Im Schatten das Licht (eBook)

Spiegel-Bestseller

(Autor)

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2017 | 1. Auflage
576 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-49821-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Schatten das Licht -  Jojo Moyes
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Von der Autorin des weltweiten Nr.-1-Bestsellers «Ein ganzes halbes Jahr» ein neuer berührender Roman über die Suche nach dem Ort, an dem wir uns geborgen fühlen.  In einer versteckten Ecke Londons bringt Henri Lachapelle seiner Enkelin und ihrem Pferd bei, der Schwerkraft zu trotzen, so wie er es fünfzig Jahre zuvor in Frankreich getan hat. Doch als es zu einem Schicksalsschlag kommt, ist die vierzehnjährige Sarah auf sich allein gestellt. Natasha Macauley ist gezwungen, ein Haus mit ihrem charismatischen Ex-Mann zu teilen, und auch beruflich läuft es nicht rund für die Anwältin. Als sich ihr Weg mit dem von Sarah kreuzt, sieht sie eine Chance, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Aber sie ahnt nicht, dass Sarah ein Geheimnis hütet ... eines, das die Leben aller auf den Kopf stellen wird.    Familie, das sind die Menschen, bei denen wir uns zuhause fühlen. Auf ihre ganz eigene emotionale und gleichzeitig unterhaltsame Art schreibt Jojo Moyes über Familie: die, in die wir geboren werden, und die, die wir uns suchen.

Jojo Moyes, geboren 1969, hat Journalistik studiert und für die Sunday Morning Post in Hongkong und den Independent in London gearbeitet. Ihr Roman «Ein ganzes halbes Jahr» war ein internationaler Bestseller und eroberte weltweit die Herzen von über 16 Millionen Leser:innen. Zahlreiche weitere Nr.-1-Romane folgten. Jojo Moyes hat drei erwachsene Kinder und lebt in London.
Spiegel-Bestseller

Jojo Moyes, geboren 1969, hat Journalistik studiert und für die Sunday Morning Post in Hongkong und den Independent in London gearbeitet. Ihr Roman «Ein ganzes halbes Jahr» war ein internationaler Bestseller und eroberte weltweit die Herzen von über 16 Millionen Leser:innen. Zahlreiche weitere Nr.-1-Romane folgten. Jojo Moyes hat drei erwachsene Kinder und lebt in London. Silke Jellinghaus, geboren 1975, ist Übersetzerin, Autorin und Lektorin und lebt in Hamburg. Unter anderem hat sie Jojo Moyes und Graham Norton übersetzt.

«Und in der Tat ist ein solches Pferd, das sich hebt, etwas so Schönes, Bewunderns- und Staunenswürdiges, daß es aller Zuschauer Augen, sowohl junger als älterer, auf sich zieht.»[*]

Xenophon, Über die Reitkunst, ca. 350 v. Chr.

Kapitel 1


August

Der Zug um sechs Uhr siebenundvierzig war überfüllt. Natasha Macauley setzte sich auf einen der letzten freien Plätze und bat leise die Frau um Verzeihung, die ihretwegen ihre Jacke aus dem Weg räumen musste. Der Mann im Anzug, der nach ihr eingestiegen war, quetschte sich in die Lücke zwischen den beiden Fahrgästen ihr gegenüber und schlug unverzüglich seine Zeitung auf, ohne wahrzunehmen, dass er damit der Frau neben ihm teilweise die Sicht auf ihr Taschenbuch nahm.

Es war ein für Natasha ungewöhnlicher Arbeitsweg. Sie hatte nach einem juristischen Vortrag die Nacht in einem Hotel in Cambridge verbracht. In ihrer Jackentasche befand sich eine zufriedenstellende Anzahl von Visitenkarten diverser Anwälte, die ihr zu ihrem Vortrag gratuliert und eine gelegentliche Zusammenarbeit vorgeschlagen hatten.

Natasha umklammerte ihren heißen Pappbecher mit Kaffee, blickte auf ihren Terminkalender hinab und gab sich selbst das Versprechen, dass sie irgendwann an diesem Tag mehr als eine halbe Stunde freischaufeln würde, um ihren Kopf durchzulüften. Sie würde einen Besuch im Fitnessstudio einplanen. Und sie würde sich eine Stunde Zeit zum Mittagessen nehmen. Sie würde, wie es ihre Mutter immer anmahnte, sorgsam mit sich umgehen.

Aber im Augenblick stand da:

  • 9 Uhr: L.A. gegen Santos, Gerichtssaal 7

  • Die Persey-Scheidung. Psychologisches Gutachten Kind?

