Mord am Toten Mann (eBook)

Ein Alpen-Krimi
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
256 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-40222-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mord am Toten Mann -  Fredrika Gers
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Zum Nachmachen schön ... Seltsame Dinge geschehen in Berchtesgaden: Hauptwachtmeister Holzhammer fühlt sich von Drohnen verfolgt, Wadlstrümpfe verschwinden ebenso wie die in St. Bartholomä ausgestellte Riesenforelle, und am Toten Mann findet man einen Ornithologen erschlagen auf. Holzhammer interessiert sich mehr für die Forelle als für den toten Feriengast, doch als auf der Wache ein Koreaner meldet, ein Steinadler habe seine Drohne geklaut, wird er hellhörig. Mit seinen Freunden kommt er einer Ungeheuerlichkeit auf die Spur: Berchtesgaden soll in Korea als Themenpark nachgebaut werden.

Fredrika Gers war gebürtige Hamburgerin und schrieb, seit sie schreiben konnte. Sie lernte Bankkaufrau und arbeitete als Schiffsmaklerin. Folgerichtig ging sie anschließend in die Werbung und textete für namhafte Agenturen in Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt und München. Nebenher verfasste sie journalistische Beiträge und Romane. Der großen Liebe wegen zog sie im neuen Jahrtausend ins Berchtesgadener Land. Dort entdeckte sie ihre zweite große Liebe: die Berge. Fredrika Gers verstarb im August 2019.

Fredrika Gers war gebürtige Hamburgerin und schrieb, seit sie schreiben konnte. Sie lernte Bankkaufrau und arbeitete als Schiffsmaklerin. Folgerichtig ging sie anschließend in die Werbung und textete für namhafte Agenturen in Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt und München. Nebenher verfasste sie journalistische Beiträge und Romane. Der großen Liebe wegen zog sie im neuen Jahrtausend ins Berchtesgadener Land. Dort entdeckte sie ihre zweite große Liebe: die Berge. Fredrika Gers verstarb im August 2019.

2


Auf der Wache angekommen, schnappte Holzhammer sich gleich den Bericht über den Forellenklau. Wie gewohnt, hatte Müllerhuber alles perfekt aufgezeichnet.

Der Anruf des Wirts war exakt um 22 Uhr 34 eingegangen. Müllerhuber hatte ihm für heute Morgen Polizeibesuch versprochen und ihn eindringlich davor gewarnt, allein im Dunkeln nach dem Dieb zu suchen. Ob er sich daran gehalten hatte, durfte allerdings bezweifelt werden. Vermutlich hatte er sogar noch alle möglichen Jager und Forstarbeiter rebellisch gemacht.

Holzhammer gähnte. Noch nicht einmal sieben in der Früh, und er war schon seit zwei Stunden auf den Beinen. Er war sogar vor Marie aufgestanden. Die konnte sich zwar denken, dass es um einen Fall ging, warum sonst sollte er sich vor ihr aus dem Bett wälzen, aber sie hätte sicher nichts dagegen, über die näheren Gründe informiert zu werden. Schon deshalb, weil sie dann im großen Ratschkarussell des Talkessels wieder einmal die Nase vorn hätte.

Also war der Plan: Erst einmal heimfahren und einen ordentlichen Kaffee trinken, dann die Wasserwacht anrufen und sich nach Bartholomä chauffieren lassen.

Beim Verlassen seines Büros krachte Holzhammer fast mit Müllerhuber zusammen, der aufgeregt um die Ecke fegte.

«Kann man das glauben, der Kasper vom Kriminaldauerdienst in Würzburg sagt, ich soll um achte noch amal anrufen.»

«Vernünftiger Mensch, das», entgegnete Holzhammer, um seinen übereifrigen Adlatus ein bisschen anzutreiben. «Hast du schon mit dem Tourismus gesprochen?»

«Ich hab die Chefin privat angerufen. Sie hat gesagt, erst duscht sie, dann trinkt sie einen Kaffee, danach schminkt sie sich und zieht sich an. Dann fährt sie ins Büro und sucht mir den Übernachtungszettel vom Schmirtzek heraus.» Müllerhuber schnaufte vor Empörung.

«Na, ist doch super», sagte Holzhammer. Damit ließ er Müllerhuber stehen. Der würde sich schon zu helfen wissen.

Holzhammer brauchte jetzt einen Kaffee, und zwar einen gescheiten. Nicht die magenzerfressende Teerbrühe von gestern, die noch im Bereitschaftsraum herumstand, sondern einen aromatischen doppelten Espresso, von Marie mit Liebe und der neuen Supermaschine zubereitet. Danach würde er sich unverzüglich dem eigentlichen Kapitalverbrechen der letzten Nacht zuwenden.

