Scharfe Hunde (eBook)

Ein Alpen-Krimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
320 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-97669-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Scharfe Hunde -  Nicola Förg
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Was haben der renitente Besitzer einer Outdoor-Agentur, ein holländischer Camping-Urlauber und eine begüterte Werdenfelser Oma miteinander zu tun? Erst einmal nichts, außer dass sie alle an einer Eisenhut-Vergiftung starben. Drei Suizide? Drei Morde? Doch bevor das Kommissarinnenduo Irmi Mangold und Kathi Reindl in die Ermittlungen eintauchen kann, stürzt vor dem Farchanter Tunnel ein ungarischer Lkw um. Heraus purzeln unzählige Käfige mit sehr jungen Hundewelpen. Der Fahrer schweigt. Merkwürdig ist jedoch, dass im Fahrerhaus die Adresse der verstorbenen Werdenfelser Oma entdeckt wird. Irmi und ihre Kollegin tauchen ein in ein Milieu, das dem der Waffenschmuggler und Drogenhändler in nichts nachsteht, denn es geht um unermesslich viel Geld ...

Nicola Förg, Bestsellerautorin und Journalistin, hat mittlerweile über zwanzig Kriminalromane verfasst, an zahlreichen Krimi-Anthologien mitgewirkt, einen Island- sowie einen Weihnachtsroman vorgelegt. »Hintertristerweiher«, ihr von der Presse vielfach gelobter Roman, ist 'eine feinsinnige Familiengeschichte, die über Generationen hinweg reicht und einen spannenden Bogen schlägt von den Wirren des Zweiten Weltkriegs bis zu den Wirrungen in der Jetztzeit.' (Münchner Merkur). Die gebürtige Oberallgäuerin, die in München Germanistik und Geografie studiert hat, lebt heute mit Familie sowie Ponys, Katzen und anderem Getier auf einem Hof in Prem am Lech - mit Tieren, Wald und Landwirtschaft kennt sie sich aus. Sie bekam für ihre Bücher mehrere Preise für ihr Engagement rund um Tier- und Umweltschutz.

Nicola Förg, Bestsellerautorin und Journalistin, hat mittlerweile 17 Kriminalromane verfasst, an zahlreichen Krimi-Anthologien mitgewirkt und 2015 einen Islandroman vorgelegt. Die gebürtige Oberallgäuerin, die in München Germanistik und Geographie studiert hat, lebt heute mit Familie sowie Ponys, Katzen und anderem Getier auf einem Anwesen in Prem am Lech – mit Tieren, Wald und Landwirtschaft kennt sie sich aus. Sie bekam für ihre Bücher mehrere Preise für ihr Engagement rund um Tier- und Umweltschutz.

1


»Und hier eine echte Rarität: ein Lanz HL, Baujahr 1928. Schon mit Allrad und Knicklenker!«, rief der Ansager. »Und dahinter gleich ein Lanz HR 2, beide vorgestellt vom Mair Franzl hier aus Ohlstadt.«

»Ist der schön!«, rief Jens entrückt. »Weißt du, der junge Kaufmann Heinrich Lanz war ein echter Visionär. Er hat Rundschreiben verfasst, um den Bauern klarzumachen, wie viel effektiver die maschinelle Landwirtschaft sei. Und im Jahr 1921 wurde dann der Urbulldog vorgestellt, großartig!«

Irmi lächelte. Irgendwie bezaubernd, dass ein Mensch, der mit Landwirtschaft so viel zu tun hatte wie ein Nilpferd mit Spitzentanz, eine solche Begeisterung für Bulldogs entwickelte.

»Muss ich mir Sorgen machen? So schön find ich den Mair Franzl eigentlich gar nicht. Mir ist er zu klein und zu dünn.«

»Nicht der Fahrer, sondern sein Ackerschlepper!«

»Ach so«, meinte Irmi und lachte.

Der Ansager blätterte in seinem Manuskript. »Und jetzt kimmt a Stihl.«

»Haben die etwa mal Bulldogs gebaut?«, fragte Irmi verdutzt. Beim Thema Stihl konnte sie mitreden, schließlich hatte sie eine heiß geliebte Motorsäge von dieser Firma, die sie nie verlieh. Getreu dem Motto, dass eine Frau ihren Mann, ihr Pferd und ihre Motorsäge besser nicht aus der Hand gab. Nun ja, der Mann war eigentlich nur in Teilzeit ihrer, Pferde waren ihr unheimlich – aber die Stihl, das war ihre Leidenschaft.

»Ja, zwischen 1948 und 1963 hat Stihl auch Traktoren gebaut«, erklärte Jens. »Allerdings nur insgesamt zweitausend Stück.«

Wieder was gelernt, dachte Irmi. Und das von einem Fischkopp, der keine Ahnung hatte, wie man mit einer Stihl-Motorsäge umging.

