Sinclair Academy - 10 (eBook)

Das Kalte Kind
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
110 Seiten
beBEYOND (Verlag)
978-3-7325-3843-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sinclair Academy - 10 -  Carson Hammer
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Mary Austin wird vom Geist eines kleinen Mädchens heimgesucht. Nachts steht es plötzlich in Marys Schlafzimmer - die Haut so blassblau wie die eines Erfrorenen - und stößt einen entsetzlich schrillen Schrei aus. Völlig verzweifelt wendet sich Mary an die Sinclair Academy. Die Trainees finden heraus, dass es sich bei dem Geist um das Kalte Kind handelt. Und jeder, dem es bisher erschienen ist, musste sterben. Sind Marys Tage tatsächlich gezählt oder können die Trainees einen Weg finden, die junge Frau vor dem sicheren Tod zu bewahren?


SINCLAIR ACADEMY - DIE NEUEN GEISTERJÄGER führt die Abenteuer von 'Geisterjäger John Sinclair' in die nächste Generation fort. Wer an der SINCLAIR ACADEMY aufgenommen wird, hat bereits schmerzhafte Erfahrungen mit dem Übernatürlichen gemacht. Jack und seine Mitstreiter Staysy, Hassan und Sachiko müssen sich im Kampf gegen Geister und Dämonen als Team bewähren und die Menschheit vor dem Grauen beschützen, das im Dunkeln lauert. Denn: Das Böse ist überall.
'Erinnern Sie sich an die Spukgeschichten aus Ihrer Kindheit? Über Geister, Vampire und Dämonen? All diese Geschichten sind wahr. Es stimmt vielleicht nicht jedes Wort, aber viel mehr als die meisten Leute glauben.' - John Sinclair -
Die Serie SINCLAIR ACADEMY erscheint monatlich als E-Book und als inszeniertes Hörbuch auf CD und als Download. Jede Folge ist in sich abgeschlossen.


Kapitel 1


Trotz der kalten Märzluft war das Fenster gekippt. Die Gardine bewegte sich im Wind. Ihre Schatten spielten im Mondlicht auf dem Boden und den Wänden des kleinen Apartments.

Mary war erschöpft, doch der Schlaf wollte nicht kommen. Ruhelos drehte sie sich im Bett und schämte sich über sich selbst.

Erschöpft? Wovon? Vom Nichtstun? Vom stundenlangen Aus-dem-Fenster-Starren, berieselt vom hirnlosen Nachmittagsprogramm des Fernsehers?

Sie sog scharf die Luft ein, um sich zur Ordnung zu rufen. Sie kannte den Tonfall der Vorwürfe, die sie sich machte. Genau das waren die Dinge, die Mom sagen würde – Mom, die Mary stets klargemacht hatte, dass ihre Existenz nur ein dummes Versehen war. Dass sie nicht gewollt gewesen war. Dass aus ihr nichts werden würde. Mom, mit der sie seit zwei Jahren nicht mehr gesprochen hatte, doch deren Stimme sie trotzdem nie hinter sich gelassen hatte.

Eigentlich hatte sie alles anders geplant. Dieses mickrige Zimmer sollte nur ein Provisorium sein, nachdem sie von zu Hause ausgezogen war. Ausgangspunkt einer Erfolgsgeschichte, die Mom für alles Lügen strafen sollte, was sie Mary an den Kopf geworfen hatte.

Stattdessen saß sie noch immer hier fest. Ohne Perspektive für die Zukunft, dafür mit einer Vergangenheit, die sie nicht loswurde.

Irgendwo knarrten Bodendielen. Wahrscheinlich wieder der besoffene Kerl ein Stockwerk höher. Sein Atem stank schon am frühen Morgen nach Schnaps, und wann immer Mary hörte, dass er die Treppe hinauf- oder hinabging, warf sie unwillkürlich einen Blick auf den Sperrriegel und das Schloss an der Wohnungstür.

Es knarrte erneut, diesmal aus einer anderen Richtung. Das klang nicht, als käme es von oben. Aber von woher dann?

Mr. Carmichael, der nebenan wohnte, hatte Schichtdienst. Mary hatte vorhin gesehen, wie er zur Arbeit gegangen war, und er würde nicht vor acht Uhr morgens zurückkommen.

Wahrscheinlich verzog sich einfach nur das Gebälk im Wind. In solchen alten Gemäuern konnte man ja immer merkwürdige Geräusche hören.

Aber wieso hatte sie so etwas dann in den letzten zwei Jahren hier nie gehört?

Ein plötzlicher Knall! Mary fuhr zusammen und spürte, wie das Herz in ihrer Brust hämmerte.

