Totenstille im Watt (eBook)
416 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490297-5 (ISBN)
Klaus-Peter Wolf, 1954 in Gelsenkirchen geboren, lebt als freier Schriftsteller in der ostfriesischen Stadt Norden, im selben Viertel wie seine Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Wie sie ist er nach langen Jahren im Ruhrgebiet, im Westerwald und in Köln an die Küste gezogen und Wahl-Ostfriese geworden. Seine Bücher und Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Bislang sind seine Bücher in 26 Sprachen übersetzt und über fünfzehn Millionen Mal verkauft worden. Mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt, darunter viele für »Tatort« und »Polizeiruf 110«. Der Autor ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. Die Romane seiner Serie mit Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen stehen regelmäßig mehrere Wochen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste, derzeit werden mehrere Bücher der Serie prominent fürs ZDF verfilmt und begeistern Millionen von Zuschauern.
- Spiegel Jahres-Bestseller: Belletristik / Taschenbuch 2017 — Platz 6
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 39/2017) — Platz 9
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 38/2017) — Platz 7
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 37/2017) — Platz 5
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 36/2017) — Platz 5
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 35/2017) — Platz 3
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 34/2017) — Platz 4
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 32/2017) — Platz 2
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 31/2017) — Platz 1
Klaus-Peter Wolf, 1954 in Gelsenkirchen geboren, lebt als freier Schriftsteller in der ostfriesischen Stadt Norden, im selben Viertel wie seine Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Wie sie ist er nach langen Jahren im Ruhrgebiet, im Westerwald und in Köln an die Küste gezogen und Wahl-Ostfriese geworden. Seine Bücher und Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Bislang sind seine Bücher in 26 Sprachen übersetzt und über fünfzehn Millionen Mal verkauft worden. Mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt, darunter viele für »Tatort« und »Polizeiruf 110«. Der Autor ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. Die Romane seiner Serie mit Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen stehen regelmäßig mehrere Wochen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste, derzeit werden mehrere Bücher der Serie prominent fürs ZDF verfilmt und begeistern Millionen von Zuschauern.
Es ist ein eigener Kosmos, den der Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf mit seinen Krimis erschaffen hat.
Spannung mit psychologischem Tiefgang garantiert feinsten Lesegenuss. Und Gänsehaut.
Spannend, fesselnd und unterhaltsam: Wer Ostfriesenkrimis liebt, sollte sich das neue Buch von Klaus-Peter Wolf nicht entgehen lassen.
Wer die Ostfriesenkrimis liebt, der sollte sich ›Totenstille im Watt‹ nicht entgehen lassen
... eine lesenswerte Geschichte, deren Fortsetzung im nächsten Sommer man kaum erwarten kann.
Der Krimi legt ein gewisses Tempo vor, ist mit hintersinnigem Humor und Ironie gespickt, dazu ein paar Seitenhiebe auf die Mediziner.
›Totenstille im Watt‹ ist genau die Mischung aus Bekanntem und Originalität, aus Anspruch und Unterhaltung, die gute Bestseller haben.
4
Das klingt jetzt vielleicht alles ganz easy. War es aber nicht von Anfang an.
Ich kam aus einem tiefen Loch nach Ostfriesland. Kurz davor, am Leben zu verzweifeln und mir die Pulsadern zu öffnen. Ich stand vor dem absoluten Nichts.
Ich hatte einen Beruf, für den ich völlig ungeeignet war und der mir keinerlei Spaß machte.
Augen auf bei der Berufswahl!
Ich war geworden, was meine Eltern von mir erwartet hatten. Ich bin nicht dem Ruf meines Herzens gefolgt, sondern irgendeinem Konstrukt aus Vernunft und dem Wunsch, es allen recht zu machen. Keine gute Strategie für ein glückliches Leben.
Meine Eltern hatten einen Textilbetrieb in Bamberg. Von Strandmoden bis zum Wintermantel und Dirndl haben wir alles hergestellt. Heißt, herstellen lassen. So billig, wie Klamotten in Deutschland verkauft werden, kann man sie im Grunde im Land kaum noch produzieren, außer als Werbegag.
Wir hatten eine Nähfabrik mit mehr als zweihundert Mitarbeitern im Königreich Marokko, in einem Viertel von Rabat, das ist die Hauptstadt. Und eine zweite in Casablanca. Gut fünfhundert Menschen in Marokko haben für unsere Firma gearbeitet.
Ja, ich spreche ein bisschen arabisch, schätze die arabische Küche, und noch heute koche ich lieber Couscous als Kartoffeln.
Ich habe meinen Vater oft nach Marokko begleitet, weil meine Mutter ihn nicht gerne allein in andere Kontinente reisen ließ.
In Deutschland hat meine Familie praktisch nur mit einem kleinen Team Modelle entworfen. Das waren natürlich alles ganz wichtige Leute, die zukünftigen Lagerfelds und Joops.
Ich verstehe nichts von Mode, und ehrlich gesagt, wenn mich irgendetwas im Leben nicht interessiert, dann Stoffe, Rüschen und Kleidung. Es sei denn, eine schöne Frau zieht sie gerade aus, um mir zu zeigen, wie sie darunter aussieht.
