Ricco (eBook)

Shadows Band 2 - Roman
eBook Download: EPUB
2018
592 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-20683-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ricco - Christine Feehan
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Der Milliardär und Playboy Ricco Ferraro kennt kein anderes Leben als das eines Schatten: Als mächtiges Mitglied des Ferraro-Clans kann er Licht und Dunkelheit seinem Willen unterwerfen. Doch als sein ungestümes Temperament und Geheimnisse aus der Vergangenheit nicht nur ihn, sondern seine Familie in Gefahr bringen, muss er handeln. Und die Frau finden, die ihn retten kann - sein Gegenstück. Die Suche scheint aussichtslos, bis eine mysteriöse Fremde in Chicago auftaucht. Nach Monaten in Furcht sehnt sie sich nach Schutz. Und findet ihn in Riccos Armen. Doch die Dunkelheit, die all die Jahre sein ergebener Diener war, droht plötzlich sein größter Feind zu werden ...

Christine Feehan wurde in Kalifornien geboren, wo sie heute noch mit ihrem Mann und ihren elf Kindern lebt. Sie begann bereits als Kind zu schreiben und hat seit 1999 mehr als siebzig Romane veröffentlicht, die in den USA mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet wurden und regelmäßig auf den Bestsellerlisten stehen. Auch in Deutschland ist sie mit den »Drake-Schwestern«, der »Sea Haven-Saga«, der »Highway-Serie«, der »Schattengänger-Serie«, der »Leopardenmenschen-Saga« und der »Shadows-Serie« äußerst erfolgreich.

1

Ricco Ferraro wollte mit den Fäusten auf irgendetwas einprügeln. Heftig. Nein, er musste auf irgendetwas einprügeln. Das Geräusch reißenden Fleisches und brechender Knochen unter seinen Knöcheln hätte in diesem Augenblick etwas sehr Befriedigendes gehabt. Jep, das war genau das, was er brauchte, wenn sein Bruder nicht langsam seine verdammte Klappe hielt. Sie befanden sich in einem Krankenhaus, umgeben von jeder Menge Ärzten und Krankenschwestern. Wenn er jetzt tatsächlich in die Stadt fuhr, um seinen Bedürfnissen nachzugehen, würde Stefano nicht allzu lange leiden müssen.

»Ricco.« Da war sie wieder. Diese tiefe, nervtötende Großer-Bruder-Stimme, mit der Stefano Ricco das Gefühl gab, noch verrückter zu sein, als er sich sowieso schon fühlte. »Hörst du mir überhaupt zu? Das hier muss aufhören. Das nächste Mal kommst du vielleicht nicht durch.«

Stefanos Vortrag dauerte jetzt bereits zehn Minuten; Ricco war sich ziemlich sicher, dass niemand so lange zuhören konnte – schon gar nicht er selbst. Es fehlte ihm ganz einfach an Geduld. Als wüsste er nicht selbst verdammt gut, wie knapp er dem Tod entkommen war. Sie hatten jeden Tropfen Blut in seinem Körper ausgetauscht – und das gleich zweimal. Seit Wochen lag er in diesem bescheuerten Krankenhaus.

Sein Wagen war mit über hundert Meilen pro Stunde gegen die Wand geknallt, doch er wusste, dass er nicht mit Absicht dagegengefahren war. Irgendwas war zerbrochen, und Sekundenbruchteile später hatten sich Dutzende scharfe Metallsplitter wie Schrapnelle in sein Fleisch gebohrt. Er hatte sie gespürt, spürte sie noch immer. Jeder Muskel und jeder Knochen in seinem Körper tat verflucht weh.

»Sobald du aufhörst, Schwachsinn zu reden, höre ich dir zu, Stefano«, fuhr Ricco ihn an, während er sich das Hemd zuknöpfte. Keine einfache Übung, wenn jede noch so kleine Bewegung schreckliche Schmerzen auslöste. Aber heute würde ihn nichts mehr davon abhalten, dieses Krankenhaus zu verlassen – ob der Oberarzt seinen Entlassungsbescheid nun unterschrieb oder nicht. Er hatte genug von alldem hier und von den ganzen Menschen um sich herum. Speziell von seinem älteren Bruder.

Er drehte sich zu ihnen herum. Vier Brüder und eine Schwester starrten ihn mit besorgter, verbissener Miene an. Er versuchte, sich stattdessen auf Stefanos Frau – Francesca – zu konzentrieren und auf das Mitgefühl, das er in ihren Augen las. Sie hatte Stefano in den vergangenen Minuten mehrfach den Ellbogen in die Rippen gestoßen, um ihn dazu zu bringen, die Klappe zu halten. Zweimal hatte es funktioniert, allerdings immer nur für ein paar Sekunden.

