Mansfield Park (eBook)

Roman. Neu übersetzt von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
576 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-403429-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mansfield Park -  Jane Austen
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
In Mansfield Park wächst die aus schwierigen Verhältnissen stammende Fanny Price bei ihrer wohlhabenden Tante und deren vier Kindern auf. Dort wird sie mehr geduldet als geliebt. Nur ihr Cousin Edward begegnet ihr mit Zuneigung. Doch das beschauliche Landleben gerät aus den Fugen, als die Londoner Bonvivants Mary und Henry Crowford auftauchen und mit ihren Kabalen und durchtriebenen Verführungskünsten alles auf den Kopf stellen. Eheversprechen werden aufgelöst und reihenweise Herzen gebrochen. Nur die stille Fanny durchschaut das Spiel. Jane Austen, die Meisterin des wohltemperierten Dialogs, des nonchalanten Witzes und der scharfen Charakterzeichnung erweist sich in ihrem dritten Roman als gereifte Erzählerin auf der Höhe ihrer Kunst. Nach ?Gefühl und Vernunft? und ?Stolz und Vorurteil? verleihen Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié auch ?Mansfield Park? einen frischen und modernen Ton. Mit einem Nachwort von Julika Griem. »Die vollkommenste Künstlerin unter (uns) Frauen, eine Autorin, deren Bücher unsterblich sind...« Virginia Woolf über Jane Austen

Jane Austen wurde 1775 in Steventon (Hampshire) geboren. Mit sieben Geschwistern wuchs sie im Pfarrhaus von Steventon auf, zu Hause unterrichtet von ihrem Vater, der ihre literarischen Neigungen förderte. Sie blieb unverheiratet und teilte ihr zurückgezogenes Leben mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Cassandra bis zu ihrem frühen Tod im Jahre 1817 in Winchester. Mit Romanen wie ?Stolz und Vorurteil? oder ?Verstand und Gefühl?, die feine Gesellschaftssatire mit der Geschichte vom romantischen Schicksal unverwechselbarer Heldinnen paaren, zählt sie heute zu den einflussreichsten und meist gelesenen Autorinnen der englischen Literaturgeschichte.

Jane Austen wurde 1775 in Steventon (Hampshire) geboren. Mit sieben Geschwistern wuchs sie im Pfarrhaus von Steventon auf, zu Hause unterrichtet von ihrem Vater, der ihre literarischen Neigungen förderte. Sie blieb unverheiratet und teilte ihr zurückgezogenes Leben mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Cassandra bis zu ihrem frühen Tod im Jahre 1817 in Winchester. Mit Romanen wie ›Stolz und Vorurteil‹ oder ›Verstand und Gefühl‹, die feine Gesellschaftssatire mit der Geschichte vom romantischen Schicksal unverwechselbarer Heldinnen paaren, zählt sie heute zu den einflussreichsten und meist gelesenen Autorinnen der englischen Literaturgeschichte. Manfred Allié, geboren 1955 in Marburg, übersetzt seit über dreißig Jahren Literatur. 2006 wurde er mit dem Helmut-M.-Braem-Preis ausgezeichnet. Neben Werken von Jane Austen, Joseph Conrad und Patrick Leigh Fermor übertrug er unter anderem Romane von Yann Martel, Richard Powers, Joseph O'Connor, Reif Larsen und Patricia Highsmith ins Deutsche. Er lebt in der Eifel.

Eine neue Übersetzung überträgt Austens souveränen Stil und die pointierten Dialoge mit geschmeidiger Eleganz ins Deutsche.

