Im Kopf des Mörders - Tiefe Narbe (eBook)
368 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490154-1 (ISBN)
Arno Strobel liebt Grenzerfahrungen und teilt sie gern mit seinen Leserinnen und Lesern. Deshalb sind seine Thriller wie spannende Entdeckungsreisen zu den dunklen Winkeln der menschlichen Seele und machen auch vor den größten Urängsten nicht Halt. Seine Themen spürt er dabei meist im Alltag auf und erst, wenn ihn eine Idee nicht mehr loslässt und er den Hintergründen sofort mit Hilfe seines Netzwerks aus Experten auf den Grund gehen will, weiß er, dass der Grundstein für seinen nächsten Roman gelegt ist. Alle seine bisherigen Thriller waren Bestseller. Arno Strobel lebt als freier Autor in der Nähe von Trier.
Arno Strobel liebt Grenzerfahrungen und teilt sie gern mit seinen Leserinnen und Lesern. Deshalb sind seine Thriller wie spannende Entdeckungsreisen zu den dunklen Winkeln der menschlichen Seele und machen auch vor den größten Urängsten nicht Halt. Seine Themen spürt er dabei meist im Alltag auf und erst, wenn ihn eine Idee nicht mehr loslässt und er den Hintergründen sofort mit Hilfe seines Netzwerks aus Experten auf den Grund gehen will, weiß er, dass der Grundstein für seinen nächsten Roman gelegt ist. Alle seine bisherigen Thriller waren Bestseller. Arno Strobel lebt als freier Autor in der Nähe von Trier.
›Tiefe Narbe‹ ist ungeheuer süffig und wendungsreich geschrieben
gewohnt direkt und schonungslos […]. Erneut schafft Arno Strobel es, uns in Abgründe zu schleppen, die man sich eigentlich gar nicht vorstellen mag.
Genial verpackt, extrem verstörend, sehr intensiv.
›Im Kopf des Mörders – Tiefe Narbe‹ ist ein richtiger Pageturner, spannend geschrieben und packend erzählt, ein echter Strobel eben.
Max Bischoffs erster Fall ist hochspannend!
ungeheuer süffig und wendungsreich geschrieben
1
Dienstag
Als der Mann die Eingangshalle des Polizeipräsidiums Düsseldorf betrat, richteten sich sofort die Blicke der Anwesenden auf ihn. Gespräche verstummten, irgendwo wurde ein unterdrückter Schrei ausgestoßen. Männer und Frauen erstarrten, als hätten sie das Haupt der Medusa erblickt.
Auch Oberkommissar Max Bischoff, der gerade ein paar Worte mit dem Portier gewechselt hatte, starrte die große, schlanke Gestalt an, die bis zur Mitte der Halle schlurfte und dort stehen blieb. Reglos, stumm. Den Kopf gesenkt, den Blick auf einen Punkt vor seinen nackten Füßen gerichtet. Die Arme hingen schlaff neben seinem Körper herab wie Fremdkörper, die man ihm provisorisch angeheftet hatte. Das Hemd steckte nur noch halb in der Hose.
Doch das wirklich Bizarre war nicht die Art, wie der Mann das Präsidium betreten hatte. Auch nicht die Tatsache, dass er barfuß war. Was Max ebenso wie die anderen Menschen im Eingangsbereich erstarren ließ, war das Blut, mit dem seine Kleidung durchtränkt und seine dunklen Haare verklebt waren. Auch Gesicht und Hände waren überzogen mit Schlieren und Spritzern.
Max brauchte einen Moment, bis er auf diese grausige Situation reagieren konnte. Mit vorsichtigen Schritten näherte er sich dem Mann, der keinerlei Notiz von ihm nahm. Als er bis auf zwei Meter an ihn herangekommen war, blieb er stehen.
Der süßliche Geruch getrockneten Blutes legte sich schwer auf seine Atemwege. Max versuchte, ihn zu ignorieren und sich auf die Situation zu konzentrieren.
Er konnte keine sichtbaren Wunden an dem Mann entdecken. Seine Haltung und sein ganzer Zustand ließen nicht auf einen allzu großen Blutverlust schließen, doch darauf durfte Max sich nicht verlassen. Ebenso wenig wie darauf, dass sein Gegenüber unbewaffnet war.
»Kann ich Ihnen helfen?«, sprach er den Mann mit ruhiger Stimme an. »Sind Sie verletzt?«
Langsam hob der Mann den Kopf, wandte ihm das blutverschmierte Gesicht zu. Als ihre Blicke sich trafen, hatte Max das deutliche Gefühl, dieses verkrustete Gesicht irgendwoher zu kennen.
»Ich weiß nicht, was geschehen ist.« Die Stimme klang fest, aber auf eine seltsame Weise emotionslos.
»Haben Sie Schmerzen, sind Sie verletzt?«, versuchte Max es erneut.
