Invictus (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
560 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-20802-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Invictus -  Simon Scarrow
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Wir schreiben das Jahr 54 A. D. Das mächtige römische Reich erstreckt sich vom Atlantik bis zu den Ufern des Nils. Mit brutaler Gewalt zwingt Rom der übrigen Welt seinen Willen auf. Präfekt Cato und Centurio Macro kehren nach jahrelangen Eroberungszügen aus Britannien zurück. Doch es bleibt ihnen nicht viel Zeit, ihre Wunden zu pflegen. Zusammen mit der kaiserlichen Garde machen sie sich auf nach Spanien, um weiteren Ruhm zu erlangen - über ein Land, das als unbesiegbar gilt ...



Simon Scarrow wurde in Nigeria geboren und wuchs in England auf. Nach seinem Studium arbeitete er viele Jahre als Dozent für Geschichte an der Universität von Norfolk, eine Tätigkeit, die er aufgrund des großen Erfolgs seiner Romane nur widerwillig und aus Zeitgründen einstellen musste.

PROLOG

Römische Provinz Hispania Tarraconensis,
Frühsommer 54 n. Chr.

Im Herzen von Asturica Augusta ertönten aufgebrachte Schreie aus der großen Menschenmenge, als der Gefangene, geblendet vom Licht der strahlenden Sonne, auf das Forum geschleift wurde. Man hatte ihn über einen Monat in einem der nasskalten Verliese unter dem Sitz des Senats in Ketten gelegt, während er darauf wartete, dass der römische Magistrat von seinem Landgut zurückkehrte, um Recht zu sprechen. Nun stand der Magistrat, umgeben von den in ihre prächtigsten Togen und schmuckvollsten Tuniken gewandeten Würdenträgern der Stadt, auf den Stufen des Senatshauses und war bereit, sein Urteil zu verkünden. Das Schicksal des Gefangenen war besiegelt, daran zweifelte niemand im Volk und auch nicht der Gefangene selbst.

Iskerbeles hatte den Gesandten niedergestreckt und getötet, der in sein Dorf gekommen war, um Sklaven einzufordern, zwecks Tilgung der Schulden bei einem reichen römischen Senator. Der Mord hatte sich vor den Augen Hunderter Zeugen und in Gegenwart der Soldaten ereignet, die den Freigelassenen eskortierten. Es war nicht von Bedeutung, dass der Gesandte befohlen hatte, zehn Kinder des Dorfes zu ergreifen und der gewaltige Hieb in einem Augenblick unbeherrschten Zornes erfolgte. Iskerbeles war ein Mann von mächtiger Gestalt, mit dunklem, wildem Blick unter einer breiten Stirn. Er hatte dem Freigelassenen die Faust ins Gesicht gehämmert, woraufhin dieser rückwärts getaumelt und mit dem Schädel an die Kante eines steinernen Trogs schlug. Es hatte sich um eine grausame Laune des Schicksals gehandelt, deren Grausamkeit noch gesteigert wurde, als der befehlshabende Offizier der Eskorte seinen Männern befahl, den Dorfvorsteher gemeinsam mit den Kindern in Gefangenschaft zu nehmen. Doch während es den Kindern bestimmt war, in die Sklaverei verkauft zu werden, wartete auf Iskerbeles eine Anklage wegen Mordes und die öffentliche Hinrichtung.

Das Letzte, was er von seiner Frau gesehen hatte, war ihre Verzweiflung gewesen, als sie ihre zwei jungen Töchter in die Arme geschlossen und ihr Schluchzen in den Falten ihrer Tunika zu ersticken gesucht hatte. Ein Tagesmarsch hatte die Gefangenen nach Asturica Augusta geführt, wo man Iskerbeles in den Kerker warf und die Kinder einem Sklavenzug übergab, der dazu verdammt war, auf dem großen Sklavenmarkt der Provinzhauptstadt Tarraco verkauft zu werden. In der Zwischenzeit war Iskerbeles halb verhungert, und die schweren eisernen Handschellen hatten schwärende Wunden an seinen Gelenken hinterlassen. Sein Haar war verfilzt und sein Leib derart von seinem eigenen Unrat besudelt, dass die zehn Wachen, die ihn eskortierten, gebührenden Abstand zu ihm hielten und ihn mit den Spitzen ihrer Speere dazu bewegten, durch die Menge bis zum Fuße der Treppe zu gehen.

