Im Auftrag des Adlers (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017
496 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-21439-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Auftrag des Adlers - Simon Scarrow
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Die Invasion Britanniens hat begonnen! Zenturio Macro und sein Optio Cato führen die Zweite Legion gegen den schlimmsten Feind, mit dem es die römische Armee je zu tun hatte: Die keltischen Barbarenhorden sind wild, grausam und beinahe übermenschlich tapfer. Und als ob das noch nicht schlimm genug wäre, müssen sich Cato und Macro auch noch gegen einen skrupellosen Feind aus den eigenen Reihen wehren: Der verräterische Tribun Vitellius hat seinen beiden Widersachen nämliche blutige Rache geschworen ...

Simon Scarrow wurde in Nigeria geboren und wuchs in England auf. Nach seinem Studium arbeitete er viele Jahre als Dozent für Geschichte an der Universität von Norfolk, eine Tätigkeit, die er aufgrund des großen Erfolgs seiner Romane nur widerwillig und aus Zeitgründen einstellen musste.

1


»Auf den Langen würde ich nicht setzen«, murmelte Zenturio Macro.

»Warum denn nicht, Herr?«

»Schau ihn dir doch an, Cato! Der Kerl besteht ja nur aus Haut und Knochen. Gegen diesen Gegner wird der nicht lange durchhalten.« Macro nickte zur anderen Seite der improvisierten Arena hinüber, wo gerade ein stämmiger Gefangener mit Rundschild und Kurzschwert ausgestattet wurde. Der Mann nahm die ungewohnten Waffen widerstrebend entgegen und fasste seinen Gegner ins Auge. Cato schaute zu dem hoch gewachsenen, mageren Briten hinüber, der bis auf einen kleinen Lendenschurz nackt war. Einer der Legionäre, die Arenadienst hatten, stieß ihm einen langen Dreizack in die Hand. Der Brite wog ihn prüfend, bis er gut ausbalanciert in der Hand lag. Er wirkte wie ein Mann, der eine Waffe zu handhaben wusste, und in seinen Bewegungen lag viel Selbstsicherheit.

»Ich setze auf den Langen«, entschied Cato.

Macro drehte sich um. »Bist du blöd? Schau ihn dir doch an.«

»Hab ich, Herr. Und ich bekräftige mein Urteil mit meinem Einsatz.«

»Dein Urteil?« Der Zenturio hob die Augenbrauen. Cato war erst im vergangenen Winter zur Legion gestoßen, ein Bursche aus dem kaiserlichen Haushalt in Rom, ein rechter Grünschnabel noch. Nicht mal ein Jahr lang war der Junge Legionär, und schon warf er mit seinem Urteil um sich wie ein alter Veteran.

»Dann mach eben, was du willst.« Macro schüttelte den Kopf und setzte sich in Erwartung des Kampfs auf seinen Platz. Dies war der letzte Kampf der vom Legaten Vespasian improvisierten Spiele, die in einem kleinen, waldigen Tal mitten im Marschlager der Zweiten Legion stattfanden. Morgen würden die vier Legionen und ihre Hilfstruppen wieder auf dem Marsch sein, angetrieben von General Plautius und seiner Entschlossenheit, Camulodunum noch vor Einbruch des Herbstes einzunehmen. Wenn die feindliche Hauptstadt fiel, würde das Bündnis britischer Stämme unter ihrem Anführer Caratacus vom Stamm der Catuvellauni zerbrechen. Mehr als die vierzigtausend Mann unter Plautius konnte Kaiser Claudius für die verwegene Invasion der nebligen Insel vor der Küste Galliens nicht entbehren. Jeder in der Armee war sich bewusst, dass die Briten ihnen zahlenmäßig weit überlegen waren. Doch bislang waren die Feinde unter sich gespalten. Wenn es den Römern gelang, rasch ins Herz des britischen Widerstands vorzustoßen, bevor die Legionen durch ihre geringere Mannstärke ins Hintertreffen gerieten, war der Sieg zum Greifen nahe. Jeder schien von dem Wunsch beseelt, so schnell wie möglich vorzurücken, doch für diesen Ruhetag und die von den Kampfspielen gebotene Unterhaltung waren die erschöpften Legionäre dankbar.

