Post Mortem - Tage des Zorns (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
512 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490247-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Post Mortem - Tage des Zorns -  Mark Roderick
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Schau in den Abgrund und fleh um deinen Tod Hochspannend und schockierend: Spiegel-Bestsellerautor Mark Roderick legt mit 'Post Mortem - Tage des Zorns' den dritten Band mit Interpol-Agentin Emilia Ness und Profikiller Avram Kuyper vor. Emilia Ness ermittelt noch in einem aktuellen Interpol-Fall, als sie ein grausiges Päckchen erhält - mit einem abgeschnittenen Ohr darin. Kurz darauf erreicht sie eine Videobotschaft: Ihre Tochter Becky wurde entführt. Und alles deutet darauf hin, dass das Ohr von ihr stammt. Es gibt nur einen Menschen, der ihr jetzt helfen kann: Profikiller Avram Kuyper. Der hat im Moment jedoch ganz andere Sorgen, denn er verfolgt die Spur eines alten Rivalen. Viel zu spät wird ihm klar, dass er - genau wie Emilia - in eine hinterhältige Falle gelockt wurde. Ihr Gegner will nicht nur ihren Tod, er will sie leiden sehen. Denn sie haben beide seinen Zorn auf sich gezogen. Hart und unglaublich spannend: Der neue Thriller von Mark Roderick lässt auch Ihre Nerven vibrieren.

Mark Roderick ist ein Pseudonym. Seine extrem spannenden Thriller entstehen in den frühen Morgenstunden, wenn nichts und niemand ihn vom Schreiben ablenken kann. Mark Roderick lebt mit seiner Familie in der Nähe von Stuttgart.

Mark Roderick ist ein Pseudonym. Seine extrem spannenden Thriller entstehen in den frühen Morgenstunden, wenn nichts und niemand ihn vom Schreiben ablenken kann. Mark Roderick lebt mit seiner Familie in der Nähe von Stuttgart.

Achtung, extrem spannend.

Die schnellen Perspektivwechsel verleihen der Geschichte viel Tempo, der spannende Plot und die sympathischen Hauptfiguren lassen die ein oder andere Schwäche verzeihen.

2


Der Aussiedlerhof bei Simmerath, nahe der deutsch-belgischen Grenze, lag so weit abseits der Ortsgrenze, dass Emilia ihn ohne das Navi wohl niemals gefunden hätte. Die Zubringerstraße war kaum mehr als eine Schotterpiste. Die Gebäude standen versteckt hinter ein paar Bäumen und Büschen, von der Überlandstraße aus kaum zu erkennen.

Der ideale Ort für ein Verbrechen.

Emilia parkte ihren klimatisierten Wagen und stieg aus. Die spätsommerliche Sonne brannte heute noch einmal heiß vom wolkenlosen Himmel herab, so dass sie schon jetzt wieder zu schwitzen begann. Während sie sich umsah, spürte sie, wie das Adrenalin in Wellen durch ihren Körper strömte. Seit sie bei Interpol arbeitete, besichtigte sie nur noch selten Tatorte, so wie heute. Meistens unterstützte sie von ihrem Lyoner Büro aus die lokalen Polizeibehörden. Ihre Anwesenheit vor Ort war in den seltensten Fällen nötig.

Heute ging es jedoch darum, zu beurteilen, ob Dante oder – wie die Klatschpresse ihn plakativ nannte – der Schlitzer von Arques wieder zugeschlagen hatte.

Emilia ließ den Hof einen Moment lang auf sich wirken. Die Gebäude, die Geräte, der Asphalt im Innenhof – alles war alt und heruntergekommen, als sei hier seit fünfzig Jahren nichts mehr ausgebessert oder gar modernisiert worden. Der penetrante Geruch von Kuhdung lag in der Luft. Neben dem Stall stand ein rostiger Hanomag-Traktor, daneben befand sich der Misthaufen, umschwirrt von Fliegen. An den Stall grenzte ein Hühnergehege. Dort spielten ein paar Kätzchen mit einem zerfledderten Schuh. Auf der Weide dahinter grasten Rinder.

Das Wohnhaus war ein einstöckiger, gedrungener Fachwerkbau mit kleinen Fenstern und schiefem Dach. Davor parkte ein Polizeiwagen. Als Emilia hinging, stieg ein Beamter in Zivil aus und stellte sich als Hauptkommissar Friedkin vor. Er war mindestens einen Meter neunzig groß, hatte eine Figur wie ein Fass und eine angehende Glatze. Emilia schätzte ihn auf etwa fünfzig. Die dicken Tränensäcke unter den Augen ließen ihn irgendwie traurig wirken. Abgesehen von seiner stattlichen Statur wirkte seine Erscheinung ziemlich energielos.