Dann entspannte sie sich: Es war das Fenster gewesen. Ein Windstoß hatte es zuschlagen lassen.

Sie wollte aufstehen, um es vernünftig zu schließen – nicht, dass es sich nachher wieder von selbst öffnete –, da hielt sie inne. Wieder hörte sie etwas, und diesmal war es nicht einfach nur ein Knarren. Es waren Schritte. Und sie kamen aus ihrem Flur und näherten sich der Schlafzimmertür!

War das der Kerl von oben? Und – egal, wer es war – wie war er hier reingekommen? Sie wusste, sie hatte abgeschlossen – wäre die Tür aufgebrochen worden, hätte sie das hören müssen.

Marys Gedanken rasten, während sie sich instinktiv an das Brett am Kopfende ihres Bettes drückte. Gab es jemanden, der Schlüssel zu allen Türen hatte? Die Wohnungsgesellschaft? Der Schlüsseldienst?

Noch ein Schritt. Wieder näher. Dazu ein Geräusch – ein unterdrücktes, kehliges Wimmern, das Mary erschaudern ließ. Wer war das? Oder: Was war das?

Marys Augen suchten nach einer Waffe, irgendetwas, womit sie sich verteidigen konnte. Dann sah sie zur Tür – jeden Moment musste sie sich nun öffnen.

Doch die Tür öffnete sich nicht.

Stattdessen erschien auf der abblätternden weißen Farbe plötzlich ein bläuliches Leuchten. Es erinnerte Mary an das kühle, seelenlose Glühen des alten Röhrenfernsehers im Haus ihrer Mutter.

Der leuchtende Fleck wurde größer und auf unerklärliche Art körperlicher. Es dauerte einen Moment, dann erkannte Mary, was da geschah: Jemand – etwas – kam buchstäblich durch die Tür. Eine Gestalt schob sich mitten hindurch, ohne sie zu öffnen.

Sie träumte. Das musste es sein. Das konnte unmöglich real sein, also musste Mary träumen.

Die Gestalt war nicht sehr groß und trug ein altmodisches, sackartiges Kleid … es war ein Kind. Ein Mädchen, vielleicht sieben oder acht Jahre alt, die offenen Haare hingen ihm in Strähnen ins Gesicht.

Mit ruhigen, wohlplatzierten Schritten ging es durch die Tür hindurch und ins Schlafzimmer hinein, bis es direkt vor Marys Bett stand. Das rätselhafte Glühen des Kinds tauchte den ganzen Raum in das unwirkliche blaue Licht.

Mary merkte plötzlich, dass sie zitterte. Ihr Atem ging rasch, und vor Angst war sie wie erstarrt.

Das Gesicht des Mädchens war gleichmäßig und zart – ein entspannter, fast entrückter Ausdruck lag darauf.

Endlose Sekunden vergingen, in denen es einfach nur dastand und Mary ansah.

Plötzlich weiteten sich die Augen des Mädchens. Panik lag in seinem Blick. Seine Hände krallten sich in die Vorderseite des Kleids, der Mund öffnete sich und …

Das ohrenbetäubende Kreischen des Kinds kam ohne Warnung und erfüllte den Raum. Mary war, als bringe es jeden Knochen in ihrem Körper zum Schwingen. Es kroch durch ihre Adern und krallte sich um ihr Herz, hallte in ihrem Schädel wider und bohrte sich unauslöschlich in ihr Hirn.

Dann verlor sie das Bewusstsein.

***

»Und Sie sind sich sicher, dass es kein Traum war?«

Jack Archer zuckte zusammen, als er den anklagenden Ton in Staysys Stimme hörte. Er wusste, dass es in ihrer Natur lag: Sie war eine Ex-Agentin, jahrelang darauf gedrillt, Verschwörungen, Lügen und Fallen zu wittern. Doch er sah auch, was die harte Vernehmungstechnik seiner Freundin mit der armen Frau machte, die da vor ihnen in dem kleinen Vernehmungsraum der Academy saß und auf Hilfe hoffte.

»Ja«, antwortete Mary. »Der Schrei – die Nachbarn haben ihn auch gehört und sind gleich runtergekommen.«

Mary war einige Jahre jünger als Staysy und Jack, Anfang zwanzig vielleicht, und er war sich ziemlich sicher, dass sie die Wahrheit sagte. Sie hatte diesen nervösen Blick eines Menschen, dessen Realität komplett aus den Fugen geraten war und der nun überall nach Gefahren Ausschau hielt.

»Kann es nicht sein, dass das Ihr eigener Schrei war? Dass Sie einen Albtraum hatten und dann aufgewacht sind?«

Staysy fixierte Mary; die wand sich unter dem bohrenden Blick ihrer dunklen Augen.

