Ewiger Atem (eBook)

Thriller | Die Vorgeschichte zum internationalen Bestseller »Die gute Tochter«
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
130 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-95967-676-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ewiger Atem -  Karin Slaughter
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Die 15-jährige Flora fühlt sich ausgenutzt und will nur weg - weg aus der Drogenhölle ihrer Großeltern, weg von deren perfiden Machenschaften. Inständig bittet sie Charlie Quinn um Hilfe. Als die Anwältin die Familie ihrer Klientin zur Rede stellt, schlägt ihr ein unerwarteter Hass entgegen. Um jeden Preis will sie verhindern, dass die Jugendliche zum Opfer von Geldgier und Gewalt wird. Doch ihre Nachforschungen konfrontieren Charlie mit einer furchtbaren Wahrheit, deren Tragweite sie nur erahnen kann.
Der Short Thriller von Karin Slaughter erzählt die Vorgeschichte zu ihrem Roman 'Die gute Tochter'.



Karin Slaughter ist eine der weltweit berühmtesten Autorinnen und Schöpferin von über 20 New York Times-Bestseller-Romanen. Dazu zählen »Cop Town«, der für den Edgar Allan Poe Award nominiert war, sowie die Thriller »Die gute Tochter« und »Pretty Girls«. Ihre Bücher erscheinen in 120 Ländern und haben sich über 40 Millionen Mal verkauft. Ihr internationaler Bestseller »Ein Teil von ihr« ist 2022 als Serie mit Toni Collette auf Platz 1 bei Netflix eingestiegen. Eine Adaption ihrer Bestseller-Serie um den Ermittler Will Trent läuft derzeit erfolgreich auf Disney+, weitere filmische Projekte werden entwickelt. Slaughter setzt sich als Gründerin der Non-Profit-Organisation »Save the Libraries« für den Erhalt und die Förderung von Bibliotheken ein. Die Autorin stammt aus Georgia und lebt in Atlanta. Mehr Informationen zur Autorin gibt es unter www.karinslaughter.com

2

Charlie trat mit dem Fuß gegen den Süßigkeitenautomat im Keller des Gerichtsgebäudes. Das Glas ratterte im Rahmen. Noch einmal trat sie dagegen. Die hellgelbe Packung Starburst-Bonbons schaukelte auf der Metallspirale hin und her, fiel aber nicht herunter.

Ihr Schuh war ohnehin schon abgestoßen, seit sie vorhin zum Kotzen aufs Klo gestürzt war. Sie hob den Fuß für einen weiteren Tritt.

„Das ist staatliches Eigentum.“

Sie drehte sich um. Ben Bernard, einer der Anwälte aus dem Büro des Bezirksstaatsanwalts kam die Treppe heruntergeschlendert. Der Kragen seines Hemds war ausgefranst. Seine Krawatte saß schief. Er betrachtete die stecken gebliebene Bonbonpackung. Ein großer Aufkleber auf dem Glas warnte davor, dass es mit Bußgeld und einer möglichen Haftstrafe geahndet werden konnte, wenn man den Automaten schüttelte.

„Wie nötig hast du es denn?“ fragte er.

„Nötig genug, dass ich dir im Lagerraum einen blase, wenn du die Dinger für mich rausholst.“

Ben packte den Automaten mit beiden Händen und rüttelte kräftig daran. Ihr Mann war kein Arnold Schwarzenegger, aber er war augenscheinlich motiviert. Er brauchte nur zwei Versuche, dann fiel die gelbe Packung ins Ausgabefach. Er bückte sich, holte sie heraus und überreichte sie ihr mit schwungvoller Geste.

Charlie war zu allem bereit, aber sie warnte ihn: „Ich sollte dir wahrscheinlich gestehen, dass ich vor zwanzig Minuten noch mit dem Kopf über der Kloschüssel hing.“

„Sie haben nach dem letzten Mal sowieso ein Schloss an der Tür angebracht.“ Er legte ihr die Hand auf die Stirn. „Alles okay mit dir?“

„Ich glaube, es ist PMS.“ Sie biss die Bonbonpackung auf. „Hör zu, du musst einen Namen für mich überprüfen.“

Ben kaute auf seiner Zungenspitze. Sie waren seit vier Jahren in ihren jeweiligen Jobs tätig, aber er war Staatsanwalt und sie Strafverteidigerin, und sie hatten noch immer nicht richtig herausgefunden, wie sie sich gegenseitig helfen und trotzdem beruflich auf ihrer eigenen Seite bleiben konnten.

„Es ist kein Kriminalfall“, versicherte sie ihm. „Zumindest nicht, was meine Rolle dabei betrifft. Es geht um ein Mädchen, das für mündig erklärt werden möchte.“

Er saugte geräuschvoll Luft durch die Zähne.