Die Fotos, die Friedkin gestern nach Lyon gemailt hatte, legten die Vermutung nahe, dass es sich um die Tat eines Serientäters handelte, der schon seit acht Jahren sein Unwesen trieb. Emilia war hergekommen, um sich ein genaueres Bild zu machen. Bisher war Interpol immer erst Monate später zu den Ermittlungen hinzugezogen worden. Hier hatte sie zum ersten Mal die Chance, von Anfang an mitzuwirken.

Nie war sie Dante näher gewesen als heute.

»Wo ist es passiert?«, fragte sie.

»Im Haus«, sagte Friedkin. »Kommen Sie mit.«

Er ging voraus und erklomm die drei Steinstufen zum Eingang. Mit einem Taschenmesser entfernte er das Absperrband vor der Tür. Dann schloss er auf, und sie traten ein.

Der Gestank von Blut schlug Emilia entgegen wie eine Woge – nicht einmal der Kuhmist konnte das überlagern. Da sie sich keine Blöße geben wollte, sagte sie nichts, aber sie war heilfroh, als Hauptkommissar Friedkin die Fenster öffnete, um Luft hereinzulassen.

»Die Spurensicherung ist mit der Arbeit noch nicht ganz fertig«, sagte er. »Die meisten Beweise wurden gesichert und davor natürlich fotografiert – die Bilder hatte ich Ihnen ja geschickt. Aber einiges muss erst noch von hier abgeholt werden. Fassen Sie also bitte nichts an.«

Sie passierten einen schmalen, mit ausgetretenem Linoleumboden belegten Flur. Rechts kamen zuerst die Toilette, danach die Küche und ein kleines Esszimmer. Links ging es ins Wohnzimmer. Die dicht gestellten Möbel waren ein stilistischer Querschnitt durch die letzten zweihundert Jahre: Wurmstichige Bauernschränke wie aus dem Antiquariat, Sofa und Couchtisch aus den 1950ern, ein moderner Flachbildfernseher auf einer Kommode aus der Hippiezeit.

An der Wand hingen viele kleine Zettel. Emilia kannte sie bereits von den Fotos der Spurensicherung. Dennoch wollte sie sie aus der Nähe betrachten, um ein Gespür für die Tat und den Mörder zu bekommen.

Es handelte sich um karierte DIN-A6-Blätter, die augenscheinlich aus einem Ringbuchblock gerissen worden waren, denn die obere Seite war ausgefranst. Jedes Papierstück haftete mit einer Stecknadel an der Wand, überall im Raum – neben den Bildern, über der verstaubten Glasvitrine, rund um den Fernseher.

Es waren mindestens fünfundzwanzig oder dreißig Zettel, handbeschrieben mit einer rötlich schimmernden Tinte. Emilia war sicher, dass es sich dabei – wie in den anderen Fällen – um menschliches Blut handelte. Die weiteren Untersuchungen würden schon bald Gewissheit bringen.

Sie schob ihr Gesicht näher an die Zettel über dem Sideboard heran. Auf einem stand in krakeliger Schrift:

Willst du aus dieser wilden Stätt’ entrinnen,

denn dieses Tier, weshalb du riefst um Hilfe

lässt niemanden frei ziehn auf seiner Straße,

ja, hindert ihn so sehr, bis es ihn tötet.

Der Text auf dem Zettel darunter schien in direktem Zusammenhang zu stehen:

Von Natur ist dieses Tier so schlimm und boshaft,

dass nimmer es den gier’gen Trieb befriedigt

und nach dem Fraße

mehr noch hungert als zuvor.

Emilia fragte sich, ob der Mörder das in seinen Texten beschriebene Tier bewusst oder unbewusst als Metapher für sich selbst sah. Ein drittes Stück Papier, das daneben an der Wand pinnte, entstammte offenbar einem anderen Kontext:

Folge mir, und ich sei dein Führer,

der rettend durch den ew’gen Ort dich leite.

Dort wirst du der Verzweiflung Schrei’n vernehmen,

die Trauerschar der alten Geister schauen,

wo jeglicher des zweiten Tods begehret.

Emilia hatte die Texte bereits gestern von der Rechercheabteilung in Lyon analysieren lassen, daher wusste sie, dass sie alle aus demselben Buch stammten: aus Dante Alighieris Die Göttliche Komödie. Es war dasselbe Schema wie bei den Morden in Melazzo in Norditalien, Benthem in Holland und Arques, einer Gemeinde mit zweihundertfünfzig Einwohnern im südfranzösischen Languedoc. Dort hatte Dante zum ersten Mal zugeschlagen. Am 14. Mai 2009.

