Schwestern für einen Sommer (eBook)

Roman

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(Autor)

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2018 | 1. Auflage
608 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490196-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schwestern für einen Sommer -  Cecilia Lyra
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Könntest du deiner Schwester den schlimmsten Verrat verzeihen? Die Sommer im Strandhaus ihrer Großmutter: Das war für die Halbschwestern Cassie und Julie die schönste Zeit ihres Lebens. Sie waren sich so nah. So, wie es nur beste Freundinnen, Komplizinnen, Vertraute sein können. Aber nach einer schrecklichen Tragödie vor fast fünfzehn Jahren gibt es nur noch Schweigen und Schmerz zwischen ihnen. Jetzt ist es der letzte Wunsch ihrer Großmutter, der sie zwingt, noch einmal einen gemeinsamen Sommer im Haus in den Hamptons zu verbringen. Werden sie sich den Familiengeheimnissen stellen, oder riskieren sie, einander für immer zu verlieren?

Cecilia Lyra könnte sich ein Leben ohne ihre Schwester nicht vorstellen. Deshalb hat sie Ozeane überquert und Kontinente gewechselt, damit sie beide am selben Ort wohnen können. Dieses starke Band findet sich auch in ihrem Debütroman »Schwestern für einen Sommer« wieder, denn auch ihre Heldinnen Cassie und Julie sind doch eins füreinander: unersetzlich. Bevor Cecilia Lyra ihre Zeit ganz dem Schreiben widmete, hat sie als Anwältin und Juradozentin gearbeitet und lebt jetzt glücklich mit ihrem Mann und ihrem Hund in Toronto.

Cecilia Lyra könnte sich ein Leben ohne ihre Schwester nicht vorstellen. Deshalb hat sie Ozeane überquert und Kontinente gewechselt, damit sie beide am selben Ort wohnen können. Dieses starke Band findet sich auch in ihrem Debütroman »Schwestern für einen Sommer« wieder, denn auch ihre Heldinnen Cassie und Julie sind doch eins füreinander: unersetzlich. Bevor Cecilia Lyra ihre Zeit ganz dem Schreiben widmete, hat sie als Anwältin und Juradozentin gearbeitet und lebt jetzt glücklich mit ihrem Mann und ihrem Hund in Toronto. Heidi Lichtblau studierte Anglistik, Amerikanistik und Geschichte an der LMU München sowie Literarische Übersetzung aus dem Englischen. Seit 1991 übersetzt sie freiberuflich Belletristik und Sachbücher ins Deutsche. Sie lebt und arbeitet in München.

Ein packender Frauenroman über Freundschaft und Verrat

1 Cassie


Das Erste, was mir beim Händeschütteln mit dem Notar auffällt, ist sein jugendliches Alter. Bei unserem Telefongespräch hatte ich einen älteren Mann vor Augen, denn mal ehrlich, wer nennt seinen Sohn heutzutage noch Norman? Ich frage mich, ob er deswegen als Kind gehänselt wurde und seine Frau sich albern vorkommt, wenn ihr im Bett sein Name entfährt. Auch das ist mir nämlich aufgefallen: Norman-der-Notar, der seinen Pausbacken und dem rosigen Teint nach zu urteilen sein Juradiplom bestimmt noch nicht lange in der Tasche hat, trägt einen Ehering.

Auf so etwas achte ich erst seit neuestem. Schon als junges Mädchen schwor ich mir, nie, aber auch wirklich niemals vor den Traualtar zu treten, weshalb ich dem Ringfinger eines Mannes den Großteil meines Lebens wenig Beachtung geschenkt habe.

Aber wie heißt es so schön? Wenn du das Leben zum Lachen bringen willst, erzähl ihm von deinen Plänen!

Wie oft habe ich meinen Klienten Ratschläge wie »Sag niemals nie!« oder »Seien Sie vorsichtig, was Sie sich wünschen!« gegeben? Klischeehafte Sprüche, und doch habe ich sie – mit jeweils an die Situation angepasster Wortwahl natürlich – immer wieder vom Stapel gelassen und die Leute daran erinnert, sie sollten für die Dinge, die sie hätten, zwar dankbar sein, sich aber nicht damit begnügen, vor allem nicht solange sie jung seien. Und hier bin ich: einunddreißig Jahre alt, unverheiratet und verliebt in einen Mann, der mich nicht mal dann heiraten könnte, wenn ich es wollte.

Was ich eigentlich auch nicht tue. Wirklich nicht. Paradox ist es trotzdem.

»Ihre Schwester müsste eigentlich jeden Augenblick hier sein«, sagt Norman, der meine Ungeduld spürt.

