Cherringham - Tödliche Beichte (eBook)

Landluft kann tödlich sein
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Aufl. 2017
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7325-5270-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Cherringham - Tödliche Beichte - Matthew Costello, Neil Richards
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Digitale Romanserie. Folge 10.

Am Rande von Cherringham befindet sich das Kloster St. Francis. In dem kleinen katholischen Lehrorden lebt eine Handvoll Nonnen, die sich der Religion, der Kontemplation und dem Gebet widmen. Genau an diesem Ort ereilt den beliebten örtlichen Pfarrer Pater Byrne an Ostern gänzlich unerwartet der Tod. Die Umstände sind verdächtig, und bald beschäftigen sich Jack und Sarah mit dem Fall. Welche Geheimnisse nahm Pater Byrne mit ins Grab? Wer wollte seinen Tod? Und ist Frömmigkeit gleichbedeutend mit Unschuld?

»Cherringham - Landluft kann tödlich sein« ist eine Cosy Crime Serie in der Tradition des klassischen englischen Krimis für Fans von Miss Marple und Sherlock Holmes!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.

1. Karfreitag


Eamon Byrne lief ihm Zickzack durchs Unterholz. Die dicken Profilsohlen seiner teuren neuen Laufschuhe fanden auf dem matschigen Trampelpfad mühelos Halt. Mit den Armen wehrte er überhängende Zweige ab, die ihm ins Gesicht zu schlagen drohten.

Den »fliegenden Pfarrer« nannten sie ihn … Und Mannomann, wie er jetzt flog!

Er riskierte einen kurzen Blick auf seine Sportleruhr und war begeistert, als er die Zahlen sah: Seine Zwischenzeiten heute Morgen waren fantastisch. Ihm würde sicherlich ein neuer persönlicher Rekord gelingen.

Kleb dir das auf deine Pfeife und qualm sie, Liam, dachte er.

Geschwindigkeit: fast dreizehn Kilometer die Stunde. Herzfrequenz: ein bisschen hoch, aber definitiv nicht beunruhigend.

Drei von insgesamt zehn Kilometern musste er noch schaffen, aber das waren die leichten drei auf der flachen Uferstrecke an den Wiesen entlang. Einzig der steile Abschnitt durch Marchmain’s Woods könnte ihm jetzt noch sein grandioses Durchschnittstempo verderben.

Tage wie dieser, an denen das Laufen fließend, leicht und mühelos vonstattenging, waren selten und unvorhersehbar. Auch mit noch so viel Training würde es sie nicht häufiger geben. Vielmehr kamen sie aus dem Nichts, und Eamon hatte längst gelernt, sie nicht zu hinterfragen.

Genieße das Gefühl einfach, dachte er, denn es ist ein Geschenk Gottes, und viel hat er dir in letzter Zeit wahrlich nicht gegönnt.

Hätte Liam heute Morgen doch nur mitkommen können. Er verstand, was diese Zahlen bedeuteten, und hätte sich mit ihm gefreut.

Ach, na ja, wenn Liam schon nicht mein Zeuge sein kann, muss es eben Gott sein, beschloss Eamon. Gott in seiner unendlichen Güte.

Und was für ein Wochenende, um seine Güte zu feiern!

In nur einer Stunde würde Eamon – geduscht, rasiert und den Geist frei von allem Fleischlichen – die Karfreitagsmesse mit den Nonnen in der Kirche von St. Francis feiern.

Karfreitag, der ernsteste Tag im christlichen Kalender. Und zugleich der Vorbote auf den freudigsten Tag – den Ostersonntag.

Oft hatte er im Laufe der Jahre seine Berufung und seinen Glauben angezweifelt. Und damit war er durchaus nicht allein; sogar der Bischof schien neuerdings mit großem Ehrgeiz darum bemüht, Eamon aus dem Priesteramt zu verstoßen.

Doch jedes Mal, wenn eines der großen Ereignisse im Kirchenjahr näher rückte – Ostern, Weihnachten, Palmsonntag –, erinnerten ihn das ergreifende Drama und das Mysterium der Geschehnisse wieder daran, dass Priester zu sein für ihn das einzig denkbare Leben war.

Auch wenn es ihm zeitweilig vorkam, als würde er in seinem Amt als Priester zwei Leben führen.

