Elsässer Versuchungen (eBook)

Ein Fall für Major Jules Gabin
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
285 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-97614-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Elsässer Versuchungen -  Jean Jacques Laurent
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Seit einem Jahr leitet Major Jules Gabin die Gendarmerie in dem beschaulichen Städtchen Rebenheim mit Erfolg. Nur als ein Toter am Ufer des Rheins angeschwemmt wird, interessiert ihn das zunächst herzlich wenig, denn der Fluss liegt nicht in seinem Zuständigkeitsbereich. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass das Opfer zuletzt Gast in der hiesigen Pension Auberge de la Cigogne gewesen war. Und damit nicht genug: Der Deutsche, ein Geologe, verfolgte eine heikle Mission - er suchte im Elsass, in dem sich eigentlich alles nur um Wein und Kulinarisches dreht, nach Goldvorkommen. Wurde das Opfer aus schnöder Habgier umgebracht? Major Gabin hat da so seine Zweifel ... Major Jules Gabin ermittelt: Band 1: Elsässer Erbschaften Band 2: Elsässer Sünden Band 3: Elsässer Versuchungen Band 4: Elsässer Verfehlungen Band 5: Elsässer Intrigen Alle Bände sind in sich abgeschlossene Fälle und können unabhängig voneinander gelesen werden.

Jean Jacques Laurent ist das Pseudonym eines deutschen Autors, der bereits zahlreiche Kriminalromane verfasst hat. Mehrmals im Jahr reist er zu seiner Familie ins Elsass, wo er Land und Leute studiert und die gute Küche genießt. Immer mit einem Gläschen Weißwein dazu, denn im Gegensatz zu Rotweinliebhaber Major Gabin hat der Autor nichts gegen den Elsässer Silvaner einzuwenden.

LE PREMIER JOUR

DER ERSTE TAG

Jules Gabin öffnete die Augen und blinzelte ins Sonnenlicht, das sich seinen Weg durch die Spalten der Jalousie suchte. Es musste sieben Uhr sein, wahrscheinlich etwas früher, denn sein betagter Reisewecker hatte noch nicht geklingelt. Langsam richtete er sich auf und schlug die Bettdecke zurück. Jules war nackt, und in seinem Kopf brummte es. Das letzte Glas vom guten Crémant d’Alsace musste zu viel gewesen sein. Er sah zum Tisch hinüber, wo zwei leere Flaschen standen. Wann hatten sie sich hingelegt, fragte er sich. Sicher nicht früher als gegen eins, wobei »hinlegen« nicht schlafen bedeutet hatte.

Jules tastete sich mit der linken Hand auf die andere Seite des Bettes vor und fühlte etwas Warmes und Weiches. Damit löste er ein herzhaftes Gähnen aus.

»Müssen wir etwa schon aufstehen?« Die Stimme klang schläfrig.

»Müssen? Ja. Aber wollen? Nein.« Jules ließ seine Hand weiterwandern.

»Finger weg, Major! Irgendwann ist mal Schluss.«

Jules sah ein, dass er sich einen neuen Versuch sparen konnte, denn er musste ja zur Arbeit. Also schwang er sich schweren Herzens von der Matratze und ging ins Bad. Bevor er eintrat, wandte er sich um und genoss den Blick auf den wunderschönen Körper, der auf dem Bett drapiert war wie auf einem Gemälde. Die sonnengebräunte Haut und die sanften Formen, die nur unzureichend von der Decke verborgen wurden, zauberten einen versonnenen Ausdruck auf sein Gesicht.

An das beengte Badezimmer, in dem Wanne und Dusche eine Einheit bildeten und dessen Wände noch die Fliederfarbe seiner Vormieterin trug, musste sich Jules erst gewöhnen. Wie auch an vieles andere in dem verwinkelten Appartement, in das er vor wenigen Wochen eingezogen war. Ein glücklicher Zufall hatte ihm zu dieser Bleibe verholfen, denn nachdem seine Wohnungssuche auf offiziellen Wegen erfolglos geblieben war, hatte er die Gunst der Stunde genutzt: Bernadette, ehemalige Weinkönigin von Rebenheim, musste wegen Anstiftung zum Mord eine mehrjährige Haftstrafe verbüßen. Jules, der sie überführt und ins Gefängnis gebracht hatte, übernahm kurzerhand ihren Mietvertrag und zog ein. Sehr zum Verdruss von Clotilde, der Wirtin der Auberge de la Cigogne, in der er während der ersten Monate seiner Dienstzeit als Kommandant der örtlichen Gendarmerie gelebt hatte und wo er fürsorglich bemuttert worden war.