Ich nicke und sehe mich in dem für eine Kanzlei typischen, aber elegant gehaltenen Besprechungsraum um. Norman-der-Notar passt perfekt hinein: Er trägt einen makellosen Anzug, vermutlich italienischer Machart, obgleich ich mich mit derlei Dingen nicht sonderlich gut auskenne. Julie würde es natürlich wissen. Die Version einer Gutenachtgeschichte ihrer Mom war die, ihr Artikel aus der Posh vorzulesen. Julies Indoktrination in puncto Mode und Design begann vermutlich schon im Mutterleib. Und überhaupt: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Das wiederum ist ein Ausspruch, den ich bei meinen Klienten vermeide. Stattdessen ermutige ich sie, ihre eigene Identität zu finden und aus den Rollenklischees auszubrechen, die ihnen in ihrer Kindheit aufgedrückt wurden. »Von jetzt an können Sie Ihre Geschichte selbst schreiben«, sage ich dann immer. Könnten die mich jetzt sehen, würden alle ihre Therapie abbrechen und ihr Geld zurückfordern.

»Ms Meyers, ich hoffe, Sie erlauben mir zu sagen, dass meine Frau ein großer Fan Ihres Buches ist«, meint Norman schüchtern. »Sie sieht sich jede Woche Ihre Sendung an.«

Gerade will ich ihm erklären, dass es nicht meine Sendung ist, als ich höre, wie hinter mir die Tür aufgeht.

»Es tut mir so leid, dass ich zu spät komme.«

Es ist knapp fünfzehn Jahre her, und doch würde ich ihre Stimme überall erkennen. Ich verkneife es mir, mich umzudrehen und zu schauen, ob sie zugelegt hat und auf wundersame Weise hässlich geworden ist, ein heimlicher Wunsch, der mir in gewissen Abständen in den Sinn kommt, wie ich zu meiner Schande gestehen muss.

»Ms Meyers!«, ruft Norman aus. Warum benutzt er ihren Mädchennamen? »Ich freue mich so, Sie zu sehen!«

Während ich mitansehe, wie Norman ihretwegen fast schon sabbert, würde ich am liebsten die Augen verdrehen. Mich hat er längst vergessen. Na, und seine Frau vermutlich auch. Das allzu vertraute Gefühl der Eifersucht überkommt mich. Ich wette, Norman wünscht sich gerade, nicht Julie hätte sich verspätet, sondern ich, so dass er mehr Zeit mit ihr allein hätte verbringen können anstatt mit mir. Die Geschichte meines Lebens.

»Bitte nennen Sie mich Julie«, sagt sie. Mir fällt auf, dass sie ihren Namen immer noch auf die französische Art ausspricht, eine Angewohnheit, die ich schon immer gehasst habe.

»Hallo, Cassie«, begrüßt sie mich.

Ich nicke nur leicht. Noch immer ist sie schlank, zierlich und mit Wangenknochen ausgestattet, die perfekt zu ihrem herzförmigen Gesicht und den sinnlichen Lippen passen. Ihr Stil hat sich hingegen vollkommen verändert. Statt der bauchfreien Oberteile und langen, luftigen Hippieröcke, die sie immer wie eine Uniform trug, hat sie sich in ein elegantes schwarzweißes Bleistiftkleid und schwarze Stilettos geworfen. Unwillkürlich frage ich mich, ob Nana, wie wir unsere Großmutter immer liebevoll nannten, diesen Wandel mitbekommen hat. Julie und sie teilten denselben Modegeschmack – noch im Sommer ihrer ersten Begegnung fing Julie an, Nanas Kleidungsstil zu übernehmen –, und Nana wäre bestimmt enttäuscht gewesen, Julie in so … konservativen Kleidungsstücken zu sehen.

»Wie geht’s dir?«, fragt sie, den Blick noch immer auf mich gerichtet.

Ich frage mich, was geschähe, wenn ich ihr eine ehrliche Antwort gäbe. Ich hole tief Luft und versuche, mich mit dem Gedanken zu trösten, dass ich mich zwar im selben Raum mit Julie aufhalten muss, mir aber immerhin eine Konfrontation mit unserem Vater erspart bleibt. Das fand dann wohl selbst Nana zu grausam.

Ich wende mich an Norman. »Sollten wir nicht anfangen?«

»Ja, natürlich«, erwidert Norman. »Wie Sie schon telefonisch erfahren haben, hat Ihre Großmutter unsere Kanzlei mit ihren Angelegenheiten betraut und sich gewünscht, dass Sie bei der Verlesung des Testaments beide anwesend sind. Ihr letzter Wille ist ziemlich einfach gehalten.« Aus einer cremefarbenen Mappe holt Norman ein Schriftstück hervor und fängt an zu lesen: »Ich, Bernadette Patricia Meyers, erkläre im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, dass dies mein Letzter Wille und mein Testament ist …«

Während ich seinen Worten lausche, dieser beflissenen Juristensprache, die den Tod auf etwas reduziert, das einem Tagebucheintrag ähnelt, zieht sich meine Kehle plötzlich zusammen. Ich möchte es zwar nicht, doch ich muss an meine Mutter denken. »Der Bastard deines Vaters«, so nannte sie Julie, wenn sie milde gestimmt war. Noch immer zucke ich bei der Erinnerung an die Ausdrücke zusammen, die sie benutzte, wenn sie trank und Pillen schluckte.