»Und jetzt kimmt a Porsche P 111 vom Feistl Sepp aus Sindelsdorf!« Der Ansager gab wirklich alles, so frenetisch wie er bei jedem Teilnehmer brüllte.

»Mir gefällt die elegante rote Schnauze«, meinte Jens.

»Ich weiß nicht, rot ist nicht meine Farbe«, sagte Irmi.

»Och, ich erinnere mich da an so einen roten BH …« Jens grinste anzüglich.

»Ja, ja, brüll noch lauter, damit das ganze Oberland meine Dessous kennt«, zischte Irmi.

»Schau, da kommt der Bernhard«, lenkte Jens von der Unterwäschedebatte ab.

Irmis Bruder Bernhard tuckerte mit seinem Kramer KL 180 heran. Der Schlepper war unverwüstlich und zum Kreiseln und Schwadern immer noch im Einsatz.

»Also, der hat wirklich eine schöne Schnauze«, befand Irmi. »Die Bulldogs von Kramer schauen einfach am nettesten aus. Grün ist eine so dezente und freundliche Farbe.«

»Also, dass ihr Bayern einem Schwaben zujubelt?« Jens grinste.

»Es ist doch nur ein Bulldog aus Schwaben, der schwätzt ja it«, konterte Irmi. »Und der Rost macht ihn sexy, find ich. Traktoren sind schöner, wenn sie nicht so gelackt und restauriert sind.«

»Ach, das beruhigt mich! Ich bin ja auch schon etwas rostig und unrestauriert«, behauptete Jens. »Und wenn du lieber einen grünen BH in Kramergrün …«

»Ich lass dich gleich hier zurück, allein unter Fremdsprachlern!«, drohte Irmi.

Im nächsten Moment wurde sie durch den Ansager unterbrochen, dessen Mikro pfiff wie eine Maus, die gerade von einer Katze gefangen wurde und um ihr Leben quiekte. »Des is a Güldner vom Geisler Willi … naa … des is ja die Nummer 98, des is der … ah ja … der Mangold Bernhard aus Schwaigen. Burschen, warum haltets eich ned an die Reihenfolge! Da wird ma ja ganz damisch!«

Ja, bei so einem Oldtimertreffen hielt man tunlichst die Regeln ein, insbesondere wenn es einen derart beherzten Ansager gab. Mittlerweile waren schon hundert Oldtimer an ihnen vorbeigeschnauft, -geschnaubt und -gescheppert. Fünfzig Jahre und älter waren sie. Am besten gefielen Irmi die Exemplare, die von einem langen harten Arbeitsleben erzählten – so wie ihr Kramer.

Oldtimer-Bulldog-Treffen waren »in«, und das heutige in Ohlstadt war ganz besonders gut besucht. Es war ein perfekter Tag, nicht zuletzt, weil die Landwirte guten Gewissens freimachen konnten – es war ein Sonntag im Herbst, und die Hauptarbeit des Jahres war getan. Nachts hatte es noch geschüttet wie aus Kübeln, doch in der Früh hatte es aufgerissen. Es war ein kühler Morgen gewesen, Nebel waren aus dem Moor gestiegen, die Sonne hatte mit den Wassertropfen in den Spinnennetzen Ringelreihen getanzt. Inzwischen waren die Temperaturen angenehm lau mit einem leichten Windchen.

Die Lederhosen- und Dirndldichte war hoch auf der Veranstaltung. Obwohl Jens sich wie ein Schnitzel über Irmi im Dirndl gefreut hätte – den Gefallen tat sie ihm nicht. Sie hatte eh nur ein Exemplar, das sie vor Jahren mal erstanden hatte, und das war so eng, dass sie sich beim Verschnallen wahrscheinlich ein paar Rippen gebrochen hätte. Mal ganz davon abgesehen, dass sie keine Luft bekommen hätte. Irmi war sich sicher, dass Menschen weder über Kiemen atmen noch auf Porenatmung umstellen konnten. Sie hasste Dirndl, insbesondere weil man dann noch eine Strumpfhose benötigte, die in den Hüftspeck einschnitt und deren Zwickel immer zu tief saß, auch wenn man die Nylonwurstpelle zwei Nummern zu groß kaufte. Dafür endete die Dirndlbluse kurz unter der in ihrem Fall durchaus üppigen Oberweite. Zwischen Bluse und Strumpfhose blieb immer ein Stück frei, was ungut ins Kreuz zog.

