Wédora - Schatten und Tod (eBook)
608 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-43453-6 (ISBN)
Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Er schrieb über 60 Romane und wurde etliche Male ausgezeichnet. Mit der Bestsellerserie um 'Die Zwerge' gelang dem Saarländer der nationale und internationale Durchbruch. Dazu kamen erfolgreiche Thriller um Wandelwesen, Vampire, Seelenwanderer und andere düstere Gestalten der Urban Fantasy und Phantastik. Die Ideen gehen ihm noch lange nicht aus.
Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Er schrieb über 60 Romane und wurde etliche Male ausgezeichnet. Mit der Bestsellerserie um "Die Zwerge" gelang dem Saarländer der nationale und internationale Durchbruch. Dazu kamen erfolgreiche Thriller um Wandelwesen, Vampire, Seelenwanderer und andere düstere Gestalten der Urban Fantasy und Phantastik. Die Ideen gehen ihm noch lange nicht aus.
Kapitel I
Königreich Telonia, Baronie Walfor
Bleibt dicht zusammen.« Vimith kniete auf dem Boden, presste eine Hand in den nassen Dreck. Am Nachmittag waren kräftige, kurze Schauer niedergegangen, die dem Waldboden Feuchtigkeit spendeten und ihn kühlten. Vimith spürte die Magie, die in der Erde pulsierte und lebte, ohne dass er sie einzuordnen vermochte. »Das wird kein Spaziergang.«
Um ihn herum standen die Sieben Krähen, dreißig Klingen stark, ihres Zeichens die beste Söldnertruppe von allen käuflichen Kriegern im Königreich Burgonn. Jeder und jede von ihnen trug eine andere Rüstung, auf der das Abzeichen der Einheit prangte. Sie waren von einem Mittelsmann angeheuert worden, um die verlorene Baronie Walfor im Nachbarreich Telonia zu erkunden und ihre Beobachtungen auf Karten einzuzeichnen. Ihre Pferde hielten sie an den Zügeln; sie waren an der Grenze zu Walfor abgestiegen.
»Was meinst du damit?« Etmond, der glatzköpfige Anführer ihrer Einheit, kreuzte die Arme vor der breiten Brust, ohne die Leine loszulassen. Sein Rapphengst schnaubte. »Kein Spaziergang im Vergleich zu welchem unserer Einsätze?«
»Eines jeden.« Vimith, ein ungewöhnlich filigraner Mann im Kreis der Söldner, verstand sich auf Magie, was im Gefecht ebenso von Vorteil war wie bei der anschließenden Heilung. Außer ihm verfügte von den Sieben Krähen noch Atha über ein magisches Grundwissen, das sich dafür eignete, aus Zauber gewobene Fallen aufzuspüren. Doch gegen Dämonen und andere mächtige Gegner wäre die junge Frau hilflos.
»Ist das nicht ein wenig dramatisch?«, erkundigte sich Listhan unbehaglich, der seine geringe Körpergröße durch Geschwindigkeit im Kampf wettmachte. »Hier lebt doch nichts und niemand mehr.«
»Nichts und niemand, den du sehen kannst«, verbesserte Vimith und erhob sich, rieb die schmutzige Hand am Fell seines Apfelschimmels ab, bis die Flammentätowierungen auf der Innenseite zum Vorschein kamen. »Ich habe die Magie gespürt, die verborgen unter unseren Füßen auf diesem Land tobt. Aber es ist keine Magie, wie ich sie kenne.«
»Sondern?«, verlangte Etmond zu wissen.
»Ich kann es dir nicht sagen.« Vimith suchte nach passenden Worten. »Als kämpfte der Zauber eines Witgos gegen einen anderen, ohne dass sie an Kraft verlieren oder sich gegenseitig aufheben. Das genaue Gegenteil geschieht: Sie wirken aufeinander ein und verändern sich.«
»Wie kann das sein?« Die dunkelhaarige Atha legte ihre Linke an das Bronzeamulett von Timera, der Göttin der Magie, das an einem Lederband eng um ihren Hals hing. »Ich dachte, Hexerei sei in Telonia verboten?«
»Das ist sie auch.« Etmond bedeutete seiner Truppe, in die Sättel zu steigen, und schwang sich auf den Rücken seines Hengstes. Er richtete seinen Mantel und das Schwert, packte die Zügel und ließ den Rappen antraben. »Deshalb hat man uns angeheuert. Sie haben keine Witgos und Witgas mehr, die das übernehmen könnten, was wir tun sollen.«
»Das wird für uns nicht weniger zum Problem. Es ist eine unbekannte Art der Magie.« Vimith stemmte sich auf sein Pferd, seine dunkelblonden Locken federten. »Ein mächtiger Fluch kam zum Einsatz, und ich vermute, er wurde von der Witga des Königs gesprochen. Aber er wird ununterbrochen von diesem zweiten Zauber attackiert, aufgehalten, umwoben.«
»Woher bezieht dieser Zauber seine Energie?« Atha zeigte sich äußerst wissbegierig. Vimith bedauerte, dass sie niemals so gut sein würde wie er, weshalb er sie auch nicht weiter unterrichtete. Er wollte seine Zeit nicht verschwenden. Er hatte ihr einen Mèstre empfohlen, der sich auf das Erspüren und Errichten magischer Fallen verstand, aber sie war nach dem ersten Besuch bei ihm nicht sonderlich begeistert gewesen. Sie wollte eine Kämpferin, keine Entschärferin sein. »Müsste die Energie nicht längst aufgebraucht sein?«
»Es ist mir unerklärlich.« Vimith sah besorgt zu Etmond. »Deswegen sagte ich: Es wird kein Spaziergang. Ringsherum lauert Gefahr. In allem, was uns umgibt.«
Der Anführer schaute durch die buntbelaubten Bäume hinauf zum aufklarenden Himmel. »Wir haben dich, Zauberkrähe. Du wirst uns vor Witgo-Flüchen bewahren. Unsere Schwerter und Pfeile erledigen den Rest, wie sie es zuvor auf den Schlachtfeldern taten.«
Die Männer und Frauen riefen ihre Zustimmung.
