Mordskur (eBook)

Ein Fall für Claas Haverstroh
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
304 Seiten
Midnight (Verlag)
978-3-95819-131-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mordskur -  Tobias Münter
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Kommissar Claas Haverstroh fährt zur Reha ins westfälische Bad Salzuflen. Von seinem Zwangsurlaub in der Provinz ist er wenig begeistert. Doch kaum angekommen, wird er Zeuge eines mysteriösen Verbrechens. Der Hirsch König Leopold, allseits geliebtes Maskottchen der Kleinstadt, und seine Herde wurden niedergeschossen in ihrem Wildgehege gefunden. Die örtliche Polizei scheint von einem Unfall auszugehen. Doch kurz darauf taucht eine weitere Leiche, diesmal ein toter Mann, auf. Claas ist sich sicher: Das kann kein Zufall sein! Ohne offizielle Befugnis beginnt er zu ermitteln. Aber wer steckt hinter den seltsamen Todesfällen? Und warum untersucht die Kripo vor Ort den Fall nur halbherzig und versucht Claas auszubremsen? 

Tobias Münter, geboren 1976, ist begeisterter Ostwestfale und lebt mit seiner Familie im lippischen Bad Salzuflen. Nach Abitur, Mechanikerausbildung und Maschinenbaustudium ist er nunmehr als Sachverständiger für den Technischen Überwachungsverein tätig. Lesefiebrig seit Kindertagen schreibt er mit Humor gewürzte Kriminalgeschichten.

Tobias Münter, geboren 1976, ist begeisterter Ostwestfale und lebt mit seiner Familie im lippischen Bad Salzuflen. Nach Abitur, Mechanikerausbildung und Maschinenbaustudium ist er nunmehr als Sachverständiger für den Technischen Überwachungsverein tätig. Lesefiebrig seit Kindertagen schreibt er mit Humor gewürzte Kriminalgeschichten.

Dienstag, 28. Juli


Im Frühstücksraum ging es dem Feldmarschall an diesem Morgen nicht schnell genug; schneidig pfiff er eine Dame am Buffet zusammen, sie möge doch bitte sofort die Marschrichtung freigeben. Ein kleiner Tumult war die Folge, den Frau Fürst-Schmidt jedoch schnell und routiniert schlichten konnte. Claas amüsierte sich köstlich; gleichzeitig fragte er sich, ob Herr zur Mühlen wohl tatsächlich ein alter Militär außer Dienst war oder einfach nur zu viele Kriegsfilme gesehen hatte. Vielleicht war er ja sogar der ominöse MG-Schütze? Aber nein, das war natürlich Unfug; dafür war der gute Mann dann doch etwas zu alt. Nach der dritten Tasse Kaffee machte sich Claas bereit für die Klinik.

Schwester Sybille war gut gelaunt und so wurde es für beide ein angenehmer Tag. Claas berichtete ihr begeistert von seinem gestrigen Einkaufserlebnis. »Da haben Sie sich ja die älteste Drogerie auf diesem Planeten ausgesucht«, meinte sie lachend, »aber die Wundsalbe ist legendär. Haben Sie die gestern Abend noch aufgetragen?« »Jawohl! Ich glaube auch, dass sie ein bisschen was bringt.«

»Ja hoffentlich. Schaden wird sie jedenfalls nicht. Wenn wir gleich mit den Dehnübungen fertig sind, gehen Sie bitte eine halbe Stunde auf den Ergometer. Aber ganz piano, verstanden? Wir wollen nichts riskieren.« Sie schwenkte tadelnd den Zeigefinger und sah dabei aus wie Klementine aus der Ariel-Werbung, nur ohne Mütze. »Und nach Mittag machen Sie einen schönen Spaziergang, klar?«

»Wird gemacht!« Das passt mir gut, dachte Claas, ich will ja sowieso noch wohin.

