Der Schicksalsspeer -  Jona Kronenberg

Der Schicksalsspeer (eBook)

Rätselhafte Macht im Hause Habsburg
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2017 | 1. Auflage
Morawa Lesezirkel (Verlag)
978-3-99057-866-7 (ISBN)
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Nachdem Barbaras Vater ermordet wird und sie alte Hefte, die ein historisches Geheimnis enthalten, in seiner Wohnung findet, wendet sie sich an Erich Zauder, den Leiter der Abteilung ... in der Nationalbibliothek in Wien. Ihre gemeinsamen Nachforschungen werden immer wieder von höheren Mächten behindert. Die 'Alpha-Omega'-Sekte, deren Ziel es ist den Armageddon-Krieg herbeizuführen, schreckt vor keinem Mittel zurück, auch nicht vor Mord. Kobi, ehemaliger Mossad-Mann und aktuell Mitglied der 'Achischana'-Bewegung unterstützt Barbara und Erich bei der Suche der Wahrheit hinter einem lateinischen, rätselhaften Text, den sie in den Katakomben der Peterskirche in Wien gefunden haben. Im Jänner 1889 wird Kronprinz Rudolf tot im Jagdschloss Mayerling aufgefunden, neben ihm seine ebenfalls tote Geliebte, Mary Vetsera. Die Todesursache ist bis heute geheimnisumwoben. Neun Jahre später wird die Mutter Rudolfs, Kaiserin Elisabeth, von einem italienischen Anarchisten in Genf ermordet. Er wird zu lebenslanger Haft verurteilt und wird elf Jahre später erhängt in seiner Zelle aufgefunden. Als Todesursache wurde Selbstmord festgestellt. Handelt es sich um Zufälle oder steht eine geheimnisvolle lenkende Macht dahinter? Welcher Zusammenhang besteht zwischen den geschichtlichen Morden und jenem an Barbaras Vater, gibt es eine Verbindung zum Schicksalsschwert, das bei jedem bedeutenden Ereignis in der Geschichte mit im Spiel war? Werden Erich, Barbara und Kobi das Rätsel lösen können und den Armageddon-Krieg verhindern können? Ein spannender und mitreißender Roman, der in der Vergangenheit und der Gegenwart spielt und den Leser bis zu dem erschütternden Ende in seinen Bann zieht.

Prof. Jona Kronenberg, international renommiert im Bereich der Ohrenchirurgie und der Gehör-Implantate; leitete über 20 Jahre die HNO-Abteilung im Krankenhaus Shiva in Israel. Veröffentlichte unzählige, weltweit anerkannte Fachpublikationen, gefragter Referent bei internationalen Fachkongressen. In seiner Freizeit widmet er sich dem Schreiben - zwei Kinderbücher, ein Reiseführer für Wien.

2. AM KAISERHOF


1868, Besuch in Ungarn

Ende Jänner 1868 fuhr Kaiserin Elisabeth auf Einladung der ungarischen Regierung mit dem Zug nach Ungarn. Der Himmel war klar und wolkenlos, die Sonne strahlte, war aber kraftlos und kam gegen den Morgennebel kaum an. Von den Eiszapfen an den Häusersimsen tropfte es. Als der kaiserliche Zug langsam in Budapest einfuhr, wurde er von einer großen Menschenmenge erwartet. Kinder in dicken Mänteln und mit Wollhauben auf dem Kopf, trippelten am Stand um ihre eisigen Zehen zu wärmen und winkten mit Fähnchen. Zu Ehren der Kaiserin war die gesamte ungarische Regierung mit dem Ministerpräsidenten Graf Gyula Andrássy an der Spitze angetreten. Alle trugen die traditionelle ungarische Kleidung mit den Auszeichnungen am silbernen und goldenen Dreiecksband. Kaiserin Elisabeth stieg, in einer Reiserobe gekleidet, aus dem Zug auf den für sie ausgerollten roten Teppich. Über dem Kleid trug sie einen weißen Nerzmantel und auf dem Kopf einen braunen Hut aus Kaninchenfell mit einer kurzen Straußenfeder. Die Kapelle spielte einen ungarischen Marsch und viele weiße Tauben wurden in die Freiheit entlassen. Ein sechsjähriges Mädchen in ungarischer Tracht und mit einer Haube mit fliegenden Quasten lief zur Kaiserin und überreichte ihr einen großen Strauß frischer Blumen. Elisabeth hob das Kind hoch, küsste es auf die Stirn und ein breites Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.

„Eljen Erz’bet, Eljen Sisi“, rief ihr die Menge entgegen.

Elisabeth war auf Wunsch des Kaisers nach Ungarn gereist, um die Beziehungen zur ungarischen Regierung zu stärken.