[…] ihr wohl amüsantester Roman […] ein Stoff der niemals altert …

Erstes Buch


1. Kapitel


An die dreißig Jahre ist es her, dass Miss Maria Ward aus Huntingdon, eine Frau mit gerade einmal siebentausend Pfund, das Glück hatte, sich Sir Thomas Bertram zu angeln, von Mansfield Park in der Grafschaft Northampton, und so zum Rang einer Baronetsgattin aufstieg, mit allem Ansehen und allen Annehmlichkeiten eines vornehmen Hauses und eines stattlichen Einkommens. Ganz Huntingdon staunte über diese Verbindung, und selbst ihr Onkel, der Advokat, war der Ansicht, dass ihr für eine solche Partie doch mindestens dreitausend fehlten. Sie hatte zwei Schwestern, denen ihr neuer Rang zustattenkam, und diejenigen in ihrer Bekanntschaft, die fanden, dass Miss Ward und Miss Frances an Schönheit Miss Maria nicht nachstanden, sagten ihnen zuversichtlich eine kaum weniger vorteilhafte Heirat voraus. Aber es gibt nun einmal nicht so viele vermögende Männer auf der Welt, wie es hübsche Frauen gibt, die sie verdienten. Nach einem halben Dutzend Jahren blieb Miss Ward nichts anderes übrig, als den Reverend Mr Norris zu nehmen, einen Freund ihres Schwagers fast ganz ohne eigenes Vermögen, und Miss Frances erging es gar noch schlechter. Miss Wards Heirat war genau besehen nicht zu verachten, denn Sir Thomas war in der glücklichen Lage, seinem Freund mit der Pfarrstelle von Mansfield ein Einkommen verschaffen zu können, und so begannen Mr und Mrs Norris ihr Eheglück mit doch immerhin beinahe tausend Pfund im Jahr. Miss Frances hingegen heiratete, wie man zu sagen pflegt, unter Stande, und das, indem sie sich einen Marineleutnant ohne Bildung, ohne Vermögen, ohne Verbindungen aussuchte, sehr gründlich. Eine unpassendere Wahl hätte sie kaum treffen können. Sir Thomas Bertram hatte Einfluss, den er aus Prinzip, aus Stolz, aus einem allgemeinen Wunsch heraus, das Rechte zu tun, und aus dem Bestreben, jeden aus seiner Verwandtschaft in angesehener Stellung zu sehen, gern für Lady Bertrams Schwester eingesetzt hätte; aber die Stellung ihres Gatten war solcherart, dass kein Einfluss etwas ausrichten konnte, und bevor er die Zeit hatte, sich eine andere Unterstützung auszudenken, war es zwischen den Schwestern bereits zum vollständigen Bruch gekommen. Das Zerwürfnis ergab sich wie von selbst aus dem Betragen aller Beteiligten, ganz wie es nach einer so unbedachten Heirat fast immer zu geschehen pflegt. Um sich nutzlose Vorhaltungen zu ersparen, hatte Mrs Price ihrer Familie gar nicht erst zu dem Thema geschrieben, und sie erfuhren erst davon, als die Ehe bereits geschlossen war. Lady Bertram, eine Frau von äußerst ruhiger Art und bemerkenswert gutmütigem und nachsichtigem Temperament, wäre zufrieden damit gewesen, ihre Schwester einfach aufzugeben und sich danach keine Gedanken mehr zu machen; doch Mrs Norris war von regerem Geist und hatte nicht eher Ruhe, als bis sie Fanny einen langen und energischen Brief geschrieben hatte, in dem sie ihr die Unmöglichkeit ihres Betragens vor Augen hielt und ihr alle erdenklichen schlimmen Folgen ausmalte. Daran nahm wiederum Mrs Price Anstoß, sie war gekränkt und wütend, und eine Antwort, die in ihrer Bitterkeit beide Schwestern gleichermaßen beschimpfte und so respektlose Betrachtungen über den Stolz von Sir Thomas anstellte, dass Mrs Norris sie unmöglich für sich behalten konnte, machte für geraume Zeit jeglichem Umgang zwischen ihnen ein Ende.

