Der Flammenträger (eBook)

Spiegel-Bestseller
Historischer Roman
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
480 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-40146-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Flammenträger -  Bernard Cornwell
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
«Und mein Speer fuhr in das Drachenauge, und der Schaft bebte, als das Schiff an uns vorüberglitt zu den ruhigeren Gewässern des Hafens, der vor dem Sturm geschützt wurde durch den gewaltigen Felsen, auf dem die Festung stand. Meine Festung. Bebbanburg.» Viele Jahre hat Uhtred gegen die Dänen und Norweger gekämpft. Inzwischen wird nur noch ein englisches Reich von einem Nordmann regiert, Northumbrien, dessen König Uhtreds Schwiegersohn ist. Die Zeit der Kriege scheint vorbei, und Uhtred sieht die Stunde gekommen, endlich Bebbanburg, den Sitz seiner Vorväter, zurückzuerobern. Doch der Frieden gebiert den Wunsch nach Krieg. Bald steht Uhtred drei mächtigen Gegnern gegenüber. Da hilft es nicht, nur tapfer in der Schlacht zu sein. Man muss auch klug sein wie eine Schlange.

 Bernard Cornwell, geboren 1944 in London und aufgewachsen in Essex, arbeitete nach seinem Geschichtsstudium an der University of London lange als Journalist bei der BBC, wo er das Handwerk der gründlichen Recherche lernte (zuletzt als «Head of Current Affairs» in Nordirland). 1980 heiratete er eine Amerikanerin und lebt seither in Cape Cod und in Charleston/South Carolina. Weil er in den USA zunächst keine Arbeitserlaubnis erhielt, begann er Romane zu schreiben. Im englischen Sprachraum gilt er als unangefochtener König des historischen Abenteuerromans. Seine Werke wurden in über 20 Sprachen übersetzt - Gesamtauflage: mehr als 30 Millionen Exemplare. Die Queen zeichnete ihn mit dem «Order of the British Empire» aus.

 Bernard Cornwell, geboren 1944 in London und aufgewachsen in Essex, arbeitete nach seinem Geschichtsstudium an der University of London lange als Journalist bei der BBC, wo er das Handwerk der gründlichen Recherche lernte (zuletzt als «Head of Current Affairs» in Nordirland). 1980 heiratete er eine Amerikanerin und lebt seither in Cape Cod und in Charleston/South Carolina. Weil er in den USA zunächst keine Arbeitserlaubnis erhielt, begann er Romane zu schreiben. Im englischen Sprachraum gilt er als unangefochtener König des historischen Abenteuerromans. Seine Werke wurden in über 20 Sprachen übersetzt – Gesamtauflage: mehr als 30 Millionen Exemplare. Die Queen zeichnete ihn mit dem «Order of the British Empire» aus. Karolina Fell hat schon viele große Autorinnen und  Autoren ins Deutsche übertragen, u.a. Jojo Moyes, Bernard Cornwell und Kristin Hannah.

Erster Teil Der König


Eins


Es begann mit drei Schiffen.

Jetzt waren dort vier.

Die drei Schiffe waren an die Küste Northumbriens gekommen, als ich ein Kind war, und binnen Tagen war mein älterer Bruder tot, und binnen Wochen folgte ihm mein Vater ins Grab, mein Onkel raubte mein Land, und ich war ein Vertriebener geworden. Nun, so viele Jahre später, beobachtete ich von demselben Strand aus vier Schiffe, die auf die Küste zukamen.

Sie kamen aus dem Norden, und aus dem Norden kommt nur Schlechtes. Der Norden bringt Frost und Eis, Norweger und Schotten. Er bringt Gegner, und ich hatte schon genügend Gegner, denn ich war nach Northumbrien gekommen, um Bebbanburg zurückzuerobern. Ich war gekommen, um meinen Cousin zu töten, der sich meine Stellung angeeignet hatte. Ich war gekommen, um mir mein Heim zurückzuholen.

Bebbanburg lag weiter südlich. Seine Wälle konnte ich von dort, wo unsere Pferde standen, nicht sehen, weil die Dünen zu hoch waren, aber ich sah den Rauch von den Kochfeuern der Festung, den der stürmische Wind nach Westen trieb. Der Rauch wurde landeinwärts geweht und verschmolz mit den niedrigen, grauen Wolken, die auf die dunklen Hügel Northumbriens zujagten.

Es war ein scharfer Wind. An den Sandbänken, die sich in Richtung der Insel Lindisfarena erstreckten, brachen sich tosende Wellen, die schnell und weiß schäumend auf das Ufer zuliefen. Weiter draußen waren die Wogen schaumgekrönt, gischtsprühend und verwirbelt. Zudem war es bitterkalt. In Britannien mochte gerade der Sommer eingekehrt sein, doch an der northumbrischen Küste schwang immer noch der Winter seine scharfe Klinge, und ich war froh um den Bärenfellumhang.