Als Holzhammer daheim ankam, war der Frühstückstisch bereits gedeckt, und es duftete herrlich nach echt italienischem Espresso. So wünschte man sich das als Ehemann. Allerdings war es ein teurer Spaß gewesen.

Der erste Espressovollautomat, den er angeschleppt hatte, war nämlich tags darauf schon wieder verschwunden gewesen. Marie hatte ihn als Hauptpreis für eine ihrer zahlreichen Wohltätigkeitstombolas gespendet. Nachdem er ein bisschen herumgebrüllt hatte, war er in den Laden zurückgegangen und hatte die gleiche Maschine ein zweites Mal gekauft. Die hatte er dann sicherheitshalber gleich ausgepackt und in Betrieb genommen. Er hatte sogar überlegt, das Teil mit schweren Eisen an der Arbeitsplatte zu befestigen. Aber das schien dann doch übertrieben und hätte sie nur jeden Morgen an ihren Streit erinnert.

Marie saß in ihrem geblümten Morgenmantel am Tisch und tropfte sich Honig auf eine gebutterte Semmelhälfte. Unter einem weiß-blauen Küchentuch lagen gekochte Eier in einem Körbchen. Natürlich hatte sie sein Auto gehört. Aber erst als er die Küche betrat, stand sie auf, um ihm seinen Espresso zu zapfen. Ganz frisch und heiß, wie er ihn mochte. Und heute dringend brauchte.

Holzhammer ließ sich auf die Eckbank plumpsen. «Am Toten Mann hams oan daschlogn. Und die Forelle is aa weg», fasste er zusammen.

Aber so leicht kam er natürlich nicht davon. Marie wollte alles wissen. Wie erschlagen, wann erschlagen, von wem erschlagen, und wo war die Forelle jetzt? Seine Angetraute hätte einen guten Verhörspezialisten abgegeben. Das hatte er schon mehr als ein Mal gedacht.

Als sie ihn endlich komplett ausgequetscht hatte, kam sie auch noch mit einem weiteren Verbrechen daher: «Und weißt, wo sie noch eingebrochen haben? Bei der Hingsammer Lore. Und weißt, was sie mitgenommen haben? Ihre Strickmuster.»

«Wie, was sagst?» Er musste sich verhört haben. Hatte er doch glatt «Strickmuster» verstanden.

Bis zur Hingsammer Lore war er noch mitgekommen. Die kannte er. Vom Weghören. Lore Hingsammer war eines jener medizinischen Wunder, die durch die Nase Luft holten, während sie durch den Mund redeten. Wenn sie anrief, wartete sie gar nicht erst ab, bis Holzhammer sich meldete, sondern sprudelte sofort los. Er kam nicht einmal dazwischen, um zu erklären, dass er nicht Marie war. So pflegte er das Telefon einfach schweigend weiterzugeben.

Marie wiederholte ihre Information, indem sie so langsam sprach, als würde sie einem Hundertjährigen an der Supermarktkasse das Konzept des Dosenpfands erklären: «Die Lore Hingsammer. Bei ihr wurde eingebrochen. Während sie einkaufen war. Der Dieb ist in ihre Handarbeitsstube gegangen und hat alle Strickmuster mitgenommen. Du weißt schon, von ihren preisgekrönten Wadlstrümpf.»

«Verstehe.» Zumindest hatte er jetzt verstanden, was angeblich gestohlen worden war. Ein paar Zettel mit handgemalten Kringeln. Richtig, die Hingsammerin war eine der drei Wadlstrumpfstrickerinnen im Talkessel.

Mit diesem speziellen Kleidungsstück war für den Hauptwachtmeister eine traumatische Erinnerung verbunden. Mit Grausen dachte er daran. Vor zwei Jahren hatte Marie ihn gezwungen, vor den Augen des gesamten Talkessels bei einem Wadlstrümpf-Wettbewerb als Model aufzutreten. Obwohl er mit einem kleinen Trick sogar gewonnen hatte, war die Sache einfach nur peinlich gewesen.

Tote Vogelforscher, verschwundene Forellen, ein Wadlstrumpfstrickmusterraub, der unangenehme Erinnerungen weckte, und das alles nach viel zu wenig Schlaf. Plötzlich spürte Holzhammer etwas Heißes auf der Hand. Er zuckte zusammen. «Zefix!»

Er ließ die Tasse fallen. Nicht nur sie war in Schräglage geraten. Die ganze Küche drehte sich jetzt wie das Kettenkarussell früher beim Jahrmarkt am Triftplatz. Um die Küche anzuhalten, packte er mit aller Kraft die Tischkante.

