Dark Web (eBook)
592 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-43989-0 (ISBN)
Prof. Dr. Veit Etzold ist Autor von dreizehn SPIEGEL-Bestsellern. Sein erstes Buch schrieb er im Jahr 2008 mit Prof. Michael Tsokos, dem ehemaligen Chef der Berliner Rechtsmedizin, über spektakuläre Todesfälle in der Forensik. Bevor er zu schreiben anfing, war Etzold Banker, Strategieberater und Programmdirektor in der Management-Ausbildung. Heute arbeitet er als Thriller-Autor und Keynote Speaker. Passend zu seinen Thrillern ist er mit der Rechtsmedizinerin Saskia Etzold (geb. Guddat) verheiratet. Veit Etzold lebt mit seiner Frau in Berlin und Bremen.
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 11/2017) — Platz 19
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 10/2017) — Platz 13
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 09/2017) — Platz 19
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- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 07/2017) — Platz 13
Prof. Dr. Veit Etzold ist Autor von dreizehn SPIEGEL-Bestsellern. Sein erstes Buch schrieb er im Jahr 2008 mit Prof. Michael Tsokos, dem ehemaligen Chef der Berliner Rechtsmedizin, über spektakuläre Todesfälle in der Forensik. Bevor er zu schreiben anfing, war Etzold Banker, Strategieberater und Programmdirektor in der Management-Ausbildung. Heute arbeitet er als Thriller-Autor und Keynote Speaker. Passend zu seinen Thrillern ist er mit der Rechtsmedizinerin Saskia Etzold (geb. Guddat) verheiratet. Veit Etzold lebt mit seiner Frau in Berlin und Bremen.
Kapitel 1
Moskau, Mai 2010
Kreml
Alexander Michalew, Chefstratege des Kreml und Stabschef des Präsidenten der Russischen Förderation, ging mit eiligen Schritten die Treppen zum Ausgang des Regierungspalastes herunter.
Es war 2 Uhr morgens.
Nationale Sicherheitsinteressen manipulierte man nicht bei Tageslicht.
Michalew kam gerade aus dem Predstavitel sky Zal des Kreml, der ovalen Empfangshalle mit den pastellgrünen Wänden, der Kuppel und den Verzierungen aus Stuck und Gold. Die vier Bronzestatuen von vier russischen Zaren blickten auf ihn herunter. Peter der Große, Katharina die Große, Alexander II. und Nikolaus I.
Michalew hatte gerade ein Gespräch mit dem Präsidenten gehabt. Der Präsident blieb gerne lange auf. So wie schon sein Vorbild Stalin. Und so, wie es in Deutschland einst Hitler zu tun pflegte. Offenbar hassten Diktatoren den Morgen und liebten die Nacht.
Michalew gehörte zum kleinen Kreis der Silowiki, den Getreuen des Präsidenten, genau wie der Mann, zu dem er jetzt noch unterwegs war. Es waren Vertreter aus Militär, Geheimdienst, Wirtschaft und Politik. Und seit neuestem auch der Kirche. Der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche war ebenfalls Teil der neuen russischen Strategie. Im Mittelalter hatte die russisch-orthodoxe Kirche das Zarenreich zum Dritten Rom erklärt. Nach Rom und Konstantinopel. Die letzte und größte Bastion des christlichen Abendlandes in einem Westen, der, so sah man es, immer verweichlichter wurde und allen Aggressoren nichts als Toleranz und Wehrlosigkeit entgegenbrachte.
Die Silowiki, was auf Russisch so viel wie zähe Jungs hieß, wurden immer zu den Samstags- und Montagsrunden des Präsidenten eingeladen, die manchmal bis 3 Uhr morgens dauerten.
Es war jetzt Dienstagmorgen, 2 Uhr. Da war Michalew noch recht früh weggekommen. Wenn auch die Nacht für ihn noch lange nicht zu Ende war.
Er stieg in die schwarze Limousine, die auf dem Roten Platz auf ihn wartete. Sein Ziel: Die Lubjanka, seit mehr als einem Jahrhundert Symbol von staatlicher Macht. Und sehr oft auch staatlicher Willkür. Hier war der Sitz des Federalnaja sluschba besopasnosti Rossijskoi Federazii (FSB), auch bekannt als Föderaler Dienst für Sicherheit der Russischen Föderation. Oder als Inlandsgeheimdienst, der aber viel mehr war als »nur« ein Inlandsgeheimdienst. Er war der Nachfolger des KGB. Und manche glaubten, es wäre an der Zeit, dass er seinen alten Namen wiederbekam. KGB. Statt FSB.
