Verflixt und unsichtbar (eBook)

Mission Geistesblitz

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
180 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7325-3167-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Verflixt und unsichtbar -  Jana Himmel
Systemvoraussetzungen
2,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Laura kommt durchgefroren (und nackt natürlich) von der Beschattung des Richters zurück. Auf der Gartenmauer gegenüber ihrer Haustür sitzt ein Teenager, der anzüglich in ihre Richtung grinst. Weil sie unsichtbar ist, denkt sie sich nichts dabei, aber zu Hause beschleicht Laura plötzlich ein komisches Gefühl. Abends wälzt sie sich unruhig im Bett und denkt über den Jungen nach. Schließlich folgt sie einer Eingebung und macht sich unsichtbar. Schock! Der Teenager von der Gartenmauer sitzt auf ihrem Bettpfosten und grinst sie an. Wer ist dieser unverschämte Typ? Und warum kann sie ihn nur sehen, wenn sie unsichtbar ist? Außerdem muss sie den Fall des Richters lösen ...

1 Feuerwehrrot


Ich war offiziell Spitzenreiterin im Vermasseln. Und damit meinte ich nicht, mir morgens Kaffee übers weiße T-Shirt zu schütten. Damit meinte ich, nackt und barfuß fünf Kilometer durch eine Großstadt zu laufen. Mitten in der Nacht. Im März. Und unsichtbar, nicht zu vergessen. Ja genau: unsichtbar. Denn diese spezielle Gabe hatte dafür gesorgt, dass ich jetzt im Schlamassel steckte.

Ich konnte unsichtbar werden, seit ich denken konnte. Es war quasi angeboren und lag in der Familie, denn meine Großmutter, bei der ich aufgewachsen war, konnte es auch. Leider war das Ganze weit weniger spannend, als es im ersten Moment klang. Denn außer mir konnte nichts unsichtbar werden. Gar nichts. Keine Kleidung, keine Schuhe. Nicht mal Wimperntusche oder Zahnfüllungen.

Ich fing fast an zu weinen vor Erleichterung, als ich um die Ecke bog und endlich mein Wohnhaus in Sicht kam. Ich widerstand der Versuchung loszurennen und schlang stattdessen meine Arme noch etwas fester um den Oberkörper, blinzelte ein paar Mal mehr als nötig, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken, hob den Kopf ein bisschen höher und humpelte die letzten paar Meter auf die Haustür zu.

Das Zeitungspapier, in das ich meine Füße eingewickelt hatte, raschelte, aber ich machte mir wenig Sorgen, dass jemand komisch geknüllte Papierklumpen beachtete, die sich wie durch Zauberhand bewegten. Es war dunkel, und meiner Erfahrung nach sahen die Menschen sowieso nur das, was sie sehen wollten. Aber natürlich waren die Leute nicht so blind, dass sie eine nackte Blondine mit angesengten Haaren ignorieren würden – wenn sie denn sichtbar gewesen wäre.

Ich biss die Zähne noch fester zusammen, als ich an den eiskalten Riegeln fummelte, die das Tor zum Garten versperrten. Es quietschte leicht, als ich es aufstieß, und ich schob mich durch die Öffnung. Normalerweise war mein Garten ein Ort der Ruhe, an dem ich entspannen konnte. Jetzt, mitten in der Nacht, warfen die alten Bäume jedoch unheimliche Schatten. Der Mond versteckte sich hinter Wolken, und das Licht der Straßenlaternen drang nur schwach über die Mauer. Es war ziemlich dunkel. Ich trat ein wenig nach links, um nicht auf dem Weg zu gehen, der voller spitzer Steine war.

Obwohl ich erst einmal in meinem Leben in eine derartige Lage geraten war, hatte ich vorsorglich einen Wohnungsschlüssel im Garten deponiert. Ich fand ihn nach einigem Herumtasten unter der Gartenbank, genau dort, wo ich ihn hinterlegt hatte. Wieder stiegen mir Tränen in die Augen. Diesmal aus Erleichterung. Ich schnappte mir den Schlüssel und humpelte zurück in Richtung Tor.

Plötzlich sah ich etwas, was dort definitiv nicht hingehörte. Oder besser gesagt: jemanden. Weil meine Augen tränenverhangen waren, musste ich erst ein paar Mal blinzeln, um sicherzugehen, dass ich mich nicht verguckt hatte. Auf der Mauer saß ein Junge und starrte unverhohlen auf meine unsichtbaren, aber dennoch nackten Brüste. Ich blinzelte noch ein paar Mal und lief dann zuerst ein paar Schritte nach links und wieder nach rechts – aber sein Blick folgte mir. Er schien mich tatsächlich anzugucken.

