Provenzalisches Feuer (eBook)

Spiegel-Bestseller
Ein Fall für Pierre Durand
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
320 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-19810-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Provenzalisches Feuer -  Sophie Bonnet
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Ein idyllisches Dorf in der Provence. Ein rauschendes Sommerfest. Doch einer der Gäste wird den Morgen nicht erleben.
Juni in der Provence. Im idyllischen Sainte-Valérie feiert man den Sommerbeginn mit einem traditionellen Fest. Noch spät in der Nacht wird im Schein des Feuers gegessen und getanzt - bis mitten im Auftritt der gefeierten Rockband Viva Occitània ein Journalist erstochen wird. Waren ihm seine Recherchen vor Ort zum Verhängnis geworden? Pierre Durands Ermittlungen führen ihn zu aufgebrachten Dorfbewohnern, zu den Hütern einer aussterbenden Sprache - und zu der Sängerin Aurelie Azéma, die sich für die Unabhängigkeit Okzitaniens einsetzt. Während Pierre in die Mythen der alten Provence eintaucht, ahnt er nicht, dass seine Schritte längst beobachtet werden. Und dass der Tod des Journalisten erst der Anfang war.

Sophie Bonnet ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin. Mit ihrem Frankreich-Krimi »Provenzalische Verwicklungen« begann sie eine Reihe, in die sie sowohl ihre Liebe zur Provence als auch ihre Leidenschaft für die französische Küche einbezieht. Mit Erfolg: Der Roman begeisterte Leser wie Presse auf Anhieb und stand monatelang auf der Bestsellerliste, ebenso wie die darauffolgenden Romane um den liebenswerten provenzalischen Ermittler Pierre Durand. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Hamburg.

Vier Jahre später

1

»Was ist denn hier passiert?«

Ungläubig schüttelte Pierre den Kopf und trat ein.

Eine wohltuende Kälte hing in den alten Gemäuern und legte sich auf die sonnenerhitzte Haut. Der Geruch frischer Farbe erfüllte die Luft.

»Da staunst du, was?« Arnaud Rozier grinste breit.

»Allerdings.«

Als der Bürgermeister die letzte Besprechung vor den Feierlichkeiten zur Sommersonnenwende – den Feux de la Saint-Jean – nicht in der mairie ansetzte, sondern in der ehemaligen Burgruine, hatte Pierre sich schon gedacht, dass er ihm zeigen wollte, wie sehr die Renovierungsarbeiten im künftigen Museum für provenzalische Kunstgeschichte vorangeschritten waren. Bereits gestern war das Gerüst, das seit Monaten vor den Mauern gestanden hatte, wie von Zauberhand verschwunden, nur noch ein einsames Schild im Rasen zeugte von der Anwesenheit des Bauunternehmens aus Apt. Ja, Pierre hatte damit gerechnet, dass es etwas zu bestaunen gab. Aber das, was er nun sah, verschlug ihm doch die Sprache.

Sämt­liche Lücken im Gemäuer waren ausgebessert worden, die Risse im Boden geglättet. Einige der Fensterrahmen waren bereits gestrichen und glänzten in dunklem Rot.

Neugierig folgte er dem Bürgermeister durch die Räume und stieß einen leisen Pfiff aus.

Im west­lichen Teil, wo ein Absperrgitter die fehlende Wand ergänzt hatte, stand eine neue Natursteinmauer, die sich so gut anpasste, als wäre sie schon immer dort gewesen. Und an der Stirnseite des öst­lichen Saals befand sich eine kunstfertig gestaltete Flügeltür aus Holz, die ihm bei der letzten Besichtigung im Oktober gar nicht aufgefallen war. Was daran liegen mochte, dass es dunkel gewesen war. Und dass Charlotte ihn begleitet hatte.

Bei dem Gedanken an den heim­lichen Ausflug auf die Plattform musste er schmunzeln. Ganz oben, hinter den Zinnen, hatten sie über das Dorf hinaus auf den nächt­lichen Luberon gesehen und waren sich sehr nahe gekommen. Bis die neugierige Madame Duprais sie mit dem Strahl einer riesigen Taschenlampe aufgeschreckt hatte. Seit jenem Tag waren Charlotte und er fest zusammen. Und noch heute, acht Monate später, weitete sich sein Herz, wenn er an sie dachte.

