Die flammende Welt (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
445 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-2952-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die flammende Welt -  Genevieve Cogman
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Irene Winters ist Agentin der unsichtbaren Bibliothek, in der es Zugänge zu den unterschiedlichsten Welten - und damit auch zu den seltensten Büchern - gibt. Als Bibliothekarin ist es ihr Job, diese Bücher zu beschaffen. Ihr neuester Auftrag führt sie in eine Welt, die Frankreich zu Revolutionszeiten ähnelt. Ein gefährlicher Ort, um Bücher zu stehlen. Besonders, wenn plötzlich der magische Rückweg in die Bibliothek versperrt ist. Was erst wie ein Zufall erscheint, stellt sich als heimtückischer Angriff heraus. Ein Angriff, der die ganze Bibliothek zerstören könnte ...

Ein Muss für alle Fans von Ben Aaronovitch und Kai Meyer



Genevieve Cogman hat sich schon in früher Jugend für Tolkien und Sherlock Holmes begeistert. Sie absolvierte ihren Master of Science (Statistik) und arbeitete bereits in diversen Berufen, die primär mit Datenverarbeitung zu tun hatten. Mit ihrem Debüt Die unsichtbare Bibliothek sorgte sie in der englischen Buchbranche für großes Aufsehen. Genevieve lebt im Norden Englands.

Genevieve Cogman hat sich schon in früher Jugend für Tolkien und Sherlock Holmes begeistert. Sie absolvierte ihren Master of Science (Statistik) und arbeitete bereits in diversen Berufen, die primär mit Datenverarbeitung zu tun hatten. Mit ihrem Debüt Die unsichtbare Bibliothek sorgte sie in der englischen Buchbranche für großes Aufsehen. Genevieve lebt im Norden Englands.

ERSTES KAPITEL


Die Morgensonne glitzerte in den Fensterscheiben und spiegelte sich auf den Klingen der Guillotinen, die auf dem Hauptplatz standen. In der Gosse stritten sich gurrend die Tauben, hörbar nur, weil ringsum geradezu gespenstische Stille herrschte. Nur ein paar quietschende Kutschräder und das sanfte Tappen von Schritten störten das Schweigen.

Irene spürte, dass sich rings um sie und Kai ein Bereich erschrockenen Schweigens ausbreitete und dass die Passanten in der Nähe ihren Blicken auswichen, um nur nicht die Aufmerksamkeit der beiden zu erregen. Das lag natürlich an den ›geliehenen‹ Uniformen: Jeder hier lebte in Angst davor, eines Tages von der Nationalgarde wegen konterrevolutionärer Umtriebe verschleppt zu werden. Worauf der Kerker folgte, Gerichtsprozesse, und schließlich die Guillotine …

Die Uniformen waren die ideale Verkleidung, um sich unerkannt durch die Menge zu bewegen. Niemand riskierte einen zweiten Blick, wenn ihm die Nationalgarde gegenüberstand. Es konnte ja passieren, dass die Nationalgarde zurückblickte.

In zackigem Schritt bogen sie gemeinsam um die Straßenecke und folgten im Gleichschritt einem Weg, der sie außer Sichtweite der Guillotinen führte. Irene fühlte eine Erleichterung, die jeglicher Vernunft zuwiderlief, denn sie befanden sich immer noch in Gefahr. Aber wenigstens blieb ihr der Blick auf jenes Gerät erspart, das ihr möglicherweise den Kopf abhacken würde.

»Wie weit noch?«, knurrte Kai gedämpft aus dem Mundwinkel. Selbst in der schmucklosen Einheitskleidung der Nationalgarde schaffte es ihr Assistent, beinahe unwirklich gut auszusehen. Die Sonne schimmerte auf den schwarzen Haaren und verlieh seinem Gesicht den Widerschein reinster Gesundheit und Vitalität. Sein Gang glich eher dem eines Aristokraten oder eines Raubtiers als dem Schlurfen, mit dem ein gewöhnlicher Gardist seiner täglichen Verpflichtung nachging. Und leider gab es kaum etwas, was sie tun konnten, um das zu verbergen. Matschflecke wären bei einem Gardisten fehl am Platz gewesen, und eine Verkleidung als gemeiner Bürger, der gerade zum Verhör abgeführt wurde, war einfach zu riskant.

»Nächste Straße«, gab Irene in murmelndem Tonfall zurück. Zu ihrem zeitweiligen Bedauern wirkte sie neben Kai vergleichsweise unscheinbar, andererseits hatte sie es dadurch leichter, unbemerkt zu bleiben. Man musste schon etwas in den Anblick ihres schlichten braunen Haars und ihrer gewöhnlichen Gesichtszüge hineininterpretieren, um sie anziehend zu finden oder zumindest von einem Standpunkt aus attraktiv, der nicht bloß ›sauber und ordentlich‹ meinte. Da sie es die meiste Zeit darauf anlegte, unauffällig zu bleiben, stellte eine gewisse Unscheinbarkeit in ihrem Beruf aber auch einen eindeutigen Vorteil dar.