Am Wildgehege waren alle Reste der Kadaver beseitigt worden und auf dem Boden zwischen den Abdrücken des Radladers waren nur noch schmierige Schleifspuren aus Erde, Gras und Blut zu sehen. Claas schritt den Zaun ab und trat durch eine Lücke, die von der Polizei dort hineingeschlagen worden war, ins Gehege; dort nahm er sich das Umfeld des Gehölzes vor und suchte wie ein Spürhund den Boden ab. Irgendwo musste doch noch etwas Brauchbares zu finden sein – irgendwelche Spuren oder Hinweise. An einer Stelle entdeckte er schließlich Reste einer großen, dickflüssigen Lache mit oben angetrocknetem Blut. Hier mussten die Tiere gestanden haben, als der unbekannte Schütze das Feuer eröffnete. Claas blickte sich um, und in der Ferne am Ufer der Salze, die sich mitten durch das Gehege schlängelte, standen vereinzelt einige dicke Eichen. Höchstwahrscheinlich hatte der Schütze aber nicht vom Fluss, sondern vom Zaun her geschossen. Ein Maschinengewehr war ja immerhin kein Klappspaten und erfahrungsgemäß schwer zu tragen, deshalb stapfte man damit nicht unnötig weit durch unwegsames Gelände. Claas ging in Richtung der Bäume, bis er jenen erreichte, der auf einer Linie mit der Blutlache und dem Zaun lag. Die zerfurchte Rinde der alten, knorrigen Eiche war in Brusthöhe an einigen Stellen deutlich zerfetzt. Kein Wunder, dachte Claas, bei viel Geballer geht auch viel daneben. Er versuchte nun, im Baumstamm ein Einschussloch zu finden. Ein Teil des Baumes war schon morsch, deshalb nahm er sein kleines Taschenmesser und stocherte damit in dem mürben Holz herum wie in einer eitrigen Wunde. Plötzlich war ein Widerstand zu spüren! Claas klopfte mit der Messerspitze darauf, es klang metallisch hell. Um näher an den Gegenstand heranzukommen, musste er noch Teile des Holzes herausschnitzen, dann bekam er etwas Hartes zu fassen und einige Sekunden später hielt er ein Projektil in der Hand. Was auch immer die Polizei ermittelte, diesen Beweis hatte er sicher!

Er steckte das Geschoss in die Hosentasche, ging wieder zurück zum Zaun und suchte dort nach entsprechenden Patronenhülsen – fand aber keine einzige. Der Schütze musste also entweder sorgfältig darauf geachtet haben, keine sichtbaren Spuren zu hinterlassen – wofür eine einfache Fangvorrichtung am MG ausgereicht hätte – oder aber die Polizei hatte schon alles Brauchbare abgeräumt. Mist! Claas beendete seine Forschung vor Ort und trat auf den Wanderweg zurück und als er gerade dabei war, den Dreck von seinen Schuhen im Gras abzustreifen, kam Viktoria in ihrem Joggingdress vorbeigelaufen. Sie war außer Atem und stemmte gebückt die Hände auf die Knie, bis sie wieder einigermaßen bei Puste war.

»Hallo Fräulein Fürst-Schmidt. Sportlich, sportlich«, versuchte Claas etwas Small Talk.

»Nur Schmidt.«

»Bitte?«

»Ich heiße Viktoria Schmidt. Nicht Fürst-Schmidt … Meine Mutter … war schon mal verheiratet …«, presste sie hervor und holte tief Luft, »… bevor ich geboren wurde.« »Ach so, verstehe«, sagte Claas und zeigte über seine Schulter. »Ich habe mir übrigens gerade mal den Tatort angesehen.«

»Ach ja, Sie sind ja auch bei der Polizei. Und, haben Sie schon einen Verdacht?«, fragte sie neugierig. Einige wenige dunkle Sommersprossen und eine Stupsnase über ausdrucksvoll geschwungenen Lippen verliehen ihrem Gesicht eine natürliche Jungendlichkeit, die sich noch verstärkte, als sie lächelte.

