Cherringham - Verhängnisvolle Sommernacht (eBook)

Landluft kann tödlich sein
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2017 | 1. Aufl. 2017
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7325-5272-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Cherringham - Verhängnisvolle Sommernacht - Matthew Costello, Neil Richards
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Digitale Romanserie. Folge 12.

In einer Sommernacht vor fünfundzwanzig Jahren verließ Tim Bell zusammen mit der begabten jungen Musikerin Dinah Taylor den Jahrmarkt im Dorf, um mit ihr zu einem abgelegenen Plätzchen zu fahren. Dinah wurde danach nie wieder gesehen, und Bell, dessen Kleidung voller Blutspritzer war, wanderte wegen Mordes ins Gefängnis. Nach seiner Entlassung kehrt Bell nach Cherringham zurück, wo ihm jene nach dem Leben trachten, in deren Augen noch keine Gerechtigkeit geübt wurde. Jack und Sarah hingegen fragen sich, ob Bell tatsächlich schuldig war oder der wahre Mörder damals ungeschoren davonkam.

Während Cherringham unter einer Hitzewelle ächzt, bleibt den beiden nur wenig Zeit, um die Wahrheit aufzudecken bevor noch jemand stirbt.
»Cherringham - Landluft kann tödlich sein« ist eine Cosy Crime Serie in der Tradition des klassischen englischen Krimis für Fans von Miss Marple und Sherlock Holmes!
Jeden Monat erscheint ein neuer, in sich abgeschlossener Fall mit Jack und Sarah.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.

5. Eine schlaflose Nacht


Jack lehnte an der Haube seines Healey Sprite, trank seinen Kaffee und blickte sich auf dem sonnigen Marktplatz im Zentrum von Cherringham um.

Schon jetzt, um halb neun morgens, herrschte hier reges Treiben. Es war die letzte Woche der Sommerferien, und laut Wetterbericht hielt das sonnige Wetter vorerst an. Deshalb waren die Touristen wohl schon in Scharen unterwegs.

Bald würden die Busse eintreffen, und dann füllten sich die Läden und Cafés mit Gästen von überall her, die einmal die »echten« Cotswolds erleben wollten.

Kommt im November, hätte er ihnen am liebsten gesagt. Dann zeigte sich dieses Dorf von seiner besten Seite.

Nachdem er schon ein paar Jahre hier lebte, wusste er, dass Cherringham im Spätherbst am schönsten war: Die Luft roch nach Holzrauch, Nebel waberte über dem Fluss, der helle Cotswolds-Stein der Cottages passte farblich perfekt zu dem gefallenen Laub, die Teestuben erstrahlten in warmem Licht, und in den Pubs knisterten große Kaminfeuer.

Jetzt hingegen setzte die Hitze den Leuten zu – Jack eingeschlossen.

Er hatte schon glühend heiße New Yorker Sommer durchgestanden, aber die letzte Nacht hier konnte es leicht mit den schlimmsten Nächten dort aufnehmen.

Nach der Rückkehr aus dem Pub hatte er sich an Deck der Grey Goose hingelegt, aber sehr unruhig geschlafen, weil ihm die Geschehnisse des Abends nicht aus dem Kopf gegangen waren.

Tim Bell: ein Mörder oder ein zu Unrecht Verurteilter? Warum war er zurückgekommen, wo ihm hier ein solcher Hass begegnete?

Und vor allem: Wie konnte der Mann verurteilt werden, ohne dass je eine Leiche gefunden wurde?

Galt Habeas corpus hier nicht?

Gegen zwei Uhr war Jack endlich eingeschlafen, um gegen fünf plötzlich aus dem Schlaf zu schrecken, weil er träumte, dass er in den Fluss gestürzt war und rasch nach unten sank …

Beim Frühstück wurde Jack klar, dass es ihn drängte, nach einigen Antworten zu suchen.

Genau aus diesem Grund hatte er sich heute Morgen tapfer in das sommerliche Wochenendgetümmel von Cherringham begeben. Und nun blickte er direkt über den Platz zum Gemeindesaal, in dessen Untergeschoss sich die Öffentliche Bücherei befand.

Von früheren Fällen wusste er, dass sie eine große Abteilung für lokale Geschichte hatte. Und außerdem fanden sich dort sämtliche Ausgaben der Lokalzeitung aus den letzten hundert Jahren.

Bei etlichen dieser Ausgaben dürfte Tim Bell auf der Titelseite gewesen sein. Jack hatte überlegt, ob er Sarah erzählen sollte, was er vorhatte. Schließlich würde sie – obwohl Samstag war – ab halb zehn in ihrem Büro gleich gegenüber sein.