»Ich werde es noch ein einziges Mal sagen und dann nie wieder. Ihr müsst mir ja nicht glauben.« Beim Sprechen hatte er Francesca angesehen, denn überraschenderweise war sie die Einzige, die ihm glaubte. Dabei hätten sie es alle tun sollen; immerhin konnten sie hören, wenn jemand log. Beim Gedanken daran hielt er einen Moment inne. Auch er selbst war in der Lage, eine Lüge herauszuhören. Wenn niemand ihm glaubte, musste es daran liegen, dass er sie angelogen hatte. Sie und sich selbst.

Ricco wandte sich ab. Selbst diese kleine Bewegung bereitete ihm Schmerzen. Sein Körper schien gegen alles zu protestieren, was er tat. »Wartet wenigstens ab, bis sie den Wagen untersucht haben, bevor ihr irgendwelche Schlüsse zieht. Ich hatte keine Kontrolle über das Auto. Die Elektronik ist vollkommen zusammengebrochen.« Dessen war er sich ganz sicher. Es war nicht ungewöhnlich, dass er mit über zweihundert Meilen pro Stunde fuhr, und nie hatte es irgendwelche Probleme gegeben. Sehsinn und Körperkoordination griffen nahtlos ineinander, und seine Reflexe hatten ihn noch nie im Stich gelassen. Was ihn im Stich gelassen hatte, war der Wagen. Da war er sich hundertprozentig sicher. Warum wollten seine Geschwister ihm also einfach nicht glauben, dass er nicht versucht hatte, seinem Leben mit Absicht ein Ende zu setzen?

Es kostete ihn alle Kraft, auf einer Stelle zu stehen, ohne zu schwanken, während ihm kalter Schweiß ausbrach und sein Körper von einer Schmerzwelle nach der nächsten heimgesucht wurde. Was hatte er getan, um sich zu retten? Nichts. Er hatte gar nichts getan. Stattdessen hatte er sich in sein Schicksal ergeben, die Augen geschlossen und es dem Universum überlassen, was mit ihm geschah. Als Nächstes war er im Krankenhaus aufgewacht, mit Nadeln in den Armen, die ihm frisches Blut in die Adern pumpten.

Das Zimmer quoll vor Blumensträußen beinahe über. Grußkarten stapelten sich in mehreren Kartons. Genesungswünsche von Leuten aus dem Territorium der Ferraros – dem Gebiet der Stadt, das für Kriminelle tabu war. Dort lebten gute, anständige Leute. Er hatte die Karten nicht gelesen, wollte sie aber behalten. Er verdiente sie genauso wenig wie die Sorge seiner Geschwister oder Francescas Mitgefühl. Trotzdem, er war am Leben, und das bedeutete, dass er weitermachen musste.

»Irgendetwas war mit dem Wagen nicht in Ordnung, Stefano«, wiederholte Ricco und sah seinem Bruder dabei fest in die Augen.

»Wir untersuchen jedes Detail«, versicherte ihm Vittorio. Er war schon immer der Friedensstifter in ihrer Familie gewesen, und Ricco wusste das sehr zu schätzen. »Wir haben den Wagen sofort in eine unserer Werkstätten abschleppen lassen. Er wird die ganze Zeit über bewacht. Jeder Mechaniker, der daran arbeitet, genießt unser volles Vertrauen.«

Ricco warf seinem Bruder einen kurzen Blick zu, um ihm seine Dankbarkeit zu signalisieren. Mit Stefano im Nacken wollte er seinen Dank nicht laut aussprechen.

»Du wärst fast gestorben«, sagte Stefano. Er klang jetzt nicht mehr wütend, sondern angespannt. Besorgt.

Sein Ton gab Ricco den Rest. Es war schrecklich, den sonst so gelassenen Stefano so aufgewühlt und innerlich zerrissen zu sehen. Er war nicht ohne Grund das anerkannte Oberhaupt der Familie. Ricco hatte das Gefühl, ihre Fürsorge nicht zu verdienen. Es gab zu viele Geheimnisse, zu viele Versäumnisse. Ricco hatte sie alle in Gefahr gebracht, und sie hatten keine Ahnung. Und noch schlimmer, er konnte es ihnen nicht erzählen. Alles, was er tun konnte, war Tag und Nacht über sie zu wachen. Eine Pflicht, die er sehr ernst nahm.