Pierre machte eine Kopfbewegung in Richtung des Saals. »Liegt hinter der Tür nicht das Ölmuseum?«

»Genau so ist es«, erklärte Rozier, und seine Stimme hallte. »Wir wollen die Bereiche zusammenlegen, als Teil eines neuen Gesamtkonzeptes, bei dem alle Räume miteinander verbunden sind. Was noch fehlt, ist ein zentraler Einlass. Und die sani­tären Anlagen sind noch nicht fertig. Der Rest ist reine Kosmetik. Die ersten Exponate sind bereits eingetroffen, und in fünf Wochen wird das Museum eröffnet. Am ersten August, wie geplant.« Rozier setzte ein Gesicht auf, als hätte er die Burg eigenhändig renoviert.

»Eine echte Punktlandung!«, entfuhr es Pierre, der eine solche Schnelligkeit bei hiesigen Bauprojekten noch nie erlebt hatte. »Seit wann kannst du zaubern?«

»Ich weiß eben, wie man Handwerker zu Höchstleistung motiviert.«

»Handwerker und Höchstleistung sind zwei Dinge, die sich in der Provence eigentlich ausschließen.«

»Nicht, wenn man eine gute Menschenkenntnis besitzt – und eine gehörige Portion Einfühlungsvermögen«, erwiderte der Bürgermeister.

Dabei zwinkerte er verschwörerisch, und Pierre verkniff sich die Bemerkung, dass Rozier und Einfühlungsvermögen sich ebenfalls ausschlossen.

Auch wenn sich sein Verhältnis zum Bürgermeister merklich entspannt hatte, seit der seinen Forderungen nach einer
besseren Ausstattung der Polizei und Anhebung der Gehälter nachgekommen war, so war dieses Entgegenkommen eher Ausnahme als die Regel. Rozier hatte sich bei der Anschaffung von Schusswaffen, Schutzwesten und Funkgeräten lediglich dem Druck des Präfekten gebeugt, der Pierre in seinem Anliegen unterstützt hatte, und handelte trotz einer zur Schau gestellten Zugewandtheit vor allem zweckorientiert. Was zur Folge hatte, dass jeg­licher Ausbruch von Freundlichkeit bei Pierre Misstrauen auslöste.

Wahrscheinlich hatte der Bürgermeister die Arbeiter eher durch Bestechung, Druck oder Drohungen motivieren können als mit aufmunternden Worten – gegen die die meisten Handwerker, die Pierre kannte, ohnehin immun waren. Seit er selbst im vergangenen Herbst ein renovierungsbedürftiges Bauernhaus erstanden hatte, konnte er ein Lied davon singen. Ohne die Hilfe der Dorfbewohner wären die Arbeiten nicht fertig geworden.

»Gratuliere«, sagte Pierre beeindruckt und klopfte Rozier auf die Schulter.

Was auch immer der Grund für diesen erstaun­lichen Baufortschritt war, sie alle hatten ihre Wette verloren. Die Männer der eingeschworenen Gemeinschaft von Sainte-Valérie hatten nicht unbeträcht­liche Summen darauf gesetzt, dass das Museum für provenzalische Kunstgeschichte mit einer Verzögerung von mehreren Monaten fertig werden würde. Pierres Assistent Luc Chevallier war hier noch einer der Optimistischeren gewesen und hatte als Einziger an eine Fertigstellung bis zum Ende des Jahres geglaubt.

Und nun war die Eröffnung bereits am ersten August!

»Das ist noch nicht alles!«, sagte Rozier mit der Zufriedenheit eines Mannes, der sich geradewegs über die Gesetze der Schwerkraft erhob. »Unsere neue Kuratorin, Marianne Levy, war derart begeistert von den historischen Kulturgütern und Schriften in unserem Stadtarchiv, dass sie mir eine Erweiterung empfahl, die ich nicht ausschlagen konnte: Wir werden das Augenmerk nun nicht nur auf die bildende Kunst setzen, sondern auch auf die heimische Kulturgeschichte. Der gesamte erste Stock ist dieser Thematik gewidmet, inklusive wechselnder Ausstellungen, die sämt­liche Aspekte unserer Historie be­­leuchten sollen. Mit dem neu erschaffenen Museum für provenzalische Kunst- und Kulturgeschichte Sainte-Valérie katapultieren wir unsere Burg unmittelbar auf eine Stufe mit denen in Les Baux, Gordes und Tarascon. Ach, was rede ich, wir werden sie überflügeln!«

Nun lachte er und strahlte wie ein Kind vor dem Weihnachtsbaum.