Und sie arbeiteten immer gemeinsam an den Fällen.

Aber dieser hier war heikel, weil so viele Gefühle hochkochten.

Und er wollte Sarah lieber nicht mit hineinziehen, ehe er nicht sicher war, dass es etwas zu ermitteln gab.

Jack hörte die Glocke von St. James schlagen.

Neun Uhr.

Er kippte den Rest seines Kaffees auf den Bürgersteig und warf den leeren Becher in einen Abfalleimer, dann überquerte er die Straße und ging zur Bücherei.

Zwei Stunden später wusste er, warum Tim Bell in Cherringham so verhasst war.

Angesichts der in den Zeitungen erwähnten Indizien war ihm jedoch schleierhaft, wie ein Geschworenengericht ihn hatte verurteilen können.

Der jungen Bibliothekarin hinter dem Ausgabetresen hatte er nicht gesagt, wonach er suchte, sondern lediglich nach den Zeitungen von 1989 und 1990 gefragt. Sie hatte ihn zum Microfiche-Lesegerät hinten in der Bücherei geführt, ihm den Schlüssel zum Schrank gegeben und ihm gezeigt, wie man das Gerät bediente.

Dann suchte er sich die entsprechenden Microfiches heraus und schob sie in das Gerät. Mit den Zeitungen aus dem August 1989 fing er an.

Einen Tag nachdem Dinah Taylor nicht vom Jahrmarkt zurückgekehrt war, gab es den ersten kleinen Artikel darüber, dass sie »vermisst« wurde.

Den Berichten nach war Dinah im Dorf recht beliebt gewesen. Sie war sechzehn Jahre alt, hübsch und selbstbewusst, half bei diversen wohltätigen Organisationen, engagierte sich in der Kirche und jobbte in einem Lädchen in Cherringham …

Doch sie war anscheinend auch eine herausragende Geigerin und Musterschülerin, die an ein Londoner Konservatorium gehen sollte und eine glänzende Zukunft vor sich hatte.

Man spekulierte, dass der Druck vielleicht zu viel für sie geworden und sie einfach weggelaufen war. »Lassen wir ihr ein paar Tage, dann kehrt sie einsichtig zurück«, meinte einer ihrer Lehrer.

Nach einer Woche wichen die Mutmaßungen, sie sei aus einer Teenager-Laune heraus abgehauen, ersten Berichten über Andeutungen der Polizei, dass man den Fall nun als mögliches Verbrechen behandeln würde.

Die Army wurde geholt, um das Dorf und die umliegenden Wiesen und Felder abzusuchen, und ein Team von Mordermittlern aus Oxford quartierte sich auf dem Revier ein. Mit Schleppnetzen suchte man den Fluss ab, und es wurden unzählige Befragungen durchgeführt. Eindringliche Aufrufe von Dinahs verzweifelten Eltern und Freunden – gerichtet »an jeden, der weiß, wo sie sein könnte« – wurden veröffentlicht.

Jack konnte sich allzu gut vorstellen, wie beklemmend diese Aufrufe im Original gewesen sein mussten.

Aber es wurde keine Leiche gefunden.

Dann entdeckte man einen Kleiderfetzen auf einem Hügel außerhalb des Dorfes. Die Mutter der Vermissten identifizierte ihn als Teil des Kleides, das Dinah an jenem verhängnisvollen Abend getragen hatte. Und auf dem Stoff fanden sich Blutflecken. Die Laboranalyse ergab, dass es sich um Dinahs Blut handelte.

Allerdings nicht nur Dinahs, sondern auch das von jemand anderem.

Wie weitere Tests nachwiesen, stammte das andere Blut von Tim Bell – einem jungen Burschen mit schlechtem Ruf. Und zahlreiche Zeugen hatten an jenem Abend gesehen, wie er mit Dinah vom Jahrmarkt weggefahren war.

Bells Haus und Auto wurden durchsucht. Dabei entdeckte man noch mehr Blutspuren – auch an seiner Kleidung. Die Polizei wertete sie als »Anzeichen für einen Kampf« in seinem Wagen.

Bell wurde aufs Revier geholt und zwei Tage und zwei Nächte lang vernommen. Zuerst stritt er alles ab. Am Ende gestand er, mit ihr in seinem Wagen weggefahren zu sein.

