Unter Deppen (eBook)

Vom Leben mit den Isarpreißn und anderen Rindviechern
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
208 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-97683-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Unter Deppen -  Harry G,  Markus Stoll
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Die Preißn im Glitzerdirndl gehören für einen Bayern ebenso zur Wiesn wie der Ketchup zur Weißwurst. Egal ob es um Stilbrüche, Start-up-Gschaftler oder Stritzis geht, Harry G verschont weder zugezogene Mietwucherer noch Wurstfabrik besitzende Fußballmanager mit seinem Spott. Dennoch sind seine temperamentvollen Tiraden immer voller Liebe für die Bayern und ein Aufruf zum Artenschutz, der auch jenseits des Mains gehört wird. Denn wo sonst treffen sich vegane Yoga-Amseln, Hipster-Radler und Sörens aus Hannover, um kollektiv beschimpft zu werden und sich dabei totzulachen? Genau: Bei Harry G, dem legitimen Erben Karl Valentins. 

Harry G heißt eigentlich Markus Stoll und ist ein waschechter Bayer. Die grantige Kunstfigur des gebürtigen Regensburgers hat es mit über 100 Millionen Views und 430.000 Facebook-Fans vom Internet-Phänomen zu einem der erfolgreichsten Comedy-Acts des Jahres gebracht. Seine Live-Shows 'Leben mit dem Isarpreiß' und '#HarrydieEhre' sind über die bayerischen Landesgrenzen hinweg ausverkauft - denn Fans des bayrischen Grantlers sowie leidende Exilbayern gibt es einfach überall. Neben seiner Tätigkeit als Comedian ist er als Schauspieler für Film- und Fernsehproduktionen tätig. Markus Stoll bewundert Gerhard Polt und Fredl Fesl und ist Fan von Helge Schneider und Harald Schmidt. Sich selbst bezeichnet er als zeitgemäßen Bayern, für den Tradition und Moderne (fast) keine Gegensätze sind.

Harry G heißt eigentlich Markus Stoll und kommt noch nicht einmal aus München. Dennoch hat es die grantige Kunstfigur des gebürtigen Regensburgers mit durchschnittlich 800.000 Klicks vom Facebook-Phänomen zu einem der erfolgreichsten Comedy-Acts des Jahres gebracht. Seine Live-Shows „Leben mit dem Isarpreiß“ und „Harry die Ehre“ sind sogar in Hamburg und Berlin ausverkauft – denn leidende Exil-Bayern gibt es einfach überall.

In da Höll …

Karl Valentin, Münchner Komiker von Weltruhm und gewichtiges Nationalheiligtum von trauriger Gestalt, hat einmal einen Radiobericht live aus der Hölle übertragen. Auf »Wellenlänge fünfundsiebzig Trillionen« erzählt er als »Der Meier, den der Deifi g’holt hat« davon, dass es ihm eigentlich dort unten ganz gut gefiele, es wären ihm nur zu viele Deifl da herunten.

Auf diese Art kann man das Pacha eigentlich auch treffend beschreiben. Es tät einem in dem Laden ganz gut gefallen, wenn nur die Leut nicht wären.

Man sagt ja gern »Die Mischung machts« und meint damit, dass zu viel von etwas niemals gut sein kann. Das stimmt aber in diesem Fall wirklich gar nicht, denn hier ist gerade die Mischung das, was einem sofort zu viel wird.

Zwei Sparkassenlehrlinge stehen im Discounteranzug herum und halten sich an ihren Hugos fest – womit nur so lang das Getränk gemeint ist, bis sich die erste leicht bekleidete Dame an exponierter Stelle unter dem Discokugelhimmel räkelt.

Eine Gruppe Agenturdeppen lungert auf der Lounge-Terrasse als hipper Haufen herum, und die Kreativität ist schon aus mehreren Metern Entfernung zu spüren. Man kann sich schwer entscheiden, was mehr nervt: Ist es die aufgesetzte Lautheit der coolen Sprüche oder die sprechende Coolness der lauten Aufgesetztheit? Zwei von fünf Agenturdeppen tragen natürlich beige Brillen mit Fensterglas, weil sie sich der Illusion hingeben, dass man Leuten mit Brillen nicht ins Gesicht schlägt.

Bei den Damen gibt’s entweder die Supermaus mit ihrer Kammerzofe, die immer dabei sein muss, damit die Supermaus noch mausiger sein kann, oder diese Gruppe von Proseddschio-Schlampen, die sich immer als zusammenhängende amorphe Masse durch den Laden bewegt.

