Hedwig Courths-Mahler - Folge 155 (eBook)

Dein ist mein Herz
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2016 | 1. Auflage
80 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-2186-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hedwig Courths-Mahler - Folge 155 -  Hedwig Courths-Mahler
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Baron Valberg ist nicht wenig erstaunt, als eines Tages seine Tochter vor der Tür steht. Seit seiner Scheidung hat er Rita nicht mehr gesehen. Damals war sie noch ein Kind, jetzt aber ist sie eine junge Dame. Und sie verlangt, für immer bei ihm bleiben zu dürfen. Valbergs erste Freude wandelt sich in Besorgnis. Was soll er mit Rita anfangen? Und was wird die Gesellschaft sagen, wenn er, der Frauenliebling, plötzlich mit einer erwachsenen Tochter auf den Festen erscheint? Verzweifelt sinnt der Baron auf einen Ausweg. Und er findet ihn. Rita muss so schnell wie möglich heiraten! Und er weiß auch schon wen: seinen Neffen Günter, der dafür der alleinige Besitzer des Majorats Valberg werden soll. Der Plan des Barons scheint aufzugehen - wäre da nicht eine eifersüchtige Frau, die alles daransetzt, Viktor Valbergs Neffen für sich zu erringen...

Baron Viktor Valberg war gestern von einer längeren Reise zurückgekehrt. Im Herbst war er nach Tirol gegangen, um die übliche Traubenkur zu absolvieren. Danach hatte er einen Winterkurort aufgesucht, um sich durch Wintersport für die kommende Ballsaison zu stärken. Er hatte seinem Körper Elastizität, seinen Nerven Spannkraft zurückerobert und war äußerst befriedigt wieder heimgekehrt.

Soeben stand er, schlank und geschmeidig, im elegantesten Besuchsdress, vor dem Ankleidespiegel. Er warf einen letzten prüfenden Blick auf die eigene Erscheinung und war zufrieden. Niemand hätte ihm ansehen können, dass er bereits die Fünfzig überschritten hatte.

Die gut geschnittenen Züge zeigten noch nicht die geringsten Anzeichen des Alterns. Voll und dicht bäumte sich das leicht gewellte Haar über der hohen Stirn, in die keine Sorgen Runen eingegraben hatten. An den Schläfen lag nur ein ganz leichter grauer Hauch über dem schwarzen Haar, so als wäre eine Puderquaste darüber hinweggehuscht. Dieses einzige kleine Anzeichen gab indes seiner Persönlichkeit eher noch eine interessante Note als dass es das Alter verraten hätte.

Die jugendlich blitzenden, feurigen Augen straften diesen grauen Hauch Lügen, ebenso die Bewegungen der schlanken mittelgroßen Gestalt, an der jeder Muskel von Stahl zu sein schien.

Baron Viktor Valberg war ein Liebling der Frauen, ein Sieger, dem alle Herzen zuflogen und der nicht einer von all den schönen Frauen, die ihm ihr Herz geschenkt hatten, die Treue halten konnte. Es gefiel ihm eine immer besser als die andere, und weil er eben jede, die ihm gefiel, zu erobern wusste, fand sein flatterhaftes Herz keine bleibende Stätte.

Vor nahezu zwanzig Jahren hatte Valberg einmal besonders stark Feuer gefangen. Er hatte sich mit einer bei seinem Naturell ungewöhnlichen Heftigkeit in das blonde Fräulein von Rippach verliebt. In dieser Verliebtheit vergaß er die nötige Vorsicht, und die schöne Lisa von Rippach streifte dem Schmetterling flugs Fesseln über, die ihn für alle Zeiten binden sollten.

Baron Viktor zog die Konsequenzen, ergab sich mit leidlicher Haltung seinem Schicksal, verspottete sich selbst in wenig schmeichelhaften Selbstgesprächen – und schritt nicht gerade freudig zum Altar.

„Ich ahne, dass die Sache schief geht, und bin neugierig, wie lange ich diese Ehefesseln ertragen werde“, hatte er damals zu einem Freund gesagt. Lisa aber war sehr stolz und sonnte sich im Neid ihrer weniger glücklichen Geschlechtsgenossinnen.

Valberg hatte mit seiner jungen Frau, auf deren Wunsch, sein Domizil in Düsseldorf aufgeschlagen, wo auch seine Schwiegereltern lebten.

Einige Zeit versuchte er sein Dasein als Ehemann mit Würde zu tragen. Aber das gelang ihm nur mangelhaft. Auch in Düsseldorf gab es viele schöne Frauen, und er blieb seiner Schmetterlingsnatur treu.