Der Zeitung zufolge war seine Verteidigung nicht überzeugend gewesen. Sie habe »ihn angetörnt und dann abblitzen lassen«, und er habe »ein bisschen was getrunken«. Dann hätten sie sich gestritten, und Dinah sei weggelaufen. Er sei ihr noch hinterhergerannt und habe ein Auto erblickt; aber das konnte er nicht richtig beschreiben. Schließlich sei er wieder zum Jahrmarkt gefahren, wo er seine Kumpel jedoch nicht mehr gesehen habe, weshalb er nach Hause zurückgekehrt sei …

Er schwor, dass sie noch am Leben gewesen war, als er sie zum letzten Mal gesehen hatte. Und das war seine ganze Verteidigung.

Seine Geschichte wurde jedoch von keinem bestätigt.

Niemand erinnerte sich, dass er zum Jahrmarkt zurückgekommen war.

Keiner hatte Dinah wiedergesehen.

Und niemand sonst schien ein Motiv gehabt zu haben, sie umzubringen.

Dann war da das Blut.

Und mittlerweile – zwei Wochen nach Dinahs Verschwinden – ging man auch ohne Leiche davon aus, dass das arme Mädchen tot war.

Es gab also nur einen einzigen Verdächtigen: Tim Bell, der bereits wegen Diebstahls, Körperverletzung, Trunkenheit und Ruhestörung eine Jugendstrafe abgesessen hatte.

Er wurde wegen Mordes angeklagt, eine Freilassung auf Kaution bis zum Prozess abgelehnt. Und Bell verschwand hinter Gittern.

Jack sprang einige Monate bis zum Prozess vor und las sich am Microfiche-Gerät langsam durch die täglichen Berichte in der Zeitung.

Der Prozess in Oxford dauerte nicht lange.

Ein Zeuge nach dem anderen sagte aus, dass Bell getrunken, Pillen genommen und damit geprahlt habe, was er und Dinah die Nacht noch alles tun würden.

Andere erzählten, er habe in den beiden Wochen nach ihrem Verschwinden keinerlei Reue gezeigt und weiterhin abends sein Bier im Ploughman getrunken, als wäre nichts gewesen.

Und obwohl die reinen Indizienbeweise – in Jacks Augen und entsprechend den Maßstäben des NYPD – eher dürftig waren, hatten die Geschworenen ein einstimmiges Urteil gefällt.

Schuldig.

Jack las den letzten Bericht über den Prozess – die Urteilsverkündung.

Fünfundzwanzig Jahre in Obhut der Krone …

Jack zog den letzten Microfiche aus dem Gerät, schaltete es aus und steckte den Fiche in die Hülle.

Er lehnte sich auf dem harten Holzstuhl zurück und versuchte sich vorzustellen, wie es sein musste, eine solche Strafe für ein Verbrechen abzusitzen, das man nicht begangen hatte.

Kein Wunder, dass Tim Bell innerlich tot ausgesehen hatte, als er in den Pub gekommen war. Jack wusste von vielen Exhäftlingen, die eine längere Zeit hinter Gittern verbracht hatten, dass sie nur überleben konnten, indem sie sämtliche Empfindungen ausschalteten.

Ohne Gefühle war es bloß Zeit, die verstrich – Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr.

Bell könnte schuldig sein. Aber diese Beweise hätten vor einem amerikanischen Gericht nie und nimmer gereicht, um ihn zu verurteilen.

Deshalb kamen Jack Zweifel an der ganzen Geschichte.

Und mit ihnen stellte sich die Frage: Könnte Bell unschuldig sein?

Jack stand auf, schloss die Microfiches wieder weg und verließ die Bücherei.

Draußen erwartete ihn nicht gerade frische Luft. Er wischte sich über die Stirn. Es war noch nicht ganz Mittag, musste...

Erscheint lt. Verlag 10.10.2017
Reihe/Serie Ein Fall für Jack und Sarah
Ein Fall für Jack und Sarah
Übersetzer Sabine Schilasky
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • agatha raisin • Cherringham Bücher • Cherringham Hörbuch • Cherringham Serie • Dedektiv • Detektiv • Deutsche Krimis • Ermittler • Europa • Frauen / Männer • Inspector Barnaby • Komissar • Kommisar • Kommissar • Krimi • Krimi Bestseller • Kriminalroman • Krimis • Landhauskrimi • Miss Marple • Mord • Mord an der Themse • Mörder • Polizei • Polizei / Geheimdienste • Polizist • Serienkrimi (Serienermittler) • Spannung • Spannungsroman • Tatort • Themse • Thriller • Verbrechen
ISBN-10 3-7325-5272-1 / 3732552721
ISBN-13 978-3-7325-5272-6 / 9783732552726
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