Tod auf Telby Castle: Ein Fall für Lady Rose Summer und Harry Cathcart (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
272 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-688-10556-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tod auf Telby Castle: Ein Fall für Lady Rose Summer und Harry Cathcart -  Marion Chesney
Systemvoraussetzungen
4,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Ein wunderbares Lesevergnügen für alle Fans von Anne Perry Als Lady Rose Summer an einer Demonstration für das Frauenwahlrecht teilnimmt, ist die Londoner Society entrüstet. Das gehört sich nun wirklich nicht für eine Debütantin. Einzig Sir Geoffrey Blandon macht Rose den Hof. Doch ihr Vater misstraut dem Verehrer und beauftragt Captain Harry Cathcart, den verarmten Sohn eines Barons, Blandons wahre Intentionen herauszufinden. Cathcart entdeckt, dass Blandon gewettet hat, Rose verführen zu können. Lord Summer ist Cathcart dankbar für diesen Hinweis, doch Rose fühlt sich erniedrigt und schwört, nie wieder mit ihm zu sprechen. Dieser Vorsatz erweist sich schon bald als hinfällig. Bei einer Hausparty auf dem Landsitz des Marquis of Hedrey, bei der auch Rose eingeladen ist, stirbt Miss Gore-Desmond an einer Arsenvergiftung. Um den Skandal unter der Decke zu halten, holt der Marquis Cathcart zur Unterstützung. Cathcart kann allerdings die Bitte des Marquis um Diskretion nicht erfüllen, schließlich handelt es sich hier um Mord. Da alle anderen Teilnehmer der Hausparty bei der Erwähnung dieses Wortes jedoch in Ohnmacht fallen, bleibt ihm und Rose schließlich nichts anderes übrig, als sich zusammenzutun, um den Mörder zu finden.

Marion Chesney, 1936 in Glasgow geboren, hat zahlreiche historische Liebesromane und Krimis geschrieben.

Marion Chesney, 1936 in Glasgow geboren, hat zahlreiche historische Liebesromane und Krimis geschrieben. Tanja Handels, geboren 1971 in Aachen, lebt und arbeitet in München, übersetzt zeitgenössische britische und amerikanische Literatur, unter anderem von Zadie Smith, Bernardine Evaristo, Anna Quindlen und Charlotte McConaghy, und ist auch als Dozentin für Literarisches Übersetzen tätig.  2019 wurde sie mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis ausgezeichnet.

Eins


Ich werde immer und überall die Massen

gegen die Klassen verteidigen.

WILLIAM EWART GLADSTONE

Anders als White’s und Brooks’s war dies einfach nur der Club. Er befand sich in einem Gebäude aus der georgianischen Zeit, am Ende der St. James’s Street, in unmittelbarer Nähe zu St. James’s Palace. Die Mitglieder waren fast ausnahmslos jüngere Angehörige der adligen Schicht, denen die lebhafte Atmosphäre dort mehr zusagte als in den anderen, steiferen Herrenclubs Londons.

So mancher unter ihnen sah es als schweren Fehler an, dass Captain Harry Cathcart in den Club aufgenommen worden war. Bevor er in den Burenkrieg zog, war er ein gut aussehender, angenehmer Mann gewesen. Doch seit er verwundet aus der Armee entlassen worden war, wirkte er verbittert, grüblerisch und schweigsam, und seine Konversation beschränkte sich fast ausschließlich auf Gemeinplätze und Grunzlaute.

Eines warmen Frühlingstages, als die sanften Sonnenstrahlen die rußigen Gebäude golden färbten und sich an den Platanen zu beiden Seiten der Mall die ersten schüchternen grünen Blättchen zeigten, betraten Freddy Pomfret und Tristram Baker-Willis den Club und musterten den hoch gewachsenen Captain, der mit einem Ausdruck tiefsten Missfallens in einem Sessel hing.

«Nun schauen Sie sich diese Leichenbittermiene an», sagte Freddy, ohne auch nur ansatzweise die Stimme zu senken. «Da vergeht einem doch gleich der Appetit, nicht wahr?»

«Der braucht die Liebe einer schamlosen Frau», lärmte Tristram. «Na, Cathcart? Was meinen Sie? Das wär doch was, oder?»

