Friesenherzen und Winterzauber (eBook)

(Autor)

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2016 | 1. Auflage
304 Seiten
MIRA Taschenbuch (Verlag)
978-3-95649-930-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Friesenherzen und Winterzauber - Tanja Janz
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Die Hamburgerin Ellen muss vor ihrem Liebeskummer fliehen. Wie soll die Autorin da bloß für ihr neues Buch in Romantik schwelgen? Auf nach St.Peter-Ording. Sofort ist sie verzaubert von den vereisten Salzwiesen, der Weite des Strandes und dem gemütlichsten Teeladen der Welt. Und von einem geheimnisvollen Briefkasten neben dem alten Leuchtturm. Ihm vertraut sie einen Brief mit ihren Gefühlen an. Was sie nie erwartet hätte: Am nächsten Tag erhält sie eine Antwort...
'Tanja Janz hat einen wunderschönen Wohlfühlschmöker geschrieben, der in der Winterzeit das Herz erwärmt' Neue Freizeit



Tanja Janz wollte schon als Kind Bücher schreiben und malte ihre ersten Geschichten auf ein Blatt Papier. Heute ist sie Schriftstellerin und lebt mit ihrer Familie und zwei Katzen im Ruhrgebiet. Neben der Schreiberei und der Liebe zum heimischen Fußballverein schwärmt sie für St. Peter-Ording, den einzigartigen Ort an der Nordseeküste.

1. Kapitel


„Bedarfshalt Sandwehle“, erklang eine Frauenstimme aus einem Lautsprecher. Die Regionalbahn nach St. Peter-Ording glitt im gemächlichen Tempo über die Schienen. Links und rechts der Bahngleise erstreckte sich schneebedecktes Land, so weit die Augen blicken konnten, das durch seine platte Beschaffenheit die unmittelbare Nähe zur nordfriesischen Küste erahnen ließ, wenngleich der typisch salzige Geruch der Luft in der kalten Jahreszeit gänzlich fehlte. Wind strich über die scheinbar endlosen blütenweißen Weiten, die sich bis zum Horizont ausbreiteten, und wirbelte feinen Schneestaub auf. Die Wintersonne schien von einem wolkenlosen Himmel auf die helle Schneedecke herab, die aus Tausenden glitzernden Punkten zu bestehen schien. Wie viele kleine Spiegel warfen sie das Sonnenlicht in alle Himmelsrichtungen und verliehen der Landschaft etwas Mystisches, als läge ein wohlbehütetes Geheimnis unter dem strahlenden Weiß verborgen.

Die Sitzplätze der wenigen Waggons der Nord-Ostsee-Bahn waren bis auf wenige Ausnahmen frei. Nur hier und da fanden sich vereinzelt von Fahrgästen belegte Sitze, sodass die überschaubare Anzahl der Reisenden genügend Platz hatte, um ihre Taschen und Gepäckstücke auf den unmittelbaren Nachbarsitzen abstellen zu können.

Zur Urlaubssaison sah dies natürlich ganz anders aus. Dann kamen jedes Jahr neben unzähligen Touristen auch saisonale Arbeitskräfte auf die Halbinsel Eiderstedt in Nordfriesland. Besonders der Küstenort St. Peter-Ording zog Kurgäste, Urlaubsreife und Arbeitswillige an wie das Licht die Motten.

Vier langhaarige Typen in lässiger Kleidung, mit farbenfrohen Beanies auf ihren Köpfen, hatten den hinteren Teil der Bahn mit ihren großen Reiserucksäcken in Beschlag genommen und beschallten den Zug mit englischsprachiger Rockmusik, die aus einem Gettoblaster tönte. Zwei ältere Damen mit altrosafarbenen und gelben Angoramützen, robusten Steppjacken und Stiefeletten zum Schnüren rümpften missbilligend ihre Nasen ob der Ruhestörung. Wobei nicht eindeutig auszumachen war, ob sie sich durch die Rockmusikklänge oder eher durch die schreienden Kinder einer Großfamilie, die im Nachbarwaggon saß, belästigt fühlten, die laut im Chor kreischend eine Autoalarmanlage imitierten und dadurch den akustischen Eindruck erweckten, als wäre der Zug bis auf den letzten Platz belegt.