Der Blick des anderen Mannes richtete sich an Max vorbei auf einen Punkt hinter ihm.
»Nein, ich glaube nicht.«
»Woher kommt dann das viele Blut?«
Der Mann sah Max wieder an, und obwohl ein stumpfer Schleier über ihnen zu liegen schien, stachen seine wasserblauen Augen aus dem dunkel verschmierten Gesicht ungewöhnlich hell heraus.
»Ich weiß es nicht.«
»Ich werde Hilfe holen. Einen Arzt, in Ordnung?«
Max wartete die Antwort nicht ab, sondern wandte sich zu dem Portier um, der mittlerweile seinen Raum verlassen hatte und vor der Sicherheitsschleuse stand. »Rufen Sie einen Notarzt. Und geben Sie oben Bescheid. Hauptkommissar Böhmer.«
Durch die Glaswand, die einen Teil der Abtrennung zum Eingangsbereich bildete, sah Max zwei junge Kollegen in Uniform. Sie standen mit versteinerten Gesichtern da und starrten zu ihm herüber. Mit einem knappen Kopfnicken deutete er ihnen an, den inneren Bereich zu verlassen und zu ihm zu kommen. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Mann zu, dessen Blick erneut auf den Boden gerichtet war.
»Bitte, denken Sie nach. Woher stammt das Blut auf Ihrer Kleidung? Und in Ihrem Gesicht und an den Händen? Hatten Sie vielleicht einen Unfall?«
»Ich weiß es nicht. Nein … ich glaube nicht.«
»Können Sie mir sagen, wie Sie heißen?«
»Harry Passeck.«
Als er den Namen hörte, wusste Max, warum ihm das Gesicht bekannt vorgekommen war. Passeck war ein recht bekannter Journalist. Sein Foto tauchte immer mal wieder in der Presse auf, wenn er einen politischen oder wirtschaftlichen Skandal aufgedeckt hatte.
Die beiden Kollegen hatten sich zwischenzeitlich links von Max postiert. Nachdem er einen kurzen Blick mit ihnen gewechselt hatte, machte er einen weiteren Schritt auf den Mann zu. Er legte ihm die Hand auf den Oberarm, an eine Stelle, die halbwegs frei von Blut war. Passeck zuckte weder zusammen noch zeigte er überhaupt irgendeine Reaktion.
»Tragen Sie eine Waffe bei sich?«
»Nein.«
»Meine Kollegen werden sich trotzdem davon überzeugen müssen.«
»Ja«, stimmte Passeck zu und rührte sich nicht, während die beiden jungen Polizisten ihre Hände mit sichtbarem Abscheu über seine blutige Kleidung wandern ließen.
Als sie damit fertig waren, schüttelten sie den Kopf. »Keine Waffen.«
»Kommen Sie, setzen wir uns.« Max deutete auf die dunklen Sessel, die wenige Meter von ihnen entfernt in zwei Gruppen vor der Wand standen. »Gleich da vorn. Der Arzt wird sofort hier sein und Sie untersuchen.«
Mit einigen Sekunden Verzögerung setzte Passeck sich in Bewegung und ging auf die Sitzgruppe zu. Noch immer waren keine Anzeichen für eine Verletzung zu erkennen. Vor einem der Sessel blieb der Mann stehen und sah Max an, als erwarte er eine Anweisung, was er zu tun habe.
»Bitte, setzen Sie sich.«
Max wartete, bis Passeck seiner Aufforderung gefolgt war, zog dann einen der anderen Sessel näher heran und ließ sich nieder. »Von wo sind Sie gerade gekommen? Wissen Sie das?«
Die Stirn des Mannes legte sich in Falten. Er schien angestrengt nachzudenken. »Aus einer Wohnung.«
Wie von selbst spannten sich Max’ Muskeln an. »Aus welcher Wohnung? Wo ist diese Wohnung?« Wenn Passeck ihm die Adresse nennen konnte, würden sie schnell erfahren, was passiert war.
»Ich …« Passeck starrte vor sich hin, als koste es ihn große Mühe, sich zu erinnern.
»Denken Sie nach. Es ist wichtig. Waren Sie allein in dieser Wohnung? Ist sie Ihnen bekannt vorgekommen?«
»Nein, ich war da noch nie. Aber … die Adresse. Ich habe die Adresse.«
»Was ist denn hier los?«
Böhmer blieb neben ihm stehen und musterte Passeck. Max stand auf und zog seinen Partner ein Stück zur Seite.