Die wütenden Rufe der Stadtbewohner und zahlreichen Schaulustigen aus den umliegenden Landstrichen verstummten, als sie sahen, in welch erbarmungswürdigem Zustand der Gefangene sich befand, und als sein Leidensweg vor den Stufen ein vorläufiges Ende fand, herrschte Stille auf dem Forum. Sogar die Händler und Kunden der Marktstände auf der gegenüberliegenden Seite hielten, von der spannungsvoll aufgeladenen Atmosphäre erfasst, mit ihrem Treiben inne, um sich umzuwenden und zum Senatshaus hinüberzublicken.

»Nimm Haltung an!«, zischte einer der Gardisten und stieß dem Gefangenen das stumpfe Ende seines Speeres in die Seite. Iskerbeles taumelte einen halben Schritt nach vorne, streckte sich trotzig zu voller Größe und sah mit zornigem Blick zum Magistrat auf. Der die Eskorte leitende Centurio räusperte sich und erhob die Stimme, damit alle auf dem Forum ihn hören konnten. »Ehrenwerter Titus Pelonius Aufidius, Magistrat von Asturica Augusta, ich übergebe deiner Gerichtsbarkeit Iskerbeles, Dorfvorsteher von Guapacina, angeklagt des Mordes an Gaius Democles, Bevollmächtigter des Lucius Annaeus, Senator in Rom. Der Mord trug sich an den Iden des vorangegangenen Monats zu, unter meiner Zeugenschaft sowie jener Männer, deren Eskorte den Auftrag hatte, Democles Schutz zu gewähren. Er erwartet nun demütigst dein Urteil.«

Der Centurio salutierte mit einem zackigen Kopfnicken und trat zur Seite, als der Magistrat einige Treppenstufen hinabstieg, sodass er sich von den anderen lokalen Senatoren und städtischen Amtsträgern absetzte, ohne seine erhöhte Stellung gegenüber der vor ihm versammelten Schar einzubüßen. Aufidius setzte eine verächtliche Miene auf und las in den vielen Gesichtern. Ihre Feindseligkeit war nicht zu übersehen. Die vielen primitiven Gewänder und verwilderten Haarschöpfe, die vor ihm standen, ließen darauf schließen, dass sich Volksgenossen des Gefangenen unter die Städter gemischt hatten, und diese würden keineswegs gutheißen, was er ihnen zu sagen hatte. Es könnte Schwierigkeiten geben, überlegte der Magistrat, und er war erleichtert darüber, in weiser Voraussicht den Rest der Hilfssoldaten in der Gasse direkt neben dem Senatsgebäude postiert zu haben. Zwar hatte Augustus, der erste Kaiser, Hispanien bereits vor beinahe einhundert Jahren zur befriedeten Provinz erklärt, aber dieser Befriedung waren zwei Jahrhunderte des Kampfes vorausgegangen. Unter den nördlichen Stämmen gab es nach wie vor etliche, die es verweigerten, sich vor Rom zu beugen, andere taten es nur widerwillig und hätten nichts lieber getan, als das römische Joch eher heute als morgen abzuschütteln. Tatsächlich war es ein Wunder, so dachte Aufidius, dass ein derart stolzes Kriegervolk jemals die Pax Romana akzeptiert hatte. Frieden war schlicht wider ihre Natur.

Weshalb man sie mit eiserner Faust regieren musste. Seine Stirn legte sich in strenge Falten.

»Es besteht keinerlei Zweifel daran, dass du das Verbrechen begangen hast. Es gab mehr als genug Menschen, die Zeugen dieser Tat wurden. Somit bin ich verpflichtet, dich zum Tode zu verurteilen. Bevor ich dieses Urteil verkünde, gebe ich dem Gerichteten jedoch gemäß des römischen Rechtes eine letzte Möglichkeit, für sein schändliches Tun um Vergebung zu bitten und seinen Frieden mit dieser Welt zu schließen, bevor er der Welt der Schatten anheimfällt. Iskerbeles, hast du ein letztes Wort zu sagen?«

Der Dorfvorsteher reckte das Kinn, nahm einen tiefen Atemzug und erwiderte dann mit kräftiger, klarer Stimme: »Römisches Recht? Ich spucke auf römisches Recht!«