Dann erfüllte sich seine Vorahnung – die Sache ging „schief“. Drei Jahre nach seiner Verheiratung ließ sich Lisa von ihrem Gatten scheiden. Er hatte ihr reichlich Veranlassung dazu gegeben.

Das einzige Kind, das dieser Ehe entsprossen war, ein Mädchen, wurde Lisa zugesprochen, die mit ihrem Kind zu ihren Eltern zurückging.

Valberg war eine Weile ehrlich zerknirscht. Doch lange hielt seine Zerknirschung nicht an. Er fühlte sich viel zu glücklich, wieder fessellos und unabhängig zu sein, und legte sich selbst die heiligsten Eide ab, sich nie wieder zu verheiraten.

In den ersten Jahren erkundigte er sich höflich, aber ohne innere Anteilnahme bei den Eltern seiner geschiedenen Frau nach dem Ergehen seines Kindes. Er machte auch von seinem Recht, es von Zeit zu Zeit zu sehen, Gebrauch, obwohl ihm seine ehemalige Schwiegermutter, die diesen Wiedersehen beiwohnte, diese Stunden wenig angenehm machte.

Er hörte dann, dass seine Frau sich wieder verheiratet und ihr Kind aus erster Ehe im Hause ihrer Eltern gelassen habe. Dann starb sein Schwiegervater, und nach dessen Tod sah er sein Töchterchen nur noch einmal. Die Großmutter des Kindes benahm sich bei diesem Wiedersehen so feindlich, dass er ihr rundheraus erklärte, er habe kein Talent, sich wie ein Schuljunge maßregeln zu lassen, und wenn er auch der schuldige Teil bei der Trennung der Ehe gewesen sei, so verzichte er doch lieber ganz auf das Wiedersehen mit seinem Töchterchen, als dass er sich weiter solchen Widrigkeiten aussetze.

Er nahm darauf zärtlichen Abschied von seinem damals sechsjährigen Töchterchen, beschenkte es reich mit allerlei, was einem Kinderherzen Freude machen kann, und sagte zu der Kleinen:

„Wenn du groß bist, Maus, dann besuchst du deinen Papa, der dich sehr, sehr lieb hat. Bis dahin auf Wiedersehen.“

Wenige Jahre später starb auch seine Schwiegermutter, und seine ehemalige Gattin nahm ihre Tochter aus erster Ehe zu sich. Er sah und hörte fortan nichts mehr von seinem Kind.

Er hatte sich, in seine Heimatstadt zurückgekehrt, eine reizende Villa bauen lassen, die geradezu ideal als Junggesellenheim ausgestattet war. Seine Vermögensverhältnisse gestatteten ihm jeden Luxus. Er hatte von seiner verstorbenen Mutter ein Vermögen geerbt, das ihn zum Millionär machte. Seine Mutter war eine geborene Gräfin Gelderloh gewesen, die seinen Vater als vermögenslosen Offizier geheiratet hatte. Sein Vater hatte tatsächlich nichts besessen als seine bestrickende Persönlichkeit, sein Offizierspatent und – die Anwartschaft auf das Majorat Valberg, das einem kinderlosen Onkel gehörte. Dieser hatte jedoch den Neffen überlebt, und Baron Viktors Vater war als Major gestorben, bis zuletzt unabhängig vom Vermögen seiner reichen Frau.

Baron Viktor erbte dann von seiner Mutter das große Vermögen und kurz nach seiner Scheidung auch das Majorat Valberg. Fast empfand er es als eine Last, Majoratsherr zu sein, denn mit den Rechten waren auch mancherlei Pflichten verbunden. Und Pflichten verkörperten für den Freiheitsdurstigen einen Zwang – und jeder Zwang war ihm verhasst.

Zum Glück war er wenigstens nicht der letzte Valberg und hatte es nicht nötig, für einen Namenserben zu sorgen. Lieber hätte er auf das Majorat verzichtet, als nochmals eine Ehe einzugehen. Ein Vetter von ihm hatte einen Sohn hinterlassen. Dieser, Baron Günter Valberg, lebte in der gleichen Stadt wie Viktor. Er war Offizier und völlig vermögenslos. Baron Viktor betrachtete es als Ehrensache, diesem künftigen Majoratsherrn von Valberg einen anständigen Zuschuss zu gewähren.

Ein eigenartiges Verhältnis bestand zwischen Baron Viktor und Baron Günter. Sie verstanden sich sehr gut. Obwohl Baron Günter erst dreißig Jahre zählte und kein Kopfhänger war, sondern ein frisches, junges Blut, wirkte er doch wie der Vernünftigere von beiden. Ihm fehlte der Leichtsinn Baron Viktors.