«Ein schlechter Tag für Seefahrer», rief mir Berg zu. Er war einer meiner jüngeren Männer, ein Norweger, der sein Können als Schwertmann allzu gern unter Beweis stellte. Er hatte im vergangenen Jahr sein Haar noch länger wachsen lassen, bis es wie ein Pferdeschweif unter dem Rand seines Helms herausflatterte. Ich hatte einmal einen Sachsen gesehen, der einen Mann an seinem langen Haar rücklings aus dem Sattel gezogen und ihn mit dem Speer durchbohrt hatte, während der Mann noch mit rudernden Armen auf der Erde lag.

«Du solltest dein Haar schneiden», mahnte ich Berg.

«Beim Kampf binde ich es hoch!», rief er zurück, dann deutete er mit einem Nicken zur See hinüber. «Sie werden Schiffbruch erleiden! Sie sind zu nah am Ufer!»

Die vier Schiffe folgten dem Ufer, kämpften jedoch darum, weiter draußen zu bleiben. Der Wind drohte, sie an den Strand zu treiben, sie auf den Sandbänken auflaufen zu lassen, sie dort umzukippen und auseinanderzubrechen, doch die Ruderleute hängten sich in die Riemen, während die Steuermänner versuchten, ihren Bug von den Brechern wegzuzwingen. Wellen zerbarsten am Bug der Schiffe und überrollten weiß schäumend die Decks. Der quer einfallende Wind war zu stark, um Rah oder Segel aufzuziehen, und so hatten sie das schwere Segeltuch an Deck verstaut.

«Wer sind sie?», fragte mein Sohn, während er sein Pferd an meine Seite lenkte. Der Wind hob seinen Umhang und peitschte Mähne und Schweif seines Pferdes.

«Wie soll ich das wissen?», fragte ich.

«Hast du sie nicht früher schon einmal gesehen?»

«Nie», sagte ich. Ich kannte die meisten Schiffe, die sich vor der northumbrischen Küste herumtrieben, aber diese vier waren mir fremd. Es waren keine Handelsfahrer, sondern sie hatten den hohen Bug und das niedrige Freibord von Kampfschiffen. Sie hatten Tierköpfe auf dem Bug, was sie als Heiden auswies. Die Schiffe waren groß. Jedes, so schätzte ich, war mit vierzig oder fünfzig Mann besetzt, die nun in der tückischen See und dem rauen Wind um ihr Leben ruderten. Die Flut kam, was eine starke, nordwärts ausgerichtete Strömung bedeutete, und die Schiffe kämpften sich nach Süden. Um ihre drachengekrönten Buge spritzte die Gischt, während Querseen gegen ihre Rümpfe donnerten. Ich beobachtete, wie sich das Schiff, das am dichtesten vor der Küste war, auf einer Welle aufrichtete und dann halb hinter den kalten Wogen verschwand, die um seinen Schegg zerbarsten. Wussten sie, dass es eine schmale Fahrrinne gab, die hinter Lindisfarena herumlief und Schutz bot? Diese Fahrrinne war bei Ebbe leicht zu sehen, doch nun, bei anlaufender Flut, die vom Wind zu strudelnder Raserei aufgepeitscht wurde, war die Passage von dahinjagender Gischt und schäumenden Wellen verborgen, und die vier Schiffe wurden, blind für die Sicherheit der Fahrrinne, an ihrem Eingang vorbeigerudert und kämpften sich weiter zum nächsten Ankerplatz, der ihnen Sicherheit bieten würde.

Sie hielten auf Bebbanburg zu.

Ich lenkte mein Pferd Richtung Süden und führte meine sechzig Mann am Strand entlang. Der Wind trieb mir stechende Sandkörner ins Gesicht.

Ich wusste nicht, wer sie waren, aber ich wusste, wohin die vier Schiffe fuhren. Sie hielten auf Bebbanburg zu, und damit, so dachte ich, war das Leben schlagartig schwieriger geworden.

 

Wir brauchten nur wenige Augenblicke, um die Fahrrinne von Bebbanburg zu erreichen. Die brechenden Wellen schlugen auf den Strand und liefen zischend in den Hafeneingang, füllten die schmale Zufahrt mit strudelndem grauem Schaum. Die Zufahrt war nicht breit, als Kind hatte ich sie oft durchschwommen, jedoch nie, wenn die starke Strömung der Ebbe geherrscht hatte. Eine meiner frühesten Erinnerungen war die an einen Jungen, der ertrank, als ihn die Strömung aus der Hafenzufahrt hinauszog. Sein Name hatte Eglaf gelautet, und er war wohl sechs oder sieben Jahre alt, als er starb. Er war der Sohn eines Priesters, der einzige Sohn. Seltsam, wie mir Namen und Gesichter aus der fernen Vergangenheit in den Sinn kommen. Er war ein kleiner, zarter Junge gewesen, dunkelhaarig und schelmisch, und ich hatte ihn gemocht. Mein älterer Bruder hatte ihn dazu herausgefordert, durch die Zufahrt zu schwimmen, und ich erinnerte mich daran, wie mein Bruder lachte, als Eglaf in dem Wirbel aus dunklen Wellen und weißen Schaumkronen verschwand. Ich hatte geweint, und mein Bruder hatte mir einen Schlag auf den Hinterkopf gegeben. «Er war schwach», sagte mein Bruder.

