Tante Dimity und das geheimnisvolle Erbe (eBook)

Cosy Crime
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
335 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7325-3369-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tante Dimity und das geheimnisvolle Erbe -  Nancy Atherton
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'Als ich von Tante Dimitys Tod hörte, war ich fassungslos. Nicht weil sie tot war, sondern weil ich bis dahin nicht wusste, dass es sie gegeben hatte.'

Lori Shepherd ist frisch geschieden und pleite. Als auch noch ihre geliebte Mutter stirbt, glaubt sie vollends den Boden unter den Füßen zu verlieren. Da erhält sie die Nachricht von einer Anwaltskanzlei: Lori soll das Erbe ihrer Tante Dimity antreten. Hat es Tante Dimity, die Figur aus den Gutenacht-Geschichten ihrer Kindheit, wirklich gegeben? Zusammen mit dem jungen Anwalt Bill Willis macht sich Lori auf den Weg nach England und findet in dem kleinen Dörfchen Finch Tante Dimitys Cottage, ihr ungewöhnliches Erbe - und das größte Abenteuer ihres Lebens.

Märchenhafte Spannung mit Tante Dimity. Jetzt als eBook bei beTHRILLED.

Versüßen Sie sich die Lektüre mit Tante Dimitys Geheimrezepten! In diesem Band: Beths Haferflockenplätzchen.

'Einer der liebeswertesten Romane, die man heutzutage lesen kann.' (Mystery Guide)

  Kapitel 1


ALS ICH VON Tante Dimitys Tod hörte, war ich fassungslos. Nicht weil sie tot war, sondern weil ich bis dahin nicht wusste, dass es sie gegeben hatte.

Vielleicht sollte ich das erklären.

Als ich ein kleines Mädchen war, erzählte meine Mutter mir gern Geschichten. Sie deckte mich zu, nahm Reginald auf den Schoß und erzählte eine Geschichte nach der anderen, bis mir die Augen zufielen und ich eingeschlafen war. Dann legte sie Reginald neben mich und deckte ihn ebenfalls zu, sodass sein Gesicht das Erste war, was ich morgens beim Aufwachen sah.

Reginald war mein Kuschelhase. Früher hatte er einmal zwei Knopfaugen gehabt, und sein Fell war aus rosa Flanell gewesen, aber in meinen Diensten war er erblindet und grau geworden, bis auf den lila Fleck neben seinem aufgestickten Schnurrbart, der daran erinnerte, dass er einmal meinen Traubensaft probieren durfte. (Er mochte ihn nicht.) Reginald war ungefähr zwanzig Zentimeter groß, und soviel ich wusste, war er am selben Tag wie ich auf die Welt gekommen, denn er war schon immer an meiner Seite gewesen. Reginald war mein Vertrauter und der Kamerad meiner Abenteuer – es war sein Verdienst, dass ich mir nie wie ein Einzelkind vorgekommen war.

Auch meine Mutter fand Reginald recht praktisch. Sie unterrichtete die dritte und vierte Klasse an einer Grundschule im Nordwesten von Chicago, wo wir damals wohnten, und wusste, wie nützlich Hilfsmittel manchmal sein konnten. Wenn ich, die Weltmeisterin im Trampolinspringen, zur Schlafenszeit einfach nicht zur Ruhe kommen wollte, wandte sie sich einfach an Reginald auf ihrem Schoß. »Also, wenn Lori nicht zuhören will, dann erzähle ich dir eben die Geschichte, Reginald.« Nie verfehlte diese Bemerkung ihre Wirkung.

Meine Mutter wusste, dass ich Geschichten über alles liebte. Sie las mir die üblichen Kindergeschichten vor: Wie der Elefant seinen Rüssel bekam, Pu der Bär, Grimms Märchen und all die anderen klassischen Kinderbücher. Aber meine Lieblingsgeschichten (ebenso wie die von Reginald) waren diejenigen, die sie nicht vorlas, sondern mit ihrer Stimme, mit ihren Händen und ihren Augen erzählte.

Das waren die Geschichten von Tante Dimity. Sie waren die besten; sie erzählte sie, wenn sie mir eine besondere Freude machen wollte, und speziell an jenen Abenden, wenn sie mich auch durch intensives Rückenstreicheln nicht zum Einschlafen bringen konnte. Ich muss ein schrecklich ruheloses Kind gewesen sein, denn es gab unzählige Tante-Dimity-Geschichten: Tante Dimitys Cottage, Tante Dimity und ihr Garten, Tante Dimity kauft eine Taschenlampe. Besonders diese letzte Geschichte liebte ich über alles.

