Die Carnuntum-Verschwörung -  Peter Lukasch

Die Carnuntum-Verschwörung (eBook)

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2017 | 1. Auflage
320 Seiten
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978-3-7448-2382-1 (ISBN)
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Carnuntum 172 n. Chr. Der Anwalt Spurius Pomponius gehört zu den kommenden Männern Roms, als ihn der Zorn des Imperators an die Grenze des Reiches verbannt. Auch in Carnuntum, der Hauptstadt der Provinz Oberpannonien ließe es sich gut leben, wären nur die Germanen jenseits der Donau nicht so kriegslüstern. Die Situation am Limes wird schließlich so bedrohlich, dass Kaiser Mark Aurel persönlich an die Grenze eilt und ausgerechnet in Carnuntum sein Hauptquartier aufschlägt. In seiner Begleitung befinden sich seine Frau Faustina, die den Kopf des Pomponius am liebsten auf eine Lanze gespießt sehen möchte. Zu allem Überfluss wird Pomponius vom neu ernannten Leiter der Frumentarii, dem militärischen Geheimdienst der Legionen, zwangsrekrutiert und soll einen verdächtigen Todesfall aufklären. Unterstützt von seinem vorlauten Sklaven und einer jungen Frau mit zweifelhaftem Ruf macht er sich ans Werk. Nach kurzer Zeit erkennt Pomponius, dass er mit seinen Ermittlungen in ein Wespennest von Verschwörern gestochen hat. Es bleibt ihm nur mehr wenig Zeit, um seinen eigenen Hals zu retten.

Peter Lukasch wurde 1942 in Wien geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft trat er in den Staatsdienst ein, wo er bis zu seiner Pensionierung im Bereich der Strafjustiz tätig war. Seinem Interesse für Geschichte und Kriminalistik folgt der Autor in einem Zyklus historischer Kriminalromane. Bisher sind erschienen: 'Zu Hainburg verblieb man über Nacht' (auf der Suche nach dem Schatz der Nibelungen), 'Teufels-Liebchen' (aus der Zeit der Hexenverfolgungen), 'Aschenspuren' (ein Kriminalfall um den Brand des Ringtheaters in Wien), 'Der Spion von Hainburg' (aus der Zeit der Türkenkriege) und 'Solo Valat' (ein Kriminalroman aus dem Wien des Jahres 1905).

III


Wenige Tage später jenseits der Donau im Barbaricum.

Die drei Männer waren Römer, aber ähnlich wie Germanen gekleidet. Das war die zweckmäßigste Ausrüstung für ihre Expedition in diesem unwirtlichen Landstrich. Sie trugen lange Hosen, die an den Knöcheln zusammengebunden waren, Tuniken aus derbem Stoff und genagelte Sandalen. Die schweren Umhänge hatten sie abgelegt, weil die Herbstsonne kräftig vom Himmel brannte. Dadurch wurden die römischen Kurzschwerter sichtbar, die sie an ihren Gürteln trugen. Sie führten zwei schwer beladene Maultiere mit sich.

Rund um sie war undurchdringliche Wildnis. Der Weg, dem sie folgten, war gut befestigt. Die Holzprügel, mit denen die Aufschüttungen unterlegt waren, boten den Maultieren sicheren Tritt. Es handelte sich um einen Teil jenes Wegenetzes, auf dem von weit her Bernstein und andere Waren an die Grenze des Imperiums transportiert wurden.

Die Reisenden hatten bereits in den frühen Morgenstunden die Donau zu Fuß überquert. Das war um diese Jahreszeit möglich. Denn der große Strom musste wenig weiter östlich eine durch Berge gebildete Engstelle passieren und wurde dadurch so stark in seinem Lauf gehemmt, dass er sich vor dem Hindernis in mehrere seichte Arme aufspaltete, die bei Tiefwasser ohne Boote passiert werden konnten. Man musste nur die richtigen Furten kennen und Abschnitte meiden, in denen Treibsand zur Gefahr werden konnte.