Baron Günter hätte sich, da ihn Baron Viktor so nobel unterstützte, recht zufrieden fühlen können, wenn ihm nicht das Glück – oder das Malheur passiert wäre, sich in eine junge Dame zu verlieben, die genauso arm war wie er. Diese Liebe wurde zwar erwidert, aber er musste sich doch sagen, dass sie so gut wie aussichtslos war. Auf die ungewisse Zukunft hin, einst Majoratsherr von Valberg zu werden, konnte er keine Ehe schließen, denn erstens war Baron Viktor noch sehr rüstig, und zweitens war es nicht ausgeschlossen, dass dieser sich noch einmal verheiratete und einem Sohn das Leben gab.

Baron Viktor wollte heute eine Visitentour absolvieren und sich bei seinen zahlreichen Freunden und Bekannten von seiner Reise zurückmelden. Vorher aber erwartete er Baron Günter, den er zu sich bitten ließ, weil er ihn zuerst begrüßen wollte und zugleich etwas Wichtiges mit ihm zu besprechen hatte.

Eben hatte er sich aus seinem Ankleidezimmer in einen der kleinen Salons begeben, als ihm Baron Günter Valberg gemeldet wurde.

Baron Viktor hatte sich mit tadellos geschulter Dienerschaft umgeben, die jeden Fingerzeig von ihm verstand. Günter wurde hereingelassen.

Er war eine schlanke Erscheinung, den die Uniform vorzüglich kleidete. Etwas größer als Baron Viktor, hatte Günter auch breitere Schultern, und sein gebräuntes Gesicht zeigte energischere Züge als die des Onkels.

Dieser erhob sich. Mit festem Händedruck begrüßten sich die beiden Herren.

„Pünktlich wie immer, mein lieber Günter“, sagte Viktor lächelnd.

„Ich konnte kaum die Zeit erwarten, dich zu begrüßen, Onkel Viktor. Ich freue mich, dass du so wohl und munter zurückgekehrt bist.“

„Und so weiter und so weiter“, fiel Viktor dem jungen Mann in die Rede. „Strapazier dich nicht, mein Junge! Ich kann mir wirklich nicht denken, dass es dich sonderlich freut, meine zähe Konstitution zu bemerken.“

Günter lächelte: „Wenn ich dir auch mit neun heiligen Eiden versichere, dass es dennoch der Fall ist, glaubst du es mir doch nicht. Aber das wirst du mir wenigstens glauben, dass ich mich freue, dass du wieder hier bist. In deiner Abwesenheit ist mir dieses herrliche Tuskulum verschlossen, und ich kann mich nicht an den Leistungen deines Kochs erfreuen.“

Viktor nickte.

„Schön, das wenigstens will ich dir glauben. Aber nimm Platz!“

Sie setzten sich, und Baron Viktor fuhr fort:

„Siehst du, mein Junge, dir gegenüber habe ich, wie bei keinem anderen Menschen, das verdammt fatale Gefühl, dass ich dir im Wege stehe – dass ich dir, so lange ich lebe, den Platz an der Sonne raube. Es wäre direkt ein märchenhafter Edelmut, wenn du dich über meine elastische Konstitution freutest. Nein, verteidige dich nicht! Dir müsste es, da du auch nur ein Mensch bist, viel erfreulicher sein, wenn ich...

Erscheint lt. Verlag 20.12.2016
Reihe/Serie Hedwig Courths-Mahler
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte adels-intrigen • adels-romane • Anna-basener • Baccara • Bastei • Bergdoktor • Bergpfarrer • Bestseller • Bianca • Cora • Deutsch • dieter-adam • dr-daniel • dr-stefan • eBook • E-Book • eBooks • Ehe • Familiensaga • feelgood • Fortsetzungsroman • Fürst • Gefühle • Geschichte • Glück • Graf • Gräfin • groschen-hefte • Großdruck • große-schrift • Happy End • Heft • Heftchen • Heft-Roman • heile-welt • Herzschmerz • Hochzeit • Hollywood • Julia • Kelter • Kindle • Klassiker • kleine-fürst • leni-behrendt • Liebe • liebe-dich • Liebesgeschichte • Liebesroman • Liebesromane • Märchen • martin-Kelter • Mira • nicholas-sparks • Nicholas Sparks • Prinz • Prinzessin • PS ich liebe dich • Romance • Romane • romantisch • Romantische Komödie • Romanze • Schön • Serie • spannend • tatsächlich liebe • wohlfühlen
ISBN-10 3-7325-2186-9 / 3732521869
ISBN-13 978-3-7325-2186-9 / 9783732521869
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