Weit vorn im ersten Wagen saß Ellen einem älteren Mann gegenüber, der in unregelmäßigen Abständen an einer Holzpfeife zog, die jedoch nicht angezündet war und dabei in seinem rechten Mundwinkel wippend verweilte. Der Mann ließ sich durch den Geräuschpegel nicht aus der Ruhe bringen. Er studierte eine aktuelle Ausgabe der Tageszeitung Husumer Nachrichten und kommentierte einzelne Meldungen hin und wieder mit einem Brummen oder einem Hochziehen seiner Augenbrauen. Ellen war um einiges jünger als er. Sie hielt ein iPad auf ihrem Schoß und tippte eifrig mit den Fingern auf den Tasten des Bildschirms herum.

„Och, nee. Wieder keine Internetverbindung“, seufzte sie und streckte das iPad nun in ungelenken Winkeln von ihrem Körper weg, in der Hoffnung wieder eine Verbindung mit ihrem Tablet zum World Wide Web zu bekommen. Sie trug wadenhohe beigefarbene und mit Schaffell gefütterte Ugg Boots über enge ausgewaschene Jeans und einen kakifarbenen Parka, der bis zur Mitte ihrer Oberschenkel reichte. Ihr hellblondes mittellanges Haar trug sie zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden und ihren Hals wärmte ein marineblauer grob gestrickter Loop, in dessen Strickmuster weiße Anker eingearbeitet waren.

Der ältere Herr schaute ihr über den Rand der Zeitung amüsiert dabei zu, wie sie sich vergeblich in abenteuerlichen Posen verbog, um eine Verbindung zum Internet zu bekommen. „In Nordfriesland richtet sich der Empfang nach dem Wind, junge Dame“, bemerkte er.

Ellen hielt überrascht in ihrer Bewegung inne und schüttelte dann den Kopf, als hätte sie den Mann nicht richtig verstanden. „Wie bitte?“

„Stimmt die Richtung, hat man Empfang“, erklärte er und zwinkerte ihr vergnügt zu.

Sie ließ die Hand, in der sie das iPad hielt, sinken und setzte sich wieder zurück auf den Platz, dem Mann gegenüber. „Und wenn die Richtung nicht stimmt? Was ist dann?“, fragte Ellen und legte den Kopf schief.

Der Mann zuckte bloß mit den Schultern. „Dann hat man Pause. So einfach ist das hier.“ Er lächelte ihr noch einmal zu, wobei sich seine Augenpartie in Fältchen legte, und vertiefte sich dann wieder in die Lektüre der Tageszeitung.

Sie lächelte zurück, auch wenn der Mann es nicht mehr sah. Dann verstaute sie ihr Tablet in ihrer Reisetasche, tastete nach der Dose mit Hustenbonbons und steckte sich ein quaderförmiges Klümpchen in den Mund.

Pause, dachte Ellen und lehnte ihre Stirn gegen die kalte Fensterscheibe des Zuges. Sie blickte nachdenklich auf die vorbeirasende Schneelandschaft. Wann hatte sie eigentlich das letzte Mal eine wirkliche Pause, eine Art Time-out, gehabt? Sie überlegte kurz, konnte sich aber nicht wirklich daran erinnern.

Natürlich, als Kind, da hatte es solche Zeiten gegeben. In den Schulferien zum Beispiel. Und das war damals für sie völlig selbstverständlich gewesen, wie für alle Kinder. Nichts Besonderes eben. Nie wäre sie auf die Idee gekommen in der lernfreien Zeit freiwillig auch nur ein Schulbuch anzurühren. Damals war ihr ihre Freizeit heilig gewesen. Doch das hatte sich schlagartig nach dem Abitur geändert.

Neben der Ausbildung zur Bankkauffrau und dem nachfolgenden BWL-Studium, das sie nach dem fünften Semester wieder aufgab, da sie mehr Zeit in ihren Nebenjobs verbrachte als im Hörsaal, war immer etwas zu tun gewesen.

Und als dann auch noch unverhofft einer ihrer Regionalkrimis aus Lübeck auf der Bestsellerliste eingestiegen war und sie sich vor Lesungsanfragen kaum mehr retten konnte, begriff Ellen bald, dass auch für sie der Tag nur vierundzwanzig Stunden hatte.