Jules dachte über die großen Veränderungen in seinem Leben nach, während er Wangen und Hals für eine dringend fällige Rasur einschäumte. Dabei betrachtete er sich im Spiegel und sah das zottelige schwarze Haar und die unruhigen dunklen Augen. Mit einem Anflug von Selbstzweifeln fragte er sich, ob er die Frau, mit der er diese wunderbare Nacht verbracht hatte, überhaupt verdiente. Die Leidenschaft, mit der sie sich zueinander hingezogen fühlten, versetzte ihn in einen permanenten Rauschzustand. Jules mochte sein Glück kaum fassen und konnte an nichts anderes denken als an sie. Ihre Liebe erschien ihm wie ein Traum, der hoffentlich nicht so bald ausgeträumt sein würde.

Nach einer gründlichen Rasur putzte sich Jules die Zähne und sprang unter die Dusche. Erst ganz heiß und dann eiskalt, so wie er es immer tat. Das weckte die Lebensgeister. Als er im Morgenmantel das Bad verließ, fand er das Bett leer vor. Die Laken waren zerwühlt und verströmten ihren Duft. Zeugen einer vollkommenen Nacht.

In der Küche, die Jules mitsamt Ausstattung inklusive geblümtem Kaffeeservice von Bernadette übernommen hatte, standen zwei dampfende Tassen café allongé. Schmunzelnd kam Jules näher.

»Merci, chérie«, sagte er, während er sich herunterbeugte, um ihr auf die Wange zu küssen.

»Bedankst du dich für den Kaffee oder für die Nacht?«

Joanna Laffargue trug eines seiner T-Shirts, das ihr viel zu weit war. Ihre Wangen waren gerötet, das kurz geschnittene blonde Haar stand in alle Richtungen ab. Jules setzte sich ihr gegenüber und nippte an seinem Kaffee. Er betrachtete die junge Frau, die er vor einem Jahr als gestrenge Untersuchungsrichterin kennen- und fürchten gelernt hatte, die sich aber schon bald einen festen Platz in seinem Herzen erobern konnte. Oder war die Initiative nicht doch eher von ihm ausgegangen? Wahrscheinlich von beiden, denn dass es zwischen ihnen knisterte, war ihnen schon bei der allerersten Begegnung aufgefallen. Nur hatte es Jules zunächst nicht wahrhaben wollen – denn es gab bereits eine Frau in seinem Leben: Lilou, seit sechs Jahren seine Partnerin, hatte in seiner Heimatstadt Royan auf seine Rückkehr gewartet. Eine Zeit lang war Jules hin- und hergerissen gewesen, taumelnd zwischen diesen beiden völlig unterschiedlichen Menschen: die eine mit südländischem Temperament gesegnet, quirlig, impulsiv, leicht aufbrausend. Die andere viel nüchterner, professionell im Beruf, bedacht im Privaten, aber auch voller Leidenschaft, wie er letzte Nacht nicht zum ersten Mal erfahren durfte.

So schwer es ihm auch gefallen war, hatte er mit seiner Lilou vor einem halben Jahr Schluss gemacht. Dafür hatte sie ihm eine Mordsszene geliefert, und für kurze Zeit hatte Jules gefürchtet, dass seine Kollegen bald in eigener Sache ermitteln müssten: Es hatte nicht viel gefehlt, und Lilou hätte ihn erschlagen. Als Wurfgeschosse dienten Schuhe, Bücher und sogar eine Vase. Doch schließlich zeigte sie ein Einsehen und akzeptierte die Trennung. Seitdem hatte Jules nichts mehr von Lilou gehört und konnte sich reinen Gewissens auf die neue Frau an seiner Seite einlassen.

Er war glücklich und zufrieden wie lange nicht mehr, auch wenn er wusste, dass seine Beziehung mit Joanna noch sehr fragil war. Während Lilou ihn als festen Partner betrachtet hatte und auf eine baldige Heirat ausgewesen war, legte Joanna großen Wert auf ihre Eigenständigkeit. Das Zusammenziehen in eine Wohnung kam für sie überhaupt nicht infrage. Sie machte auch deutlich, dass sie nicht vorhabe, Jules irgendeine Art von Rechenschaft abzulegen über das, was sie tat, wenn sie beide gerade nicht zusammen waren. In diesen sauren Apfel musste Jules beißen. Doch das tat er nicht ungern. Er mochte saure Äpfel.