Die Gegend war völlig einsam. Bisher waren sie keiner Menschenseele begegnet. Nach dem großen Germanensturm vor zwei Jahren hatte Rom mehr als ein Jahr gebraucht, um die Donauprovinzen zu befrieden und die Eindringlinge wieder über den Fluss zurückzutreiben. Jetzt herrschte ein fragiler Frieden. Die vorübergehend in die Defensive gedrängten Stämme hatten einer Sicherheitszone zustimmen und ihre ufernahen Siedlungen 150 Stadien, also etwa einen Tagesmarsch, ins Landesinnere verlegen müssen. Es war ihnen auch verboten worden, die Handelsplätze am Donauufer aufzusuchen. Dadurch wurde der sonst in Friedenszeiten rege Handel zwischen Germanen und Römern weitgehend unterbunden. Lediglich römischen Kaufleuten war es gestattet, die germanischen Siedlungen am Rande der Sicherheitszone aufzusuchen, aber nur wenige nahmen diese Möglichkeit wahr. Die drei Männer, die es in der Hoffnung auf guten Gewinn dennoch gewagt hatten, rechneten damit, noch vor Einbruch der Dämmerung die erste germanische Siedlung zu erreichen.

Am späteren Nachmittag tauchte vor ihnen eine römische Patrouille auf. Es war ein Contubernium, das von einem Unteroffizier befehligt wurde. Die Soldaten waren nur mit Schwertern und Wurfspießen bewaffnet. Sie trugen nicht das schwere Scutum, sondern leichte runde Schilde, wie sie bei manchen Auxiliartruppen in Gebrauch standen. Ihr Marschgepäck beschränkte sich auf einen Brotbeutel und eine Wasserflasche. Der Unteroffizier war fast doppelt so alt wie seine Schützlinge und hatte ein Gesicht, das an einen verwitterten Fels erinnerte.

„Halt“, befahl er und hob die Hand. „Wer seid ihr und wohin wollt ihr?“ Die Soldaten bezogen hinter ihm Position und behielten wachsam den urwaldähnlichen Auwald beiderseits des Weges im Auge.

Der jüngste der drei Männer nahm seinen breitkrempigen Hut, der besser in den sonnigen Süden Italiens als nach Germanien gepasst hätte, vom Kopf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Ich bin Spurius Pomponius, ein Händler aus Carnuntum. Wir sind auf dem Weg zu den Handelsplätzen der Germanen. Wir haben eine Erlaubnis des Magistrats.“ Er zog ein zusammengefaltetes Schreiben aus seinem Gewand.

Der Unteroffizier winkte ab „Ballbilus“, sagte er. „Kommandant dieses Haufens.“ Er musste sehr frustriert sein, dass er sich zu so einer unmilitärischen Vorstellung hinreißen ließ.

„Das sind Numerius und Manius, zwei Veteranen der Legion“, fuhr Pomponius fort. Sie haben die Erlaubnis, mich zu begleiten. Ich habe sie zu meinem Schutz mitgenommen.“

Einige Soldaten lachten. „Zu deinem Schutz?“, fragte Ballbilus spöttisch. „Zu deinem Schutz würdest du drei oder vier Legionen brauchen, und ich bin mir nicht sicher, ob das ausreicht. Bist du verrückt Pomponius? Weißt du eigentlich, worauf du dich einlässt? Du bist auf dem Weg zu den Germanen! Was glaubst du, was dich dort erwartet?“

„Ich nehme an, meine Geschäftspartner werden mich erwarten“, erklärte Pomponius zuversichtlich. „Ich habe auch schon früher mit ihnen gehandelt. Jetzt herrscht Frieden, die Sicherheitszone ist ruhig und wird von der römischen Armee kontrolliert. Was soll denn schon geschehen?“

„Ihr Götter steht diesem Narren bei!“, stöhnte Ballbilus. „Die römische Armee? Siehst du hier die römische Armee? Schau dir doch an, wen du vor dir hast! Ganze zehn Mann! Warum glaubst du, sind wir hier?“

„Warum?“, fragte Pomponius höflich und wedelte mit seinem Hut, um einen Mückenschwarm zu vertreiben, der um seinen Kopf schwebte.