Elisabeth hatte Andrássy auf einer ihrer vielen Reisen in Paris elf Jahre früher, 1857, kennengelernt. Andrássy befand sich damals im französischen Exil, nachdem ihn der Kaiser wegen Unterstützung des ungarischen Aufstandes 1848 in Abwesenheit zum Tode verurteilt hatte.

Ida Ferenczy, die Vorleserin und Ungarischlehrerin der Kaiserin, hatte damals das Treffen der Kaiserin mit Andrássy initiiert. Vier Jahre jünger als die Kaiserin, war sie für Elisabeth Freundin und Vertraute. Andrássy galt als der charmanteste Mann in Paris und war begehrter Gast in den Salons und Gesellschaften des Adels. Auf Grund der über ihm schwebenden Todesstrafe wurde er le beau pendu1 genannt. Idas Erzählungen über Andrássy hatten Elisabeths Neugierde geweckt und sie wünschte ihn – trotz seiner dunklen Vergangenheit – kennenzulernen. Andrássy war groß und seine schwarzen Locken waren stets sorgfältig gekämmt. Unter dunklen buschigen Augenbrauen blitzten feurige kohlschwarze Augen. Er hatte eine Adlernase und einen drahtigen Bart. Mit seinen magyarischen theatralischen Umgangsformen beeindruckte Andrássy Elisabeth bereits bei ihrer ersten Begegnung. Sie trafen einander von da an auf jeder der häufigen Reisen, die Elisabeth unternahm, um der starren Etikette des habsburgischen Kaiserhofes zu entfliehen. Andrássy wurde nach Jahren begnadigt, kehrte nach Ungarn zurück und wurde erst stellvertretender Ministerpräsident und schließlich Regierungschef. Als es unter Ungarns Aufständischen wieder zu brodeln begann, überzeugte Andrássy die ungarische Regierung davon, dass Elisabeth der einzige Mensch war, der den Kaiser von seinem Wunsch abbringen könnte, Ungarn neuerlich zu annektieren. Die Erinnerung an die Unterdrückung des Aufstandes 1848 mit Hilfe der russischen Armee war den Ungarn noch sehr gegenwärtig und die Regierung war bereit, alles zu unternehmen, um neuerlichen Schaden an der endlich wieder aufkeimenden ungarischen Wirtschaft abzuwenden. Elisabeth reiste in dieser Angelegenheit noch oft nach Ungarn und traf bei jedem ihrer Besuche mit Andrássy in Gödöllö zusammen.

Das Schloss hatte die Ungarische Regierung dem Kaiserpaar anlässlich der Krönung zu König und Königin von Ungarn geschenkt. Es wurde als Krönungsgeschenk gewählt, weil man um Elisabeths Liebe zu der Landschaft um Gödöllö wusste. Die Ungarn brachten damit ihre besondere Wertschätzung für die Kaiserin und deren intensive Bemühungen um die Gleichstellung Ungarns und die Schaffung der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie zum Ausdruck. Das in Weiß und Rosa gehaltene Barockschloss war von einem weitläufigen Park umgeben und lag 28 Kilometer östlich von Budapest. Der Wohntrakt war in Form zweier versetzt aneinander hängender Us errichtet und von einem gepflegten französischen Garten umgeben; die gewölbten Öffnungen der beiden Reihen Pferdestallungen waren grün gestrichen. Elisabeth liebte das Schloss und hielt sich auf ihren Reisen nach Ungarn häufig dort auf. Sie war eine leidenschaftliche Reiterin und fühlte sich hier sehr an ihre Jugendzeit in Bayern erinnert.

Elisabeth kehrte von einem langen Ritt am weitläufigen Übungsplatz des Schlosses zurück. Enigma, ihr Lieblingspferd, erzitterte vor Aufregung als sie es neuerlich zum Sprung über das Holzbalkenhindernis anspornte. Sie wiederholte den Sprung so lange, bis er perfekt gelang und kehrte erst dann zum Schloss zurück. Angela, die ungarische Dienerin, empfing sie und half ihr, die eng anliegende Reitkleidung abzulegen und in ein heißes Bad zu gleiten. Müde sank sie danach in das weiche Sofa im Ankleidezimmer und genoss es, von Angela mit Jasminöl massiert zu werden. Diesen Raum, dessen Tapeten mit violetten Rosenblüten übersät waren, liebte sie besonders. Auf einer Seite stand ein weißer Kamin mit goldenen Verzierungen und auf der anderen Seite Büste von Heinrich Heine, den Elisabeth - zum Leidwesen ihrer deutschen Verwandten - verehrte. Elisabeth lauschte einer Arie aus La Traviata – das neumodische Orchestrion2 hatte sie in Genf samt den 24 verfügbaren Spielplatten aus Metall erstanden.