Ich bin mir Normans Stimme im Hintergrund bewusst, doch geht mir zu viel im Kopf herum, als dass ich seine Worte wirklich aufnehmen würde: »Ich hoffe, das Haus bleibt im Familienbesitz, doch steht den beiden frei, es zu veräußern, wenn sie es für angebracht halten, und sich den Erlös zu teilen, vorausgesetzt, die hier genannten Bedingungen wurden erfüllt.«

Norman legt das Schriftstück beiseite und fixiert Julie. Es ist, als befände ich mich gar nicht im Raum. Woran ich eigentlich gewöhnt sein sollte. Mein Leben lang habe ich sie um ihren natürlichen Charme und ihre charismatische Ausstrahlung beneidet, mit der sie alle betörte, selbst unseren eigenen Vater. Sie war die schöne Tochter, die kultivierte, exotische und amüsante. Ich dagegen die unscheinbare Tochter, ruhig und vernünftig.

Ich zwinge mich dazu, mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, mache aber wohl eindeutig ein verwirrtes Gesicht, denn Norman sagt: »Im Wesentlichen hinterlässt Ihre Großmutter Ihnen das Haus und all ihr Vermögen, sofern Sie beide in diesem Sommer dreißig Tage dort verbringen.«

»Zusammen«, flüstert Julie.

Moment mal … bitte wie?

»Richtig.« Norman nickt.

Die Worte, die Norman während meines Tagtraums vorgelesen hat, dringen allmählich in mein Bewusstsein ein. Julie und ich sollen allein einen ganzen Monat im Haus in Montauk verbringen?

»Soll das ein Scherz sein?«, rutscht es mir heraus.

»Nein, Ms Meyers. Das ist der Letzte Wille Ihrer Großmutter.«

»Aber ist das überhaupt legal? Zwei Menschen zu zwingen, auf diese Weise Zeit miteinander zu verbringen? So etwas gibt’s doch eigentlich nur in Kinofilmen!«

»Das ist vollkommen legal«, versichert mir Norman-der-Notar.

»Und was passiert, wenn eine von uns sich weigert?«

»Ja, ich habe für diesen Sommer schon Pläne. Das kommt äußerst … unerwartet«, wirft Julie ein.

Wieder würde ich am liebsten die Augen verdrehen. Neuer Stil, doch immer noch derselbe Papagei.

»Falls eine von Ihnen nicht auf die Bedingungen eingehen möchte, geht das Geld an eine Wohlfahrtseinrichtung, deren Name auf Wunsch Ihrer Großmutter vertraulich behandelt werden soll. Ich lege Ihnen dringend ans Herz, ihre Bedingungen zu erfüllen. Das Haus in Montauk dürfte eine erhebliche Summe wert sein«, erklärt uns Norman.

Und das war Nana auch klar, weshalb sie es gezielt als Druckmittel eingesetzt hat.

»Was sollen wir machen?«, fragt Julie mich.

Ich rufe mir in Erinnerung, dass ich eine ausgebildete Psychologin bin und in Zeiten wie diesen Ruhe bewahren muss. »Das müssen wir uns durch den Kopf gehen lassen«, sage ich also und wende mich an Norman. »Wie viel Bedenkzeit haben wir?«

»Bis zum Ende des Monats.«

»Na schön. Spätestens in einer Woche haben Sie unsere Antwort.«

 

Beim Verlassen der Kanzlei Katz & Kline krame ich mein Handy aus der Handtasche. Fünf verpasste Anrufe und eine neue Mailboxnachricht, allesamt von derselben Nummer. Gerade will ich mir die Voice Mail anhören, als ein weiterer Anruf derselben Nummer eingeht.

»Spreche ich mit Cassie Meyers?

»Ja.«

»Mrs Meyers, ich heiße Melissa Thompson und rufe aus dem Massachusetts General Hospital an. Sie müssten bitte...

Erscheint lt. Verlag 25.4.2018
Übersetzer Heidi Lichtblau
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte All Age • Amie Kaufman • Arya Stark • Assassinen • Der Alte vom Berg • Die Rote Kirche • Ehe • Erinnerungen • Familie • Fantasy Bestseller • Fantasy Bücher • Fantasy Erwachsene • Fantasy Serie • Frauenroman • Freude • Freundschaft • Geheimnis • Gottesgrab • Grimdark • Hamptons • Herr Freundlich • High Fantasy • Illuminae • Joe Abercrombie • Liebe • Mia Corvere • Montauk • Mord • Mörder • Mutter • Patrick Rothfuss • Rache • Sarah J. Maas • Schattenkatze • Schwestern • Sommer • Sommerroman • Strandhaus • Tragödie • USA • Venedig • Young Adult
ISBN-10 3-10-490196-1 / 3104901961
ISBN-13 978-3-10-490196-1 / 9783104901961
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