Diese Designer sind natürlich alle hochsensible Künstler, und nachdem ich den Laden auf Wunsch meines Vaters übernommen hatte, startete zunächst ein Wettbewerb um meine Gunst, und dann haben sich alle sehr viel Mühe gegeben, mir zu zeigen, dass sie die wichtigsten innovativen Köpfe sind und ich dankbar sein muss, dass sie für so ein popliges oberfränkisches Unternehmen arbeiten, statt nach Paris oder New York zu gehen, wo sie eigentlich hingehören.
Oh, wie ich es gehasst habe!
Wir wohnten in der Gärtnerstadt. Nicht zu verwechseln mit der Gartenstadt.
Neben uns gab es viele Gärtnereien und sogar einen Biobauern. Ja, ich wuchs – wenn ich zu Hause war und nicht im Internat – zwischen Vogelgezwitscher und Blumen auf. Mitten in der Stadt Bamberg, kurz hinterm Hotel National, gibt es eine ländliche Idylle.
Bei uns in Deutschland wurden die Modelle geschneidert, und meine Aufgabe bestand hauptsächlich darin, sie zu verkaufen. Das hat mein Vater auch immer gemacht. Er war gut vernetzt im Land, kannte Gott und die Welt, und als ich jünger war, hatte ich das Gefühl, die Arbeit meines Vaters bestünde daraus, mit Leuten essen zu gehen, ja, mit ihnen in Urlaub zu fahren, in Bars die Puppen tanzen zu lassen und dabei viel Geld zu verdienen.
Das alles mag auch eine Weile so gewesen sein. Aber sicherlich nicht mehr, als ich auf den Chefsessel gedrückt wurde. Ich stand gerade vor dem Physikum. Ich hatte in München und Erlangen Medizin studiert.
Mein Vater bekam kurz hintereinander zwei Schlaganfälle, konnte nicht mehr sprechen, und ab da redete meine Mutter für ihn, interpretierte seine Blicke und wurde zur Sachwalterin seiner Interessen. Für sie war völlig klar, dass ich ab sofort die Firma übernehmen müsste. Sie hatte vor, sich (mit drei Pflegekräften, einer Haushälterin und einem Gärtner) um Papa zu kümmern.
Die Modefirma, die so gut im Geschäft war und angeblich viele Millionen wert, wurde mir übertragen. Und damit auch die laufenden Bankkredite.
Ich war einfach ein zu guter Mensch, um so einen Betrieb zu führen, und mein Vater hat mir wohlweislich nie gesagt, wie der Hase wirklich läuft.
Gleich unsere erste Frühjahrskollektion nach Vaters Schlaganfall bin ich nicht mehr losgeworden. Ein Großkunde nach dem anderen sprang ab, dabei hatte ich unseren genialen Designern völlig freie Hand gelassen.
Ich fuhr mit einer fahrbaren Kleiderstange hinten im Auto, an der die schönen neuen Modelle hingen, zum Einkäufer einer Warenhauskette, die üblicherweise mit fünfhundert bis tausend Exemplaren pro Modell auf unserer Orderliste stand.
Ich dachte zunächst, das funktioniert garantiert. Der Einkäufer war höchstens zwei, drei Jahre älter als ich, salopp gekleidet, mit offenem Hemdkragen und Nikes an den Füßen. Er schien diesen ganzen Mode-Schnickschnack genauso zu verachten wie ich und verstand das Ganze als reine Geldmaschine.
Wir werden uns schnell einig, dachte ich. Und in der Tat liefen unsere Gespräche gut. Er stellte große Einkäufe in Aussicht. Vielleicht könne man das Volumen sogar bei einzelnen Dingen verdoppeln, zum Beispiel sei dieser Retro-Look für kleine Mädchen ein absoluter Knaller. Wir hätten den Farbenwechsel, weg von Pink hin zu gedeckteren Tönen, die ein ökologisches Bewusstsein ausdrücken sollten, bestens verstanden, sagte er.
Ganz nebenbei im Gespräch flocht er die Frage ein, ob ich vielleicht ein Auto kaufen wolle. Er winkte mich ans Fenster, zeigte nach unten, und dort auf dem Parkplatz stand ein geschätzt fünfzehn Jahre alter Opel.
Ich lachte und scherzte, ich fände Oldtimermodelle ja eigentlich auch ganz klasse, aber unser Fuhrpark sei gut bestückt und ich benötigte kein Auto.
Er schlug vor, ich solle mir das ruhig noch mal überlegen, und es klang wie ein Witz.
Als ich ihn verließ, bin ich unten auf dem Parkplatz noch mal an dem Opel vorbeigegangen und habe ihn mir angesehen.
Er hat sich einen Scherz erlaubt, dachte ich, das sollte nur ein Witz sein. Mit einem solchen Auto kann man sich in meiner Position doch nirgendwo sehen lassen.