Diese Dumpfmamsels bewegen sich wie ein einziger Organismus aus bunten Fingernägeln, gefärbten Haaren und Pimkie-Sale-Polyester gemeinsam auf die Tanzfläche, gemeinsam aufs Klo, gemeinsam zur Bar … und man weiß immer ganz genau, wann sie sich wieder in Bewegung setzen, denn ihre Anführerin – meistens die in dem weißen Schlauchkleid – hebt kurz vorher einen Arm und zeigt zur Decke wie der John Travolta. Dann brüllt sie irgendeinen genialen Geistesblitz in die Umgebung, wie zum Beispiel: »Proseddschioooo!« Natürlich kreischt das Gefolge sofort begeistert los, und der Mob setzt sich in Bewegung Richtung Bar. Wehe dem, der ihren Weg kreuzt. Die Mixtur aus zu viel Parfum, zu wenig Deo und so viel Haarspray, dass das Treibhausgas einen ganzen Gletscher vernichtet, steht länger im Raum als der brutalste Radischoas[6].

Noch Wochen später hustet man diese rosa glitzernden Nanopartikel hoch, mit denen sich die Mehrheit dieser Madlmutanten die Lätschn gepudert hat. Und das alles, weil man in dieser Klitschn ganz vielleicht mal einen Blick auf den Boris Becker oder andere prominente Wahlmünchner erhaschen könnte, die sich in der Realität aber deutlich rarer machen, als das Image des Pacha das vielleicht ganz gern vermittelt hätt. Zumindest reicht das Image aus, dass man sich selber so ein ganz kleines bissl restprominent fühlt und am nächsten Tag im Büro erzählen kann, dass sich irgendein saubekannter Fußballer an der Bar ein paar Lattenknaller in den Schädel geschmettert hat.

Nun ist es in München so: Sie dürfen ja grundsätzlich erst einmal alles machen, uns Münchnern is des wurscht. Nur dürfen Sie halt nicht davon ausgehen, dass wir das dann auch gut finden oder gar dabei sein wollen. Weil es ist nämlich so: Mia meng ned miassn, mia meng meng.[7]

Es gibt noch so viel Furchtbares aus der Pacha-Hölle zu erzählen, aber eigentlich wollt ich ja von meiner Rettungsmission berichten. Und damit ich nicht wieder als der Alles-scheiße-Finder dasteh, sei gesagt: Natürlich gehen auch vernünftige Leut ins Pacha. Aber die kommen immer erst, wenn alle Gäste weg sind, zum Saubermachen.

Ich musste da aber leider nun mal zu den Öffnungszeiten rein. Direkt nach der Arbeit zum »Juke & Joy Clubbing @Pacha & 089 Bar«, um den mir vom Schicksal anvertrauten Isarpreißn Arno zu retten vor ew’ger Verdammnis.

Die erste Hürde direkt am Eingang war natürlich der Türsteher. Ja, auch kurz nach Betthupferl um 18 Uhr 30 wird da schon selektiert. Zwar nicht so rigoros vielleicht, wie wenn die Boazn[8] voll ist, aber so ein Türsteher symbolisiert natürlich auch einen gewissen Anspruch an das Klientel.

Einige Münchner Clubs gelten ja zumindest im nationalen Vergleich als die Läden mit der »härtesten Tür«. Und vor so einer stand ich jetzt beziehungsweise eben vor dem Türsteher. Meine Strategie ist ja immer: wenig Augenkontakt, viel Selbstverständnis, einfach durch. Meistens funktioniert das auch ganz gut. Leider ausgerechnet diesmal nicht.

Der Lackl[9] schob mich mit der flachen Hand auf der Brust einen halben Meter zurück. »Guten Abend, was haben wir es denn so eilig?«, sagte er sehr höflich und gönnte mir sogar ein halbes Lächeln.

»Ich muss da nur rein, um jemanden zu retten«, erklärte ich brav. »Wenn er schon drin ist, sind wir in ein paar Minuten wieder draußen.«

»Retten?«, fragte er streng. »Gibt’s ein Problem?«

»Ja freilich gibt’s ein Problem!«, rief ich wahrheitsgemäß. »Wenn ich meinen Isarpreißn da nicht bald raushol, dann wird er von den falschen Leuten assimiliert und ist verloren für die vernunftbegabte Minderheit.«

»Aha …«, machte der Lackl zu mir hinunter und seufzte: »Also ich glaube, du suchst dir heute Abend lieber einen anderen Club.«

»Das tät ich ja wirklich gern, ohne Schmarrn«, erklärte ich. »Aber mein Schutzbefohlener hat sich ausgerechnet eure Depperldisco rausgesucht. Also bitte lass mich rein, ich bin auch gleich wieder weg und komm nie wieder, versprochen. Ich bin ja sogar jetzt kaum wirklich da. Umgodswuin, wenn mich jemand sieht!« Das war mir tatsächlich erst jetzt eingefallen, und unter dem verwunderten Blick des Türstehers klappte ich die Kapuze meiner Jacke hoch und zog sie mir so tief ins Gesicht wie der Imperator persönlich.