Die Schreiberei hatte sie bis dato lediglich als Hobby neben ihrem Job in einer Bank betrieben, den sie nach dem geschmissenen Studium wieder aufgenommen hatte – als kreativen Ausgleich sozusagen. Doch schon ein paar Wochen später, nachdem ihr Krimi bereits in die dritte Auflage gegangen war und der Verlag ihr erneut zu dem Überraschungserfolg gratuliert und Blumen geschickt hatte, wurde es schwierig für sie, ihre regulären Arbeitszeiten und die wiederholten Anfragen nach einem weiteren Roman unter einen Hut zu bringen.

Und dann hatte es da noch Laurits gegeben, Hamburgs Star- und Szene-Gastronom Nummer eins und Ellens fester Freund. Jedenfalls hatte sie bis vor wenigen Tagen noch geglaubt, sich in einer festen Beziehung zu befinden, als sie sich mit ihm zum Frühstück in einem Lokal an der Außenalster getroffen hatte.

Es sollte eine Überraschung sein. Ellen hatte zufällig auf einem Immobilienportal im Internet die absolute Traumimmobilie für sich und Laurits entdeckt und kurzerhand das Exposé des urigen Fährhauses von dem Makler angefordert. Sie waren nun schon seit über einem Jahr liiert, was in Ellens Augen höchste Zeit war, um den nächsten Schritt zu wagen, sprich ein gemeinsames Heim zu beziehen und dadurch ihre Beziehung auf die nächste Stufe zu stellen.

Als sie an dem besagten Morgen Laurits aufgeregt von ihrer Immobilien-Entdeckung berichtete und ihm das Exposé unter die Nase hielt, zog er ein Gesicht, als hätte er auf Alufolie gebissen und nicht in ein frisch gebackenes Franzbrötchen. Er legte das Hefegebäck zurück auf seinen Teller und eröffnete Ellen, nie solch konkrete Zukunftspläne mit ihr gehabt zu haben. Er wollte lieber alles auf sich zukommen lassen, ohne gleich Nägel mit Köpfen machen zu müssen.

Ellen war durch seine Aussage wie vor den Kopf gestoßen. Sie hörte ihm sprachlos zu und fragte sich, ob sie sich im falschen Film befand. Sie konnte einfach nicht glauben, was sie da hörte – geschweige denn konnte sie es begreifen.

„Ich bin von deiner Hausaktion wirklich völlig überrascht. Du weißt doch, wie wichtig mir Unabhängigkeit ist“, wiederholte Laurits und schaute dabei auf sein Handy. Dann stand er auf, biss noch einmal von seinem Franzbrötchen ab und kippte hastig einen Schluck aus der Kaffeetasse hinterher. Er steckte sich das Mobiltelefon in die Gesäßtasche seiner Designerjeans und angelte mit einer Hand nach seinem Schal, den er zuvor achtlos über die Stuhllehne geworfen hatte. „Sorry, aber ich habe gleich einen wichtigen Termin mit einem meiner Lieferanten. Wir können ja später telefonieren.“

Ellen nickte bloß und schaute ratlos auf das Exposé, das vor ihr auf dem Tisch lag.

Kaum war Laurits aus ihrem Sichtfeld verschwunden, fragte sie sich, ob das gerade wirklich passiert war oder ihr ihre durchaus blühende Fantasie mal wieder einen Streich gespielt hatte.

Das angebissene Gebäckstück und die leere Kaffeetasse, die ihr gegenüberstand, bewiesen ihr jedoch, dass ihre Vorstellungskraft ihr dieses Mal keinen Streich gespielt hatte und das Gespräch mit Laurits tatsächlich in der Realität stattgefunden hatte – leider.

Ellen griff nach ihrer Tasse, wobei ihre Hände leicht zitterten. Sie hatte ihr Leben für die nächsten Monate bereits fest durchgeplant gehabt und in ihrem Kopf hatte sich ein regelrechtes Konstrukt manifestiert, das nun wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen war.

Die heiße Flüssigkeit durchfuhr sie angenehm warm, konnte aber nicht die Taubheit des Schocks vertreiben. Tief durchatmend massierte Ellen sich die Schläfen. Jetzt bloß nicht in Panik verfallen, versuchte sie sich zu beruhigen. Vielleicht sollte sie später einfach noch einmal mit Laurits reden. In...

Erscheint lt. Verlag 7.11.2016
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Liebe • Meer • Sankt Peter-Ording • Tee • Weihnachten • Winter
ISBN-10 3-95649-930-1 / 3956499301
ISBN-13 978-3-95649-930-2 / 9783956499302
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