Sie konnten von Glück reden, dass in der Nationalgarde auch Frauen Dienst taten. So hatte sie weder ihre Brüste einschnüren noch zu sonstigen Maßnahmen greifen müssen, um sich einzufügen. Die Europäische Republik, die sich aus der Französischen Revolution dieser Parallelwelt entwickelt hatte, war unterdrückerisch, grausam, kompromisslos und hochgradig gefährlich, aber wenigstens erlaubte sie es Frauen, sich im Dienst für die Streitkräfte umbringen zu lassen. Sicher brauchte die Armee die zusätzlichen Leute aufgrund der Kriege, die hier beständig geführt wurden. Aber das war ein anderes Problem.

Sie bogen um die nächste Ecke, und Irene warf dem heruntergekommenen Gebäude, zu dem sie unterwegs waren, einen flüchtigen Blick zu. Man konnte es kaum mehr als vollständiges Bauwerk bezeichnen: Eine bröckelnde Klinkerfassade war von Efeu und zahlreichen Rissen bedeckt, die Rollläden fest geschlossen und mit Graffiti besprüht, dem Dach fehlten viele Ziegel. Sie gingen auf den Vordereingang zu, als hätten sie jedes Recht, hier zu sein. Kai schlug gegen die Tür, wartete auf eine Reaktion und trat sie schließlich auf. Gemeinsam stürmten sie hinein.

Kai spähte durch die Dunkelheit. Rings um die Rollläden drang Licht in Streifen herein, hell genug, dass Irene den heillosen Verfall erkennen konnte, der im Innern herrschte. Die Treppe, die hinauf in den ersten und zweiten Stock führte, sah gerade noch benutzbar aus, aber sämtliche Möbel fehlten, und die Wände waren bedeckt mit Propagandasprüchen der Revolution. Einst mochte das hier eine Bibliothek gewesen sein, jetzt war es wenig mehr als eine Scheune, die abgerissen gehörte. Selbst eine Herde vorbeitrampelnder Kühe hätte diese Ruine links liegengelassen, so ungemütlich war sie.

»Ich begreife nicht, wie es von hier noch eine Verbindung zur Bibliothek geben kann«, befand Kai.

»Das begreift keiner von uns. Aber solange wir zurück nach Hause kommen, soll es mir recht sein.« Irene schloss die Tür hinter sich mit einem Tritt. Ohne das durch den Eingang hereinfallende Licht wurde es gleich dunkler. »Manchmal dauert es Jahre, bis sich der Zugang zur Bibliothek in einer bestimmten Welt verschiebt. Ab und an sogar Jahrzehnte. Da die örtlichen Bibliotheken und Buchläden nun mal allesamt geschlossen wurden oder von Bewaffneten bewacht werden, ist das hier das Beste, was uns bleibt.«

»Wäre es sehr unangemessen, wenn ich sage, dass ich diese Parallelwelt nicht im Mindesten mag?«, erkundigte sich Kai. Er knöpfte seinen Mantel auf, griff hinein und beförderte das Buch zutage, für das sie gekommen waren. Er gab es Irene.

Sie nahm es, spürte, dass der Einband noch warm war von Kais Körper. »Absolut nicht. Mir gefällt sie genauso wenig.«

»Was meinst du, wie lange dauert es noch, bis du nicht mehr …«

Anscheinend suchte er einen Weg, das Thema anzusprechen, ohne es wie einen Angriff klingen zu lassen. Aber Irene ärgerte die ganze Situation selbst so sehr, dass sie nicht das Bedürfnis hatte, etwas zu beschönigen. »Bis ich endlich etwas anderes als diese miesen Aufträge bekomme, ja? Das weiß der Himmel. Schließlich bin ich offiziell auf Bewährung gesetzt. Und für die gibt es keine feste Zeitspanne.«

Sie fühlte sich gleich darauf schuldig, als sie sah, wie Kais Blick dem ihren auswich und seine Wangen rot anliefen. Rundheraus gesprochen war ihre Bewährungsstrafe seine Schuld. Sie hatte gegen ihre Pflicht als dauerhaft vor Ort ansässige Bibliothekarin in einer anderen Welt verstoßen, um ihn vor Verschleppung und Sklaverei zu retten – und dabei nebenher einen Krieg verhindert. Zweifellos konnte sie von Glück sagen, dass sie ihre Stellung in der Bibliothek überhaupt behalten hatte, aber mit solcherart Aufträgen zahlten sie nun eben den Preis, den sie zu zahlen hatten. Ihn daran zu erinnern war nicht fair. Und es half ihr auch kein bisschen, darüber nachzugrübeln. Denn das Grübeln führte zu energischer Wut und zu Fantasien à la Sie-werden-schon-noch-sehen-dass-sie-sich-geirrt-haben-und-sich-entschuldigen.