Vimith schwieg.
Auch Atha fiel nicht in den Schlachtruf der Truppe ein und rückte zu ihm auf.
»Mit welchen Angriffen rechnest du?«, raunte sie ihm zu. Sie rieb ihr Amulett, als würde sie auf das Erscheinen eines guten Geistes hoffen.
»Es ist vieles möglich«, sagte er ausweichend und zurrte den Helm über seinen Locken fester. »Es kann ein Dämon sein. Oder verhexte Natur. Oder magisch veränderte Tiere. Sei auf alles gefasst! Wir befanden uns bisher in keiner vergleichbaren Lage.«
Atha deutete ein Nicken an.
Die Sieben Krähen ritten schweigsam durch den lichten Wald, immer zwei nebeneinander und leicht versetzt, damit ein Geschoss aus dem Hinterhalt nie mehr als einen töten konnte. Es roch nach Moos und Pilzen, der Duft des Herbstes.
Etmond hatte bei Tagesanbruch vier Späher vorausgesandt. Neben ihm ritt der Kartograph, den ihnen ihr Mittelsmann mitgesandt hatte. Er glich ihre Position mit dem Stand der Sonne ab, berechnete die Geschwindigkeit der Truppe und machte gelegentlich Markierungen auf den Karten.
Vimith hatte von verschiedenen Expeditionen erfahren, die auf Geheiß des Königs von Telonia in die verlorene Baronie Walfor vorgedrungen waren und von denen man nie wieder etwas gehört hatte. Das verfluchte Land behielt, was einen Fuß daraufsetzte. Der Lohn für die Sieben Krähen fiel sehr hoch aus, um einen Anreiz zu schaffen.
Vimith blickte zum kahlen Etmond, der sich mit dem Kartenzeichner unterhielt. Der riesige Mann kannte keine Furcht, weder vor Hexerei noch einem irdischen Gegner. Das machte ihn umso anfälliger für Gefahren. Eine verlorene Schlacht zur rechten Zeit hätte ihn womöglich umsichtiger werden lassen, aber die Söldner eilten unter seiner Führung seit Jahren von Erfolg zu Erfolg, in wessen Diensten sie auch standen.
Vimith hegte die Befürchtung, dass sie sich in Walfor etwas würden stellen müssen, dem Etmond nicht gewachsen war. Und ich auch nicht.
Er neigte sich zur Seite und kramte zwei Almanache über Zauber aus fremden Ländern aus den Satteltaschen. Es musste möglich sein, die zweite Komponente in diesem magischen Konglomerat zuzuordnen. Da sie existierte, musste sie bestimmbar sein.
»Was glaubst du, wer unser Auftraggeber ist?« Atha kehrte nicht in die Formation zurück. Sie band ihre dunklen Haare zu einem Zopf, der Helm saß auf dem Sattelknauf. Ihre mit Kettenringen und Eisenplatten verstärkte Lederrüstung klirrte leise. »Jemand, der sich die aufgegebene Baronie unter den Nagel reißen will, oder jemand, der die magische Kraft des Landes für seine eigenen Zwecke nutzen möchte?«
Solche Beweggründe interessierten Vimith nicht. Er blätterte die Seiten vor und zurück, um einen Hinweis auf die ihm unbekannte Magieform zu entdecken. »Wir bekommen unseren Lohn. Das genügt mir zu wissen.«
»Mir nicht.«
»Du bist eine Söldnerin. Benimm dich entsprechend.«
»Muss man das Denken denn dafür aufgeben?«
»Manches Mal ist das von Vorteil.« Vimith schlug das Buch zu und wuchtete das zweite darüber. Lesen während des Reitens war anstrengend, unentwegt verrutschte er in den Zeilen.