»Noch nicht, aber ich arbeite dran«, sagte er selbstbewusst und hielt ihr die Hand hin. »Ich heiße übrigens Claas.«

»Viktoria … Ach, sag ruhig Vicky«, erwiderte sie mit festem Händedruck und sah ihn mit ihren braunen Augen etwas länger an. Er spürte für Sekundenbruchteile ein leichtes, unbeschwertes Gefühl in der Bauchgegend. »Nun gut, Vicky, wohin des Weges?«

»Ich drehe hier meine übliche Runde durchs Salzetal.« Sie machte eine ausschweifende Handbewegung und deutete über ein goldgelbes Weizenfeld hinweg Richtung Horizont. »Erst oben am Schloss entlang, über den Gutshof und unten am alten Bahndamm beim Pub vorbei wieder zurück in die Parkchaussee. Hier laufe ich, sooft es geht.«

Claas nickte anerkennend. »Tja, da würde ich dich gerne begleiten, aber meine schwere Verletzung …« Er rieb sich mit gespieltem Schmerz über die Hüfte.

»Haha! Nur nichts überstürzen. Wenn du wieder fit bist, nehm ich dich in die Mangel … Bis später!« Sie lachte und spurtete wieder los.

Leicht in Gedanken versunken, sah Claas ihrem wippenden, kastanienbraunen Pferdeschwanz hinterher und beschloss dann, denselben Weg einzuschlagen; immerhin hatte ihm Schwester Sybille noch am Vormittag aufgetragen, spazieren zu gehen.

Direkt hinter dem Wildgehege öffnete sich die Landschaft, der parkähnliche Landschaftsgarten ging in das natürliche und breitere Tal der Salze über. Das Flüsschen mäanderte hier noch ruhig und gemächlich durch Wiesen, kleine Wäldchen und einige Kuhweiden; Erlenbrüche säumten das Ufer. Beiderseits des Tals stiegen sanft die ersten bewaldeten Ausläufer des Weserberglandes auf. Zwischen dem Weg und einem Wäldchen am Fluss erblickte Claas einen Imker, der in einen weißen Overall gekleidet an einigen bunten Holzkisten herumhantierte. Mit einer rauchenden Blechkanne hielt sich der Imker die Bienen vom Leib, die ihn in Trauben umschwirrten. Als der Mann mit seiner Arbeit fertig war, trat er von den Kästen zurück, zog den Overall über den Kopf und steckte sich gemütlich eine Zigarette an. Langsam den Rauch in die Luft blasend, sah er sich um, und als er seinen Zuschauer erblickte, rief er herüber: »Was gibt’s denn da zu glotzen? Das kostet was!«

Claas war kurz davor, entsprechend zu antworten, hielt sich dann aber zurück. Wenn das mal nicht der Kerl ist, der den ekelhaften Honig von heute Morgen fabriziert hat, dachte er. Was für ein Vollpfosten, der sollte mal besser den Beruf wechseln! Er zeigte ihm einen schönen Scheibenwischer und ging weiter.

Der Weg stieg leicht an und hinter einer Anhöhe gaben die Bäume langsam den Blick auf ein Schloss aus Bruchstein frei; mit einem quadratischen Türmchen, den Mauersimsen und den typischen Fenstern wirkte es wie die Miniaturausgabe eines englischen Adelslandsitzes. Claas ging an der Ruine eines alten Wachturmes aus der Zeit des dreißigjährigen Kriegs vorbei und erreichte die Zuwegung zum Schloss. Durch eine prächtige Lindenallee führte ihn der Weg zu einem schmiedeeisernen Tor, dessen rechter Flügel einladend offen stand. Claas blieb stehen und schaute in den Innenhof, dort umrundete ein breiter Kiesweg eine Rasenfläche, an deren Rand kunstvoll zurechtgeschnittene Tierfiguren aus Buchsbaum gepflanzt worden waren. Claas machte seine mangelnde Begabung für Flora und Fauna dafür verantwortlich, dass er überhaupt nicht erkennen konnte, um was für Tiere es sich dabei handeln sollte – für ihn sahen sie alle gleich aus. An einer Mauer neben dem Tor schnitt ein älterer Gärtner an Rosenbüschen herum. Vielleicht sollte ich den mal fragen, dachte Claas. Nein, lieber nicht. Wahrscheinlich wird der sauer, wenn ich mich als Banause oute und nicht erkenne, was er sich da zurechtgeschnippelt hat.

