Böse Samariter (eBook)

Ein Fall für Alma Liebekind. Wien-Krimi
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
336 Seiten
Haymon (Verlag)
978-3-7099-3818-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Böse Samariter -  Constanze Dennig
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Psychiaterin Alma Liebekind ermittelt zwischen heißen Nächten und dunklen Abgründen. Alma Liebekind: Sigmund Freud trifft Sex and the City Die toughe Psychiaterin Alma Liebekind hat in allen Bereichen die Hosen an: Sie ist im besten Alter und führt eine erfolgreiche Praxis in Wien Alsergrund. Die Nächte lässt sich die schlagfertige Lady von ihrem knackigen Toyboy Michael versüßen. Alma hat nur ein Problem: Sie ist notorisch neugierig. Mit Vorliebe mischt sich die Wienerin in die Kriminalfälle ihrer befreundeten Kommissarin Erika ein. Als dann zu Silvester nach dem Erklingen der Pummerin und dem Knallen der Korken vor ihren Augen ein Mann stirbt, sieht Alma ihre große Chance gekommen: Zusammen mit Michael und ihrer anhänglichen Mutter begibt sie sich auf Verbrecherjagd in Wien ... Ermittlungen in Wien: Alma Liebekind hat den psychologischen Röntgenblick Eine erste Verdächtige im Mordfall Beat Barkes ist rasch gefunden: Seine Ex-Frau soll ihn umgebracht haben. Diese Lösung ist Alma zu einfach. Schnell wird klar: Hinter dem Schein des Ermordeten verbirgt sich mehr als der hilfsbereite Krankenpfleger, der er vorgab zu sein. Beat Barkes bewegte sich vor seinem Tod nämlich im Umfeld eines dubiosen Sterbehilfevereins, der sich das Wohlergehen seiner unheilbar kranken Schützlinge auf die Fahnen geschrieben hat. Aber meinen es die Mitglieder wirklich so gut? Oder ist alles nur ein mörderisches Unternehmen, um an Geld zu kommen? Alma Liebekind lässt nicht locker. Droht ihr psychologischer Spürsinn sie am Ende etwa geradewegs in eine gefährliche Falle zu führen? Blick in die Verbrecherseele: abgründig coole Krimi-Spannung in Wien Constanze Dennig - selbst Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie - bringt das Wien von heute auf die Couch: Mit psychiatrischem Fingerspitzengefühl, einer gehörigen Prise Pfeffer und einem Sahnehäubchen aus Drama schickt sie Alma Liebekind in Wien auf Mördersuche. Eine spannende Ermittlungstour durch die österreichische Hauptstadt!

Constanze Dennig, 1954 in Linz geboren, ist Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie, lebt in Graz und Wien. Neben ihrer Tätigkeit als Ärztin arbeitet sie auch als Autorin von Theaterstücken, Drehbüchern, Romanen, Sachbüchern und Satiren, als Regisseurin und Produzentin zahlreicher Theaterprojekte. Sie ist Theaterleiterin des 'Theater am Lend' in Graz und baut Klappmaulpuppen. 2017 erscheint mit 'Böse Samariter' ihr neuer Krimi rund um die schlagkräftige Wiener Privatermittlerin und Psychiaterin Alma Liebekind.

Constanze Dennig, 1954 in Linz geboren, ist Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie, lebt in Graz und Wien. Neben ihrer Tätigkeit als Ärztin arbeitet sie auch als Autorin von Theaterstücken, Drehbüchern, Romanen, Sachbüchern und Satiren, als Regisseurin und Produzentin zahlreicher Theaterprojekte. Sie ist Theaterleiterin des "Theater am Lend" in Graz und baut Klappmaulpuppen. 2017 erscheint mit "Böse Samariter" ihr neuer Krimi rund um die schlagkräftige Wiener Privatermittlerin und Psychiaterin Alma Liebekind.

