Operation Rubikon (eBook)

Thriller | »Ein hochspannender Thriller, der Politik, Wirtschaft und organisierte Kriminalität verknüpft.« FAZ
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
800 Seiten
Suhrkamp (Verlag)
978-3-518-74847-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Operation Rubikon - Andreas Pflüger
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Der scheinbar aussichtslose Kampf gegen ein machtgieriges Kartell - perfekt choreographiert und packend bis zum Schluss. Ein explosiver Thriller mit elegant verwobenem Plot und voller Insiderwissen, der bleibenden Eindruck hinterlässt.
Für die junge Staatsanwältin Sophie Wolf ist es der erste richtige Fall: Sie soll einen Spezialeinsatz des Bundeskriminalamts bei einem illegalen Waffengeschäft leiten. Dass der BKA-Präsident ihr Vater ist, zu dem sie seit ihrer Kindheit keinen Kontakt hatte, macht die Sache nicht unbedingt leichter. Die Aktion endet in einem Desaster: Zwei hohe Mafiabosse werden liquidiert, ein Ermittler stirbt bei der Explosion eines Waffencontainers, ein Informant wird auf dem Flughafen erschossen. Alles verweist auf ein neues Kartell, das mit Erpressung, Korruption und Mord den internationalen Waffen- und Drogenmarkt zu erobern versucht. Der BKA-Präsident geht einen gefährlichen Weg: Er gründet die Gruppe Rubikon. Nur Sophie und vier seiner engsten Mitarbeiter wissen davon. Vielleicht einer zu viel ...



Andreas Pfl&uuml;ger wurde 1957 in Th&uuml;ringen geboren. Er wuchs im Saarland auf und lebt seit vielen Jahren in Berlin. Zu seinen Werken z&auml;hlen Theaterst&uuml;cke, H&ouml;rspiele, Drehb&uuml;cher, Dokumentarfilme und Romane. Nach dem Spionagethriller <em>Operation Rubikon</em>, seiner preisgekr&ouml;nten Bestseller-Trilogie um die blinde Elitepolizistin Jenny Aaron und <em>Ritchie Girl</em> legt Pfl&uuml;ger nun seinen sechsten Roman vor.

Andreas Pflüger wurde 1957 in Thüringen geboren. Er wuchs im Saarland auf und lebt seit vielen Jahren in Berlin. Zu seinen Werken gehören Theaterstücke, Drehbücher für Kino- und Fernsehfilme, Hörspiele und Romane. Niemals ist der zweite Band seiner Trilogie um die blinde Polizistin Jenny Aaron.

ZWEI


Der Tag begann mit der Farbe Grau. Mit dem Asphaltgrau der menschenleeren Brauerstraße, auf der das Regenwasser trocknete, dem verwaschenen Grau der hohen Mauer, die das Gebäude der Karlsruher Bundesanwaltschaft umgab, mit den grauen, übernächtigten Gesichtern der Wachschutzbeamten, die an der Eingangsschleuse Dienst taten. Darüber spannte sich die Wolkendecke wie graues Reispapier auf einem Paravent und verbarg die Wintersonne, die seit Wochen niemand mehr gesehen hatte.

Sophie stoppte ihren Mercedes SLK neben dem Magnetscanner der Schleuse. Sie erwiderte das stumme Nicken der mit Maschinenpistolen bewaffneten Beamten, während sie ihre Chipkarte aus der Handtasche fingerte und in den Schlitz schob. Zwei Sekunden später hob sich die Schranke, und Sophie fuhr auf das Gelände. Vor ihr öffnete sich die Mauer zu einem Innenhof. Im Zentrum befand sich eine kreisförmige Rasenfläche mit Brunnen. Die Hälfte des Areals wurde von dem sandsteinfarbenen, vierstöckigen Bau eingenommen, in dessen Vorderfront ein gläserner, nach innen gewölbter Rundbogen eingelassen war. Von der Außensicherung abgesehen, hätte es eine Bank sein können oder die Zentrale einer Versicherung. Tatsächlich war es der Sitz der obersten Strafverfolgungsbehörde der Bundesrepublik Deutschland.

Die Tiefgarage war an diesem Sonntag so gut wie leer. Als Sophie den Mercedes einparkte, sah sie die beiden Panzerlimousinen und den schwarzen Porsche, die zur Fahrzeugkolonne des Generalbundesanwaltes gehörten. Also war Steindorff im Haus. Solange Sophie hier arbeitete, bald dreieinhalb Jahre, war das für ein Wochenende mehr als ungewöhnlich. Der Generalbundesanwalt wohnte die Woche über zwar in einem kugelsicheren Penthouse auf dem Dach der Bundesanwaltschaft, verbrachte seine »freien« Tage jedoch üblicherweise in der ehelichen Villa in Bad Herrenalb, zwanzig Autominuten vom Amt entfernt, wo sein Begleitkommando schon Freitag abends einen dicken Karton mit Akten ablieferte, die er dann bis Montag durcharbeitete.