Statt einer Antwort beugte sich der Captain vor, griff nach der Times und verschanzte sich dahinter. Er wollte nur seinen Frieden und die Muße, darüber nachzudenken, was er weiter mit seinem Leben anfangen sollte. Als er sicher sein konnte, dass die Quälgeister verschwunden waren, ließ er die Zeitung wieder sinken. Sein Blick fiel auf den großen Spiegel gegenüber. Einen Augenblick lang betrachtete er sein Spiegelbild, dann seufzte er. Er war erst achtundzwanzig, und doch lag nichts Jugendliches mehr in seinem Gesicht. Das dichte schwarze Haar war an den Schläfen bereits leicht ergraut. Die dunklen, schläfrigen Augen in seinem ernsten, attraktiven Gesicht schienen unergründlich. Er streckte das Bein aus, um es zu entlasten. An schlechten Tagen verspürte er immer noch einen pochenden Schmerz in der alten Wunde, und dies war ein schlechter Tag.

Er war der jüngste Sohn des Barons Derrington und lebte von seiner Kriegsrente sowie einem kleinen Einkommen aus dem Familienvermögen. Seine gesellschaftlichen Aktivitäten waren äußerst eingeschränkt. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg hatte man ihn noch zu diversen Abendgesellschaften und Bällen eingeladen, was mit der Zeit abnahm, je mehr er als Langweiler verschrien war, der kaum einmal den Mund aufmachte und sich nicht darauf verstand, mit den Damen zu schäkern.

Cathcart legte die Times auf den Tisch zurück und bemerkte dabei, dass dort auch eine Ausgabe der Daily Mail lag. Die musste jemand mitgebracht haben – der Club würde sicherlich kein solches Massenblatt auslegen. Auf der Titelseite sah er die Aufnahme einer Suffragettendemonstration am Trafalgar Square und darin das ovale Porträt einer hübschen, jungen Dame mit der Bildunterschrift: «Die Tochter des Earls of Hadshire, Lady Rose, nahm ebenfalls an der Demonstration teil.»

«Mutiges Mädchen», dachte der Captain. «Damit ist sie gesellschaftlich tot.» Dann legte er die Zeitung beiseite und schenkte ihr keinen weiteren Gedanken.

***

Lady Rose war von außergewöhnlicher Schönheit und besaß eine ansehnliche Mitgift. So waren einen Monat später ihre Eltern durchaus zuversichtlich, dass ihre Begeisterung für die Suffragettenbewegung einer möglichen Heirat nicht im Wege stehen würde. Schließlich war allein die Idee, Frauen das Wahlrecht einzuräumen, ein Witz, und das hatten sie ihr auch unmissverständlich klar gemacht. Sie hatten sich in ihrem Stadthaus am Eaton Square einquartiert und predigten ihrer Tochter täglich, worin ihre Schuldigkeit bestand. Eine Ballsaison verursachte schließlich beträchtliche Ausgaben, und das Vaterland erwartete von jeder jungen Dame, dabei in Erfüllung ihrer Pflicht einen Ehemann zu erbeuten.

Normalerweise hätte Lady Rose, eigenwillig, wie sie war, das rundheraus abgelehnt. Sie hatte sich lange geweigert, überhaupt an der Saison teilzunehmen, die ihr wie ein Viehmarkt vorkam. Doch dann, zur großen Freude ihrer Eltern, gab sie urplötzlich nach.

Denn Lady Rose hatte noch vor Beginn der Saison auf einer Abendgesellschaft Sir Geoffrey Blandon kennen gelernt und sich in ihn verliebt – ihre erste, leidenschaftliche, überwältigende Liebe.

Er, reich und äußerst attraktiv, schien ihre Zuneigung zu erwidern. Und das, obwohl Lady Rose für ihr gesellschaftliches Umfeld viel zu gebildet war. Ihre offen zur Schau gestellte Missachtung ihren Mitmenschen gegenüber hatte ihr den Spitznamen «Eisprinzessin» eingetragen. Ihre Eltern beobachteten mit Erleichterung, dass Sir Geoffrey von ihrer klugen Tochter offenbar ganz bezaubert war – schließlich besaß Rose mit ihrem dichten braunen Haar, ihrer vollkommenen Figur, dem zarten Teint und den großen, blauen Augen durchaus Qualitäten, denen jeder Mann erliegen musste.

Doch ihr engagierter Einsatz für die Suffragettenbewegung hatte ihrem gesellschaftlichen Ansehen tatsächlich geschadet. In den Herrenclubs und beim Portwein nach dem Dinner, wenn die Damen sich zurückgezogen hatten, pflegten die Herren ihren Groll gegen Frauen wie Rose. Diese Suffragetten waren schlicht und einfach männerfeindlich. Man sollte ihnen eine Lektion erteilen. «Jemand müsste», so hörte man Freddy Pomfret verkünden, «das Mädchen einfach mal gehörig rannehmen.»

So hatte Sir Geoffrey das Feld ganz für sich allein. Als die Saison in vollem Gange war und ein gesellschaftliches Ereignis das nächste jagte, wurde der Earl von großer Besorgnis ergriffen. Er fand, dass es für Sir Geoffrey nun höchste Zeit sei, seine Absichten zu erklären.