Zwanzig Briten waren mit den unterschiedlichsten Waffen ausgerüstet und paarweise gegeneinander aufgestellt worden. Um die Spannung zu steigern, hatte man Lose in den Helm eines Legionärs geworfen und die Gegner ausgelost, was einige amüsant ungleichgewichtige Paarungen ergeben hatte. So schien es auch bei diesem letzten Kampf zu sein.

Der Standartenträger der Legion hatte die Aufgabe des Zeremonienmeisters übernommen und schritt, die Arme schwenkend, in die Mitte der Arena, um die Zuschauer zur Ruhe aufzufordern. Seine Helfer beeilten sich, die letzten Wetten anzunehmen, und Cato ließ sich wieder neben dem Zenturio nieder, nachdem er seine Wette zu einer Quote von fünf zu eins abgeschlossen hatte. Recht unvorteilhaft, aber Cato hatte einen ganzen Monatslohn gesetzt, und falls der Mann gewann, würde er ein hübsches Sümmchen einsacken. Macro hatte auf den muskelbepackten Gegner mit Kurzschwert und Rundschild gesetzt. Eine wesentlich kleinere Summe, dafür aber zum günstigsten Verhältnis, das sich angesichts der allgemeinen Einschätzung der Kämpfer aushandeln ließ.

»Ruhe! Ruhe dort!«, brüllte der Standartenträger. Trotz der wegen der Ruhepause sehr gelösten Stimmung zeigten die versammelten Legionäre sofort Disziplin. Von einem Moment auf den anderen verstummten zweitausend schreiende, gestikulierende Soldaten und setzten sich in Erwartung des Zweikampfs hin.

»Nun also der letzte Kampf! Zu meiner Rechten präsentiere ich euch einen Schwertkämpfer, athletisch gebaut, ein erfahrener Krieger, das behauptet er zumindest.«

Die Menge johlte verächtlich. Wenn der Brite so verdammt gut war, warum, zum Teufel, kämpfte er dann hier als ihr Gefangener um sein Leben? Der Schwertkämpfer grinste höhnisch zu den Zuschauern hinüber, hob plötzlich den Arm und stieß einen trotzigen Kampfruf aus. Die Legionäre grölten zurück. Der Standartenträger ließ das Geschrei noch eine kurze Weile zu und forderte dann erneut Ruhe ein. »Zu meiner Linken haben wir einen Dreizack. Behauptet, er sei der Knappe irgendeines Häuptlings. Ein Waffenträger also von Beruf, kein Waffenkämpfer. Da wird das hier wohl eine saubere, schnelle Sache werden. Und jetzt, ihr faulen Säcke, vergesst nicht, dass gleich nach dem Mittagssignal der normale Dienst weitergeht.«

Die Menge stöhnte so laut, dass es nicht ganz echt wirkte, und der Standartenträger lächelte gutmütig. »Also aufgepasst, Kämpfer – auf eure Plätze!«

Der Standartenträger zog sich aus der Mitte der ›Arena‹ zurück, einer grasbewachsenen Fläche, die an den Stellen, wo Kämpfer gefallen waren, blutrot und schmierig schimmerte. Die Gegner wurden einander gegenübergestellt, wobei zwei in die Grasnarbe geschnittene Kerben die Markierungen bildeten. Der Schwertkämpfer hob Kurzschwert und Rundschild und duckte sich kampfbereit. Im Gegensatz dazu hielt der Dreizackkämpfer seine Waffe senkrecht nach oben gerichtet, ja, er schien sich fast darauf zu stützen, das Gesicht vollkommen ausdruckslos. Ein Legionär versetzte ihm einen Tritt, um ihm klarzumachen, dass er sich bereit machen solle. Der Dreizackkämpfer rieb sich jedoch nur mit schmerzlich verzogenem Gesicht das Schienbein.

»Ich hoffe nur, du hast auf den nicht viel gesetzt«, kommentierte Macro.

Cato antwortete nicht. Was, zum Teufel, hatte der Dreizackkämpfer im Sinn? Wo war das Selbstvertrauen, das er gerade eben noch ausgestrahlt hatte? Der Mann wirkte unbeteiligt, fast so, als hätte der ganze Vormittag aus einem langweiligen Training bestanden und nicht aus einer Folge von Kämpfen auf Leben und Tod. Er sollte sich besser mal in Bewegung setzen.

»Los!«, schrie der Standartenträger.