Sie wohnten so weit auseinander, die Kreise, in denen sie sich bewegten, hatten so wenig gemein, dass sich in den folgenden elf Jahren kaum eine Gelegenheit ergab, voneinander zu hören, und Sir Thomas konnte sich nur wundern, wie Mrs Norris es wohl erfahren hatte, wenn sie ihnen, wie es von Zeit zu Zeit geschah, mit ärgerlicher Stimme zuzischte, dass Fanny schon wieder ein Kind bekommen habe. Am Ende des elften Jahres jedoch konnte Mrs Price es sich nicht länger leisten, dem Stolz oder dem Ärger nachzugeben und auch nur eine einzige Verbindung zu verlieren, die ihr vielleicht von Nutzen sein konnte. Eine große und immer noch größer werdende Familie, ein Ehemann, der aus dem aktiven Dienst ausgeschieden, aber deswegen dem geselligen Leben und einem guten Tropfen nicht weniger abgeneigt war, und ein sehr mageres Einkommen, von dem sie ihren ganzen Lebensunterhalt bestreiten mussten, legten ihr nahe, sich doch wieder um die Freunde zu bemühen, die sie so leichtfertig verstoßen hatte, und sie wandte sich an Lady Bertram mit einem Brief, aus dem so viel Zerknirschung und Verzweiflung sprachen, ein solcher Überfluss an Kindern und ein solcher Mangel an fast allem anderen, dass alle, die ihn lasen, gar nicht anders konnten, als sich die Aussöhnung zu wünschen. Die neunte Niederkunft stand bevor, und nachdem sie diesen Umstand bejammert und das erwartete Kind ihrer Großzügigkeit anempfohlen hatte, konnte sie nicht umhin zu schreiben, wie sehr auch die anderen acht auf ihrem weiteren Lebensweg der Unterstützung ihrer Verwandtschaft bedürften. Der Älteste sei ein Junge von zehn Jahren, ein hübscher, lebhafter Bursche, der sich danach sehne, etwas von der Welt zu sehen; aber was könne sie ihm schon bieten? Bestehe vielleicht Hoffnung, dass er Sir Thomas auf seinen Besitzungen in Westindien von Nutzen sein könne? Keine Arbeit solle zu gering für ihn sein – oder was halte Sir Thomas vom Armeedepot in Woolwich? Oder wisse er eine Möglichkeit, einen Jungen nach Ostindien zu schicken?

Der Brief tat seine Wirkung. Er stellte Frieden und Eintracht wieder her. Sir Thomas gab freundliche Ratschläge, sprach Empfehlungen aus, Lady Bertram schickte Geld und Windeln, und Mrs Norris schrieb die Briefe.

Das waren die Ergebnisse, die sich sogleich einstellten; und binnen eines Jahres erwuchs Mrs Price sogar ein noch größerer Vorteil daraus. Oft sprach Mrs Norris zu den anderen davon, dass ihre arme Schwester und deren Familie ihr einfach nicht aus dem Sinn gingen und dass etwas in ihrem Herzen offenbar, trotz all dem, was sie bereits für sie getan hätten, noch nicht zufrieden sei – und nach einer Weile konnte sie es einfach nicht mehr für sich behalten und kam damit heraus, sie wünsche sich, dass sie die Last und die Kosten für eines der vielen Kinder ganz von Mrs Prices Schultern nähmen. Was, wenn sie gemeinschaftlich die Verantwortung für ihre älteste Tochter trügen? – ein Mädchen von mittlerweile neun Jahren, mit anderen Worten in einem Alter, in dem es mehr Aufmerksamkeit brauche, als die arme Mutter ihm je geben könne. Was es sie an Aufwand und Mitteln koste, sei nichts im Vergleich zum wohltätigen Nutzen ihrer Unternehmung. Lady Bertram stimmte auf der Stelle zu. »Ich glaube, etwas Besseres können wir gar nicht tun«, sagte sie; »lassen wir das Kind kommen.«

So spontan, so ohne alle Bedenken konnte Sir Thomas sein Einverständnis nicht geben. Er überlegte, er zögerte; die Verantwortung war groß; ein Mädchen, das auf diese Art aufwuchs, musste angemessen versorgt sein, sonst war es grausam, nicht freundlich, es von seiner Familie fortzuholen. Er dachte an seine eigenen vier Kinder – die zwei Söhne – an Cousins und Cousinen, die sich ineinander verlieben, all das –, aber er hatte kaum angefangen, seine Einwände darzulegen, da unterbrach ihn Mrs Norris auch schon mit einer Antwort, die all seine Argumente entkräftete, ob er sie nun vorgebracht hatte oder nicht.