Eines Tages traf er in seinem Club einen alten Freund, Brigadier Bill Handy, und bei einer Karaffe Portwein nach einem vorzüglichen Mittagessen bemerkte der Earl: «Ich würde wirklich gern wissen, wann Sir Geoffrey meiner Tochter endlich einen Antrag macht.»

Der Brigadier betrachtete ihn einen Augenblick lang aufmerksam und erwiderte dann: «Da sollten Sie ein wenig aufpassen. Blandon war schon immer ein kleiner Schwerenöter und ein Spieler noch dazu. Wissen Sie was? Kennen Sie Captain Cathcart?»

«Flüchtig, vom Hörensagen. So ein missmutiger Bursche, der das Maul nicht aufkriegt?»

«Ganz genau. Im Krieg hat er hin und wieder die Gegenseite ausspioniert. Das dürfen Sie aber nicht weitersagen.»

«Ich schweige wie ein Grab.»

«Gut. Wissen Sie, was ich jetzt tun werde? Ich gebe Ihnen meine Karte und schreibe seine Adresse hintendrauf. Dann fahren Sie einfach hin und bitten ihn, diesem Blandon einmal auf den Zahn zu fühlen. Das ist die Sache doch wert. Rose ist Ihre einzige Tochter. Es heißt, sie redet wie ein Buch. Erstaunlich, dass Blandon so etwas gefällt. Wie konnten Sie nur einen solchen Fehler machen?»

«Ich kann nichts dafür», entgegnete der Earl unwirsch. «Meine Frau hat einfach eine Gouvernante eingestellt und ihr dann die ganze Erziehung überlassen.»

«Wie ich höre, hat Lady Rose sich zu den Furien gesellt», sagte der Brigadier, wobei er die Suffragetten mit einem ihrer Spitznamen belegte.

«Nein, das ist vorbei», beteuerte der Earl. «Aber wenn Sie mich fragen, hat sie nur Blandons wegen das Interesse verloren.»

«Nun, vielleicht hat die Liebe ja doch etwas für sich. Ich halte trotzdem nichts davon. Eine junge Dame sollte Geld und einen guten Namen heiraten. Das bleibt, die Liebe verfliegt.» Er schrieb die Adresse auf seine Karte und reichte sie dem Earl.

Der klemmte sich sein Monokel ins Auge und las das Geschriebene. «Na, ich muss schon sagen, alter Junge. Chelsea? Nicht gerade der passende Ort für einen Gentleman.»

«Wenn Captain Cathcart ein wahrer Gentleman wäre, würde er bestimmt nicht den Spitzel für Sie spielen. Sie sind bei ihm in guten Händen.»

 

Zur selben Zeit überließ sich Lady Rose mit äußerstem Widerwillen den Händen ihrer Zofe. Seit sie sich von den Schwestern abgewandt hatte – natürlich nur vorübergehend, wie sie sich selbst gegenüber beteuerte –, hatte sie sich erneut dem Joch der edwardianischen Kleiderordnung unterwerfen müssen. Als sie sich noch der Suffragettenbewegung verbunden fühlte, hatte sie schlichte Röcke, Blusen und einen Strohhut getragen. Doch nun war sie wieder in mehrere Schichten seidener Unterkleider und gestärkter Unterröcke sowie in aufwändige Kleider eingesperrt, an denen wahre Sturzbäche von Spitze entlangliefen. Ihre schlanke Figur wollte dem modischen Ideal üppiger und sinnlicher Schönheit nicht recht entsprechen, und so war einige Kunstfertigkeit erforderlich, um die gewünschte s-förmige Silhouette mit der schmalen Taille zu erzeugen. Eine Schönheit musste eine ausladende Büste sowie ein auffallendes Gesäß besitzen. Und so wurde Rose in ein Langkorsett gezwängt und anschließend mit einem Taillengurt geschnürt, der den Oberkörper der modischen Dame nach vorn schob, sodass es aussah, als müsste sie jeden Augenblick vornüberfallen. Das Gesäß wurde ausgepolstert, die Brustpartie ebenfalls. Als die Zofe ihr schließlich noch eine Perlenkette um den Hals gelegt und den Ausschnitt ihres Kleides mit Broschen besteckt...

Erscheint lt. Verlag 20.10.2017
Reihe/Serie Ein Fall für Lady Rose Summer und Harry Cathcart
Übersetzer Tanja Handels
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Adel • Adelsfamilie • Krimi • London • Mord • Oberschicht
ISBN-10 3-688-10556-7 / 3688105567
ISBN-13 978-3-688-10556-4 / 9783688105564
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 7,1 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99