Joanna trank ihren Kaffee aus und schaute auf das verschnörkelte Ziffernblatt der Küchenuhr. »Wann willst du in der Gendarmerie sein? Um halb neun? Oder reicht auch neun? Bei mir würde es genügen, wenn ich erst in einer halben Stunde losfahre. Was meinst du?«, fragte sie mit einem Lächeln, das Jules nicht anders als anzüglich bezeichnen konnte.

Er schob seinen Stuhl zurück und trat hinter sie, um ihr das T-Shirt auszuziehen. Doch das Läuten an der Wohnungstür hinderte ihn daran.

Als er öffnete, sah er sich einer korpulenten Frau im traditionellen elsässischen Trachtenkleid gegenüber, die einen Weidenholzkorb vor ihrer stattlichen Brust trug. Ihr rundliches Gesicht wurde zur Hälfte von einer Baguettestange verdeckt.

»Clotilde!«, rief er überrascht. »Was machen Sie denn hier, so früh am Morgen?«

Statt eine Antwort zu geben, zwängte sich die Wirtin der Auberge de la Cigogne an ihm vorbei in die Wohnung, versah Joanna mit einem schmallippigen »Bonjour« und stellte den Proviantkorb auf dem Küchentisch ab. Sie ließ dem Baguette einen Napf Salzbutter und einen sorgsam umwickelten Munster-Géromé folgen, den würzigen Weichkäse aus den Hochvogesen, den Jules so sehr schätzte. Anschließend tafelte sie als süße Alternative einige Gläser mit hausgemachtem Quitten- und Traubengelee auf und zauberte ein halbes Dutzend pain au chocolat hervor, eine weitere von Jules’ Leibspeisen.

Dem gingen glatt die Augen über, als er all die Köstlichkeiten vor sich sah. Im Gegensatz zu den meisten seiner Landsleute war Jules nämlich alles andere als ein Frühstücksmuffel. Er liebte es, schon morgens zu schlemmen – je üppiger, desto besser.

»Habe ich es mir doch gedacht, dass Mademoiselle Laffargue es nicht schafft, für Sie einzukaufen«, sagte Clotilde mit einem süffisanten Grinsen. »Die jungen Leute haben ja heutzutage so viel anderes zu tun. Da kommt der Haushalt nun mal zu kurz.«

Während Jules diese Spitze in Richtung Joanna wohlweislich überhörte und sich mit Wonne über seine geliebten Schokoladenbrötchen hermachte, strafte Joanna Clotildes kulinarisches Aufgebot mit Missachtung und verließ den Raum. Kurz darauf hörte Jules die Badezimmertür knallen.

Clotilde zuckte die Schultern und ließ sich auf dem frei gewordenen Platz nieder.

»Na, wie fühlen Sie sich in Ihrer Junggesellenbude, Monsieur le Commissaire?«, fragte sie und musterte ihren ehemaligen Dauergast wie eine Mutter ihren Sohn.

»Major«, korrigierte er den Dienstrang und antwortete diplomatisch: »Ganz gut.«

Das war es natürlich nicht, was Clotilde hören wollte. In erster Linie interessierte sie sich für sein völlig umgekrempeltes Liebesleben, das ihr offenkundig nicht behagte. Während Jules noch zwischen seinen beiden Favoritinnen geschwankt hatte, hatte sich die Wirtin klar hinter Lilou gestellt. Nun wartete sie wohl auf die erste Krise in Jules’ neuer Beziehung, um sich bestätigt zu sehen. Doch den Gefallen, aus dem Nähkästchen zu plaudern, tat Jules ihr nicht.

Clotilde bohrte nicht weiter nach, sondern wechselte das Thema: »Haben Sie von dem Toten gehört? Der...

Erscheint lt. Verlag 2.6.2017
Reihe/Serie Jules-Gabin-Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Buch • Bücher • Cay Rademacher • Elsass • Elsass-Krimi • Fachwerk • frankreich-krimi • Gendarmerie • humorvill • Jean-Luc Bannalec • Major Jules Gabin • Regionalkrimi • Sommer • Sophie Bonnet • Urlaubslektüre • Wein • Weinberg • witzig
ISBN-10 3-492-97614-X / 349297614X
ISBN-13 978-3-492-97614-5 / 9783492976145
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