»Ich … ich weiß es nicht. Vielleicht.«

Jack versuchte, Staysy einen mahnenden Blick zuzuwerfen, um sie zu bremsen, doch sie schien ihn gar nicht zu beachten. Einerseits war das verständlich. Die Abmachung, die sie nach ihrem ersten Date getroffen hatten, lautete: Egal, was privat zwischen ihnen sein mochte, im Dienst blieben sie Profis. Andererseits gehörte es zur Professionalität auch dazu, dass man mitbekam, wenn Kollegen einen bremsen wollten. Und das klappte bei Staysy momentan gar nicht.

Jack wollte gerade etwas sagen, da öffnete sich die schwere, gepolsterte Tür des kleinen Raumes, und ein durchtrainierter Mann Anfang sechzig trat ein: John Sinclair, Namensgeber und Leiter der Academy. In seinen Händen trug er ein Tablett mit dampfenden Teetassen.

»Guten Abend, Miss Austin. Ich habe mir gedacht, Sie können bestimmt eine Tasse Tee gebrauchen.«

Mary nickte, ein dankbares Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.

Jack hörte, wie Staysy abfällig schnaubte. Er beschloss, die Gelegenheit zu nutzen, und sah zu John Sinclair: »Sir, Miss Cole und ich müssten einmal kurz etwas besprechen.«

»Bitte sehr. Bis gleich.«

Sie waren kaum auf den Flur getreten, da fuhr Staysy Jack entnervt an: »Was soll das jetzt? Wieso unterbrichst du plötzlich die Vernehmung?«

»Weil das, was du da gemacht hast, keine Vernehmung war, sondern ein Kreuzverhör.«

»Hey! Du weißt ganz genau, wie aufwendig ein Einsatz ist. Jeder Fall, um den wir uns kümmern, kostet Zeit, in der wir an nichts anderem arbeiten können. Da will ich einfach nur sichergehen, dass wir nicht irgendwelchen Phantomen hinterherjagen.«

»Ich dachte, es ist unser Job, Phantomen hinterherzujagen.«

»Sehr witzig. Du weißt genau, was ich meine.«

Jack seufzte: »Mary Austin wurde von einem guten Freund John Sinclairs zu uns geschickt.«

»Einem Psychiater – ist also gut möglich, dass sie einfach nur spinnt.«

»Wenn sie verrückt wäre, hätte der Mann sie behandelt. Er glaubt also auch, dass sie die Wahrheit sagt.«

»Kann sein, dass er das glaubt – aber es wäre mir neu, dass Psychiater Fachleute fürs Übernatürliche sind.«

Jack musterte seine Kollegin kritisch. Dabei merkte er, wie schwer es ihm fiel, seinen Ärger aufrechtzuerhalten, als er in ihr bronzefarbenes Gesicht sah. Wieso bloß war diese Frau so verdammt sexy?

Zwei Wochen war es jetzt her, dass sie zum ersten Mal auf einem Date gewesen waren. Ein Ausflugsboot auf der Themse, danach ein gutes Abendessen, ein Gutenachtkuss. Und dann: nichts weiter. Jeder schlief brav in seinem Zimmer. Ein paar Tage später dann ein weiteres Date nach demselben Muster. Diesmal ohne Ausflugsdampfer, aber ebenfalls ohne Sex. Wieder etwas später dann noch ein Date. Alles Weitere: siehe oben.

Der fehlende Sex selbst war dabei nicht einmal das, was Jack wirklich störte. Nicht, nachdem er jahrelang in einem Kloster gelebt hatte. Auch wenn er selbst kein Mönch gewesen war: In Sachen Erotik war das nicht gerade die aufregendste Zeit für ihn gewesen.

Nein, mit jedem Date, das platonisch endete, drängte sich ein Gedanke immer weiter in Jacks Kopf nach vorne: Staysy war eine Frau, die sich nahm, was sie wollte. Ihn hatte sie sich bisher nicht genommen – die Schlussfolgerung daraus schien unvermeidbar.

Eigentlich war es nicht einmal eine Überraschung. Staysy und er kamen aus...

Erscheint lt. Verlag 24.3.2017
Reihe/Serie Die neuen Geisterjäger
Die neuen Geisterjäger
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Buffy • Dämon • Dämonen • England / Großbritannien • Fantastischer Roman • Fantasy • Fantasy Bücher • Geister • Geisterjäger • ghost • Grusel • Horror • Horrorstory • Jason Dark • London • Sinclair • Urban Fantasy • Vampir • Vampire Diaries • Werwölfe
ISBN-10 3-7325-3843-5 / 3732538435
ISBN-13 978-3-7325-3843-0 / 9783732538430
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