Da spürte er Maries weichen Arm um seine Schultern. Sie roch nach frischer Wäsche und Zuhause. «Schatz, willst du dich hinlegen?»

«Passt scho», sagte er.

«Sicher?»

«Ja, geht scho wieder. Ich bin halt nur a bisserl müd.»

Maries Fürsorglichkeit hatte die Welt wieder geradegerückt. Die Küche stand still, wie es sich gehörte, er konnte die Tischkante loslassen, und seine weißen Fingerknöchel nahmen wieder Farbe an.

Marie drückte ihn noch einmal kurz und stand dann auf, um ihm einen frischen Kaffee zu machen. Sie fragte nichts mehr und ließ ihn auch mit dem Wadlstrumpfstrickmustereinbruchdiebstahl in Frieden. Er hatte halt doch die richtige Frau geheiratet.

Zwanzig Minuten und drei Wurstsemmeln später rief Holzhammer frisch gestärkt bei der Wasserwacht an: «Servus, ich bräucht einen, der mich nach Bartholomä fährt. Dort ham s’ die Forelle gestohlen.»

«Was?» Auch der Wasserwachtler regte sich gebührend über diesen Frevel auf. Selbstverständlich würde er sogleich einen Bootsführer zum Anleger schicken.

Holzhammer war schon halb zur Küche hinaus, da besann er sich, drehte noch einmal um und drückte der verblüfften Marie einen dicken Schmatzer auf den Mund.

***

Die Polizei hatte kein eigenes Boot auf dem Königssee. Dafür gab es die rührige Wasserwacht, die trotz aller Ehrenamtlichkeit regen Zulauf hatte. Wer würde nicht gern einmal mit einem schnellen Motorboot über den acht Kilometer langen See flitzen.

Am Steg wartete bereits der Plani. Er arbeitete bei der Sparkasse in der Immobilienabteilung. Das passte gut, denn die Immobilien liefen nicht weg, während er im Einsatz war.

Das Einsatzfahrzeug der Wasserwacht war ein stabiles, eckiges Ding aus Metall mit zwei riesigen Außenbordmotoren. Es war ebenso hässlich wie funktionell, das genaue Gegenteil der romantischen, hölzernen Ausflugsboote. Sein abgeflachter Bug konnte heruntergeklappt werden wie bei einer Autofähre. Allerdings passte kein Auto auf das Vordeck, sondern höchstens ein Quad.

Das Boot trug den schönen Namen Franz Xaver und lag längsseits am Steg. Holzhammer fasste das als Kompliment auf, denn Plani hatte es offenbar nicht für notwendig gehalten, ihm zum bequemeren Einstieg die große Vorderklappe herunterzulassen. Andererseits musste er nun über die hohe seitliche Brüstung steigen.

«Gib nur acht, dass du das Schanzkleid ned verbeulst», rief Plani.

Holzhammer hatte keine Ahnung, was ein Schanzkleid war. Aber dass es sich bei der Bemerkung um eine Frechheit handelte, begriff er als gelernter Berchtesgadener sofort.

«Dei schiacher Kahn kann froh sein, dass ich da überhaupt einsteigen tu. Des verhunackelte Ding grenzt ja an Landschaftsverschandelung.»

Der Wasserwachtler blieb die Antwort schuldig, und so verbuchte Holzhammer einen Punkt für sich.

Plani warf die Leinen los und klemmte sich hinters Steuer. Geschickt manövrierte er das Boot vom Anleger weg. Doch erst als sie aus der Bucht heraus waren und das rote Gedenkkreuz passiert hatten, drehte er richtig auf. Mit fünfzig Stundenkilometern brausten sie über den glatten See. Die Motoren dröhnten, und durch die offene Vordertür blies ihnen der Wind um die Nase. Holzhammer knöpfte seine Jacke zu. Das war schon etwas anderes als die behäbigen Elektroboote der Linienschifffahrt.

Nach wenigen Minuten waren sie in Wurfweite der berühmten Kapelle mit ihren roten Zwiebeltürmen, und Plani drosselte das Tempo, bis die Motoren nur noch...

Erscheint lt. Verlag 20.10.2017
Reihe/Serie Holzhammer ermittelt
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Alpen • Alpenkrimi • Ärztin • Bayern • Berchtesgaden • Buddhist • Fischer • Forelle • Holzhammer • Königssee • Ornithologe • Regionalkrimi • Riesenforelle • St. Bartholomä • Themenpark
ISBN-10 3-644-40222-1 / 3644402221
ISBN-13 978-3-644-40222-5 / 9783644402225
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