„Ja, es ist keine so tolle Situation.“ Charlie fummelte an einem Bonbonpapier herum. „Ich war gerade oben und habe einen Antrag auf Einsicht in einen strukturierten Treuhandfonds ausgefüllt. Die Vormünder sind ihre Großeltern. Hört sich an, als würden sie üble Dinge treiben.“

Er nahm ihr das Bonbonpapier aus der Hand. „Was für üble Dinge?“

„Tabletten, wenn ich richtig verstanden habe. Und Alkohol. Und Geld aus dem Treuhandfonds. Anscheinend sind sie dabei, ihn zu leeren, bevor sie volljährig ist.“

„Dann kann sie dich also bezahlen?“

„Ähm.“ Charlie zuckte mit den Achseln und schenkte ihm ein hoffentlich gewinnendes Lächeln.

„Dexter Black“, sagte Ben.

„Ist nicht mein Klient.“

„Ja, das habe ich bemerkt, als Carter Grail ihn für ein Gespräch zu uns begleitet hat. Hast du eine Vorstellung, wann er dich bezahlen wird?“

„Baby, wenn meine Mandanten mich bezahlen würden, würden wir wahrscheinlich in Costa Rica oder irgendwo in den Urlaub fahren, und du würdest dir einen schweren Sonnenbrand holen, und das würde dein Risiko erhöhen, am Schwarzen Melanom, der tödlichsten Form von Hautkrebs zu erkranken, und dann müsste ich mich umbringen, weil ich ohne dich nicht leben kann.“

„Okay, das klingt natürlich einleuchtend.“

Charlie sah, dass er sich Mühe gab. „Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, ob sie nicht missbraucht wird.“

„Scheiße.“

„Na ja, sie hat nicht gesagt, dass sie missbraucht wird. Sie hat es sogar abgestritten, aber …“ Charlie zuckte wieder mit den Achseln. Sie war keine Hellseherin, aber sie hatte kein gutes Gefühl gehabt, als Flora den Missbrauch leugnete. In den Augen des Mädchens lag dieser gehetzte Ausdruck, als würde es in einer Falle sitzen und nicht wissen, wie es wieder herauskommen sollte. „Selbst wenn es nicht stimmt – sie ist in Schwierigkeiten, und ich will zumindest versuchen, ihr zu helfen.“

Ben zögerte nicht. „Dann muss ich deine Entscheidung so oder so unterstützen.“

Sie hatte keine Ahnung, wie es ihr gelungen war, einen so wunderbaren Mann zu heiraten. „Eines Tages werden wir dein Studiendarlehen abbezahlen.“

„Mit unserer Rente wahrscheinlich.“ Ben hielt das Bonbon in die Höhe. Charlie öffnete den Mund, damit er es hineinwerfen konnte.

„Wie heißt das Mädchen?“, fragte er.

„Florabama Faulkner.“

Er hob seine Augenbrauen. „Im Ernst?“

„Die Kleine hatte nie eine Chance.“ Charlie kaute ein paarmal auf dem Starburst, bevor sie es in die Backe schob. „Die Großeltern ziehen sie auf. Sie hat mir die Namen gesagt, aber ich habe ihre Adresse aus dem Pfadfinderverzeichnis.“

„Klingt irgendwie illegal.“

„Ich habe ein Gelöbnis abgelegt, jeder Pfadfinderin eine Schwester zu sein, deshalb ist es im Grunde, als würde ich meine Schwester ausspionieren.“

„Ich werde dich mit meinen Händen ablenken, während ich versuche, mir dich nicht in einer Pfadfinderinnenuniform vorzustellen.“ Ben holte das winzige spiralgebundene Notizbuch hervor, das er immer in seiner Anzugtasche trug. Er zeigte Charlie das Cover: Captain Kirk, der wegen irgendeiner Raumschiff-Sache ernst dreinblickte. Er fischte den kleinen Kugelschreiber aus der Spirale und blätterte auf eine leere Seite.

„Leroy und Maude Faulkner“, sagte sie. „Sie wohnen unterhalb von Shady Ray’s.“

Sein Kugelschreiber bewegte sich nicht. „In den Plattenbauten?“

„Ja.“

„Kein guter Ort, um ein Kind großzuziehen.“

„Sie haben früher am See gewohnt. Ich vermute, dieser Treuhandfonds hat in Verbindung mit ihrer Sucht zu ein paar schlechten Entscheidungen geführt. Belinda sagt, die Großmutter ist einmal sturzbetrunken in einem Porsche vorgefahren.“

„Welches Modell?“ Ben schüttelte den Kopf. „Egal, ich hab schon verstanden, was du sagen willst.“

„Flora will aufs College gehen. Sie will ihre Mom stolz machen, ihr Andenken ehren. Das wird wahrscheinlich nicht passieren, wenn sie bei ihren Großeltern bleibt.“