Kapitel 1


„Was isst der Hedonist?“, überlege ich angesichts unseres Gastgebers, der gerade eine in aufreizende Hotpants gekleidete farbige Kellnerin durch die exaltierten Selbstdarstellerbesucher dirigiert, damit der Champagner sicher um Punkt zwölf zum Klang des Donauwalzers ausgeschenkt werden kann. Ich finde die gesamte Partie – lauter selbsternannte Kreative – zum Kotzen. Ich bereue es schon bitter, Michael auf diesen Event begleitet zu haben. Für einen naiv sentimentalen Menschen wie ihn ist es wohl der Inbegriff der Romantik, zu Silvester über den Dächern von Wien zum Klang der Pummerin seine Geliebte zu küssen und ihr dann unter den Lichtern eines Feuerwerks beim Walzer auf die Zehen zu treten.

Heuer habe ich ihm diesen Wunsch erfüllt, da ich mir nicht sicher bin, ob wir nächstes Jahr überhaupt irgendwo eine Silvesterparty besuchen werden, denn meine Menstruation ist überfällig. Eigentlich sollte ich einen Test machen, aber ich traue mich nicht. Das Ergebnis wird für mich so oder so schmerzlich sein: Ist der Test positiv, trauere ich meiner Freiheit nach, ist er negativ, trauere ich meiner Vermehrung nach. Also am besten ignorieren. Leider gelingt mir das nicht.

Trotz Dachterrasse im zweiten Wiener Gemeindebezirk, in der angesagten Leopoldstadt um den Nestroyplatz, inklusive passendem Silvesterwetter – nämlich leichtem Schneefall ohne eisige Kälte –, mit Champagner, fulminantem Feuerwerk und dreihundertsechzig Grad Rundumblick auf Wien, trotz Pummerin in bester Tonqualität und einem liebevollen Mann, der mir „mon amour …“ ins Ohr flüstert, kommt bei mir keine gehobene Stimmung auf.

Der Hedonist isst Austern. Jedenfalls während der Donauwalzer über den Dächern von Wien erklingt und alle so tun, als ob sie auch tanzen könnten. Die dunkelhäutige Kellnerin balanciert das Tablett mit den Austern zwischen den Gästen hindurch, die sich, bevor das rohe Tier in ihrem Mund verschwindet, schlüpfrige Witze zurufen. In was für eine primitive Gesellschaft bin ich da geraten?

Zum Glück ist Mitternacht vorbei und ich brauche nicht mehr lange auszuhalten. Gerade als der Donauwalzer zum Endspurt abhebt und ich schon ziemlich atemlos in Michaels Umklammerung hänge, fühle ich, wie etwas Feuchtes meinen Nacken entlang hinunterrinnt. Ich drehe mich um und blicke in das erschrockene Gesicht der Kellnerin, die mit offenem Mund und aufgerissenen Augen mit einem Finger in Richtung eines Menschen zeigt, dessen Daunenjacke brennt. Das Feuchte auf meinem Hals sind übrigens die Austern, die sie vor Schreck auf mich gekippt hat. Mit der einen Hand fasse ich rückwärts in meinen Ausschnitt, um die Muscheln herauszuholen, mit der anderen drücke ich Michael von mir weg, der mich nicht loslassen will. Der hat gar nichts mitbekommen und wiegt sich noch immer ekstatisch in seinem Takt. Als ich mich aus seiner Umklammerung befreit habe, bemerkt er erst den angezündeten Gast.

„Hier ist eine Ärztin …“, schreit er. Bis auf die uns am nächsten Stehenden hört das in diesem Lärm sowieso niemand, aber es reicht immerhin dazu, dass ich nicht so tun kann, als ob ich nicht Erste Hilfe leisten könnte. Für mich ist es jedes Mal ein Albtraum, wenn ich zu einem Unfall komme und dann ärztlich agieren soll. Ich fühle mich nicht kompetent – immerhin bin ich Psychiaterin und kein Notfallmediziner. Außerdem bereitet mir das Chaos in so einer Situation derartig widersprüchliche Gedanken, wie ich denn nun zu handeln hätte, dass ich lieber so tue, als ob es mich ärztlich nicht gäbe.