Der Centurio hob seine Faust und setzte zu einem Hieb an, doch der Magistrat hieß ihn mit einer winkenden Geste innehalten. »Nein! Lass ihn sprechen. Soll er vor dem Gesetz und vor den Augen des Volkes seine Verdammung besiegeln mit seinen frevelhaften Reden!«

Der Soldat nahm widerstrebend seine alte Position wieder ein, und Iskerbeles verzog verächtlich die Lippen, bevor er fortfuhr. »Der Tod dieses verfluchten Hurensohns von einem Freigelassenen war der Vollzug natürlichen Rechtes. Er kam in unser Dorf, um uns unser Getreide, unser Öl und alles zu nehmen, was für uns von Wert ist. Als wir uns weigerten, seinen Forderungen nachzugeben, drohte er, uns unsere Kinder zu nehmen. Er vergriff sich an einem Sohn unseres Dorfes, und so schlug ich ihn. Ich wollte ihn nicht töten.«

Aufidius schüttelte den Kopf. »Das ist nicht von Belang. Das Opfer handelte in Erfüllung seiner Pflicht, für seinen Herrn eine Schuld einzutreiben.«

»Ja, für ebenjenen Herrn, der meinem Dorf bei der Missernte vor drei Jahren ein Darlehen gewährte und dann an jedem Jahrestag dieses Darlehens den Zinssatz erhöhte, sodass wir ihm die Schuld niemals zurückzahlen können.«

Der Magistrat zuckte mit den Schultern. »Dem mag so sein, doch auch das ist rechtens. Ihr hattet eine Vereinbarung mit Senator Annaeus, vermittelt durch seinen Bevollmächtigten. Die Vertragsbedingungen waren dir vertraut, bevor du im Namen deines Volkes dein Siegel auf das Dokument gesetzt hast. Dementsprechend agiert der Senator im Rahmen seiner Rechte, wenn er die vollständige Rückzahlung verlangt.«

»Vollständig plus Zinsen. Noch mal die Hälfte des ursprünglichen Kredits dazu! Wie sollen wir ihn je auszahlen können? Abgesehen davon, dass dieser elende Hund nicht nur uns ausblutet.« Iskerbeles vollführte eine halbe Drehung, um das Wort an die Menge zu richten. »Ihr alle kennt den Mann, dem ich das Leben nahm – den niederträchtigen Democles. Seine Männer haben bereits Hunderte von Angehörigen meines Stammes verhaftet und verschleppt. Die meisten von ihnen wurden in die Bergminen geschickt. Dort müssen sie schuften, bis sie vor Erschöpfung sterben. Die Stollen, die in die Klippen gegraben sind, sind Orte des Schreckens – aber all das ist bekannt, und ich muss es euch nicht erklären.«

Aufidius lächelte. »Und doch bemühst du dich offenkundig genau darum. Das Schicksal jener, die zur Arbeit in den Minen verurteilt sind, ist in der Tat allen bekannt, Iskerbeles. Es ist die wohlverdiente Strafe für jene, die das Gesetz brechen.«

»Ha! Ihr sprecht von Gesetz. Dieses Gesetz wurde uns von den römischen Herren aufgezwungen. Es ist nur das Mittel, unser Gold und Silber zu rauben, uns unser Land und unsere Freiheit zu nehmen. Das römische Gesetz ist ein Hohn auf alles, was Recht ist, eine Beleidigung unseres Stolzes und unserer Würde.« Er unterbrach sich und ließ seinen zornigen Blick über die Menge schweifen. »Wie lange wollt ihr diese Schande noch ertragen? Seid ihr denn Hunde, die sich nicht zu schade sind, um Küchenabfälle zu betteln und denen die Stiefel zu lecken, die sie mit der Peitsche knechten? Gibt es unter euch keinen, der sich der Tyrannei Roms widersetzt? Niemanden?«

»Nieder mit Rom!«, rief eine Stimme inmitten des...

Erscheint lt. Verlag 11.9.2017
Reihe/Serie Rom-Serie
Übersetzer Norbert Stöbe
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Invictus
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuerroman • Ben Hur • eBooks • Historischer Bestseller • Historische Romane • Kämpfe und Schlachten • Rom • Spanien
ISBN-10 3-641-20802-5 / 3641208025
ISBN-13 978-3-641-20802-8 / 9783641208028
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 3,3 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99