Pierre überging das demonstrative Heischen nach Beifall. »Der erste Stock ist ebenfalls fertig?«, fragte er.

»Nicht ganz. Die Räume dort werden wir in Etappen renovieren, je nach Finanzlage. Aber der Kaminsaal war noch so gut erhalten, dass wir im Gemeinderat beschlossen haben, ihn von Anfang an einzubeziehen. Und genau darum sind wir hier. Die Flamme vom Berg Canigou, die unsere Lichtträger morgen Mittag nach Sainte-Valérie bringen, soll dort entzündet werden. Im Raum für okzitanische Kulturgeschichte, mit der wir die Präsentation unseres historischen Vermächtnisses eröffnen wollen.«

»Da oben?« Irritiert folgte Pierre dem Bürgermeister zum Fuß der Wendeltreppe und spähte hinauf. Die Stufen waren noch immer ausgetreten und rutschig, der Aufgang war ­schmal. »Warum machen wir das nicht vor dem Eingang der Église Saint-Michel? Wie im Vorjahr.«

»Weil ich es mir anders überlegt habe. Was gibt es Symbolträchtigeres, als das länderüberspannende Feuer der Freundschaft und der Zusammengehörigkeit im Raum der okzitanischen Kultur zu entzünden? Madame Levy war ganz begeistert von der Idee und hat bereits damit begonnen, den Raum entsprechend auszustatten.«

»Und was sagt der Pfarrer dazu?«

»Der hat mit der Segnung und Verteilung der Brotstücke schon genug Aufmerksamkeit. Nur zu, sieh es dir an. Du wirst gar nicht anders können, als mir zuzustimmen.« Rozier warf ihm einen aufmunternden Blick zu und schob sich an Pierre vorbei.

Angespannt folgte Pierre ihm die Treppe hinauf, den Blick auf die Stufen geheftet. Sie waren kurz, nichts für große Füße, vor allem nicht im Gedränge, das hier unweigerlich entstehen würde. Allein der Gedanke an die in Feierlaune befind­lichen Dorfbewohner und Trachtengruppen, die hinter dem Flammenträger die schmale Stiege hinaufeilen würden – samt dem Rattenschwanz an Touristen und Fotografen –, ließ Pierre daran zweifeln, dass Rozier noch bei Verstand war. Er mochte sich gar nicht ausmalen, was alles passieren konnte, wenn jeder von ihnen mit einer eigenen Fackel dieses Nadelöhr wieder hinabdrängte, um den Reisighaufen zu entzünden.

Nein, das war nicht zu verantworten!

Die Sicherheit der Menschen ging vor. Wenn etwas passierte, würde man ihn dafür haftbar machen. Da wäre der Bürgermeister einer der Ersten.

Kopfschüttelnd erklomm er die letzte Stufe zur ersten Etage. Was ihn dort erwartete, war, das musste er widerwillig zugeben, in der Tat beeindruckend.

Der große Saal war über und über mit Fahnen geschmückt, den rot-gelb gestreiften der urtüm­lichen Provence im Wechsel mit denen Okzitaniens, dem gelben Tolosanerkreuz auf rotem Grund. Über dem reich verzierten Kamin, der beinahe die ge­­samte Wandfläche einnahm, hing ein historischer Teppich mit dem Dorfwappen von Sainte-Valérie.

Pierre musste gestehen, dass er noch nie so genau hingesehen hatte, obwohl die Fahne des Dorfs neben der französischen und der des Departements Provence-Alpes-Côte d’Azur über dem Eingang der mairie wehte. In dieser Größe aber war das Wappen derart beeindruckend, dass er einen plötz­lichen Stolz für seine neue Heimat empfand. Links war der Burgturm
eingewebt, gelb auf rotem Grund, und rechts eine weiße Ziege, die sich vor provenzalischem bleu auf die Hinterbeine stellte.

»Und hier«, sagte Rozier und trat zu einem Podest, auf...

Erscheint lt. Verlag 22.5.2017
Reihe/Serie Die Pierre-Durand-Krimis
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte eBooks • Fête de la Saint-Jean • Frankreich • gefährliche Recherchen • Journalist • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Mord • Okzitanien • Provence • Sängerin • Sommerfest • Spiegel-Bestseller-Autorin • Unabhängigkeit
ISBN-10 3-641-19810-0 / 3641198100
ISBN-13 978-3-641-19810-7 / 9783641198107
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