  • Gebühren! Mit Linda sprechen wegen Prozesskostenhilfe

  • Fielding – Wo ist die Zeugenaussage? HEUTE FAXEN

Jede Seite ihres Kalenders war mindestens zwei Wochen im Voraus mit unbarmherzigen, endlos aktualisierten Listen gefüllt. Ihre Kollegen bei Davison Briscoe nutzten alle elektronische Kalender auf ihren iPhones und BlackBerries, um damit ihre Leben zu organisieren, aber sie bevorzugte die einfachen Mittel Stift und Papier, auch wenn ihre Sekretärin Linda sich darüber beschwerte, dass ihre Zeitpläne unlesbar seien.

Natasha nippte an ihrem Kaffee, bemerkte das Datum und zuckte zusammen. Sie fügte hinzu:

  • Blumen/Karte Geburtstag Mum

Der Zug rumpelte in Richtung London, das Tiefland von Cambridgeshire ging über in die grauen Industrieausläufer der Stadt. Natasha starrte auf ihre Unterlagen und bemühte sich krampfhaft um Konzentration. Sie saß einer Frau gegenüber, die es offenbar in Ordnung fand, zum Frühstück einen Hamburger mit extra Käse zu essen, und einem Teenager, dessen leerer Gesichtsausdruck nicht zu dem Beat passte, der aus seinen Kopfhörern drang. Es würde ein erbarmungslos heißer Tag werden.

Sie schloss die Augen, öffnete sie dann wieder, als ihr Mobiltelefon piepte. Sie wühlte in ihrer Tasche und machte es zwischen Make-up und Portemonnaie ausfindig. Eine SMS leuchtete auf:

Kommunalbehörde gibt im Watson-Fall nach. Sie müssen um neun nicht ins Gericht. Ben

Seit vier Jahren war sie nun bei Davison Briscoe, und ihr Rechtsbeistand war immer dann besonders gefragt, wenn es um ihr Spezialgebiet ging, die Vertretung von Kindern.

Danke. Bin in einer halben Stunde im Büro

schrieb sie ihrem Referendar mit einem Seufzer der Erleichterung zurück. Dann fluchte sie leise. Sie hätte das Frühstück also nicht ausfallen lassen müssen.

Sie wollte ihr Telefon gerade weglegen, als es klingelte. Es war erneut Ben: «Ich wollte Sie nur daran erinnern, dass wir das pakistanische Mädchen – äh – auf halb elf verschoben haben.»

«Die, deren Eltern das Kindesentzugsverfahren anfechten?»

Neben ihr räusperte sich eine Frau. Natasha blickte auf und sah das Schild mit dem durchkreuzten Mobiltelefon an der Scheibe. Sie neigte den Kopf und blätterte in ihrem Kalender. «Und die Eltern von dem Missbrauchsfall kommen um zwei. Können Sie die relevanten Unterlagen rauslegen?», flüsterte sie.

«Schon geschehen. Und ich habe Croissants», fügte Ben hinzu. «Ich bin davon ausgegangen, dass Sie noch nichts gegessen haben.»

Das hatte sie nie. Sollte Davison Briscoe je damit aufhören, Referendare auszubilden, würde sie wohl verhungern.

«Es sind Mandelcroissants, die mögen Sie doch am liebsten.»

«Gut eingeschleimt, Ben, Sie werden es weit bringen.»

Natasha steckte erst das Handy weg und klappte dann ihren Kalender zu. Sie hatte gerade die Unterlagen über das pakistanische Mädchen auf dem Schoß, als das Telefon wieder klingelte.

Dieses Mal wurde hörbar gezischt. Sie murmelte eine Entschuldigung, ohne jemandem in die Augen zu sehen. «Natasha Macauley.»

«Linda. Michael Harrington hat eben angerufen. Er hat sich bereit erklärt, uns bei der Persey-Scheidung zu unterstützen.»

«Großartig.» Bei der Scheidung ging es um viel Geld, und es waren komplizierte Sorgerechtsfragen zu klären. Sie hatte einen renommierten Anwalt gesucht, der ihr bei den finanziellen Fragen half.

«Er will heute Nachmittag ein paar Dinge mit dir besprechen. Hast du um zwei Zeit?»

«Ich denke, das geht in Ordnung.» Ihr fiel ein, dass ihr Kalender wieder in der Tasche steckte. «Moment. Nein. Ich habe einen Termin.»

Die Frau tippte ihr auf die Schulter. Natasha legte die Hand über das Telefon. «Noch zwei Sekunden», sagte sie schroffer, als sie es beabsichtigt hatte. «Ich weiß, dies ist ein Ruheabteil, und es tut mir leid, aber ich muss dieses Telefonat zu Ende bringen.»

Sie klemmte sich das Telefon zwischen Ohr und Schulter, wühlte nach ihrem Kalender und fuhr gereizt herum, als die Frau sie erneut berührte.

«Ich sagte, ich muss nur …»

«Ihr Kaffee steht auf meiner Jacke.»