Noch vor ein paar Monaten hätte ich genau in diesem Augenblick einen hysterischen Anfall bekommen. Aber in letzter Zeit war so viel passiert. Ich war fast um die Ecke gebracht worden und hatte eine Menge über mich und meine spezielle Gabe gelernt. Statt also vor Schreck einen Schluckauf zu bekommen, schaute ich ganz ruhig (okay, das bedeutete einfach, ohne zu schreien und kreischend wegzurennen) an mir hinunter und checkte, ob ich nach wie vor absolut durchsichtig war und nicht etwa irgendwelcher Dreck an mir klebte, der meine Umrisse sichtbar machte. Dann streifte ich langsam die Zeitungen von den Füßen und huschte lautlos zum Gartentürchen. Die ganze Zeit über behielt ich den Jungen im Auge. Und er folgte mir mit seinem Blick. Also mir, meinen Brüsten und schließlich meinem blanken Hintern.

Als ich mich umdrehte, wusste ich es mit Sicherheit: Er sah mich an. Ich sagte mir, dass das unmöglich sei. Ich war unsichtbar! Dennoch konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, die letzten paar Meter zu rennen. Erwachsen, wie ich war, streckte ich ihm sogar die Zunge raus, bevor ich durch die Haustür, die wie immer unverschlossen war, reinstürmte.

Ich war so in Gedanken vertieft, wegen dem, was gerade passiert war, dass ich kurz darauf fast vergessen hätte, wieso ich nackt und durchgefroren in meiner Wohnung stand. Ich rannte ins Wohnzimmer, wo ich meinem Kater Tango die Kuscheldecke unter dem Hintern wegzog. Dann schnappte ich mir das Telefon, um meinen Boss zur Schnecke zu machen.

Paul meldete sich nach dem ersten Klingeln. Er lebte quasi in der Detektei.

»Jemand hat ein Feuer gelegt.« Ich hielt mich nicht mit Begrüßungsfloskeln auf. »Ich war verdammt noch mal im Spezialeinsatz.« Das war unser Codewort für ›unsichtbar ermittelnd‹. »Die halbe Küche und der Hausflur standen in Flammen, bevor ich die Vordertür erreicht habe. Und als ich gerade rausrennen wollte, kam mir ein halbes Dutzend Feuerwehrleute entgegen …« Ich holte nicht mal Luft zwischen den Sätzen. »Und dann haben sie mein Auto abgeschleppt. Ist dir klar, was das heißt? Sie haben mein Auto abgeschleppt!«

Ich umklammerte den Telefonhörer so fest, dass mir die Hand wehtat, und starrte wütend an die Wand gegenüber. Erst als mein Blick in den Spiegel fiel, bemerkte ich, dass ich vergessen hatte, mich wieder sichtbar zu machen. Ich seufzte laut, bevor ich die Augen schloss und mich konzentrierte. Wieder sichtbar zu werden, tat nicht so weh wie umgekehrt, trotzdem war es, als würden sich sämtliche Knochen von innen nach außen drehen. Oder müsste es jetzt von außen nach innen sein? Von den Zehenspitzen angefangen über die Oberschenkelknochen und die gesamte Wirbelsäule hoch. Wenn am Ende der Kopf dran war, fühlte es sich jedes Mal an, als würde er explodieren. Das Ganze dauerte nur wenige Sekunden, und ich hasste jede einzelne davon.

»Bist du in Ordnung?«, fragte Paul am anderen Ende der Leitung.

»Sie haben mein Auto abgeschleppt. Das heißt, dass ich so – wie – ich – war«, ich betonte die letzten vier Worte einzeln, »nach Hause laufen musste!«

»Bist du in Ordnung?«, wiederholte Paul seine Frage.

»Ich hab mir ein paar Haare abgefackelt. Und so ein kleiner Perverser hat meinen Hintern angestarrt.«

Paul räusperte sich. Er kannte mich schon ziemlich lange und ließ sich nicht von Kleinigkeiten wie meinem nackten Po ablenken. Auch wenn es ein toller Po war.

»Was hältst du davon, jetzt erst mal unter die Dusche zu gehen und dann ins Bett zu schlüpfen? Ruh dich aus. Und nimm morgen ein Taxi zur Detektei. Ich kümmere mich darum, dass du dein Auto wiederkriegst.«

Ich brummte: »Bis morgen. Mittag!« Dann legte ich auf.