Bis ich mich im Schlepptau von Michael bis zum Brennenden durchgeschlagen habe, ist der schon gelöscht. Irgendeiner der Gäste hatte die geniale Idee, ihn mit dem Cape eines Oscar-Wilde-Imitators abzudecken und die Flammen damit zu ersticken. Mir bleibt nur mehr festzustellen, dass bis auf Brandblasen auf der Handinnenfläche nichts passiert ist. Doch zu früh gefreut!

Als ich gerade meinen Dankesgedanken in den Himmel schicke und der Donauwalzer verebbt, hört man von der Nachbardachterrasse gellendes Gebrüll. Man schreit nach einem Arzt. Ich verwünsche diese blöde Ballerei zum Jahreswechsel, wo sich Männer ihren kleinen Krieg inszenieren, ohne Rücksicht auf friedfertige Individuen wie mich, die keine Ambitionen zum Sanitäter haben. „Hat sich wieder einmal so ein Idiot einen Finger weggeschossen?“, denke ich, „Nächstes Jahr sperre ich mich zu Hause ein und lese in einem Kochbuch.“

Auf der Nachbarterrasse winken die Leute panisch. „Dann stammt der glühende Holzspan, der den Ferdi erwischt hat, von da drüben. Na, danke schön, da muss es ja ordentlich gekracht haben“, meint einer unserer Hedonisten.

Mir schwant Übles. Man blickt mich auffordernd an und unser Gastgeber spricht es aus: „Möchtest du nicht nachschauen?“, dabei deutet er mit seinem Zeigefinger auf das Nachbardach, „da kann man rüber.“

Nein, ich möchte nicht nachschauen. Nein, ich möchte mich nicht über ein vereistes, rutschiges Dach auf die andere Terrasse hinüberhanteln. Nein, ich möchte nicht für jemanden, der so blöd ist, sich selber in die Luft zu sprengen, mein eigenes Leben riskieren. Aber mir bleibt nichts anderes übrig.

Michael nimmt mich an der Hand. „Ich halte dich schon …“, wohl wissend, dass ich unter Höhenangst leide. Die anderen Herrschaften haben sich inzwischen schon wieder sich selber zugewandt und ziehen einen Drink dem Lebenretten vor. Nun denn, robbe ich also rüber. Zuerst über eine Feuerleiter auf das nächste Blechdach. Ich umklammere das Kabel des Blitzableiters. Michael bemüht sich zwar mich zu halten, ist aber dadurch mehr ein Hindernis als eine Unterstützung. Sein Arm ist immer gerade da, wo ich mich anklammern möchte, da er sich ja auch festhalten muss.

„Lass mich …“, schreie ich panisch.

Er versteht diese Aufforderung total miss, denn er fixiert mich mit seiner freien Hand noch fester als zuvor. „Ich halte dich …“

„Lass mich aus, bitte …“

„Nein, keine Sorge, ich halte dich schon!“

Man kann einen Mann, der der Meinung ist, eine „schwache“ Frau retten zu müssen, nicht daran hindern, sie dadurch ins Verderben zu schicken. Drum gebe ich auf und lasse ihn klammern, auch wenn mein Gleichgewicht dadurch leidet. Irgendwie schaffen wir es über das glitschige Dach bis zur nächsten Hürde, einer zwar nur einen halben Meter hohen, dafür aber ungesicherten Feuermauer, die schon zur Nachbarterrasse gehört. Von den aufgeregten Leuten da kommt keiner auf die Idee, uns wenigstens eine Hand zu reichen, um uns über die Mauer zu ziehen. Ich verwünsche meine Menschenfreundlichkeit. Wieso muss ich mein Leben und das meines Geliebten gefährden, nur weil ich Arzt bin? Wir stehen beide je auf einem dieser Schneelawinenfänger, die Mauer vor uns wie ein riesiges Hindernis. Zurück geht es auch nicht mehr. Zumindest sagt mir das mein Blick in Richtung Heimatterrasse. Den Blick nach unten vermeide ich, da ich nicht vor lauter Schwindel abstürzen möchte.

