Das Herz der Nacht (eBook)

Roman
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2015 | 1. Auflage
320 Seiten
Forever (Verlag)
978-3-95818-068-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Herz der Nacht -  Fabienne Siegmund
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Eine Nacht, die sieben Tage dauert. Ein Tag, der nicht enden will. Sieben Menschen, die verschwinden - darunter Anisa, die Geliebte des Straßenzauberers Matéo. Verzweifelt sucht er in den Straßen Venedigs nach ihr, bis er plötzlich vor einem einsam gelegenen Zirkuszelt steht. Mit der letzten Eintrittskarte wird ihm Einlass in eine Welt gewährt, in der er nicht nur Magie findet, sondern auch Anisa - aber sie erkennt ihn nicht. Um seine große Liebe zu retten, muss Matéo den Schlüssel zu dieser unheimlichen Welt finden. Doch hinter der magischen Schönheit des Zirkus' lauern große Gefahren ...

Fabienne Siegmund, geboren 1980, lebt mit ihrem Freund und zahlreichen Büchern in der Nähe von Köln. Ihre Leidenschaft für Geschichten entdeckte sie schon als Kind, und entschloss sich bald, selbst zur Architektin von Luftschlössern und Traumgebilden zu werden.

Fabienne Siegmund, geboren 1980, lebt mit ihrem Freund und zahlreichen Büchern in der Nähe von Köln. Ihre Leidenschaft für Geschichten entdeckte sie schon als Kind, und entschloss sich bald, selbst zur Architektin von Luftschlössern und Traumgebilden zu werden.

Prolog


Ich kann
die Farben
des Windes
schmecken
und wenn
das Glas der Zeit
in meinen Händen
zerbricht
spaziere ich
auf meinen Träumen
zum Horizont
um die Unendlichkeit
mit dir zu teilen.

Gertrud Walter – Die Farben des Windes

Das Ende der Woche, die nicht gezählt wird. Ungehörte Worte. Eine Liebe, die kam, ging und ganz verschwand. Ein letzter Zauber. Traurige Geschichten. Der Beginn einer Suche. Eine unmögliche Spur. Ein Zirkus im Mondenschein.

Meine liebste Layla,

hier stehe ich nun, an einem Ort, der für mich zum Rand der Welt geworden ist. Jeder andere würde hier nur das Ufer eines Meeres sehen, an dessen anderem Ende ein neues Ufer wartet.

Hinter mir reckt sich die Stadt einem Himmel entgegen, der weiß und kalt und leer ist und nicht von Dunkelheit geflutet, wie er sein sollte.

Es ist Nacht, mein Herz, oder zumindest sollte Nacht sein, doch die Nacht ist ebenso fort, wie du es bist. Trotzdem suchen meine Augen dich, wissend, dass sie dich niemals mehr finden.

Warum nur habe ich nicht erkannt, wer du warst, was du bist? Wieso habe ich deinen Worten keinen Glauben geschenkt?

»Weil die Wahrheit manchmal zu viel ist«, höre ich dich flüstern, und wie immer hast du Recht. Doch auch dieses Wissen ändert nichts daran, dass ich wünschte, ungeschehen zu machen, was ich getan habe.

Denn jetzt bist du fort. Unwiederbringlich.

Und ich, der größte Magier, den die Welt je gesehen hat, trage Schuld daran. Denn ich wollte dich halten, ich wollte die Ewigkeit für dich und mich. Jetzt bleibt uns nicht einmal mehr ein einziger Augenblick, und auch meine Zeit rennt mir davon.

Ich spüre es. Mit jedem Atemzug.

Der Zauber, der mich von dir getrennt hat, bringt mich um. Er hatte uns retten sollen, uns Zeit schenken sollen, doch jetzt ist die Zeit genauso fort wie du, rinnt durch meine Hände wie Sand durch ein Sieb.

Nur sieben Nächte hatten wir, sieben Nächte, die selbst die Tage überdauerten, doch dann ist der Tag mit all seiner grausamen Helligkeit wieder erwacht.

Wenn du jetzt hier wärst, würdest du dich genauso an unseren ersten Moment erinnern wie ich?