Die beiden waren ein ungleiches Paar. Im Gegensatz zu Max, der über eins achtzig groß war und sich durch regelmäßigen Sport fit hielt, war Böhmer leicht untersetzt und einen halben Kopf kleiner. Auch in der Art, wie sie sich kleideten, unterschieden sie sich. Während Max Jeans, Shirt und dazu sportliche Sakkos mochte, bevorzugte Horst Böhmer die klassische Variante mit Anzug und Hemd. Auf eine Krawatte verzichtete allerdings auch er meist. Der unterschiedliche Geschmack in Kleidungsfragen mochte dem Altersunterschied zwischen ihnen geschuldet sein. Mit Anfang dreißig war Max rund zwanzig Jahre jünger als sein Seniorpartner. »Das versuchen wir gerade herauszufinden. Der Mann heißt Passeck. Du kennst ihn vielleicht, er ist Enthüllungsjournalist und hat mit seinen Reportagen schon für einige Skandale gesorgt.«
Böhmer strich über seinen kurzgestutzten Vollbart, eine für ihn typische Reaktion.
»Er kam eben hier rein, so, wie er jetzt da sitzt. Er kann sich nicht erinnern, woher das viele Blut an ihm stammt. Verletzungen konnte ich auf den ersten Blick keine entdecken. Er sagt, er war in einer Wohnung in der Nähe. Und er kann uns die Adresse nennen.«
Böhmer musterte den sitzenden Mann ausgiebig, bevor er sich wieder an Max wandte. »Habt ihr einen Arzt gerufen?«
»Ja, der müsste jeden Moment hier sein.«
»Und was wollte er in der Wohnung?«
»Keine Ahnung. Bevor er antworten konnte, bist du aufgetaucht.«
»Gut, ich übernehme ihn, bis der Arzt hier ist. Sorg du in der Zwischenzeit dafür, dass die Leute verschwinden, sofern sie nicht zu uns gehören.«
Max wollte entgegnen, dass sich darum doch wohl die beiden Kollegen kümmern konnten und dass er Passecks Befragung selbst weiterführen wollte, entschied sich dann aber dagegen. Sie mussten schnellstmöglich zu dieser Wohnung und nachsehen, was dort geschehen war. Für Diskussionen über Böhmers Chefgehabe war keine Zeit.
Trotzdem informierte er die beiden Kollegen, bat sie, sich um die Leute zu kümmern, und kehrte dann zu seinem Partner zurück, der nun auf dem Platz saß, auf dem Max selbst gerade noch gesessen hatte.
»Böhmer ist mein Name. Ich bin Kriminalhauptkommissar. Mein Kollege sagte, Sie kommen gerade aus einer Wohnung. Können Sie mir die Adresse geben?«
»Konkordiastraße.«
Böhmers Brauen hoben sich. »Und die Hausnummer?«
Mit ausdruckslosem Gesicht nannte Passeck die Nummer und fügte hinzu: »Erster Stock.«
Max notierte die Angaben auf seinem Block und ließ ihn wieder in der Innentasche seiner Jacke verschwinden.
»Was haben Sie dort gemacht?«
Passeck sah Böhmer an, als erzähle dieser ihm gerade eine Geschichte und mache lediglich eine kleine Pause.
»Herr Passeck?« Böhmer legte den Kopf schief. »Haben Sie verstanden, was ich Sie gefragt habe?«
»Ja«, kam es nach einigem Zögern.
»Und?«
»Da war dieser Anruf. Der Mann sagte, er habe wichtige Informationen zu … zu einer Sache, an der ich gerade arbeite.«
»Was ist das für eine Sache?«
»Das … kann ich nicht sagen.«
Böhmer tauschte einen schnellen Blick mit Max, bevor er Passeck wieder ansah. »Können Sie nicht, oder wollen Sie nicht?«
Passecks Blick wurde glasig, als sei er in Gedanken ganz woanders. »Da war dieses Zimmer. Und Blut. Überall war Blut. Ich bin rausgelaufen. Dann war ich hier.«
»Herr Passeck.« Böhmer rutschte ein Stück nach vorn, auf den Mann zu. »Denken Sie mal scharf nach. War außer Ihnen noch jemand in der Wohnung?«
»Nein … doch. Als ich in die Wohnung...
Erscheint lt. Verlag | 26.1.2017 |
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Reihe/Serie | Im Kopf des Mörders | Im Kopf des Mörders |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Andreas Winkelmann • Arno Strobel • Arno Strobel Neuerscheinung • Arno Strobel neues Buch • auslöschen • bücher bestseller • Bücher für Männer • Buchgeschenk für Männer • Düsseldorf • Entführung • Erinnerung • Ermittlung • Fall • Fallanalytiker • Frau • Kommissar • Krimi Neuerscheinungen Taschenbuch • Mann • Max Bischoff • Mörderfinder • Mordkommission • Opfer • Präsidium • Profiler • Psychothriller • Rache • Sebastian Fitzek • Serie • Spannung • Täter • Täterspyche • Täuschung • Thriller • Thriller Bestseller • Trilogie • Urangst • You Are Wanted |
ISBN-10 | 3-10-490154-6 / 3104901546 |
ISBN-13 | 978-3-10-490154-1 / 9783104901541 |
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