KGB. Das Komitee für Staatssicherheit. Gegründet im Jahr 1954, ein Jahr nach Stalins Tod. Mit weltweit mehr als siebzigtausend Mitarbeitern.
Michalew blickte an der Fassade hinauf. Nicht alle, die in dieses Gebäude kamen, waren immer so voller Vorfreude gewesen wie er. Hier hatte der sowjetische Geheimdienst gefoltert und gemordet, hier hatten sich lange Schlangen von Menschen gebildet, die wissen wollten, was aus ihren Angehörigen geworden war. Manche sagten, die Mauern der Lubjanka seien mit Blut getränkt. Doch Blut wurde immer weniger vergossen. Die Waffen der Zukunft waren unsichtbare. Und es war an der Zeit, dass Russland sich dieser Waffen noch umfassender bemächtigte.
Derjenige, der sich am lautesten dafür aussprach, war Victor Ivanow, der Chef des FSB. Der Mann, den Michalew noch in dieser Nacht besuchen wollte. Denn Ivanow hatte eine Idee. Und meistens waren die Ideen des FSB-Chefs es wert, angehört zu werden.
Alexander Michalew und Victor Ivanow.
Sie hatten schon manche Intrige zusammen gesponnen.
Den hageren, blitzschnellen Michalew nannten sie in Moskau »Die Kobra«.
Den korpulenten Ivanow nannten sie den T34. Nach dem berühmten Panzer, der im Zweiten Weltkrieg gegen die deutschen Divisionen gekämpft hatte. Ivanow kannte diesen Spitznamen. Und er hatte nichts dagegen. Er hatte sich damals, als der Eiserne Vorhang noch bestand, und auch danach noch öfter an dem sowjetischen Ehrenmal mit den zwei T34-Panzern in Berlin-Tiergarten abbilden lassen.
Der T34 und der Zweite Weltkrieg.
Es war Mai.
Mai 2010.
Nächste Woche würden die Feierlichkeiten beginnen. Am 8. Mai.
Vor fünfundsechzig Jahren hatte Russland Hitlerdeutschland besiegt.
1945.
Und zwei Jahre später hatte Russland eine Antwort auf die perfekten Gewehre der Deutschen Wehrmacht gehabt, wie zum Beispiel auf das Sturmgewehr 44.
Diese Erfindung kam von Michail Kalaschnikow. Zwei Jahre später.
1947.
Das Jahr, in dem diese Waffe das Licht der Welt erblickt hatte, wurde auch in ihrem Namen verewigt.
Automatische Kalaschnikow. 1947.
Oder wie man es kurz aus den amerikanischen Gangsterfilmen kannte: AK 47.
Er betrat das Arbeitszimmer von Victor Ivanow. Der hatte auch zu dieser späten Stunde seine Uniform noch nicht abgelegt. Einzig die Mütze mit dem Emblem des FSB lag auf dem Schreibtisch. Michalew schaute in eine Ecke des großen Büros. In einem abgedunkelten Aquarium schwamm ein Tiefseeanglerfisch, ein unheimlicher Raubfisch mit einem riesigen, zahnbewehrten Maul und einem Leuchtorgan, das andere Fische anlockte.
»Smirnoff?«, fragte Ivanow zur Begrüßung und reichte Michalew, ohne auf dessen Antwort zu warten, ein Glas.
Smirnoff war im 19. Jahrhundert die erste Destillerie gewesen, die Holzkohle zum Filtern des Destillats einsetzte. Dadurch war ihr Wodka im Vergleich zu anderen, damals üblichen Produkten besonders mild, klar und ohne Eigengeschmack.
Gut, wenn man in später Nacht noch klar denken wollte, dachte Michalew und genoss den scharfen Geschmack auf Zunge und Gaumen.