»Mein lieber Sir Thomas, ich verstehe Sie vollkommen und weiß die Großherzigkeit, das Feingefühl in Ihren Überlegungen zu schätzen; so und nicht anders kennen wir es von Ihnen, und ich bin durchaus Ihrer Meinung, im Grundsätzlichen, dass man alles tun muss, um gut für ein Kind zu sorgen, dessen Geschicke man gewissermaßen in die Hand genommen hat; und ich bin gewiss die Letzte, die in so einem Falle nicht ihren Beitrag leisten würde. Da ich keine eigenen Kinder habe, wen sollte ich mit dem wenigen bedenken, das ich einmal zu vergeben habe, wenn nicht die Kinder meiner Schwestern? – und ich bin sicher, dass auch Mr Norris, aufrechter Mann, der er ist … aber Sie wissen ja, ich bin eine Frau, die keine großen Worte macht, keine Beteuerungen. Wir wollen uns nicht durch kleinliche Bedenken von einer guten Tat abhalten lassen. Geben Sie einem Mädchen eine Erziehung, führen Sie es angemessen in die Gesellschaft ein, und es steht zehn zu eins, dass sie eine gute Partie machen wird, ohne dass noch jemandem weitere Kosten entstehen. Eine Nichte von uns, darf ich sagen, oder doch eine Nichte von Ihnen, Sir Thomas, wüchse in einer solchen Umgebung nicht ohne mancherlei Vorteil auf. Ich will nicht behaupten, dass sie so liebreizend würde wie ihre Cousinen. Das bestimmt nicht; aber sie würde in die Gesellschaft dieser Gegend unter so glücklichen Vorzeichen eingeführt, dass sie, nach allem, was wir voraussagen können, gut unterkäme. Sie haben Bedenken wegen Ihrer Söhne – aber sehen Sie denn nicht, dass so etwas gerade dann am unwahrscheinlichsten ist, wenn sie gemeinsam aufwachsen wie Bruder und Schwester? Dann kann es gar nicht geschehen. Ich habe nie von einem Fall gehört. Ja, es ist sogar die einzig verlässliche Methode, eine solche Verbindung zu verhindern. Stellen wir uns vor, sie wäre ein hübsches Mädchen, und Tom oder Edmund sähen sie in sieben Jahren zum ersten Mal, dann, möchte ich prophezeien, kämen Sie in Schwierigkeiten. Allein die Vorstellung, dass man zugelassen hatte, dass sie fern von uns unbeachtet und in Armut groß wurde, würde genügen, dass einer von den beiden braven, gutherzigen Jungen sich in sie verliebte. Aber lassen Sie sie von nun an miteinander aufwachsen, dann wird sie...

Erscheint lt. Verlag 22.6.2017
Übersetzer Manfred Allié, Gabriele Kempf-Allié
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 18. Jahrhundert • Anspruchsvolle Literatur • Eheversprechen • England • englischer Klassiker • Gefühl und Vernunft • Heirat • Humor • Kabale und Liebe • Landleben • Mansfield Park • Neuübersetzung • Stolz und Vorurteil • Verführungskünste • Witz
ISBN-10 3-10-403429-X / 310403429X
ISBN-13 978-3-10-403429-4 / 9783104034294
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,0 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Iris Wolff

eBook Download (2024)
Klett-Cotta (Verlag)
18,99