Wie schon die Titel vermuten ließen, waren Tante Dimitys Abenteuer weder großartig noch gefährlich. Sie alle spielten in einem unbekannten Zauberland, wo gewöhnliche Dinge mitunter andere Namen hatten als bei uns und wo Tee eine Art Allheilmittel zu sein schien. Die Geschichten selbst waren jedoch eher alltäglich. Tante Dimity war die normalste Heldin, die mir je begegnet war, und auch ihre Abenteuer waren schrecklich normal. Und dennoch bekam ich nie genug davon.

Eine meiner Lieblingsgeschichten war Tante Dimity geht in den Zoo. Ich wollte sie immer und immer wieder hören, bis ich sie selbst hätte erzählen können (was ich jedoch nie tat, denn gerade die Art, wie meine Mutter sie zum Besten gab, war ja einer der wichtigsten Bestandteile dieser Geschichten).

Die Geschichte fing an: »An einem wunderschönen Frühlingstag beschloss Tante Dimity, in den Zoo zu gehen. Die Osterglocken wiegten sich im Wind, die Sonnenstrahlen tanzten auf den blanken Fensterscheiben, und der Himmel war so blau wie ein Strauß Kornblumen. Und als Tante Dimity in den Zoo kam, entdeckte sie auch den Grund dafür: Hier nämlich hatte sich der Regen der ganzen Welt angesammelt und wartete auf sie. Er hatte sich zu einer großen, schwarzen Wolke zusammengeballt, die über dem Zoo schwebte und nur darauf lauerte, dass Tante Dimity durchs Tor trat.«

Aber ließ Tante Dimity sich davon abschrecken? Niemals! Sie öffnete lediglich ihren großen, verlässlichen Regenschirm, trat dem schlimmsten aller Wolkenbrüche entschlossen entgegen – und fand es großartig. Sie hatte den großen Zoo ganz für sich allein und beobachtete, wie die Tiere mit dem Regen fertig wurden: wie einige sich zurückzogen, bis er wieder aufhörte, und andere nach Herzenslust badeten und herumplanschten und sich die Tropfen aus dem Fell schüttelten. »Als sie alles gesehen hatte, was sie sehen wollte«, fuhr meine Mutter fort, »ging Tante Dimity nach Hause, wo sie sich am Kamin wärmte, ihr leckeres Butterbrot aß und ihren Tee trank. Und als sie an ihren herrlichen Tag im Zoo dachte, strahlte sie übers ganze Gesicht.«

Ich glaube, was mich an Tante Dimity so fesselte, war ihre Fähigkeit, den Unbilden des Lebens ein Schnippchen zu schlagen. Zum Beispiel die Geschichte Tante Dimity kauft eine Taschenlampe: Tante Dimity geht »ausgerechnet zu Harrod’s«, um eine Taschenlampe zu kaufen. Sie macht jedoch den Fehler, das Kaufhaus am letzten Wochenende vor Weihnachten aufzusuchen, als von oben bis unten ein Riesengedränge herrscht. Die meisten Verkäufer sind Aushilfskräfte, die ihr nicht einmal sagen könnten, wo die Taschenlampen sind, selbst wenn sie Zeit dazu hätten. Die haben sie aber nicht, weil der Andrang so groß ist, und so kommt Tante Dimity schließlich auch nicht dazu, eine Taschenlampe zu kaufen. Für jeden anderen wäre es ein irritierendes Erlebnis gewesen. Nicht aber für Tante Dimity. Für die war es nur ein weiteres Abenteuer, das mit jedem Stockwerk des Kaufhauses bunter und verrückter wurde. Und am Ende geht sie nach Hause, um sich vor dem Kamin zu wärmen, ihr leckeres Butterbrot zu essen und Tee zu trinken. Und leise in sich hineinzulachen, während sie an ihren Tag bei Harrod’s denkt. Ausgerechnet bei Harrod’s.

Tante Dimity war auf eine sehr normale Art unerschütterlich. Nichts hielt sie davon ab, Spaß zu haben, wo man Spaß haben konnte. Nichts hielt sie davon ab, etwas zu tun, wenn sie es tun wollte. Sie ließ sich von nichts unterkriegen, denn für sie war alles ein Abenteuer. Ich war wie verzaubert von ihr.

