfalls immer in neugieriger Bewegung und richten sich nun dem Neuankömmling entgegen.

»Hören Sie, guter Mann, ich will doch sehr hoffen, dass Sie nicht immer, und hier nur ausnahmsweise, die wohlverdiente Mittagsruhe eines Musikers in so impertinenter Art und Weise stören. Hat man Ihnen denn in Ihrem unaufgeräumten Teil dieses ansonsten so bezaubernden Waldes überhaupt keinen Benimm beigebracht?«

»Ich, äh, ’tschuldigung, Mann, ich dachte, dieser Stein wäre …«

»Stein? Stein!? Sie nennen das hier einen Stein? Dieses Monument des symphonischen Waldmurmelns? Diesen mystischen Tempel der Waldklassik? Diese heilige Geburtsstätte ewiger Musik? Stein?? Stein?!? Das hier ist – WALDHALL

O Scheiße, denkt Iggy. Ein klassischer Musiker.

 

Der Paukenkäfer ist jetzt richtig in Fahrt. Während er sich mehr und mehr in Rage redet und seine sonore Stimme dabei zunehmend eine hysterische Färbung annimmt, trommelt er auf seinem Bauch ein aufgeregtes, rhythmisch verwirrendes Staccato.

»Guter Mann, ich weiß ja, dass es mit Kultur in diesem Wald seit vielen Jahren nicht mehr weit her ist. Der Müützelwald war einst, vor vielen Jahren, ein Hort der Kultur. Manche sagen, hier sei die Musik selbst entstanden, als das erste fallende Blatt, auf einem zarten Windhauch dahingleitend, das erste melodiöse Rascheln von sich gab. Ja, mein Herr, ich weiß, dass diese Zeiten längst vorbei sind. Ja, und ich weiß auch, dass ich und meinesgleichen, die sich nicht dafür schämen, sich um Werte wie Geschmack, Disziplin, künstlerische Tiefe und musikalische Konzeption zu scheren, inmitten des kulturellen Morasts, der uns in diesem verfaulenden Forst umgibt, seit vielen Jahren ins Hintertreffen geraten sind. Aber, mein Herr, und merken Sie wohl auf, noch immer gibt es im Müützelwald Orte wie diesen, wo der Musik gefrönt wird, und ich meine damit nicht jedes unmotivierte Trommeln eines Borkenschrolls auf einer kürzlich ausgeschiedenen Nussschale, was in diesem Wald gemeinhin auch als Musik durchzugehen pflegt. Dies hier, mein Herr, ist Waldhall! Hier habe ich, Kroptok der Paukenkäfer, die Anemonenserenade geschrieben; hier, in Waldhall, habe ich, Kroptok der Paukenkäfer, die ulmharmonische Verschiebung erdacht; und hier, von diesem Stein herunter, habe ich die Symphonie der Zehntausend Frühlingsblüten dirigiert, zu einer Zeit, als Sie, mein Herr, noch nicht einmal den Weg aus Ihrem felligen Ei gefunden hatten!«

Es folgen mehrere Minuten der Stille, in denen Iggy in einer Art Schamstarre gefangen ist, während der mächtige Paukenkäfer streng auf ihn herunterblickt.

»Entschuldigen Sie bitte, ich wusste nicht … ich dachte … ich wollte eigentlich nur … ich sollte wohl gehen.«

Ein schwerer, dramatischer Seufzer und ein irdenes Klappern lassen Iggy scheu aufblicken. Er blickt – in eine große, dampfende Teetasse.

»Ach, schon gut. Tee? Soeben frisch aufgebrüht. Pruppbeere, mit einem Hauch Zitrone. Kommen nicht viele Besucher nach Waldhall, und Wolfmorfe schon gar nicht.«

Mechanisch kauert sich Iggy auf dem glatten Stein zusammen, umklammert zitternd, aber dankbar die große Teetasse und rümpft neugierig in den aromatischen Dampf.

»Willst du dich nicht endlich mal vorstellen?«

»Iggy. Iggy Wolfmorf.«

»Iggy? Aber nicht Iggy ›Keeper of Doom‹ Wolfmorf?«

»Ich … du kennst mich? Woher …«

Aber der Paukenkäfer lässt ihn nicht ausreden. »Natürlich bist du Iggy ›Keeper of Doom‹ Wolfmorf! Sag, wie geht’s Gugu dem Eulerich? Hast du ihn kürzlich mal wieder gesehen?«

»Du kennst Gugu?«

»Na klar kenne ich Gugu. Hör mal, wer kennt Gugu denn nicht? Junger Freund, ich bin schon so lange im Musikgeschäft, ich habe Forest Doom kommen sehen, und ich werde ihn auch wieder gehen sehen, mach dir da mal gar nix vor. Und glaub ja nicht, dass Gugu sein ganzes Leben nur mit dem Coaching dilettierender Waldbodenbands verbracht hat.«