»Es wird Zeit, die Dinge wieder selbst in die Hand zu nehmen«, begann Ivanow und lief in dem riesigen Büro auf und ab. »Ein paar Probleme bleiben die alten. Sowohl unter Ivan dem Schrecklichen als auch heute. Moskau schützt kein großes Gebirge, und im Winter sind unsere Häfen gefroren.«
»Das ist aber nicht alles.«
»Nein. Zusätzlich wird alles, was Mutter Russland tut, von anderen bestimmt. Der Begriff Kalter Krieg wurde von Walter Lippmann von der New York Times geprägt, der Begriff Eiserner Vorhang von Winston Churchill. Immer waren es westliche Menschen, die Russland geprägt haben. Damit muss Schluss sein.«
»Da«, sagte Michalew zustimmend. Da hieß ja auf Russisch. »Was haben Sie vor?«
»Wir müssen den Westen in die Irre führen«, sagte Ivanow. »So wie damals Väterchen Stalin, als er die GIs im Zweiten Weltkrieg Richtung Alpenfestung lenkte, die es gar nicht gab, und dadurch die Rote Armee freie Bahn auf Berlin hatte. Und wir die Ersten waren in der Hauptstadt des Feindes! Und damit in einer sehr viel stärkeren Verhandlungsposition!« Er trank von seinem Wodka. »Schon Henry Kissinger sagte: Weltordnung braucht Hegemonie oder Gleichgewicht. Was wollen Sie, Herr Michalew? Was möchte der Präsident?«
Michalew brauchte nicht lange zu überlegen. »Hegemonie natürlich. Wir haben sie 1989 verloren. 1991 haben wir noch einmal versucht, mit Hilfe des KGB den Mann vom Chefsessel wegzuputschen.«
Ivanow nickte bitter. »Wir haben verloren. Der Coup misslang, und der KGB wurde aufgelöst.«
»Und darum müssen wir sie wiederbekommen. Die Hegemonie. Die Macht. Der Zusammenbruch der Sowjetunion war schließlich die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts.«
Ivanow nickte noch einmal. »Das hätte der Präsident nicht schöner sagen können. Damals, die Neunziger …« Er spuckte die Worte fast aus. »Zwanzig Männer, die Oligarchen haben 40 Prozent des Landes an sich gerissen. Chodorkowski war nur einer von ihnen. Dieser Vaterlandsverräter von Jelzin hat Mutter Russland an Diebe verkauft.«
»Und der Westen hat ihm geholfen«, ergänzte Michalew. »Leningrad 1991. Von dort haben sie Spin Doktors aus den USA nach Moskau geholt, damit dieser fette Säufer von Jelzin an die Macht kommen konnte. Der Westen wollte uns schwächen. Und das ist ihm auch gelungen. Jetzt ist es an der Zeit, die Sowjetunion wieder aufzuwecken. Oder besser: wach zu küssen.«
Ivanow nickte stumm.
»Der Westen hat uns belogen«, sagte er dann. »Helmut Kohl hat uns belogen. Die Wiedervereinigung sollte es nur geben, wenn die NATO nicht nach Osten vorrückt. Das ist nicht geschehen. Schon am 23. August 1939 haben wir im Hitler-Stalin-Pakt Europa in Einflusssphären aufgeteilt. Doch an diese Sphären hat sich der Westen noch nie gehalten. Hitler schon nicht und seine Nachfolger erst recht nicht.« Ivanow schenkte sich Wodka nach. »Es ist Heuchelei! Wenn sich die europäischen Länder zusammenschließen, dann wird das als normal angesehen – doch wenn wir im postsowjetischen Raum dasselbe tun, wird das als Wunsch Russlands angesehen, ein Imperium zu errichten.«
Michalew betrachtete abwechselnd Ivanow, der in...
Erscheint lt. Verlag | 25.1.2017 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Cyber-Broker • Cyber-Terrorismus • dark Web • dolls • Geheimdienst • harte thriller • Holos • Jasmin Walters • Mafia • Menschenhandel • Nemesis • Online-Broker • Politische Thriller • Politthriller • Russland • Suchmaschine • Thriller deutsche Autoren • Thriller Deutschland • thriller für männer • Thriller Politik • Trader |
ISBN-10 | 3-426-43989-1 / 3426439891 |
ISBN-13 | 978-3-426-43989-0 / 9783426439890 |
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Größe: 3,2 MB
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