„Wahrscheinlich nicht.“ Ben notierte die Namen und klappte sein Büchlein zu. „Bei uns in der Dienststelle wird gemunkelt, dass der gesamte Wohnblock aktuell überwacht wird. Die Cops sind ziemlich geheimnistuerisch, aber ich habe Fotos an der Wand in Kens Büro gesehen. Die Suchtkranken wohnen dort Tür an Tür mit einer Handvoll verängstigter, gesetzestreuer Bürger, die sich nichts Besseres leisten können. Irgendwo in der Nähe ist ein Meth-Labor.“

„Können sie es nicht finden?“ Meth-Labore wurden meist in Wohnwagen entdeckt oder in Kellern, die kurz zuvor in die Luft geflogen waren.

„Den Fotos nach zu schließen glauben sie, das Meth wird im Laderaum eines Lieferwagens hergestellt.“

„Klingt dumm und gefährlich.“

„Sie werden sie in dem Moment schnappen, in dem die Karre explodiert.“ Ben steckte sein Notizbuch wieder ein. „Und du bist auch wirklich okay?“

„Ich denke nur gerade viel an meine Mom. Floras Mutter ist gestorben, als sie klein war. Das hat ein paar Dinge in mir aufgerührt.“

„Was kann ich tun, damit es dir besser geht?“

„Du tust es bereits.“ Charlie fuhr mit den Fingern durch Bens Haar. „Es geht mir immer besser, wenn ich bei dir bin.“

Sie lächelten beide über den schmalzigen Spruch, aber sie wussten beide, dass er stimmte.

„Hör zu“, sagte er. „Ich weiß, ich kann dich nicht davon abhalten, zu diesen Wohnblocks zu fahren, aber tu es nicht allein, okay? Frag sie, ob ihr euch irgendwo an einem neutralen Ort treffen könnt, zum Beispiel auf einen Kaffee im Diner. Was in der Gegend auch vor sich geht, es muss gefährlich sein. Sonst würde das County nicht so viel Geld für die Überwachung ausgeben.“

„Verstanden.“ Charlie strich seine Krawatte glatt. Sie fühlte sein Herz unter ihrer Handfläche schlagen. Sie drückte ihm einen Kuss auf den Hals. Er bekam eine Gänsehaut. Sie hob das Kinn und flüsterte ihm ins Ohr: „Das mit dem Lagerraum holen wir nach, versprochen.“

„Chuck“, flüsterte er zurück. „Das würde mich so heißmachen, wenn du keine Kotze im Haar hättest.“

Charlie schaute noch rasch zu Hause vorbei, um zu duschen und sich umzuziehen, bevor sie zu den Appartementblocks fuhr. Sie hatte Ben gegenüber angedeutet, dass sie verstand, warum sie diesen Ort meiden sollte. Aber er musste ahnen, dass sie sich nicht daran halten würde, weshalb sie nur einem in ihrer Ehe schon lange gültigen Versprechen gerecht wurde, wenn sie hinfuhr: dem Versprechen, dass sie verdammt noch mal tat, was sie wollte.

Sie war froh, ihre Erwachsenenkleidung, ihre Berufsuniform, gegen Jeans und ein Basketball-T-Shirt der Duke Blue Devils tauschen zu können. Wenn man bedachte, wie viel sie und Ben der Universität schuldeten, war sie überrascht, dass man sie nicht gezwungen hatte, mit Sandwich-Werbetafeln herumzulaufen, bis ihre Darlehen abbezahlt waren.

Es ging schon auf Mittag zu, und sie hatte Hunger, deshalb aß sie ein Sandwich mit Erdnussbutter und Gelee und dazu eine halbe Tüte Doritos, während sie die Nachrichten auf ihrem Bürotelefon abhörte....

Erscheint lt. Verlag 12.6.2017
Übersetzer Fred Kinzel
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Anwältin • Familie • GeldGier • gute psychothriller • karin slaughter deutsch • karin slaughter kindle ebooks • Krimi und Thriller deutsch • psychologisch • Psychothriller • psychothriller 2017 • Psychothriller Bestseller • psychothriller bestseller 2017 • Psychothriller deutsch • psychothriller ebook • psychothriller kindle • psychothriller USA • spannend • Strafverteidigerin • Thriller 2017 • Thriller Bestseller • Thriller Buch • thriller buch bestseller • Thriller Bücher • thriller deutsch • thriller deutsch kindle • thriller ebook • Thriller kindle • thriller neu • Thriller Neuerscheinungen • Thriller Neuerscheinungen 2017 • thriller neuheiten
ISBN-10 3-95967-676-X / 395967676X
ISBN-13 978-3-95967-676-2 / 9783959676762
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