Wenn du willst, bin ich dein Land - Erin Goldberg

Wenn du willst, bin ich dein Land

(Autor)

Hemma Schliefnig (Herausgeber)

Buch | Softcover
384 Seiten
2017 | 1. Erstauflage
Nova MD (Verlag)
978-3-96111-453-5 (ISBN)
14,50 inkl. MwSt
Viola - Ende 30, emsig darum bemüht eine perfekte Mutter und Hausfrau zu sein - schafft es nur mit Mühe auch dem Rollenbild der perfekten Ehefrau zu entsprechen. Trotz der Flucht in erotische Tagträume gelingt es ihr nicht dauerhaft die Leidenschaft in ihrer Ehe aufrecht zu erhalten - die Ehe scheitert. Viola hat Burnout-Tendenzen, erfährt, dass ihr Ehemann Paolo eine Beziehung zu einer anderen Frau pflegt und zieht schließlich in eine kleine 2-Zimmer-Wohnung. Für Viola beginnt ein harter Weg, denn sie muss sich selbst kennen und lieben lernen. Zur wichtigen Wegbegleiterin dabei wird ihr eine alte Frau, zu deren Häuschen sich Viola eines Tages verirrt. Als schließlich Briefe eines heimlichen Verehrers in ihrem Postkasten landen, erlebt Viola einen entscheidenden Wendepunkt in ihrem Leben, der sie vieles neu überdenken und auch die Rolle eines Mannes verstehen lässt.

Das Pseudonym Erin Goldberg steht für die Zusammenarbeit dreier Autoren. Hemma Schliefnig gestaltete die Rahmenhandlung aus der Erzählperspektive der Hauptprotagonistin Viola. Irmgard Siebenbäck schrieb die Tagebucheintragungen von Viola. Im Postkasten von Viola landen Briefe eines heimlichen Verehrers, geschrieben von Bruno Valent.