Nein, Irmi war eine ganz schlechte Vertreterin ihrer Heimat. Sie konnte auch nicht Ski fahren, aß nie Kesselfleisch und konnte sehr gut ohne Schweinshaxn leben. Außerdem sprach sie kaum Dialekt. Bei Befragungen kam es einfach besser an, wenn man ansatzweise Hochdeutsch konnte. Generell wurde man von Menschen aus dem restlichen Deutschland besser verstanden, was allerdings manchen Bayern und speziell den Werdenfelsern eher unwichtig war. Eher im Gegenteil. Nur manchmal lockerte ein Dialektwort zur rechten Zeit verstockte Bauernschädel.

Aber heute hatte Irmi frei, es war sowieso recht ruhig gewesen die letzten zwei Monate. Bei der anhaltenden Hitze hatten alle Schwerkriminellen wahrscheinlich reglos im Keller gesessen und auf Abkühlung gehofft. Gut, es waren zwei junge Männer ertrunken, es gab die üblichen Bergabstürze – aber nichts, was die Mordkommission mehr zum Schwitzen gebracht hatte als diese Saharahitze.

Jens war wie immer auf der Durchreise, er musste morgen nach Mailand weiter. Dennoch war es natürlich Schwesternpflicht, Bernhard beim Bulldogtreffen zu applaudieren. Eigentlich mochte ihr Bruder solche Events nicht, aber der Mann und die drei Söhne der Nachbarin Lissi hatten ihn zum Mitmachen überredet. Lissis Männer waren Mitglieder bei den Eicherfreunden und hätten die Firmengeschichte des Traktorunternehmens selbst im Schlaf heraussprudeln können. Die vier Eicher-Freaks hatten mit zwei Tigern, einem Panther und einem Leopard gleich vier der blauen Raubkatzen am Start. Auf Bulldogtreffen heimsten sie Preise ein für die längste Anreise oder die stärkste Gruppe und waren auch schon dreimal zur Traktor-WM nach Bruck/Fusch am Großglockner gefahren.

»So, und jetzt für die, die sich ned so auskenna«, erklärte der Ansager. »Bulldog hoaßt der Traktor, Trecker oder Ackerschlepper, seit die Firma Heinrich Lanz Mannheim die legendären Lanz Bulldog Ackerschlepper herstellt hot. Der Name is von dene ersten Motoren kemma, die Ähnlichkeit mit dem Gesicht einer Bulldogge g’habt ham solln. Andre sogn, des lag daran, dass der Motor bellt hot als wie a Bulldogge. Der Fendt im Allgäu hingegen hot seine ersten Schlepper Dieselross g’nannt, um dem skeptischen Landwirt zum vermitteln: Der is bräver als dei Ackergaul, is leichter zum pflegen, und statt Heu frisst er halt Diesel. Des stimmt ja aa!«

In Zeiten von Autos, die vor Elektronik strotzen und beim leisesten Pieps den Dienst versagen, wecken solche Motoren irgendwie archaische Sehnsüchte, dachte Irmi.

»Der Bulldogkonstrukteur Fritz Huber hat schon recht«, meinte Jens noch immer ganz verzückt. »Ein Schlepper kann nicht einzylindrig genug sein.«

Irmi lächelte in sich hinein. Männer – da waren sie alle gleich. Ob studierter Preiß oder Werdenfelser Bauernschädel.

Die Karawane der Bulldogs schien gar kein Ende nehmen zu wollen. Es waren auch Exoten dabei: ein Normag-Zorge, ein tschechischer Zetor, ein McCormick aus einer seltenen Baureihe, ein Bührer aus der Schweiz. Und auch einen Hatz TL 24 von 1956 sah man eher selten im Oberland. Sein Fahrer verzog keine Miene, sondern saß etwas vornübergebeugt auf dem grünen Gefährt. Na, der hat ja wenig Spaß, dachte Irmi. Jens schoss ein weiteres Foto. Von ihm aus hätte man wahrscheinlich noch ein paar Hundert Modelle ansehen können. Irmi hingegen befand, dass ihr Bier in der Flasche langsam lack wurde. Nach...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2017
Reihe/Serie Alpen-Krimis
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Allgäu • Allgäukrimi • Allgäu-Krimi • Alpen • Alpenkrimi • Alpenvorland • Buch • Bücher • Dorfkrimi • Garmisch • Hundehandel • Illegaler Welpenhandel • Irmi Mangold • Jürgen Seibold • Kathi Reindl • Kluftinger • Kochel • Krimi • Kriminalroman • Krimiserie • lustig • lustiger Krimi • Mittenwald • Mord • Provinz • Regiokrimi • spannend • Tierschutz • Tourismus • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-492-97669-7 / 3492976697
ISBN-13 978-3-492-97669-5 / 9783492976695
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