Wie von Zauberhand hast du mit einem Mal vor mir auf dem belebten Platz gestanden, auf dem ich gerade der Welt meine Illusionen malte, ganz plötzlich, als hätte ich selbst dich aus dem Nichts gezaubert, aus Taubenflügelschlag und Stimmengewirr.
Schneeflocken hatten sich in deinen dunklen Locken verfangen, obwohl es an dem Tag keinen Schnee gegeben hatte.

Du hast mich aus Augen angesehen, so silbern wie der Mond, den ich niemals mehr sehen werde, und dein Kleid war aus dem Stoff genäht, mit dem die Nacht den Himmel bedeckt. Voller Sonnennebel und Sternenglitzern.

Schon da hätte ich dich erkennen müssen, in diesem Moment.

Doch manchmal werden Augen blind, obwohl sie sehen.

Einfach dagestanden hast du, und ich konnte sehen, wie die Magie dich gefangen nahm, wie die Illusionen dir den Atem raubten und ich hörte dein Herz für die Wunder schlagen, die ich für dich zauberte.

Die übrigen Schaulustigen, die sich um mich versammelt hatten, schienen plötzlich Jahre entfernt zu sein. Nur verhalten drang der Applaus noch an meine Ohren. Nahmen sie dich überhaupt wahr?

Ich weiß es nicht, das Einzige, an das ich mich noch zu erinnern vermag, ist, dass wir diesen Ort irgendwann einfach verlassen haben, gemeinsam, Hand in Hand.

Wir sind durch die Stadt getaumelt, die uns mit ihrem Pulsieren umarmte und durch die Nacht wirbelte, die über uns leuchtete, sternenbestickt und von kosmischen Nebeln durchwebt, einem Lapislazuli gleich.

Als wir uns das erste Mal küssten, sagtest du, du wolltest dich nicht verlieben. Ich hatte es in diesem Moment schon längst getan und glaubte, du auch.

Wie sonst lässt sich erklären, dass wir in all der Zeit, die wir hatten, nichts aßen oder tranken außer unserer Liebe?

Mit meinen Küssen nahm ich den honiggleichen Duft deiner Haut in mir auf, und mit deinem Stöhnen nahmst du mich in dir auf. Unersättlich waren wir. Und ließen wir doch voneinander ab, dann nur, um abermals liebestrunken durch die Stadt zu tanzen, immer auf der Suche nach deinem Traum von Gaukelei und Wundern.

Die Feuerschlucker malten für dich brennende Bilder auf das schwarze Nachthimmelpapier. Pantomimen berührten dein Herz mit ihren stumm erzählten Geschichten, und der immer etwas schadenfrohe Schabernack der Clowns ließ dein Lachen erklingen.

Ihretwegen, so deine Worte, warst du gekommen.

Das Leben hattest du sehen wollen, die Kunst, das Vergnügen.

Niemals die Liebe, die du in einem Zauberer fandst, doch am Ende konntest du dich ebenso wenig lösen wie ich.

Die Welt hörte auf, sich zu drehen und ließ die Zeit trotzdem so schrecklich schnell schwinden.

Sieben Tage, Layla, sieben Nächte.

Dann kam der Abschied, und er brachte den Schmerz mit sich.

»Ich muss jetzt gehen«, hast du gesagt, und »Meine Zeit ist um.«

Ich weiß, dass ich dich angestarrt haben muss wie ein Trottel, und genauso kam ich mir auch vor, denn ich verstand deine Worte, aber nicht ihren Sinn.

Erst, als du meine Hände losgelassen hast, die du die ganze Zeit gehalten hattest, kam das Begreifen, gefolgt von jenem stummen Entsetzen, das mich noch heute umschließt.

Du wolltest fortgehen.

Ohne mich.

Die Worte, mit denen ich dich anflehte zu bleiben, sind mir ebenso entfallen wie deine Antwort. Ich weiß nur noch, dass du den Kopf geschüttelt hast. Und ich erinnere mich an den Schmerz, der in meiner Brust explodierte, als du dann tatsächlich gegangen bist.

Ich wollte dir nachrennen, doch meine Beine hatten nicht einen Schritt gehen können, und als ich einmal kurz geblinzelt habe, warst du schon fort, so plötzlich, wie du vor sieben Tagen aufgetaucht warst.

Und ich – blind vor Liebe und Kummer – beschloss, dich nicht gehen zu lassen, entschied, das Glück in Ketten zu legen, ehe es zu spät war.