»Wir sind aber keine …!«

»Ich weiß, was du bist und was du nicht bist, Iggy Wolfmorf. Im Gegensatz zu vielem, was in diesem Wald herumkraucht, bist du ein Musiker. Ich kenne dich und deine Musik gut. Wenn du so willst, kenne ich dich sogar besser als du dich selbst. Und wenn ich noch weiter gehen wollte, könnte ich sogar sagen, dass ich auch ein bisschen du bin. Siehst du diesen Paukenbauch? Ich gebe zu, ich bin mittlerweile ein wenig zerhauen, und ich war rhythmisch schon einmal präziser als heute. Aber was glaubst du, wer die Drums bei den Dicken Ricks gespielt hat? Hm?«

»Du hast bei den Dicken Ricks gespielt? Aber du bist doch …«

»Ein Klassiker. Na und? Glaubst du, Forest Doom gehört dir allein? In deiner Musik steckt so viel von meiner, dass du eigentlich gar nicht mehr auftreten dürftest. Und ich bin, wie gesagt, mittlerweile etwas zerhauen und außerdem auch etwas eingerostet, aber das hier kriege ich immer noch hin!«

Plötzlich setzt ein fürchterlicher Höllenlärm ein, so dass Iggy vor Schreck die Hälfte seines Tees verschüttet. Kroptoks acht Arme haben sich in eine wirbelnde Wolke aus härtesten Schlagwerkzeugen verwandelt, mit denen er seinen Paukenbauch zum Dröhnen bringt. Ein harter, rasender, klassischer Forest-Doom-Needle-Ground-Rhythmus bringt den großen Stein zum Vibrieren. Ein Schwarm Waldvögel erhebt sich kreischend aus dem Unterholz und bringt sich in Sicherheit. Unbarmherzig treibt Kroptok den Rhythmus voran, zwei, drei, vier Nebenrhythmen flechten sich in verwirrenden Patterns wie mit Meißelschlägen hinein. Iggy klammert sich mit den Schaufelpfötchen instinktiv am Steinboden fest, obwohl Waldhall so fest im Boden verankert ist wie eh und je. Sein kleines Herz schlägt ihm dumpf bis zum Hals – aber es ist nicht nur sein Herz: Unter das wirbelnde Lärmen hat sich ein pulsierendes Wummern geschoben, dessen sich stetig steigernde Intensität die Haare des Wolfmorfs zu Berge stehen lässt: Mountain Doom. Nur wenige können heute noch diese urtümliche Kraft erzeugen, die direkt aus dem tiefen Fels unter den tiefsten Wurzeln der Baumriesen zu kommen scheint. Und immer noch steigert sich das dröhnende Wummern, bis es Iggys Gedanken wie mit einer himmelhohen Eisenmauer umschließt und alles Licht aussperrt.

 

Der kleine Wolfmorf umklammert noch immer zitternd und mit glasig-starrem Blick die Scherben seiner Tasse, als Kroptok der Paukenkäfer schon längst den verschütteten Tee weggewischt und neuen aufgesetzt hat. Während der Käfer geduldig wartet, bis Iggy langsam wieder zu sich kommt, trommelt er mit einer Hand einen leisen, beruhigenden Rhythmus.

»Na? Beeindruckt?«, fragt er grinsend.

»Tatsache«, haucht Iggy. »Ich …«

»Sag nix. Ich weiß, dass ich gut bin. Oder, naja, gut war. Ich bin leider nur noch ein Schatten meiner selbst. Aber Freude macht mir Forest Doom noch immer.« Kroptok massiert sich selbstzufrieden die Handgelenke, was bei acht Ärmchen an sich schon ein recht beeindruckendes Schauspiel ist. »Aber nachdem ich jetzt genug angegeben habe, erzähl mir mal, was Iggy Wolfmorf an Waldhall vorbeiführt.«

Der lässt sich das nicht zweimal sagen, und nach wenigen Minuten sind Iggy und Kroptok über dampfenden Teetassen ins Gespräch vertieft. Noch nie hat jemand einem Wolfmorf vorgeworfen, sich mit dem Wesentlichen zufriedenzugeben, und so dämmert bereits der Herbstabend, als Iggy unter Kroptoks mehr oder weniger hilfreichen Kommentaren mit seiner Erzählung zum Ende...

Erscheint lt. Verlag 2.3.2018
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Band Contest • deutsche Fantasy • Eumelschneck • Fantasy • Festival • Forest Doom • Funny Fantasy • iggy • Letzte Lurche • Märchen • Musik • Müützelwald • Phantastische Tierwesen • Rock'n'Roll • Terry Pratchett • Tier-Fantasy • Wald • Walter Moers • Wettbewerb • Wolfmorf • Wolfmorfette
ISBN-10 3-10-490496-0 / 3104904960
ISBN-13 978-3-10-490496-2 / 9783104904962
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