Einerseits war er der Hirte seiner Schäfchen, der sich all ihrer spirituellen Bedürfnisse annahm; andererseits der fliegende Pfarrer des internationalen Marathon-Zirkus, der bereits Hunderttausende Pfund für die Armen, die Bedürftigen und die Verlorenen gesammelt hatte.

Und dann war da natürlich noch dieses … andere Leben, das er so strikt abschirmte und geheim hielt, dass kaum jemand – falls überhaupt irgendwer – davon wusste …

Wie gut, dass er fest an einen barmherzigen Gott glaubte.

Aber nein, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber nachzudenken.

Er kam aus dem Wald und bog scharf nach rechts auf den Sandweg, der am Fluss entlangführte. Hier unten roch die Luft süß und klar.

Eamon hob den Kopf, um die Schönheit des Frühlingsmorgens auszukosten.

Die Sonne war erst vor einer Stunde aufgegangen, und über Kilometer hinweg glitzerten die Wiesen taufeucht.

Oben auf dem fernen Hügel schlummerte das Dorf Cherringham noch. Am ersten Tag eines langen freien Wochenendes schliefen die Leute eben gerne länger. Im warmen Licht der aufgehenden Sonne schimmerte der helle Cotswolds-Stein warm.

Eamon hörte ein Geräusch hinter sich auf dem Fluss. Im Laufen drehte er sich um …

… und erblickte ein Schwanenpaar im Landeanflug auf das Wasser nahe den festgezurrten Kähnen. Ihm schien es, als hingen die Vögel neben ihm in der Luft, und für einen winzigen Moment glaubte er, das Band von Gottes Schöpfung zu spüren, das seine laufende Gestalt mit den Schwänen, dem Wasser, den Wiesen und der aufsteigenden orangefarbenen Sonne verknüpfte.

Dann landeten die Schwäne auf dem Wasser. Eamon lief schneller und ließ sie hinter sich.

Heute Morgen fühlte er sich in Topform: Seine Beinmuskeln bewegten sich schmerzfrei, sein Atem ging stark und mühelos.

Zweiundsechzig Jahre alt und fitter als die Hälfte der Männer von Cherringham!, dachte er.

Die Medikamente, die er für sein Herz nahm, wirkten wahrlich Wunder – wenn auch wissenschaftliche. Ganz gleich, wie viel Stress er hatte, es bestand nun nicht mehr die Gefahr, jenen schrecklichen Moment vom letzten Herbst noch einmal zu erleben, als sich seine Brust zusammenzog, sein Puls raste und er hörte, wie der Kommunionkelch auf dem Stein zu seinen Füßen aufschlug, bevor alles um ihn herum schwarz wurde …

Nein! Die Wissenschaft erhielt ihn am Leben, auch wenn der Allmächtige da selbstverständlich noch das eine oder andere Wörtchen mitzureden hatte.

Fühlt es sich so an, wahrhaft glücklich zu sein?, fragte er sich. Wenn ja, verdiene ich es garantiert nicht!

Während seine Füße auf dem matschigen Leinpfad einen ebenmäßigen Takt klopften, versuchte er, die Sorgen zu bändigen, die ihn seit einer Woche plagten. Wegen ihnen war er jeden Morgen schweißnass aus dem Schlaf hochgeschreckt, und ein ums andere Mal hatten sie ihn genötigt, sich auf dem harten Steinboden von St. Francis niederzuknien und um göttliche Weisung zu beten …

Sie sind wie Dämonen, dachte er. Dämonen, die ich jedoch selbst erschuf.

Er war schon früher in Bedrängnis gewesen. Oft sogar. Doch da war er jünger und agiler gewesen. Vielleicht nicht ganz so gewitzt wie heute, aber allemal sehr von sich eingenommen.

Vor allem war der Einsatz nie so hoch gewesen.

Was in Gottes Namen hatte ihn dazu verleitet? Wie war er nur auf die Idee gekommen, dass er damit durchkäme? Die Antworten wusste er eigentlich schon, noch bevor er die Fragen zu Ende gedacht hatte.

Stolz. Lust. Gier.

Dieses ach so vertraute Dreigespann der Sünden überschattete sein Leben, seit er als junger Mann aus dem Priesterseminar gekommen war. Bis zum heutigen Tag.

Welch tröstliche Wonnen hatten ihm die drei über die Jahre beschert. Doch welch hohen Preis forderten sie nun!