Der GBA war detailbesessen und hatte ein juristisches Gedächtnis, das bis ins Justizministerium berüchtigt war. Sophie war erst ein einziges Mal bei einer Besprechung dabeigewesen, an der er teilnahm, und sie erinnerte sich an ihre Verblüffung, als Steindorff scheinbar mühelos und aus dem Stand Leitsätze aus Urteilen zitierte, die an irgendeinem Oberlandesgericht vor Jahren ergangen waren. Natürlich war ihr klar, daß er das durchaus kalkuliert tat, um seine Umgebung zu beeindrucken.

Jetzt mußte Sophie unwillkürlich lächeln, als sie daran dachte, wie der GBA, der Leiter dieser mächtigen Behörde, am Stirnende des Konferenztisches gethront hatte, das Kreuz kerzengerade, die Hände fuchtelnd in der Luft, und sein Wissen präsentierte wie ein Einserschüler. Steindorff konnte man respektieren, bewundern konnte man ihn nicht.

Sie blieb neben dem Fahrstuhl stehen und schob erneut ihre Karte in einen Scanner. Als die Tür auffuhr, drückte sie auf »2. Stock«, lehnte den Kopf gegen die Kabinenwand und fühlte, wie müde sie war. Die halbe Nacht hatte sie zu Hause in ihrer kleinen Ettlinger Wohnung Akten gewälzt, bis sie gegen vier ins Bett gefallen war. Nach drei Stunden hatte das Telefon sie aus dem Schlaf gerissen. »Entschuldigung, falsch verbunden.« Ihr Frühstück hatte aus einer verschrumpelten Pampelmuse bestanden, dazu Kaffee aus der Espressomaschine, die sie letztes Jahr zu einem sündhaften Preis in Mailand gekauft hatte. Sie war, abgesehen von dem SLK, der luxuriöseste Gegenstand, den Sophie besaß.

Ihre Schritte hallten von den Wänden des Rundgangs wider, der um das Atrium herumführte. Die einzigen Farben waren Sandstein und Schwarz und das Blau von Sophies Wollmantel, den sie noch im Gehen auszog, weil das Gebäude hoffnungslos überheizt war.

In der Etage unter ihr befanden sich die Büros der Abteilung Spionage, über ihr saßen die Kollegen, die für Revisionsverfahren vor dem Bundesgerichtshof zuständig waren. Sophies Abteilung ermittelte Staatsschutzdelikte, präzise: Terrorismus, und war die personell stärkste im Haus. Außer ihr arbeitete hier in der Regel sonntags niemand. Sophie schaute unwillkürlich nach oben, wo der GBA im vierten Stock sein Amtszimmer hatte. Sie hörte Schritte und sah Lorenz Binkle, der aus der Bibliothek kam und gedankenverloren, den Kopf über ein Schriftstück gebeugt, sein Büro ansteuerte.

Binkle war irgendwo in den Vierzigern, ein dürres Männchen, das die wenigen Haare, die ihm geblieben waren, wagemutig von links nach rechts über den kahlen Schädel drapiert hatte. Sophie hatte vor Jahren, als sie frisch zur Bundesanwaltschaft abgeordnet worden war, ein Praktikum in seinem Referat absolviert, und er hatte sich sehr um sie gekümmert. Anders als seine Kollegen besaß er nicht den Standesdünkel der »Revisionisten«, für die ihre Profession die hohe Schule der Wissenschaft war, dieweil die »Erstinstanzler«, zu denen Sophie gehörte, rohes Metzgerhandwerk betrieben. Daraus hatte sich eine Art kollegiale Freundschaft entwickelt, die jedoch ihr jähes Ende fand, als Binkle auf einer nächtlichen Zugfahrt, die sie von einer Besprechung beim Münchener Verfassungsschutz zurück nach Karlsruhe brachte, Sophie schlafend gewähnt und eine Hand auf ihre Brust gelegt hatte.

In diesem Moment wandte Binkle den Kopf und starrte Sophie an. Ertappt, als müsse sie ein schlechtes Gewissen haben, formte sie die Lippen zu einem stummen »Guten Tag«, ehe sie in ihrem Büro verschwand, wo sie den Mantel aufhängte, sich in den Schreibtischsessel fallen ließ, nach ihren Gitanes griff und die Akte Bucak aufschlug.

Aktenzeichen URS/1204/up. Zusatz zur Aussage von Bucak, Abdullah. Quelle: Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV). VS – Verschlußsache.