Seit dem letzten Mal, als ich mit zeitungsumwickelten Füßen nachts durch die Kälte gelaufen war – einem Vorfall, bei dem ich fast drei Zehen verloren hätte –, besaß ich einen Spiegel in der Dusche, damit ich mich selbst davon vergewissern konnte, dass auch wirklich kein Körperteil bei meinem Undercover-Einsatz verlorengegangen war.

Ich drehte das heiße Wasser auf, dann ließ ich die Decke auf den Boden fallen, stieg in die Duschkabine und checkte mich von oben bis unten. Mehrmals. Aber bis auf eine Schramme auf der rechten Schulter konnte ich nichts finden, was nicht an Ort und Stelle gehörte – oder an ebenjener vermisst wurde. Ich griff zum Duschgel mit Apfelgeruch und schrubbte mich, bis meine Zehen so verschrumpelt waren, dass ich fürchtete, sie würden doch noch abfallen. Dann trocknete ich mich ab, zog meinen besten und (passend zum Abend) feuerwehrroten Baumwoll-Pyjama an und ging mit nassen Haaren ins Bett.

Ich zog mir die Decke über den Kopf und wälzte mich hin und her, doch ich konnte einfach nicht einschlafen. Die verrückten Ereignisse des Abends gingen mir nicht aus dem Kopf. Und der Junge auf der Gartenmauer. Selbst wenn man davon ausging, dass ich mir nur eingebildet hatte, dass er mich angegafft hatte, obwohl ich unsichtbar war: Was zum Teufel machte ein Teenager mitten in der Nacht auf meiner Gartenmauer?

Mein Schlafzimmer ging zum Garten raus, deshalb stand ich auf, um aus dem Fenster zu sehen. Ich wohnte im Erdgeschoss, hatte also einen guten Blick auf jeden Winkel des begrünten Hinterhofs und auf die gesamte Mauer. Doch ich sah absolut nichts und niemanden. Ich riss das Fenster auf und lehnte mich hinaus. Nichts, nada, niente.

Frustriert kroch ich zurück unter die Decke. Vielleicht hatte ich bei dem Brand ja zu viel Rauch eingeatmet. Oder mein Gehirn war auf dem Weg nach Hause ein bisschen eingefroren. Erneut schloss ich die Augen und versuchte zu schlafen. Ich zählte zuerst ein paar Schäfchen und, als das nicht half, Eisbecher mit Sahne und Kirschen. Ich kam bis zweiundsechzig, als ich plötzlich eine Idee hatte. Zucker half einfach beim Denken.

Ich würde mich noch einmal unsichtbar machen. Die Klamotten behielt ich an – das hatte ich schon seit Jahren nicht mehr getan. Okay, es war ein Schlafanzug, aber der zählte schließlich auch. Ich atmete tief ein und aus und schloss die Augen, um mich auf den Schmerz vorzubereiten. Zweimal an einem Tag unsichtbar werden war eindeutig mehr, als gut für mich war.

Ich zog die übergroße Bettdecke bis unter das Kinn. Erst als ich spürte, dass sich alle Knochen in meinem Inneren einmal von innen nach außen gestülpt hatten, öffnete ich langsam die Augen und tat etwas, was ich schon den ganzen Abend hatte tun wollen: Ich schrie aus vollem Hals.

Ich sah den Jungen von vorhin grinsend auf meinem Bettpfosten hocken. Sofort begann ich, das Unsichtbarmachen wieder umzukehren,...

Erscheint lt. Verlag 3.1.2017
Reihe/Serie Laura Sand
Laura Sand
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Chicklit • Chick Lit • Chicklit (Freche Frauen) • chicklit krimi • Chicklit-Krimi • Detektivin • Deutschland • Drama • Ermittlerin • Frauen Bücher • Frauen Bücher Bestseller • Frauenroman • Frauenroman Bestseller • Frauenromane • Fremdgehen • Gefühl • Gefühle • Janet Evanovich • Krimi für Frauen • Liebe • Liebesleben • Liebesroman • Liebesromane für Frauen • lustige Bücher für Frauen • lustiger Krimi • lustige Romane • Romantik • romantische komödie buch • romantische komödie kindle • Stephanie Plum • Tragik • Unterhaltung • witzige bücher für frauen • witzige Romane für Frauen
ISBN-10 3-7325-3167-8 / 3732531678
ISBN-13 978-3-7325-3167-7 / 9783732531677
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich

von Georgia Bockoven

eBook Download (2024)
MORE by Aufbau Digital (Verlag)
8,99