Er wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und fühlte Schweiß. Es war merklich wärmer geworden, obwohl sich der Herbst dem Ende neigte und die Nächte bereits Rauhreif brachten.
»Das ist seltsam«, sagte Vimith leise und richtete den Blick auf das braunrote Blätterdach über ihnen. Die Sonne schien, aber sandte kaum spürbare Wärme. Sie war nicht der Grund für den Temperaturanstieg.
»Vimith!«, rief Etmond aufgeregt von vorne. »Zu mir! Auf der Stelle!«
Vimith klappte den Almanach zu und hielt die Bücher fest, ließ seinen Apfelschimmel antraben und setzte sich an die Spitze der Söldnertruppe.
Der Anblick dessen, was sich vor ihm ausbreitete, war die Antwort auf seine stumme Frage, was sein Anführer von ihm wollte.
Der Waldweg führte aus dem Hain hinaus auf eine Brache, die einmal ein Feld gewesen war, wie Vimith an den Rändern erkannte, an denen sich letzte tapfere, dörrende Getreidehalme hielten. Hafer, vermutlich. Der Rest der Wiesen und Äcker hatte sich in eine hellbraune Sandlandschaft verwandelt, die eine starke Wärme abstrahlte. An manchen Stellen schwangen sich die Dünen mehr als hundert Schritte hoch, in einiger Entfernung lagerte schwarzsilberner Sand, dessen Oberfläche unheimlich wie die eines Sees schwappte und wogte. Nichts gedieh darauf, kein Baum, kein Strauch.
Der Kartograph betrachtete die Sandebene, berechnete ihre Position und suchte die Stelle auf der Karte. »Das ist nicht möglich! Im Umkreis müssten Felder, zwei Dörfer und eine Garnison sein.« Er wies Vimith und Etmond die Stellen. »Da und da.«
»Nichts.« Der Anführer der Sieben Krähen nahm sein Fernrohr und ließ den Blick über die Ödnis schweifen. »Diese Brache reicht mehr als vier Meilen in alle Richtungen.«
»Wo sind die Späher?«, warf Atha ein. »Hätten sie uns nicht in Kenntnis setzen müssen?«
Etmond setzte die Sehhilfe ab. »Weder Huf- noch Stiefelspuren.«
»Dann waren sie gar...
Erscheint lt. Verlag | 18.8.2017 |
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Reihe/Serie | Die Sandmeer-Chroniken | Die Sandmeer-Chroniken |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Abenteuer • action • Alessandro Bugatti • Audible • Bestseller • Bestseller-Autor • Dämon • Dark Fantasy • Dark Fantasy Bücher • die Meisterin • Die Sandmeer-Chroniken • düstere Fantasy Bücher • Entdeckung • epische Fantasy • Eric von Kastell • Ermittlungen • Fantasy • Fantasy Abenteuer • Fantasy aus Deutschland • Fantasy Bestseller • Fantasy Bücher • Fantasy Bücher Erwachsene • Fantasyfan • Fantasy-Neuerscheinung 2021 • Fantasy-Neuerscheinungen 2017 • Fantasy Reihe • Fantasy-Reihe • Fantasy Romane • fantasy romane für erwachsene • Fantasy-Romane für Erwachsene • Fantasy Saga • Fantasy Serie • Fantasy Thriller • Fantasy Vampir Bücher • Fantasy Werwolf • Geheimnisse • Geneve Cornelius • Geschenk Fantasyfan • Gestaltwandler • Großmeister der deutschen Phantastik • Heilerin • Henkersdynastie • Henkerstochter • Heroische Fantasy • High Fantasy • High Fantasy Bestseller • High Fantasy Bücher • High Fantasy Buchreihe • historische Fantasy • Hörspiel • Konstantin Korff • Krieg • Leipzig • Liga der Dunkelheit • Liothan • Liothan • Magie • Markus Heitz • Markus Heitz Bücher • Markus Heitz Meisterin • markus heitz neuerscheinungen • markus heitz reihenfolge • Mord • Mörder • Pakt der Dunkelheit • Pakt der Dunkelheit Heitz • Rom • Sandmeer • Scharfrichter • Schattenwelt • SIA • Spiegel-Bestseller-Autor • Stadt • Staub und Blut • Tomeija • Urban Fantasy • Vampirin • Vatikan • Vatikan-Polizist • Verbrechen • wedora-reihe • wedora schatten und tod • Wedora Staub und Blut • Werwolf • Wicca • Wüste • Wüstenstadt • Wüstenstadt • Zauberer |
ISBN-10 | 3-426-43453-9 / 3426434539 |
ISBN-13 | 978-3-426-43453-6 / 9783426434536 |
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