Der rechte Kotflügel war eingebeult, und an den Türen rostete der Wagen. Er war nicht fünfzehn, sondern garantiert schon zwanzig Jahre alt.
Undenkbar, dass der Chefeinkäufer eines solchen Hauses mit so einer Schrottkarre morgens zum Dienst kam oder Kunden besuchte. Ich hakte das Ganze unter »Kuriositäten« ab.
Wenige Tage später besuchte mich eine äußerst attraktive Einkäuferin mit diesem bezaubernden, damenhaften Charme, den Frauen oft während oder kurz nach den Wechseljahren ausstrahlen. Die meisten ahnen gar nicht, wie hocherotisch sie dann wirken, wenn man ihnen das gelebte Leben ansieht und dieses girliehafte Getue Geschichte ist, sofern sie es jemals draufhatten.
Das Gespräch fand bei uns in der Bamberger Firmenzentrale statt. Es knisterte geradezu zwischen uns.
Ich lud sie danach noch ins Hotel Kaiserdom nach Gaustadt ein. Mein Vater behauptete immer: »Hier speist man seit vierhundert Jahren gut.«
Wir saßen im alten Teil des Hauses, nahe am Kachelofen. Sie bewunderte die Stuckdecke. Frauen haben manchmal einen Blick für merkwürdige Dinge. Wir redeten über Architektur und Denkmalschutz.
Sie entschied sich zu meinem Erstaunen nicht für die leichte italienische Speisekarte, sondern für die fränkische. Statt Salat mit Putenbrust – so hatte ich sie eingeschätzt – wählte sie deftige Hausmannskost. Ich zog gleich. Vorweg Leberknödelsuppe, dann Sauerbraten mit Klößen. Dazu tranken wir keinen Weißwein, sondern Weizenbier.
Wir hatten viel Spaß miteinander, lachten die meiste Zeit, und sie beflirtete mich nach allen Regeln der Kunst. Ich war mir sicher, dass in den nächsten Tagen ein Großeinkauf erfolgen würde. Ich empfand das Ganze als Triumph für mich. Ja, eine kurze Zeit lang dachte ich tatsächlich, ich könne die Firma meines Vaters in eine ganz neue Liga puschen.
Beim Essen, als es ums Bezahlen ging, lachte sie plötzlich und tupfte sich mit der Serviette Lippenstift ab: »Oje, ich habe meine Handtasche in Ihrem Büro liegenlassen.«
»Das macht doch nichts«, sagte ich.
Natürlich hätte ich das Essen ohnehin bezahlt.
Ich schlug ihr vor, ins Büro zu fahren, um ihr die Handtasche zu holen. Da sei garantiert niemand dran gewesen, versprach ich, unsere Angestellten seien absolut ehrliche Leute – man kann ja mal höflich lügen.
Aber sie hatte plötzlich gar keine Zeit mehr und bat mich, ich solle ihr die Handtasche doch in ihr Münchner Büro schicken, sie sei sowieso schon spät dran. Sie habe während des angeregten Gesprächs mit mir einen dringenden Termin völlig vergessen.
Sie verabschiedete sich mit Küsschen links und Küsschen rechts und flüsterte mir ins Ohr, das, was sie jetzt zu tun habe, sei lange nicht so angenehm und anregend wie das Gespräch mit mir.
Es kam mir fast vor wie ein Angebot, mir ihre private Telefonnummer zu geben und ein weiteres – privates – Date auszumachen. Und in der Tat schob sie mir eine Visitenkarte zu und bat mich, die Handtasche doch nicht in ihr Büro, sondern zu ihr nach Hause zu schicken.
Du cleveres Luder, dachte ich. Ich mag raffinierte Frauen, die wissen, was sie wollen. Ich dachte tatsächlich, sie sei scharf auf mich.
Ich schickte unseren Fahrer mit der Handtasche los und idiotischerweise wog ich noch ab, ob ich einen Strauß Blumen dazulegen sollte. Genau das tat ich auch. Mit lieben Grüßen.
Dann hörte ich wochenlang nichts mehr von ihr. Der Auftrag kam nicht. Kein Anruf.
Als ich es privat bei ihr versuchte, war sie am Telefon schnippisch. Das sei ihre private Nummer und warum ich sie da anrufe. Sie habe in letzter Zeit viel attraktivere Angebote bekommen als unseres, und sie wolle die Zusammenarbeit...
Erscheint lt. Verlag | 22.6.2017 |
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Reihe/Serie | Sommerfeldt | Sommerfeldt |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Ann Kathrin Klaasen • Arzt • Café Ten Cate • Dr. Bernhard Sommerfeldt • falsche Identität • Freundschaft • Hass • Hausarzt • Hochstapler • Identität • Identitätswechsel • Krankenkassen • Kriminalroman • Liebe • Norddeich • Norden • Ostfriesland • Patienten • Praxis • Rupert • Serienkiller • Smutje • Stille • Verfolgung • Wangerooge • Watt • Wattenmeer |
ISBN-10 | 3-10-490297-6 / 3104902976 |
ISBN-13 | 978-3-10-490297-5 / 9783104902975 |
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