Prolog: Ende des Zusammenlebens Das Zusammenleben endete an einem Freitag. Er, Paolo, brach zu ihr auf, wie fast jedes Wochenende seit drei Jahren. Anders war an diesem Freitag Violas Reaktion darauf. Als er diesmal das Geländefahrzeug rückwärts die Hauseinfahrt hinaussteuerte, spürte sie keinen stechenden Schmerz mehr im Brustbereich. Die Hauseinfahrt war wie ein Rollfeld. Viola konnte sich auf die An- und Abflugzeiten von Paolo verlassen. Er verließ Viola freitagabends und kam sonntagabends wieder – verlässlich. Als Paolo aufgehört hatte, seine Außenbeziehung – wie er es nannte – zu verheimlichen und sie, Viola, sich an sein wiederholtes Wegfahren gewöhnt hatte, war es für Viola, als verließe ein Kind das Haus, um nach dem Besuch des Unterrichts wieder zu Mama zurück zu kehren. Nie musste er nachsitzen. Trotz der unerträglichen Situation Paolo teilen zu müssen, wirkte er für sie – so grotesk es klingen mag – nahezu treu. Das hatte es für Viola auch so schwer gemacht, einen Schlussstrich zu ziehen. Bis zu diesem einen Freitag, hatte Viola jedes Mal bis dreißig gezählt. Bloß eine halbe Minute des Schmerzes – mittlerweile; denn das erste Jahr war ihr diese taktische beruhigende Maßnahme noch nicht zur Verfügung gestanden. Bis dahin hatte sie sich manchmal stundenlang die Augen aus dem Leib geweint, um am Sonntagnachmittag zu beschließen, sie würde sich nichts anmerken lassen; und als Paolo dann pünktlich um 20 Uhr die Rollbahn in Richtung Heimchen am Herd ansteuerte, fand er dieses auch tatsächlich entspannt im Wohnzimmer vor. Nach dem ersten Jahr aber, war Viola des Weinens müde geworden. Sie hatte beschlossen, sich nur so lange verletzt zu fühlen, so lange sie ihn noch im Blickfeld hatte. Als er verschwunden war – und nach wiederholtem Zählen im Sekundentakt stellte sie fest, es waren exakt 30 Sekunden – machte sie kehrt und widmete sich einer Ecke des großen Hauses, putzend. Eins, zwei, bei drei winkte Paolo meist noch einmal durch die Windschutzscheibe; vier, fünf, sechs, die Garagentüre begann sich wieder zu schließen; sieben, acht, neun, zehn, elf, zwölf, dreizehn, er hielt kurz inne – die erste Zeit löste dieses Innehalten in Viola die zunächst große, im Laufe der Wochen die immer geringere Hoffnung aus, er könne es sich überlegt haben. Vierzehn, er griff ins Handschuhfach zur Sonnenbrille. Fünfzehn bis dreißig kosteten Violas ganze Kraft, um einen Weinkrampf in seiner Gegenwart zu vermeiden. Nach dem ersten Jahr seines Fremd-Gehens, seiner Außenbeziehung, seines Seitensprungs – alles Worte, die leichter ausgesprochen, als ertragen werden – und dem Entschluss, sie wolle nicht länger so maßlos leiden, zählte Viola im Anschluss die Sekunden, die es brauchte, bis sie sich wieder im Griff hatte. Mit Beginn der Putzaktion waren es maximal 30 Sekunden und Viola freute sich, ja, sie freute sich, auf ihr Rendezvous mit einigen vorgenommenen Quadratmetern des Hauses. Um zu ruhen, setzte sie sich in den Wintergarten. Vereinzelt fütterte sie ihr Tagebuch, meist las sie in einem der Lebensratgeber, mit denen sie von ihrer besten Freundin Lissy – ihrer einzigen Freundin – regelmäßig versorgt wurde. Ob die Lektüre fruchtbringend war? Jetzt, aus der Ferne betrachtet, fünf Jahre später, würde Viola vermutlich sagen: „Ja“. Was zunächst blanke Theorie war, hatte sich doch in einem Winkel ihres Gedächtnisspeichers eingenistet und wartete beharrlich auf einen Zeitpunkt, um herausgeholt zu werden. Denn zu glauben, etwas verstanden zu haben und etwas in die Tat umzusetzen, das waren zwei Paar Schuhe. Und im Nachhinein war Viola sehr dankbar dafür, dass sie den Moment des Schuhwechsels selbst bestimmen hatte dürfen. Der Entwarnungscountdown, ihr vertrauter Begleiter aus Kindheitstagen, hatte ihr dabei geholfen, die Oberhand zu gewinnen. Viola hatte beschlossen die Seite zu wechseln. Sie war des Weinens müde, sie war des Leidens müde geworden. Nur eine halbe Drehung ihres Körpers, 180 Grad, und sie kehrte dem Leiden den Rücken zu. Quadratmeter für Quadratmeter erweckte sie im Haus den alten Glanz wieder. Am Ende des Wochenendes war die Waschmaschine voll mit Putzlappen und Violas emotionaler Speicher leer. Erstaunt hatte sie während wischender Putzbewegungen eines Tages festgestellt, was der nötige Treibstoff für ihre wochenendfüllenden Aktivitäten gewesen war: Der Gedanke „Ich lass mir nichts nachsagen!“ Das Haus wollte sie in einem Topzustand hinterlassen. Nach einem Jahr des Putzens und Lesens war es ihr gelungen. Der Speicher war von Spinnweben befreit. Der Sack des Staubsaugers wiederholt zum Bersten voll und damit auch das Maß, das den Tropfen zum Überlaufen brachte. Nun schien die Zeit reif. Viola entschied einen Wechsel ihrer Lebenssituation vorzunehmen. Dass es ihr bis dahin möglich gewesen war diesen Moment des Wechsels selbst bestimmen zu dürfen, war mitunter dem Umstand bedingt, dass die Anzahl jener, die in der Lage gewesen wären, Viola zu einem Schuhwechsel zu bewegen, an weniger als einer Hand abzuzählen waren, denn, mehr Mitwisser gab es nicht. Der erste Finger, der Daumen war Viola selbst. Der Zeigefinger Paolo. Nein, er wolle sich nicht scheiden lassen, hatte er mit ruhiger Stimmte versichert und Viola hatte sich erleichtert gefühlt. Also nur eine Affäre. Der Mittelfinger war die besagte Affäre, Klara. Der Zufall hatte es gewollt, dass auch sie über Paolos Familienstand Bescheid erhielt; denn eines Morgens hatte eben diese, noch unbekannte Anruferin Viola an der Strippe, die auf das Klingeln von Paolos Mobiltelefon mit „Ja, hier bei Reisner“, reagiert hatte. „Sind Sie Frau Reisner? Seine Ehefrau?“, hatte Viola eine Stimme am anderen Ende der Leitung gehört. Für gezählte fünf Sekunden herrschte Schweigen. „Ja, seit 12 Jahren“, hatte Viola geantwortet. In der achten Sekunde hatte sie am anderen Ende der Leitung ein Piepen in kurzen Intervallen gehört, ein Zeichen dafür, dass die Leitung unterbrochen worden war. Als Paolo dann erwachte, tat er etwas, um das ihn Viola nicht gebeten hatte. Doch seine Handlung war unwiderruflich. Er weihte Viola, wie eine geheimnisvolle Mitwisserin ein; Karl, unter dessen Namen er Klara eingespeichert hatte, sei – um ehrlich zu sein, welch grausame Worte – seine Geliebte. „Und“, hatte er ohne Unterbrechung hinzugefügt, „ich will mich nicht scheiden lassen.“ Nachdem Viola vier vereinbarte Termine mit ihrer besten Freundin Lissy hatte abblitzen lassen, ließ sich diese nicht mehr abwimmeln und stand an einem Samstagmorgen unangemeldet vor Violas Tür. „Was ist los?“, sagte sie in gefühlvollem Ton und erntete Violas verzweifelt geweinte Tränen. Lissy, der Ringfinder also, nun die vierte Mitwisserin, wurde von Viola inständig darum gebeten, ihr die nötige Zeit zu geben. „Ich kann nicht alles liegen und stehen lassen.“ Und Viola hatte Lissy das Versprechen abgerungen, selbst entscheiden zu dürfen, wann der Zeitpunkt gekommen sein würde; wann sie diejenige sein würde, die ein letztes Mal das Rollfeld entlang fahren würde, um ihn, Paolo, zu verlassen. https://www.facebook.com/Erin-Goldberg-123892521564881/

Erscheinungsdatum
Verlagsort Deutschland
Sprache deutsch
Maße 125 x 195 mm
Einbandart geklebt
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Belletristik: romantische Spannung • Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Seelenleben • Ehebruch • Ehekrise • Erotik • Erotik; Romane/Erzählungen • Gesellschaft und Kultur, allgemein • Midlifecrise • Partnerschaft • Romanze • Selbstfindung • Sexualität • Sinnkrise • Trennung • Zeitgenössische Liebesromane
ISBN-10 3-96111-453-6 / 3961114536
ISBN-13 978-3-96111-453-5 / 9783961114535
Zustand Neuware
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