Bei diesem Wort stürzte sich der Schwertkämpfer mit Geheul auf seinen fünfzehn Schritt entfernten Gegner. Der senkte den Schaft seiner Waffe und stieß mit den scharfen Zacken nach der Kehle des untersetzten Mannes. Das Kriegsgeheul einstellend duckte sich dieser, schlug den Dreizack zur Seite und holte zum Todesstreich aus. Doch der Angriff wurde sauber pariert. Der hoch gewachsene Brite setzte nicht etwa erneut die Spitze des Dreizacks ein, sondern wandelte den Schwung des empfangenen Stoßes in eine Drehbewegung um und ließ das Schaftende gegen die Schläfe seines Gegners krachen. Der Schwertkämpfer sackte benommen zu Boden. Der Dreizack wendete rasch die Waffe und holte zum tödlichen Stoß aus.

Cato lächelte.

»Steh auf, du verpennter Sack!«, schrie Macro, die Hände trichterförmig vor den Mund gelegt.

Drei scharfe Spitzen stießen auf den am Boden Liegenden nieder, doch mit einem verzweifelten Schwertstreich rettete der Gestürzte seinen Hals. Er wurde zwar getroffen, doch es war nur ein flacher Schnitt in die Schulter. Die wenigen im Publikum, die gegen den Favoriten gesetzt hatten, stöhnten entsetzt auf, als der Schwertkämpfer sich zur Seite rollte und wieder auf die Beine kam. Er keuchte, die Augen weit aufgerissen, und jetzt, nachdem er so sauber ausgetrickst worden war, war alle Arroganz verschwunden. Sein hoch gewachsener Gegner riss den Dreizack aus dem Boden und duckte sich, das Gesicht grimmig verzerrt. Von nun an würde keiner dem anderen mehr etwas vormachen, jetzt zählten nur noch Waffenkunst und Kraft.

»Los!«, schrie Macro. »Durchbohr dem Schwein das Gedärm.«

Cato saß still da, zu befangen, um sich dem Geschrei der anderen anzuschließen, aber auch er trieb seinen Mann in Gedanken energisch an, die Fäuste geballt – trotz seiner sonst üblichen Abneigung gegen solche Kämpfe.

Der Schwertkämpfer testete mit einem Seitenschritt das Reaktionsvermögen seines Gegners, um einzuschätzen, ob das eben nur ein Glückstreffer gewesen war. Sofort waren die drei Zacken wieder auf einer Linie mit seiner Kehle. Die Menge johlte anerkennend. Hier wurde schließlich doch noch ein richtig guter Kampf geboten.

Einer plötzlichen Finte des Dreizackkämpfers wich der Gegner mit einem wohl ausgewogenen Sprung nach hinten aus, und wieder jubelte die Menge.

»Sauber!« Macro schlug sich mit der Faust in die Hand. »Hätten wir mit mehr von dieser Sorte zu tun gehabt, würden jetzt wir da vorne kämpfen. Die beiden sind gut, wirklich ausgezeichnet.«

»Ja, das stimmt, Herr«, antwortete Cato angespannt, die Augen auf das Paar geheftet, das einander jetzt auf dem blutverschmierten Gras umkreiste. Die Sonne strahlte auf das Schauspiel nieder. Das Vogelgezwitscher in den Eichen, die das Tal säumten, wirkte völlig unpassend. Einen Moment lang verwirrte Cato der Gegensatz zwischen den vom Kampf berauschten Soldaten, die mit heiserem Gejohle zwei Männer zum Kampf auf Leben und Tod anfeuerten, und der friedlichen Harmonie der umgebenden Natur. In Rom hatte er die Gladiatorenkämpfe immer missbilligt, doch hier, in Gesellschaft von Soldaten, die nach einem Kodex von Blut, Kampf und Disziplin lebten, konnte er seinen Abscheu unmöglich äußern.

Ein...

Erscheint lt. Verlag 10.7.2017
Reihe/Serie Rom-Serie
Rom-Serie
Übersetzer Barbara Ostrop
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Eagle's Conquest
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuerroman • Britannien • eBooks • Feldzug • Historische Romane • kleine geschenke für frauen • Legionäre • Rom
ISBN-10 3-641-21439-4 / 3641214394
ISBN-13 978-3-641-21439-5 / 9783641214395
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