Plötzlich fing der Gärtner an zu fluchen: »Verdammte Drecksviecher, wenn ich euch erwische, mach ich euch kalt!«

Der ist aber mächtig böse, dachte Claas und war gleichzeitig froh, dass der Wutanfall nicht ihm galt. Er beugte sich über die Mauer. »Na Chef, gibt’s Ärger?«

»Kann man wohl sagen. Sehen Sie sich diesen Mist doch mal an.« Der Gärtner zeigte auf den unteren Bereich der Büsche. »Hier haben mir die Scheißkarnickel schon wieder alles abgefressen. Wie ich diese Biester hasse!« Sichtlich erregt und schwitzend nahm er einen Zipfel seiner grünen Schürze in die Hand und wischte sich damit über die Stirn. Als Schutz vor den Rosenstacheln trug er eine speckige, braune Lederhose und derbe Lederschuhe.

»Da bin ich überfragt«, entschuldigte sich Claas. »Damit kenne ich mich leider nicht so aus.«

Der Gärtner überhörte das. »Da können Sie machen, was Sie wollen. Die...

Erscheint lt. Verlag 4.9.2017
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Abgeschlagen • ahnungslos • auf eigene Faust • Ausgeplappert • ausgeschifft • Bad Salzuflen • Belletristik • cosy books bei kindle • cosy-crime • Cosy Crime • cosy crime buch • Cosy Crime Bücher • cosy crime deutsch • cosy crime ebooks • cosy crime kindle • Cosy Krimi • cosy krimi kindle • Cosy Mystery • Debüt • Debüt-Roman • eBook • E-Book • E-Book 2017 • ebook kindle • E-Book Kindle • ebook Neuerscheinung • E-Book Neuerscheinung 2017 • E-Books • ebooks 2017 • ebook tolino • ermitteln • Ermittlungen • Ermordet • Gisela Garnschröder • Haverstroh • Hirsche • Jörg Maurer • Katrin Schön • Katz und Mord • kauzige Ermittler • kauziger Kommissar • Kindle • Kindle Belletristik • Kindle Buch deutsch • kindle ebook • Kleinstadt • kobo • kobo ebooks • kobo krimi • Kommissar Claas Haverstroh • Krimi • Krimi Bad Salzuflen • Kriminalbeamter • Kriminalpolizei • Kriminalroman • krimi tolino • Kripo • Kur • Kurort • Leiche • Midnight • Midnight by Ullstein • midnightebooks • Midnight ebooks • Midnight Verlag • Mord • mysteriöses Verbrechen • Neu • Opfer • Pension • Polizei • Polizeiarbeit • Polizist • Polizisten • Provinz • Regiokrimi • regional • Regionalkrimi • Rentnerkrimi • Serientäter • spannend • Steif und Kantig • Straftäter • Tiere • tierische Morde • Tod • Todesfälle • Todesursache • tolino • tolino allianz • tolino ebooks • Tot • tote Hirsche • Ullstein • Ullstein Buchverlage • Ullstein Verlag • Undercover-Polizist • Unfall • unterhalsam • unterhaltsamer Krimi • Walter Bachmeier • Westfalen • Zwangsurlaub
ISBN-10 3-95819-131-2 / 3958191312
ISBN-13 978-3-95819-131-0 / 9783958191310
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