»Was denken Sie?«, fragte Hauptkommissar Friedkin. »Ist das das Werk Ihres Killers?«

»Gut möglich«, sagte Emilia. »Aber bevor ich das endgültig beurteilen kann, möchte ich noch das Schlafzimmer und das Bad sehen.«

Mit einem Nicken ging Friedkin voraus. Das Schlafzimmer befand sich am hinteren Ende des Wohnzimmers und war nur spärlich eingerichtet. Ein Doppelbett mit zwei Nachttischchen, ein Eichenholzschrank, ein Stuhl, der als Kleiderhalter diente, ein aufgehängtes Jesuskreuz – mehr gab es hier nicht. Zettel mit Dante-Zitaten suchte man hier vergeblich. Auffällig war aber das viele Blut: ein großer, rotbrauner Fleck auf der zurückgeschlagenen Decke, zudem jede Menge Sprenkel und Spritzer, teilweise auch auf dem Boden und an den Wänden. Hier musste Dante wenigstens eines der beiden Opfer angegriffen haben.

Wegen der zunehmenden Intensität des Blutgeruchs öffnete Friedkin auch das Schlafzimmerfenster. Danach gingen sie ins nebenan liegende Badezimmer, wo es noch viel mehr Blut gab. Der ganze Boden war voll davon, beinahe vollständig getrocknet von der sommerlichen Hitze. In der Mitte des Raums befanden sich zwei verwischte, körpergroße Stellen.

»Dort haben die Leichen gelegen«, sagte Hauptkommissar Friedkin. »Gertrud und Helmut Waginger, die Eigentümer des Hofs. Beide Mitte fünfzig, seit achtundzwanzig Jahren verheiratet. Laut Aussage von Freunden, Bekannten und Anwohnern aus Simmerath waren sie ruhige, zurückgezogen lebende Menschen, die ihr ganzes Leben lang hart auf dem Hof gearbeitet haben.«

Vor Emilias geistigem Auge erschienen die Fotos der Spurensicherung. Die Eheleute Waginger hatten auf dem Rücken gelegen, mit ausgestreckten Beinen, die Arme eng am Körper. Beinahe wie aufgebahrt.

Beide hatten ihren Pyjama angehabt.

Beide hatten diverse Stichverletzungen erlitten.

Beiden war die Kehle durchschnitten worden.

»Wir gehen davon aus, dass Helmut Waginger in seinem Bett erstochen oder zumindest schwer verletzt wurde«, sagte Friedkin. »Danach ist der Täter ins Badezimmer gegangen, wo Gertrud Waginger sich gerade die Zähne geputzt hat. Von dem, was im Schlafzimmer vorgefallen ist, scheint sie nichts mitgekommen zu haben, denn sie ist wohl da drüben am Waschbecken erstochen worden.«

Emilia nickte. Die Wand am Waschbecken, genau gegenüber der Tür zum Schlafzimmer, war die einzige im Raum, die Blutspritzer abbekommen hatte. Hätte Gertrud Waginger Kampfgeräusche oder einen Schrei ihres Mannes gehört, wäre sie vermutlich zu ihm gerannt.

Oder sie war von dem, was sie durch die offene Tür gesehen hat, so schockiert, dass sie sich vor lauter Angst nicht mehr bewegen konnte.

»Gertrud Wagingers Mund war voller Zahnpasta, als wir sie fanden«, fuhr Hauptkommissar Friedkin in seinem Vortrag fort. »Ich denke, sie stand da drüben, über das Waschbecken gebeugt, und hat gar nicht bemerkt, wie der Mörder ins Zimmer kam. Sie hat einen Stich in den unteren Rückenbereich abbekommen, außerdem mehrere Stiche in Bauch und Brust, und natürlich den Schnitt durch die Kehle. Der Täter hat beide Leichen hier im Badezimmer nebeneinander auf den Boden gelegt und einen Teil ihres Bluts in einem Glasbecher aufgefangen. Der Becher wurde auf dem Wohnzimmertisch gefunden, zusammen mit einem altmodischen Füller – einem, den man noch mit Tinte aufziehen muss. Weder auf...

Erscheint lt. Verlag 16.3.2017
Reihe/Serie Post Mortem
Post Mortem
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Aachen • Auftragskiller • Auftragsmord • Dante • Entführung • Folter • Hass • Hinterhalt • Hoffnung • Interpol-Agentin • Lösegeldforderung • Lyon • Mord • Pathologie • Profi-Killer • Rache • Spurensicherung • Thriller • Überfall
ISBN-10 3-10-490247-X / 310490247X
ISBN-13 978-3-10-490247-0 / 9783104902470
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