Beides keine große Hilfe.

»Lass uns verschwinden«, drängte sie. »Wenn die Wachen ihre Unterlagen prüfen, werden sie sehen, dass wir Betrüger sind, und uns hierher folgen.«

Kai spähte in die schattigen Winkel. »Ich glaube kaum, dass hier im Erdgeschoss noch irgendeine Tür heil geblieben ist. Muss es denn unbedingt eine intakte Tür mit Rahmen sein, um zurück in die Bibliothek zu gelangen?«

Irene nickte. Und er hatte Recht – dieser Ort war gründlich dem Erdboden gleichgemacht worden. Sie wünschte, dass sie ihn zu einer Zeit besucht hätte, als er noch ein Hort für Bücher gewesen war. Bevor die Revolution ihn zugrunde gerichtet hatte. »Ja, müssen wir. Das hier könnte gefährlich werden. Lass uns oben weitersuchen, schnell.«

»Ich zuerst«, bestimmte Kai, der die Treppe erreicht hatte, bevor sie Einspruch erheben konnte. »Ich bin schwerer als du. Also wirst du bedenkenlos auf jede Stufe treten können, die mich aushält.«

Hier und jetzt war keine Zeit, eine ihrer Könntest-du-bitte-aufhören-so-eine-Glucke-zu-sein-Auseinandersetzungen zu führen. Irene ließ ihm den Vortritt und folgte ihm vorsichtig die knarrenden Stufen hinauf. Sie setzte ihre Füße auf dieselben Stufen wie er und klammerte sich an das brüchige Geländer, um im Notfall zu verhindern, dass sie nach unten stürzte, sollte doch etwas nachgeben.

Oben angelangt, sahen sie, dass der erste Stock fast genauso verwüstet war wie das Erdgeschoss. Aber eine der vom Hauptflur abgehenden Türen hing noch lose in ihren Angeln. Irene holte erleichtert Luft, als sie das sah. »Das sollte genügen. Gib mir eine Minute.«

Sie konzentrierte sich auf ihre Fähigkeiten als vereidigte Bibliothekarin, streckte den Rücken und holte tief Atem. Dann trat sie vor, legte die Hand auf die Tür und drückte sie zu. »Öffne dich zur Bibliothek«, forderte sie in der Sprache. Die der Sprache innewohnende Kraft, die Realität neu zu formen, gehörte zu den größten Stärken, über die Bibliothekare verfügten. Gleich würden sie sich nicht mehr an diesem Ort befinden, sondern wieder in der interdimensionalen Büchersammlung sein, die ihr eigentlicher Arbeitsort war und deren unerschöpflichen Archiven sie nun ein weiteres Werk hinzufügen konnten.

Was dann passierte, hätte eindeutig nicht passieren dürfen, denn Tür und Türrahmen gingen in Flammen auf. Irene stand verblüfft da, konnte es kaum glauben. Sie zog nicht einmal richtig die Hand vor der Hitze zurück, als in ihrem Kopf eine Aufwallung von Energie nachhallte, dem Getöse eines Verkehrsunfalls nicht unähnlich. Kai musste sie an den Schultern...

Erscheint lt. Verlag 16.3.2017
Reihe/Serie Die Bibliothekare
Übersetzer André Taggeselle
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel The Burning Page
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 18. - 19. Jahrhundert • 20. - 21. Jahrhundert • Abenteuer • Agent • Agentin • All Age Fantasy • Bibliothek • Bibliothekare • Bücher • Büchermagie • Chaos • Die Seiten der Welt • Drachen • Dr Who • Eis und Feuer • Elb • Elfe • Elfen • England / Großbritannien • Epic Fantasy • fantastisch • Fantastischer Roman • Fantasy • Fantasy Bestseller • Fantasy Bücher • Fantasy Roman • Fiktion • Frankreich • Gaiman • Game of Thrones • Harry Potter • Herr der Ringe • High Fantasy • Hobbit • Jasper Fforde • Kai Meyer • Legenden • Low Fantasy • Magie • Märchen • Mythen • Mythologie • Parallelwelten • Phantastik • Phantastisch • Rowling • Russland / GUS / Sowjetunion • Sagen • Spion • Steampunk • Tolkien • Troll • Verschwörung • Zauber • Zeitreisen
ISBN-10 3-7325-2952-5 / 3732529525
ISBN-13 978-3-7325-2952-0 / 9783732529520
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