Wie in aller Welt wollte er sich aus dieser entsetzlichen Lage befreien?

Ihm lief die Zeit davon. Vielleicht konnte er an diesem Wochenende den einen oder anderen Gefallen einfordern. Ja, das könnte funktionieren. Ein Flug zurück nach Dublin und dann dort ein kurzer Ausflug nach Temple Bar, wo er sich unter die Touristen mischen würde. In diesem Stadtteil hatte er immer noch alte Freunde, denen er vertrauen konnte.

Leute, auf die Verlass war, die ihm halfen – und die keine Fragen stellten.

Und dann … verdammt! Da war noch die andere Sache. Bei Gott, es wäre noch viel schlimmer, sollte die ans Licht kommen. Es wäre sein Ende.

Das reicht! Konzentriere dich aufs Laufen – renn einfach!

Seine Uhr piepte, und er sah auf die Anzeige. Noch eine fantastische Zwischenzeit. Unglaublich! Nur noch zwei Kilometer.

Zieh dir das rein, Liam, und ärgere dich, bis du die Krätze bekommst!

Vor ihm vollführte der Fluss eine träge Biegung – weg von Cherringham und um den dicht bewaldeten Marchmain’s Hill herum, dessen Hänge recht steil waren.

Er könnte auf dem Uferweg bleiben, aber seine Strecke, die er regelmäßig lief, führte nun mal den schweißtreibenden Hang hinauf und durch das Waldstück, bevor es bergab zum Kloster St. Francis ging.

Genau zehn Kilometer.

Mit einem letzten Blick auf seine Uhr verließ er den Weg und lief in Richtung des dunklen Waldes.

Eamons Atem ging jetzt schwer, und jedes Luftholen schien seine Brust zu sprengen. Es war unnötig, bei der Steigung auf seine Herzfrequenz zu sehen, denn er wusste, dass sie sich dem Gefahrenpunkt näherte – mit oder ohne Medikamente.

Marchmain’s Hill war immer hart. Und bei einem Lauf wie heute, mit so einem schnellen Anfangstempo, tat es stets weh.

Ohne Fleiß kein Preis. Welcher Heilige hatte das noch gleich gesagt?

Eamon zwang sich, seine Gedanken auf die Erfordernisse des Laufens zu konzentrieren. Tief einatmen, kontrolliert ausatmen, jeder Schritt ein weiterer Meter. Brust raus, Kopf hoch.

Sieh nach vorn, fixiere den Hügelkamm! Nur noch ein paar Hundert Meter auf dem Waldweg.

Er erinnerte sich an den New-York-Marathon – jene mörderischen letzten anderthalb Kilometer, als die Menge ihn angefeuert hatte und die Ziellinie nur verschwommen zu sehen gewesen war. Sein ganzer Körper fühlte sich wie Pudding an, und sein Verstand schaltete sich aus.

Und dann diese Welle von Glauben, die ihn praktisch abheben ließ, ihn weitertrug, als wären ein Paar Engel gekommen, um ihn zu retten.

Der fliegende Pfarrer schafft es wieder!

Beinahe zehntausend hatte er an Spenden gewonnen und persönlich dem Kardinal den Scheck übergeben, direkt auf den Stufen von St. Patty’s! Seine Zeit war unglaublich gewesen – nicht von dieser Welt.

Die Erinnerung an jenen Triumph trieb ihn weiter. Seine Füße trommelten über den festen Lehmboden...

Erscheint lt. Verlag 10.10.2017
Reihe/Serie Ein Fall für Jack und Sarah
Ein Fall für Jack und Sarah
Ein Fall für Jack und Sarah
Übersetzer Sabine Schilasky
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • agatha raisin • Cherringham Bücher • Cherringham Hörbuch • Cherringham Serie • Dedektiv • Detektiv • Deutsche Krimis • Ermittler • Europa • Frauen / Männer • Inspector Barnaby • Komissar • Kommisar • Kommissar • Krimi • Krimi Bestseller • Kriminalroman • Krimis • Landhauskrimi • Miss Marple • Mord • Mord an der Themse • Mörder • Polizei • Polizei / Geheimdienste • Polizist • Serienkrimi (Serienermittler) • Spannung • Spannungsroman • Tatort • Themse • Thriller • Verbrechen
ISBN-10 3-7325-5270-5 / 3732552705
ISBN-13 978-3-7325-5270-2 / 9783732552702
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