Die Grauen Wölfe (Bozkurtlar): Antikommunistische und militante Gruppierung, Schößling der türkischen Mutterpartei MHP, die für ein großtürkisches Reich kämpft. Langjähriger Führer: Alparslan Türkes, 1997 verstorben. Ehrentitel: »Basbug« – Führer. Glühender Verehrer von Adolf Hitler. Sachlage: Auf das Konto der Gefolgsleute von Türkes gehen mehrere tausend Morde an Oppositionellen sowie Massaker im Kurdengebiet. Mentalität: Fanatisch. Ideologie: Rassistisch. Zielobjekte: Kurden. Linksgerichtete Türken im In- und Ausland. Einfluß auf höchste Regierungskreise. Enge Verflechtung mit dem türkischen Geheimdienst MIT.

Auch der Papstattentäter Ali Agca war einer von ihnen gewesen.

Bei der Bundesanwaltschaft waren fünf Staatsanwälte mit den aufsehenerregenden Morden befaßt, die sich im Saarland zugetragen hatten. Sophie hatte nicht gerade den Zuckerguß vom Kuchen abbekommen. In Karlsruhe führten die Bundesanwälte das Wort, und eine Oberstaatsanwältin, zumal eine, die erst so kurze Zeit fest dabei war, durfte keine allzu großen Ansprüche stellen. Da zwei der wissenschaftlichen Mitarbeiter, die ihnen normalerweise zuarbeiteten, krank waren, hatte Sophie deren Job übernehmen müssen. Fast eine Woche hatte sie damit verbracht, das Bundeszentralregister nach Prozeßakten zum Thema Graue Wölfe zu durchforsten. Danach war ihr die Ehre zugefallen, in der Bibliothek des Bundesgerichtshofs zu recherchieren. Eingemummelt in ihren Wintermantel hatte sie endlose Stunden in den unbeheizten, düsteren Katakomben gehockt, die sich unter dem erzherzöglichen Palais an der Karlsruher Herrenstraße erstreckten, und hatte den alten Kopierer gequält.

Oberstaatsanwältin mit vierunddreißig. Die meisten meiner früheren Kommilitonen würden sagen: Die hat’s geschafft. Aber was bedeutet das großartige Schild an meiner Tür? In Karlsruhe – gar nichts. Tatsache ist, ich trete auf der Stelle. Zwar hatte ihre bisherige Karriere steil nach oben geführt, doch nun bewegte Sophie sich in einer Luft, die so dünn war, daß man lernen mußte, darin zu segeln wie ein Langstreckenflugzeug, dem der Sprit ausgegangen ist; Tausende von Kilometern, wenn es sein mußte. Es konnte passieren, daß man schließlich vom Radar verschwand, abstürzte und von niemandem vermißt wurde. Man konnte aber auch Glück haben, wurde entdeckt und in der Luft aufgetankt, um das Ziel endlich zu erreichen.

Vorgestern, nach Feierabend, als sie gerade die Tür zu ihrer Wohnung aufschloß, hatte ihr Telefon geklingelt.

»Axel Gusner. Störe ich?«

Gusner. Sie hatten zu Studentenzeiten zusammen in einer Berliner WG gewohnt und sich dann, als Sophie nach Stanford ging, aus den Augen verloren. Inzwischen hatte er es zum persönlichen Referenten von Fritz Limmer, dem Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, gebracht.

»Ihr ermittelt doch in der Sache Bucak«, sagte Gusner. »Seid ihr da weitergekommen?«

Sophie hielt kurz den Atem an. Sie überlegte, wie sie reagieren sollte, und entschied sich dann, auf Zeit zu spielen und abzuwarten.

»Warum interessiert euch das?« fragte sie und hörte ein Rascheln am anderen Ende der Leitung, das klang, als ob Gusner eine Akte umblätterte.

Er räusperte sich. »Ich habe da vielleicht was für dich. Etwas, mit dem ich nicht zu deinem Referatsleiter gehen will.«

»Aha.«

»Sieh mal, die Sache ist ganz einfach. Hör es dir an, und mach damit, was du willst. Du kannst deinen Chef informieren, kannst es aber auch für dich behalten, okay?«

Sophie zögerte, dann sagte sie: »Ich höre.«

Fünf Minuten später tigerte sie durch ihre Wohnung, in der sie so wenig Zeit verbrachte, daß sie noch immer aussah wie kurz nach dem Einzug. Schließlich traf sie eine Entscheidung und rief Bundesanwalt Siegfried del...

Erscheint lt. Verlag 12.12.2016
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte BKA • Drogen • Endgültig • Erpressung • Kartell • Korruption • Krimi • Mafia • Mord • Organisierte Kriminalität • Politik • Politthriller • Spannung • ST 5051 • ST5051 • suhrkamp taschenbuch 5051 • Tatort • Waffen • Wirtschaft
ISBN-10 3-518-74847-5 / 3518748475
ISBN-13 978-3-518-74847-3 / 9783518748473
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