Wie wir die Schwäche verachten! Nur Frauen und Priestern ist es gestattet, schwach zu sein. Vielleicht auch Dichtern. Der arme Eglaf war gestorben, weil er ebenso furchtlos erscheinen wollte wie wir Übrigen, doch letztlich hatte er nur bewiesen, dass er ebenso dumm war. Während wir den vom Wind gepeitschten Strand entlangtrabten, sprach ich seinen Namen laut aus: «Eglaf.»

«Was?», rief mein Sohn.

«Eglaf», sagte ich wieder, ohne mich mit Erklärungen aufzuhalten, aber ich denke, solange wir uns an Namen erinnern, leben diese Menschen weiter. Ich weiß nicht genau, wie sie leben; ob sie Geister sind, die wie Wolken umherziehen, oder ob sie in der Nachwelt leben. Eglaf konnte nicht nach Wallhall gegangen sein, weil er nicht in der Schlacht gestorben war, doch wie sich versteht, war er auch Christ, also musste er in ihren Himmel gekommen sein, weswegen er mir noch mehr leidtat. Christen erklären mir, dass sie dort alle Zeit damit verbringen, ihrem angenagelten Gott Loblieder zu singen. Alle Zeit! Bis in alle Ewigkeit! Was für ein aufgeblasener Gott will jederzeit sein eigenes Loblied hören? Dieser Gedanke rief mir Barwulf ins Gedächtnis, einen westsächsischen Thegn, der vier Harfenisten dafür bezahlt hatte, Lieder von seinen Taten in der Schlacht zu singen, die es so gut wie nicht gegeben hatte. Barwulf war ein fettes, selbstsüchtiges, habgieriges Schwein von einem Mann gewesen; genau die Sorte, die immer ihr eigenes Loblied hören will. Ich stellte mir den Christengott als einen fetten, missmutigen Thegn vor, der in seinem Metpalas saß und Schmeichlern lauschte, die ihm erzählten, wie großartig er sei.

«Sie drehen bei!», rief mein Sohn und unterbrach damit meine Gedanken. Ich schaute nach links und sah, wie sich das erste Schiff auf die Fahrrinne ausrichtete. Es war eine gerade Zufahrt, doch ein unerfahrener Schiffsmeister konnte von den starken Gezeitenströmungen nahe der Küste in die Irre geführt werden. Dieser Mann aber war erfahren genug, um die Gefahr vorauszuahnen, und er führte den langen Rumpf gerade und sicher. «Zähl die Männer an Bord», befahl ich Berg.

Wir zügelten die Pferde am Nordufer der Zufahrt, wo sich auf dem Sand schwarzer Blasentang, Muscheln und ausgebleichte Holzstücke häuften. «Wer sind sie?», fragte Rorik. Er war noch ein Junge, mein neuer Diener.

«Es sind wahrscheinlich Norweger», sagte ich, «wie du.» Ich hatte in einer wirren Schlacht, mit der die Heiden aus Mercien vertrieben worden waren, Roriks Vater getötet und Rorik verletzt. Es hatte mir Gewissensbisse bereitet, ein Kind verletzt zu haben. Er war erst neun Jahre alt gewesen, als ich ihm einen Hieb mit meinem Schwert Schlangenhauch versetzt hatte, und mein Schuldgefühl hatte mich dazu gebracht, den Jungen wie einen Sohn anzunehmen, ebenso wie Ragnar der Ältere mich vor so langer Zeit aufgenommen hatte. Roriks linker Arm war verheilt, auch wenn er niemals so stark werden würde wie sein rechter Arm, aber er konnte einen Schild halten und wirkte glücklich. Ich mochte ihn.

«Es sind Norweger!», wiederholte er vergnügt.

«Das nehme ich an», sagte ich. Ich war nicht sicher, aber die Schiffe wirkten eher norwegisch als dänisch. Die Tiergestalten auf dem Bug waren prächtiger und die kurzen Masten stärker nach achtern geneigt als bei den meisten dänischen Schiffen. «Reit nicht zu weit hinein!», rief ich Berg zu, der sein Pferd bis zu den Fesseln in die wirbelnden Untiefen getrieben hatte.

Die Flut schoss durch die...

Erscheint lt. Verlag 22.4.2017
Reihe/Serie Die Uhtred-Saga
Übersetzer Karolina Fell
Zusatzinfo Mit 1 s/w Karte
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Angelsachsen • England • Historischer Roman • Krieg • Mittelalter • Segelschiff • Seven Kings Must Die • Wikinger
ISBN-10 3-644-40146-2 / 3644401462
ISBN-13 978-3-644-40146-4 / 9783644401464
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,5 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99