Seufzend schüttelte Ricco den Kopf. »Ich weiß, Stefano, und es tut mir leid. Ich habe die Kontrolle über den Wagen verloren.« Das war die Wahrheit. Er erinnerte sich kaum an etwas, das nach dem Unfall geschehen war, doch in dem Moment, als er begriffen hatte, dass der Wagen nicht mehr seinen Befehlen gehorchte, dass er sich von ihm befreien wollte wie ein wildes Tier, da hatte er eine Art Erleichterung verspürt, dass es endlich vorbei war. Wenn er gestorben wäre, wäre alles vorbei und seine Familie nicht länger in Gefahr.

»Versuchst du, mich oder dich selbst zu überzeugen?«, fragte Stefano leise. »Wir nehmen dich mit nach Hause, aber nur unter der Bedingung, dass du dich zusammenreißt. Mit den Harakiri-Aktionen ist ab sofort Schluss, sonst bleibt mir keine andere Wahl, als dich vorerst von allen Jobs zu suspendieren. Auch wenn du körperlich fit genug bist und der Arzt dir sein Okay zum Arbeiten gibt.«

Seine Brüder und Emmanuelle, seine Schwester, keuchten auf. Francesca stieß ein ungläubiges »Nein« aus und schüttelte den Kopf. Riccos Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Er war ein Schattengleiter. Seine Aufgabe definierte sein ganzes Sein. Ein Schattengleiter hatte keine andere Wahl, als das zu tun, wofür er ab seinem zweiten Lebensjahr – eigentlich sogar noch früher – ausgebildet wurde. Es steckte ihm in den Knochen, im Blut. Er konnte nicht ohne leben. Er übte dort Gerechtigkeit, wo der Arm des Gesetzes nicht hinreichte.

Stefano trat so dicht vor ihn, dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten, und sah ihm fest in die Augen. »Ich werde dich nicht verlieren, Ricco. Ich würde alles tun, um dich zu retten. Alles. Und ich würde alles für dich geben, selbst mein eigenes Leben. Ich würde jede Waffe aus meinem Arsenal nutzen, um dich vor dir selbst zu beschützen und vor jedem Feind, der deinen Weg kreuzt. Du musst etwas tun, um diese Sache in den Griff zu bekommen. Irgendetwas. Selbst wenn es Therapie bedeutet. Aber eins will ich hiermit klarstellen: Es wird keine weiteren Unfälle geben. Hast du mich verstanden, Bruder? Keine weiteren Unfälle.«

Ricco nickte ergeben. Was hätte er auch sonst tun sollen? Wenn Stefano einem Vorschriften machte, blieb einem nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Es kam nicht oft vor, dass ihr älterer Bruder so mit einem von ihnen sprach, aber wenn es mal so weit war, hätte keiner gewagt, ihm zu widersprechen – Ricco eingeschlossen. Er liebte Stefano und seine Familie. Jedem hätte er mit Freude sein Leben geopfert, aber Stefano war mehr als ein Bruder. Er war Mutter, Vater, großer Bruder und Beschützer in einem. Es war Stefano, der immer für ihn da gewesen war. Seine Mom und sein Dad hatten es nicht einmal für nötig befunden, ihn auch nur ein einziges Mal im Krankenhaus zu besuchen. Stefano dagegen war höchstens für ein paar Minuten von seiner Seite gewichen, um etwas zu essen. Er sah abgespannt und erschöpft aus. Jedes Mal, wenn ihn die Schmerzen aus seinem Halbbewusstseinszustand gerissen hatten, waren seine Brüder und Emmanuelle für ihn da gewesen. Und diese Solidarität bekräftigte Ricco nur noch mehr in seinem Willen, für ihre Sicherheit zu sorgen. Seine Geschwister bedeuteten ihm alles.

»Ich hab’s verstanden«, versicherte er Stefano mit leiser Stimme.

»Gut, dann hätten wir das geklärt. Wenn der Arzt sein Okay gibt, kannst du das Training...

Erscheint lt. Verlag 12.2.2018
Reihe/Serie Shadow
Shadow
Übersetzer Melike Karamustafa
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Shadow Reaper - Shadow Series Book 2
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Chicago • Christine Feehan • eBooks • Fantasy • liebe und erotik • Magie • Romantasy • shadows • Spiegel-Bestsellerautorin
ISBN-10 3-641-20683-9 / 3641206839
ISBN-13 978-3-641-20683-3 / 9783641206833
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