„Das Oberkommando hat entschieden, es sei nicht sinnvoll, Truppen in dieser Zone zu stationieren“, erklärte Ballbilus verbittert. „Sie meinen, eine Überwachung durch leichte Patrouillen genüge völlig. Man will die Germanen nicht unnötig provozieren. So weit ist es schon gekommen!“

„Ich denke, du siehst zu schwarz“, meinte Pomponius besänftigend. „Kannst du mir sagen, wie weit wir noch bis zur nächsten Siedlung haben und wie sie heißt?“

Ballbilus schüttelte resigniert den Kopf. „Etwa eine Stunde. Ich glaube nicht, dass sie einen Namen hat. Nun ja, vielleicht hat sie bei den Germanen einen Namen, bei den Römern sicher nicht. Es sind nur ein paar Hütten, sonst nichts. Salve, Pomponius. Wir werden uns vermutlich nicht wiedersehen. Erwarte ja nicht, dass wir dir zu Hilfe kommen, wenn dich die Germanen massakrieren wollen.“

Ballbilus scheuchte die Truppe mit einer Handbewegung zur Seite, sodass die Händler ungehindert passieren konnten.

Die Siedlung war neu errichtet und größer, als Pomponius nach der Beschreibung des Ballbilus erwartet hatte. Sie bestand aus drei ansehnlichen Langhäusern und mindestens einem Dutzend gut und fest gebauter Holzhäuser, sowie etlichen Hütten aus geflochtenen Ästen mit lehmverschmierten Wänden. Pomponius schätzte, dass hier etwa zweihundert Personen – Frauen und Kinder miteingerechnet – lebten. Es schienen aber weit mehr Menschen anwesend zu sein. Ihre Ankunft rief keine Überraschung hervor. Pomponius bewegte sich mit seinen Begleitern vorsichtig auf den Platz vor dem größten Langhaus zu und schwenkte dabei ein Tuch, um zu signalisieren, dass er in friedlicher Absicht kam.

Aus der Tür des Langhauses trat ein hochgewachsener älterer Mann. Das Haupt war kahl, aber der prächtige graue Bart baumelte zu drei malerischen Zöpfen geflochten vor seiner Brust Er trug ein römisches Kavallerieschwert an der Seite und war in einen Mantel gehüllt, der einmal einem römischen Unteroffizier gehört hatte. „Ave, Pomponius“, sagte er. „Mein Name ist Ballomar. Was willst du bei den Barbaren?“ Sein Latein war ausgezeichnet. Pomponius nahm an, dass er der Häuptling der Ansiedlung oder sonst ein Anführer war. Bei den Germanen wusste man nie so genau, wer gerade das Sagen hatte. Er argwöhnte außerdem, dass er einen Mann vor sich hatte, der früher als Söldner bei den Legionen gedient hatte. „Ave Ballomar“, sagte er höflich und ließ sich seine Überraschung nicht anmerken. „Du weißt, wer ich bin?“

„Wir haben dich erwartet. Du wurdest beobachtet seit du über den Fluss gegangen bist, und du hast ja auch Ballbilus, der auf dem Handelsweg auf und ab stolpert, deinen Namen genannt. Unsere Späher haben mitgehört.“ Pomponius war erstaunt, weil der Mann so unumwunden zugab, dass die Schutzzone von seinen Spähern infiltriert war. Wahrscheinlich schlichen sie sogar bis an den Fluss und beobachteten das Treiben der Römer am anderen Ufer. „Ein paar von uns haben sich dann auch an dich erinnert“, fuhr Ballomar fort. „Du warst schon früher in der Gegend. Du willst also Handel treiben?“

„Wenn ich willkommen bin ...“

„Aber ja“, sagte Ballomar spöttisch. „Die Römer sind uns immer willkommen. Sie bringen schöne Dinge ins Land, die wir gut brauchen können.“ Er klopfte auf das Schwert an seiner Seite. „Manchmal müssen wir uns allerdings auch selber nehmen, was wir brauchen. Nun denn, Pomponius, für heute ist es schon zu spät, um Geschäfte zu machen. Du kannst dort in diesem Gästehaus dein Nachtlager einrichten.“ Er deutete auf eine niedrige Hütte am Rande der Siedlung. „Du brauchst dich nicht zu sorgen. Du wirst vielleicht beim Handeln übervorteilt werden, aber niemand wird dich bestehlen, dich berauben, oder dir sonst ein Leid zufügen. Händler genießen Gastfreundschaft. Das ist bei uns seit alters her so Brauch. Du...

Erscheint lt. Verlag 24.4.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
ISBN-10 3-7448-2382-2 / 3744823822
ISBN-13 978-3-7448-2382-1 / 9783744823821
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