»Also mit Kapuze geht hier sowieso nichts, und außerdem wollen wir in Ruhe feiern. Komm, mach dich fort und bereite uns keinen Ärger, hinter dir warten noch Leute.«

Ich drehte mich herum: »Oh mei, ja, ihr kriegt schon gleich euren Wodka Bull, bitte bewahren Sie Ruhe!«

Da legte mir der Türsteher seine Bärentatze auf die Schulter: »So, das reicht jetzt. Ciao.«

»Du verstehst mi ned!«, rief ich verzweifelt: »Mein Isarpreiß wead versaut! Schau dir doch die Leut in deiner Schlange an! Die Out-of-Bed-Bachratzn[10], die Fructis-Style-Flitschen[11] und d…«

Zur dritten Beleidigung kam ich nicht mehr, was schade war, denn die wär die lustigste gewesen. Stattdessen wurde ich vom Türsteher-Bazi so hermetisch umarmt, dass es fast schon rabiat war, und wurde an den wartenden Leuten vorbei runter auf das Trottoir geleitet.

»So, schau, da vorn ist der Stachus, da kannst du dich in dem Springbrunnen ein bisschen abkühlen.« Sagte der Türstandler doch glatt, klopfte mir so freundlich auf die Schulter, dass ich einen Hustenanfall kriegte und tatsächlich ein paar Schritte Richtung Stachus stolpern musste.

Dabei rutschte mir doch glatt die scheiß Kapuzn über die Augen, und ich rannte in irgendeinen Dimpfl rein, der sofort losplärrte: »Hey, können Sie nicht aufpassen, Sie Rüpel!?«

Da kam er bei mir grad an den Richtigen, denn ich war, vorsichtig gesagt, jetzt nicht sooo arg gut gelaunt.

»Geh, schiab di auf’d Seitn, Doagaff, damischer!«[12]

Und weil ich mir sicher war, dass der Doagaff meinem wohlmeinenden Vorschlag, den Weg frei zu machen, nicht unmittelbar Folge leisten würde, half ich mit meiner Rechten ganz vorsichtig nach, während ich mit der Linken die Kapuze aus den Augen schob.

Vor mir stand niemand. Aber unter mir schlug etwas recht geräuschvoll auf dem Beton auf. Anscheinend hatte ich meiner rundherum freundschaftlichen Form der Bewegungsunterstützung wohl etwas zu viel kinetischen Esprit mitgegeben. Vor mir lag ein Mann und krümmte sich keuchend um seinen Solarplexus herum. Erst als er seinen hochroten Kopf hob, erkannte ich in ihm meinen Schutzbefohlenen, den Arno!

Bevor er mich allerdings identifizieren konnte, hatte ich die Kapuze schon wieder über mein Gesicht gezogen und war unter Einsatz meiner gesammelten schauspielerischen Fähigkeiten weiter den Gehsteig entlanggetorkelt, als hätt ich in den ersten fünf Minuten der After-Work-Party gleich zwanzig Schnapserl geext und wär jetzt schon auf dem Nachhauseweg.

Doch da hatte ich die Rechnung wohl ohne die schneidigen Begleiter vom Arno gemacht. »Hey, bleiben Sie sofort stehen! Das ist Körperverletzung, Sie Kretin!«

»Hoits Mei, du Saupreiß!«, lallte ich möglichst gschert über die Schulter und beschleunigte meinen Schritt gerade so, dass ich noch alkoholisiert rüberkam. Ich hatte mich mit voller Absicht für eine möglichst unkreative Antwort entschieden, denn ich hielt es immerhin für möglich, dass der Arno trotz akuter Atemnot meine Stimme erkannte. Einen so banalen Spruch aber hätt er von seinem kreativen Freund Harry natürlich niemals erwartet.

»Herbie!?«, hörte ich da Arnos verwunderte Stimme. Na ja, so blöd war er dann...

Erscheint lt. Verlag 2.5.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Schlagworte Böse • eBook • Grünwald Freitagscomedy • harry die ehre • #HarrydieEhre • HarrydieEhre • Isarpreiß • Isarpreißn • Kabarett • Kabarettisten • Lustige Bücher • lustige Romane • München • Oktoberfest • Rindviecher • Rosenheim Cops • Satire • wiesn
ISBN-10 3-492-97683-2 / 3492976832
ISBN-13 978-3-492-97683-1 / 9783492976831
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