Gyula Andrássy wurde an diesem Tag erwartet und am Abend war zu seinen Ehren ein Galadiner angesetzt, zu dem sein Lieblingsgericht - Zwiebelrostbraten – zubereitet wurde.

Es dämmerte bereits, und die allerletzten Sonnenstrahlen stahlen sich durch die grünen Vorhänge vor den großen gartenseitigen Fenstern. Die Baumwipfel wiegten sich im sanften Wind, die Vögel stimmten ihren Abendgesang an und der Himmel färbte sich rot.

Elisabeth trat zur Kommode, öffnete das darauf liegende Kuvert, entnahm ein duftendes Blatt Papier und las das Gedicht, welches sie am Vorabend für Andrássy verfasst hatte, noch einmal durch. Sie hatte Tränen in den Augen.

Andrássy war nicht nur ihr Geliebter, sondern teilte mit ihr auch ein geheimes Vorhaben. Gemeinsam planten sie die Schaffung eines Blocks slawischer Staaten als Bollwerk gegen die Ausbreitung des Deutschen Reiches. Ungarn musste sich zu diesem Zweck von der Österreichisch-Ungarischen Monarchie lossagen. Der Plan war einfach: Rudolf, Elisabeths Sohn, soll mit Andrássys Hilfe zum König von Ungarn gekrönt werden. Finanziert soll das mit jenen Geldern werden, die Elisabeth auf ein Konto in der Rothschild-Bank in Genf transferiert hatte. Noch musste alles im Geheimen abgewickelt werden und dafür war der Kontakt zu Andrássy zu auffallend. Daher musste vorerst sie das Opfer bringen und sich von ihrem Geliebten trennen.

Hab, armer Freund, dich wohl betrogen,
Als ich mich in dein Herze stahl,
Hätt mich fast selbst dort festgelogen
Zu unserer beiden Schmerz und Qual.

In hellen Flammen steht die Brücke,
Die mich dereinst mit dir verband,
Nur einmal blickt mein Geist zurücke
Eh‘ er auf ewig abgewandt.

Andrássy kam direkt von einer Parlamentssitzung in Pest. Er ritt alleine, passierte das Wächterhäuschen und sprang vor dem Eingang zum Schloss von seinem Pferd. Er eilte die Treppe hinauf, zu dem geheimen Gang, der direkt zu Elisabeths Schlafgemach führte.

„Geliebter“, rief Elisabeth, als sie seine elegante Gestalt erblickte, und lief in seine Arme. Andrássy, der kürzlich das 44. Lebensjahr vollendet hatte, wirkte auf sie noch ebenso anziehend wie vor elf Jahren, als sie einander in Paris erstmals begegnet waren. Gleichzeitig lachend und weinend zog sie ihn zu ihrem Himmelbett. „Sag, dass ich schön bin“, drängte sie ihn, „Sag es mir“.

Die Kirchenkatakomben

(Neun Jahre später)

In einem tiefgelegenen Keller zog eine lange Reihe von Gestalten mit weißen Kapuzen treppab zu einem großen Saal. Die Fackeln flackerten leicht im Luftzug, der durch unsichtbare Öffnungen eindrang, und warfen ihre Schatten auf die Gewölbe aus rohem Stein. Da und dort leuchtete eine Inschrift im Kalkgestein auf: Dies irae – Tag des Zorns, Contemptus Mundi – Verachtung der irdischen Welt, De diligendo libertas – über die Freiheitsliebe. Rund um langen Tisch in der Mitte des Saales saßen sechs Männer, von Kopf bis Fuß in lange weiße Kutten gehüllt. Auf der Brust und am Rücken der Kutten waren große schwarze Kreuze aufgestickt und von leuchtenden silbernen Kreisen umgeben. Auf einer Seite des Kreuzes stand der griechische Buchstabe Alpha und auf der anderen Seite das Omega. In der Mitte des Tisches erstrahlte ein Relief, welches die vier Reiter der Apokalypse im Kreis darstellte. In einer Porzellanschale befand sich ein langer und spitzer, metallisch blitzender Dolch mit Dreikantklinge; in einer weiteren Schale brannte eine Kerze, daneben stand ein randvoll mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit gefüllter Silberbecher.

Das leise Murmeln verstummte sofort, als eine schwarz gekleidete Gestalt aus dem Nichts erschien. Da die schwarze Kutte bodenlang war, schien es, als würde die Gestalt schweben. Unter der üppigen Kapuze war kein Gesicht zu erkennen; es stach nur der angsteinflößende Blick zweier grün leuchtender Augen hervor. Das flackernde Licht der Fackeln warf lange Schatten auf die Wände und die unzähligen in den Nischen des Saales gestapelten Särge....

Erscheint lt. Verlag 16.5.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-99057-866-9 / 3990578669
ISBN-13 978-3-99057-866-7 / 9783990578667
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