Kafkas Sohn (eBook)

Prosa
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
203 Seiten
Suhrkamp Verlag
978-3-518-75234-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kafkas Sohn - Szilárd Borbély
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Szilárd Borbély, dessen Romandebüt Die Mittellosen in Ungarn, Deutschland und vielen anderen Ländern ein literarisches Ereignis war, wollte seinen nächsten großen erzählerischen Text Franz Kafka widmen. Die Sammlung von Bruchstücken, aus dem Nachlass veröffentlicht, ursprünglich zur Publikation bestimmt, bezieht ihre Intensität aus der leidenschaftlichen Suche des Autors nach sich selbst und der eigenen Stimme.

Ein Essay über die Bedeutung Kafkas in der ungarischen Gegenwartsliteratur im Allgemeinen und im Werk Szilárd Borbélys im Besonderen ergänzt den Band.

Kafkas Sohn, das ist ein junger ungarischer Schriftsteller, der lernt, im Schreiben seine Heimat zu finden. Die Sprache nennt er einen Friedhof, der sich die Toten einverleibt; er will Geschichten schreiben, die »meine eigenen Spuren, die ich zwischen den Wörtern zurücklassen könnte, auslöschen«. Kafka als Bruder, als Projektionsfigur, als Lehrer, als Erzähler, als Mensch der Verzweiflung, der Krankheit, der unglücklichen Liebe. Borbély nimmt Kafkas »Brief an den Vater« als Folie, sich mit der eigenen Vaterbeziehung auseinanderzusetzen. Die Prosastücke, formal hier und da an jüdische Geschichten und Legenden angelehnt, passagenweise an Kertész' Galeerentagebuch erinnernd, sind Selbstbekenntnis und Vermächtnis in einem.

<p>Szilárd Borbély, 1964 in Fehérgyarmat im nordöstlichsten Winkel Ungarns geboren, debütierte 1988 als Lyriker und veröffentlichte rund ein Dutzend Gedicht- und Prosabände. Er war Hochschullehrer in Debrecen und übersetzte Lyrik aus dem Deutschen und Englischen, u.a. von Monika Rinck, Robert Gernhardt und Durs Grünbein. Mit seinem Romandebüt <em>Die Mittellosen</em> hat er sich an die Spitze der ungarischen Gegenwartsliteratur geschrieben. Im Februar 2014 nahm er sich das Leben.</p>

Szilárd Borbély, 1964 in Fehérgyarmat im nordöstlichsten Winkel Ungarns geboren, debütierte 1988 als Lyriker und veröffentlichte rund ein Dutzend Gedicht- und Prosabände. Er war Hochschullehrer in Debrecen und übersetzte Lyrik aus dem Deutschen und Englischen, u.a. von Monika Rinck, Robert Gernhardt und Durs Grünbein. Mit seinem Romandebüt Die Mittellosen hat er sich an die Spitze der ungarischen Gegenwartsliteratur geschrieben. Im Februar 2014 nahm er sich das Leben.

Kafka und die Straßen

Kafka war in Prag lange Zeit bloß der Name eines Kaufmanns. Kafka war ein Kaufmann wie viele andere. Anfangs hieß er Hermann. Mit der Zeit änderte der angesehene innerstädtische Kaufmann seinen Vornamen auf Herrmann. In der nach dem Krieg selbständigen Tschechoslowakei wurde er Heřman, um sich an die zunehmend tschechisch und zunehmend nationalistisch orientierte Umgebung anzupassen. Mit dem Namen Kafka gab es keine Probleme, denn das ist von vornherein ein tschechisches Wort, das Dohle bedeutet. Obwohl das F in der Mitte des Wortes nach einem Irrtum aussieht. Es sollte vielmehr ein V da stehen. Kafka klingt eher wie die Nachahmung eines Lautes, es hört sich an, als käme es aus irgendeiner tierischen Kehle hervorgeröchelt, und erst hinterher mögen die Tschechen darin Laute, menschliche Laute erkennen. Eigentlich lautet das tschechische Wort kavka, Dohle. Es will also eher den Laut der Dohle anklingen lassen, das heisere Räuspern, dumpfe Reiben, das diese klugen Vögel von sich geben. Zumindest nach Ansicht der Tschechen. Denn im Ungarischen zum Beispiel weckt der Name desselben Vogels, csóka, eine viel entferntere Erinnerung. Und noch sonderbarer ist, dass der Laut aus der Kehle eines Vogels aufsteigt und nicht aus der eines Säugetiers. Die Vögel sind den Menschen viel entfernter. So anmutig sie die Luft auch durchschneiden, ihre Köpfe und Bewegungen erinnern eher an Reptilien, ihre Vorfahren, an Saurier. Das ausdruckslose Auge, der sich possierlich drehende Kopf und generell das fehlende Gesicht lösen bei den Säugetieren Angst aus. In unseren Augen sind die Vögel fossile, verzauberte Wesen, hiergebliebene Fossilien aus der Vorzeit. Fliegende Fossilien zwar, aber dennoch Fossilien. All das trifft auch auf die Dohle zu, und man hat versucht, die seltsam röchelnden Laute dieses schwarzen Vogels nachzuahmen, etwa so: kav-kav. Kav-kav. Kafka dachte immer an diese melancholische Stimme, wenn er sich voller Entsetzen den Namen seines Vaters in Erinnerung rief. Dieser schwarze...

Erscheint lt. Verlag 26.3.2017
Übersetzer Heike Flemming, Laszlo Kornitzer
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Original-Titel Kafka fia
Themenwelt Literatur Essays / Feuilleton
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Förderpreis zum Straelener Übersetzerpreis 2014 • Kafka • Kafka fia deutsch • Osteuropa • Prosa • Übersetzerpreis Ginkgo-Biloba 2021 • Ungarische Gegenwartsliteratur • Ungarn
ISBN-10 3-518-75234-0 / 3518752340
ISBN-13 978-3-518-75234-0 / 9783518752340
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