Sie sah nach unten. Der Becher balancierte wackelig auf dem Saum der cremefarbenen Jacke. «Oh. Entschuldigung.» Sie griff nach dem Becher. «Linda, können wir das verlegen? Ich muss heute Nachmittag doch irgendwann eine Lücke haben.»

Sie strich den Gerichtstermin in ihrem Kalender durch, fügte das Treffen mit Harrington hinzu und wollte das Büchlein gerade wieder in ihre Tasche stecken, als ihr eine Schlagzeile der Zeitung gegenüber ins Auge stach.

Um zu überprüfen, ob sie den Namen im ersten Absatz richtig entziffert hatte, lehnte sie sich so weit vor, dass der lesende Mann die Zeitung senkte und sie anfunkelte. «Es tut mir leid», sagte sie, wie gelähmt von der Nachricht. «Könnte ich … könnte ich einen ganz kurzen Blick in Ihre Zeitung werfen?»

Er war zu verblüfft, um abzulehnen. Sie nahm die Zeitung entgegen, drehte sie um und las den Artikel zweimal durch. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht.

 

Sarah schnitt das zweite Sandwich-Quadrat diagonal durch, bevor sie die beiden Brote jeweils sorgsam in Butterbrotpapier wickelte. Eins der Pakete legte sie in den Kühlschrank, das andere steckte sie zusammen mit zwei Äpfeln ordentlich in ihre Tasche. Sie wischte die Arbeitsfläche mit einem feuchten Tuch ab und überprüfte die kleine Küche noch einmal auf Krümel, bevor sie das Radio ausmachte. Papa hasste Krümel.

Sie warf einen Blick auf die Uhr und dann auf den Kaffeefilter, um zu sehen, ob die dunkelbraune Flüssigkeit bereits durchgelaufen war. Jede Woche wies sie Papa darauf hin, dass das echte Zeug viel mehr kostete als Instantkaffee, aber er zuckte nur mit den Schultern und sagte, es gebe auch so etwas wie Sparsamkeit an der falschen Stelle. Sie wischte den Kaffeebecher von unten ab, ging in den engen Flur und blieb vor seiner Zimmertür stehen.

«Papa?» Er war für sie schon lange nicht mehr Großpapa.

Sie drückte die Tür mit der Schulter auf. Das kleine Zimmer erstrahlte in der Morgensonne, und man konnte sich einen Moment lang vorstellen, da draußen läge ein lieblicher Ort, ein Strand oder ein ländlicher Garten anstelle eines heruntergekommenen Wohnblocks aus den sechziger Jahren in East London. Auf der anderen Seite von Papas Bett stand eine kleine Kommode, auf der seine Haar- und Kleiderbürsten ordentlich aufgereiht neben dem Foto von Nana lagen. Seit sie gestorben war, schlief er nicht mehr in einem Doppelbett. Im Zimmer sei mit einem Einzelbett mehr Platz, sagte er. Sie wusste, dass er die Leere eines großen Bettes ohne ihre Großmutter darin einfach nicht ausgehalten hatte.

«Kaffee.»

Der alte Mann rappelte sich in seinen Kissen auf und tastete auf dem Nachttisch nach seiner Brille. «Gehst du? Wie viel Uhr ist es?»

«Kurz nach sechs.»

In seinem Schlafanzug sah er eigenartig verletzlich aus, dieser Mann, der seine Kleidung trug, als sei sie eine Uniform.

«Schaffst du noch den Bus um zehn nach?»

«Wenn ich renne. Deine Sandwiches sind im Kühlschrank.»

«Sag dem verrückten Cowboy, dass ich ihn heute Nachmittag bezahle.»

«Das habe ich ihm schon gestern gesagt, Papa. Es ist in Ordnung.»

«Und sag ihm, er soll ein paar Eier beiseitelegen. Wir essen sie morgen.»

Sie erreichte den Bus gerade eben noch. Keuchend zeigte sie ihre Monatskarte vor, setzte sich und nickte der indischen Frau zu, die jeden Morgen mit Eimer und Wischmopp auf dem gleichen Platz saß. «Schön», sagte die Frau, als der Bus am...

Erscheint lt. Verlag 27.1.2017
Übersetzer Silke Jellinghaus
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bestseller • bücher für frauen • Eine Handvoll Worte • Ein ganzes halbes Jahr • Enkeltochter • Familienroman • Großvater • Liebesgeschichte • Liebesromane Bestseller • Liebesromane deutsch • liebesromane für erwachsene • Pferde • Roadtrip • romane bestseller frauen • romantischer Liebesroman • Roman Urlaub • Second Chance Liebesromane • Spiegel Bestseller-Autorin • Stall • The Horse Dancer deutsch
ISBN-10 3-644-49821-0 / 3644498210
ISBN-13 978-3-644-49821-1 / 9783644498211
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