Doch wozu hat man einen Mann, der, vor Adrenalin strotzend, sich zum Frauenretter berufen fühlt und dadurch artistische Fähigkeiten entwickelt, die, weder erlernt noch erahnt, in ihm schlummern? Mein Michel­angelo katapultiert sich, nur die winzige Absprungfläche des Dachlawinenfängers nutzend, auf die Mauer – ohne abzustürzen! Dort gelandet, streckt er mir beide Arme entgegen und zieht mich zu sich auf das andere Dach. Erst da, wieder auf sicherem Boden stehend, erkenne ich das gesamte Ausmaß unseres Wagemuts. Als ich jetzt hinunterschaue, bekomme ich Herzklopfen, Hitzewallungen und Atemnot.

Michael, der auch in die Tiefe gafft, umarmt mich. „Wieso haben wir eigentlich nicht den Lift genommen?“, kommentiert er richtigerweise.

„Weil dein Freund …“ Ich werde im Satz und meiner Panikattacke unterbrochen.

Jemand zieht mich am Jackenärmel und deutet auf Michael. „Der ist der Doktor?“

Schön wär’s, wenn er und nicht ich diejenige wäre, die diesen Verunglückten verarzten muss. Ich schüttle den Kopf. „Nein, ich …“

Der Mann lässt meinen Ärmel nicht los, sondern zieht mich daran Richtung Unglücksort. Der Anblick des Explosionsopfers ist wahrlich unerfreulich und sagt mir sogleich: „Alma, da ist nichts mehr zu machen, spar dir jegliche Intervention.“

Vor mir auf dem Boden liegt ein Mensch mit geöffnetem Schädel, aus dem Hirnbrei austritt, ein abgetrennter, zerfetzter Arm neben dem ebenfalls abgetrennten Unterschenkel rechts. An der linken Körperhälfte scheint nichts zu fehlen. Ich überwinde mich und ­fühle den Puls an der Halsschlagader. Der ist noch, wenn auch schwach, zu ertasten. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als – offensichtlich sinnlose – lebensrettende Maßnahmen zu setzen.

„Haben Sie den Notarzt gerufen?“, wende ich mich an den Mann, der mich da hergezerrt hat.

Einer von den anderen Gaffenden bejaht: „Kommt gleich!“

Ich flehe zu allen Göttern, dass der auch wirklich bald da ist, damit ich meine Verantwortung abgeben kann. „Ich brauche was zum Abbinden.“ Unverständnis allerseits, also reiße ich einem der Anwesenden seine Krawatte vom Hals und binde zunächst den Oberschenkel ab, dann mit der Krawatte eines anderen Gastes den Oberarm. Dazwischen fühle ich immer wieder den Puls, in der Hoffnung, dass das Herz bis zum Eintreffen des Notfallteams hält.

Es geht sich gerade noch aus. Als meine Kollegen eintreffen, fühle ich den Puls nur noch mit viel Fantasie. Der Notarzt kniet sich zum Explosionsopfer, zu mir auf eine Augenhöhe. Wir schlagen gleichzeitig die Lider hinunter,...

Erscheint lt. Verlag 24.8.2017
Verlagsort Innsbruck
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Alma Liebekind • Betrug • England • Erzählende Literatur • Frauenkrimi • Großbritannien • Guernsey • Kanalinseln • Leopoldstadt • Naschmarkt • Österreich • Psychiaterin • Psychiatrie • Psychologie • Schauplatz Wien • Stephansplatz • Sterbehilfe • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-7099-3818-X / 370993818X
ISBN-13 978-3-7099-3818-8 / 9783709938188
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