Ich Narr.

Es tut mir leid, meine Liebste, so leid. Es hätte anders sein sollen. Ich wollte, dass wir durch Träume tanzen, aus denen man niemals erwacht. Nun jedoch träumst nur du, und ich halte dafür dein Herz in meinen Händen, weltenschwer, aber auch jetzt gehört es nicht mir.

Es war niemals das meine, und mein Traum war nicht der deine.

Sonst wäre ich jetzt bei dir.

Wie konnte ich glauben, dass man das Glück einsperren kann?

Über mir sollte nun der Morgen dämmern, doch er tut es nicht. Heute wird es kein stilles Trauern geben, wenn der Mond mit Tränen aus Sternen die Nacht beweint oder die Sonne am Abend Blut aus rotem Licht über den Horizont gießt. Nicht Tag, nicht Nacht, nur blasse Helligkeit, als würde es gleich beginnen zu schneien.

Vielleicht würdest du von mir verlangen, es ungeschehen zu machen, doch wie ich weißt du, dass man nichts ungeschehen machen kann. Schon gar nicht einen solchen Zauber wie den meinen.

Ich habe dich, meine liebste Layla, in einen Traum gesperrt. Und mit dir verschwand so vieles mehr. Alles, selbst meine Magie. Bald werde ich kein Zauberer mehr sein.

Mit einem letzten Abrakadabra werde ich der Welt entfliehen, in der du nicht mehr bist und die so für mich ihren Wert verlor.

Zu einem Sternbild werde ich werden, hoch oben am Himmel. Dort werde ich auf dich warten, ein Gesicht aus Sternen, von einer Träne begleitet, die der Mond nicht mehr weinen kann, weil es ihn ebenso wenig mehr gibt wie die Nacht.

Zu mehr reicht die Kraft nicht mehr aus. Schon jetzt vermag ich kaum noch zu sprechen, doch ich muss dir erklären, was ich getan habe. Selbst, wenn ich befürchten muss, dass du meine Worte gar nicht hörst. Ist dem so, so wird sie niemand hören, denn ich bin allein.

Weder kann ich dich zurückholen, noch kann ich mich zu dir zaubern. Das hättest nur du vermocht, mit deinem Traum, denn ich gab dir nur die Form. Du aber hast mich nicht zu dir geträumt.

Ich werde trotzdem auf dich warten, liebste Layla, auch wenn ich weiß, du wirst nicht kommen. Denn noch ehe ich jenen letzten Zauber wirke, werde ich den Traum dem Meer anvertrauen.

Niemand soll ihn finden.

Du sollst dort glücklich sein.

Für immer.

Ein Husten quält mich, und das Blut, das aus meinem Mund kommt, färbt meine weißen Handschuhe rot.

Kannst du...

Erscheint lt. Verlag 30.11.2015
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Alternative history • Alternativwelt-Geschichten • Belletristik • beste Freunde • Buch der Träume • Circus • Coming of Age • Contemporary • Contemporary Women • Die fabelhafte Welt der Amélie • Erzählende Literatur • Fantasie • Fantastische Tierwesen • Fantasy • Fantasy Romance • Fantasy Romanzen • Feuer • Fiction • forever • Freundschaft • Glück • Glücksrezept • Golden Retriever • HappyEnd • Hexer • Kerstin Gier • Kinder • Kuchen • Licht • Lichterkette • Liebe • Liebesroman • Liebesromane • Liebesschloss • Luftschloss • magical realism • Magie • Magier • Marah Woolf • Märchen • Mark Haddon • Moderne und zeitgenössische Belletristik (ab 1945) • Mond • Mondstein • Nacht • Nachtzirkus • New York • Phantasie • Romance • Romantik • Romanzen für Erwachsene • Schneeglöckchen • Seifenblasen • Silber • Suchen und Finden • Supergute Tage • Tim Burton • Traum • Traumfänger • Traumwelt • Ullstein • Urban Fantasy • Vater-Sohn • Wunder • Zauber • Zauberei • Zauberer • Zauberkunst • Zauberspruch • Zauberwürfel • zeitgemäße Romanzen • Zirkus
ISBN-10 3-95818-068-X / 395818068X
ISBN-13 978-3-95818-068-0 / 9783958180680
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