Später, als ich bereits ein Teenager war, fiel mir auf, dass es zwischen Tante Dimity und meiner Mutter eine gewisse Ähnlichkeit gab. Wie Tante Dimity so konnte sich auch meine Mutter an den kleinen Dingen des Alltags erfreuen. Und genau wie sie hatte auch meine Mutter eine außergewöhnliche Portion an gesundem Menschenverstand mitbekommen. Diese Eigenschaften sind eine kostbare Gabe für jeden, dem sie in die Wiege gelegt werden, für meine Mutter indes sollten sie sich als geradezu überlebenswichtig erweisen. Mein Vater starb kurz nach meiner Geburt, und nachdem die magere Prämie der Lebensversicherung aufgebraucht war, geriet meine Mutter finanziell in ziemliche Bedrängnis.

Sie war gezwungen, unser Haus und den Großteil der Einrichtung zu verkaufen und viel früher wieder als Lehrerin zu arbeiten, als sie es geplant hatte. Es muss schmerzlich für sie gewesen sein, in eine bescheidene Wohnung zu ziehen, aber noch viel schmerzlicher, mich jeden Morgen bei der Nachbarin im Erdgeschoss abzugeben, bevor sie zur Schule ging. Sie hat es sich nie anmerken lassen. Sie war eine alleinerziehende Mutter, ehe alleinerziehende Mütter von sich reden machten, und sie hat ihre Sache gut gemacht. Mir hat es nie an etwas gefehlt, und als ich beschloss, Chicago zu verlassen, um in Boston aufs College zu gehen, hat sie sofort eingewilligt und auch meinen Weggang verschmerzt. Wenn wir zusammen waren, war sie immer fröhlich, umsichtig und unternehmungslustig. Genau wie Tante Dimity.

Meine Mutter war eine kluge Frau, und Tante Dimity war eines ihrer größten Geschenke an mich. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft Tante Dimity mich in ärgerlichen Situationen vor Schlimmerem bewahrt hat. In späteren Jahren, wenn mir etwa eine kurzsichtige alte Dame mit ihrem Einkaufswagen über die Zehen fuhr, brauchte ich nur daran zu denken, wie ein großer, dicker Mann Tante Dimity bei Harrod’s auf den Fuß getreten war. Wobei sie sein Gewicht bis auf fünf Pfund genau erraten hatte, denn später ergab sich die Gelegenheit, dass sie ihn nach seinem genauen Gewicht fragen konnte. Bei dieser Szene konnte ich mich immer wieder ausschütten vor Lachen, so oft Mutter sie mir auch erzählte. Wenn ich mich nun daran erinnerte, versuchte ich, die Brillenstärke der alten Dame mit dem gefährlichen Einkaufswagen zu erraten, und obwohl ich es nie fertiggebracht hätte, mir meine Schätzung von ihr bestätigen zu lassen, musste ich bei dem Gedanken doch lachen, anstatt zu schimpfen.

Nach allem, was man mir erzählt hat, muss ich ein recht fröhliches Kind gewesen sein, und die Geschichten von Tante Dimity hatten bestimmt ihren Teil dazu beigetragen. Aber es gibt Zeiten im Leben, wo selbst der vergnügteste Mensch in Stimmungstiefs verfällt. Meine Stimmung sackte schlagartig in den Keller, als ich mich plötzlich in Situationen fand, die es in den Geschichten von Tante Dimity nie gab: als kein Holz für das wärmende Feuer und keine Butter für das leckere Butterbrot...

Erscheint lt. Verlag 30.11.2016
Reihe/Serie Ein Wohlfühlkrimi mit Lori Shepherd
Ein Wohlfühlkrimi mit Lori Shepherd
Ein Wohlfühlkrimi mit Lori Shepherd
Übersetzer Christine Naegele
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Aunt Dimity's Death
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Agatha Christie • agatha raisin • brit • Brit Crime • Britisch • Camilieri • cherringham • COSY • Cosy Crime • Cotswolds • Cozy • Cozy Crime • Crime • Dedektiv • Detektiv • Dimity • Dorf • Dorf Krimi • England • England / Großbritannien • Gemütlich • Holmes • Krimi • Kriminalroman • Krimi ohne Blut • Krimis • Landhauskrimi • Liebesroman (modern) • Lokalkrimi • Miss Marple • Mord • Mystery Bestseller • Mystery Bücher • Mystery Romane • Paranormal • Poirot • Regionaler Krimi • Regionalkrimi • Rezept • Serienkrimi (Serienermittler) • Sherlock • Sherlock Holmes • Spannung • Tante • Teatime • Tee • Tot
ISBN-10 3-7325-3369-7 / 3732533697
ISBN-13 978-3-7325-3369-5 / 9783732533695
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