Unsere wunderbaren Jahre (eBook)
984 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-403747-9 (ISBN)
Bestsellerautor Peter Prange ist der große Erzähler der deutschen Geschichte. Als Autor aus Leidenschaft gelingt es ihm, die eigene Begeisterung für seine Themen auf Leser und Zuhörer zu übertragen. Die Gesamtauflage seiner Werke beträgt weit über drei Millionen. ?Der Traumpalast? ist sein vierter großer Deutschland-Roman. Die Vorläufer sind Bestseller, etwa sein Roman in zwei Bänden, ?Eine Familie in Deutschland?. ?Das Bernstein-Amulett? wurde erfolgreich verfilmt, der TV-Mehrteiler zu ?Unsere wunderbaren Jahre? begeisterte in zwei Staffeln ein Millionenpublikum. Der Autor lebt mit seiner Frau in Tübingen.
Bestsellerautor Peter Prange ist der große Erzähler der deutschen Geschichte. Als Autor aus Leidenschaft gelingt es ihm, die eigene Begeisterung für seine Themen auf Leser und Zuhörer zu übertragen. Die Gesamtauflage seiner Werke beträgt weit über drei Millionen. ›Der Traumpalast‹ ist sein vierter großer Deutschland-Roman. Die Vorläufer sind Bestseller, etwa sein Roman in zwei Bänden, ›Eine Familie in Deutschland‹. ›Das Bernstein-Amulett‹ wurde erfolgreich verfilmt, der TV-Mehrteiler zu ›Unsere wunderbaren Jahre‹ begeisterte in zwei Staffeln ein Millionenpublikum. Der Autor lebt mit seiner Frau in Tübingen.
Geschichte als spannende Unterhaltung erlebbar zu machen, kann kaum besser gelingen.
Der richtige Wälzer für lange Herbstabende.
so wunderbar leicht erzählt, weil es eben kein Geschichtsbuch ist, sondern ein Roman, bei dem man mit den Figuren mitfiebert. Kurz: Das ist allerbeste Unterhaltungsliteratur!
Prange hat die historischen Entwicklungen eng gepackt und mit einem spannenden Plot aus Liebe, Feindschaft, Intrigen und Schicksalsschlägen ummantelt.
Der Roman ›Unsere wunderbaren Jahre‹ kann als Spiegel deutscher Biografien gelten.
Peter Prange ist einer der größten deutschen Geschichtenerzähler! Mit ›Unsere wunderbaren Jahre‹ beweist er das aufs Neue. Ein farbenprächtiger Gesellschaftsroman der Extraklasse!
Ein wundervoll spannendes und zugleich wichtiges Buch!
Ein prächtiger historischer Roman für die ganze Familie!
Der große Bestseller zum gleichnamigen ARD-Erfolg erzählt weiter, wo das Fernsehen aufgehört hat.
Peter Prange hat einen wunderbaren Roman über »unsere« Geschichte geschrieben, […], die so »echt« ist, dass man, trotz der fast 1000 Seiten, bis zum Ende dranbleibt.
31
Mit der Unschuld, die nur Kindern vergönnt ist, schlummerte Winfried auf seiner kleinen Liege. Gleichmäßig ging sein Atem, nur ab und zu zuckte er ein wenig im Schlaf. Ach, wie beneidete Gundel ihren Neffen um diese unschuldige Seligkeit! In einer Aufwallung strich sie ihm übers Haar und küsste ihn auf die Wange. Ob er wohl von seinem Papa träumte?
»Komm«, flüsterte Ruth, »lassen wir ihn schlafen.«
Nur mit Mühe konnte Gundel sich abwenden, um ihr in die Wohnküche zu folgen. Leise zog sie die Tür hinter sich zu, damit Winfried nicht aufwachte.
Ihre Schwester hatte gesagt, sie könne bei ihr übernachten, in dem freien Bett ihres Mannes, in dem seit Fritz’ Tod eigentlich Winfried schlief. Der Junge hatte darauf gedrängt, er wollte den Platz seines Vaters einnehmen, und Ruth hatte es ihm erlaubt, weil sie sich mit ihm an der Seite nicht ganz so einsam fühlte. Gundel war ihr so dankbar, dass sie sie trotzdem bei sich aufgenommen hatte. Nachdem Benno die Verlobung aufgekündigt hatte, hatte sie nicht gewusst, wohin sonst mit sich und ihrem Elend. Sie hatte gesündigt – ob in Gedanken, Worten oder Werken war am Ende egal. Sie war mit Tommy Weidner vor aller Welt in ein Taxi gestiegen, mitten in der Nacht, um mit ihm nach Hause zu fahren. Mehr war nicht nötig gewesen, um ihren Ruf zu ruinieren. In ihrer Verzweiflung hatte sie bei ihrer Schwester Zuflucht gesucht. Ruth war der einzige Mensch, der sie verstehen konnte. Beide hatten sie ihrer Familie Schande gemacht. Das vereinte sie.
Wie hatte sie nur so die Beherrschung verlieren können? Um Dinge zu tun, die ihr zutiefst zuwider waren? Und das Heiligste zu verraten, was es in ihrem Leben gab?
Wenn sie an jene Nacht dachte, liefen ihr immer noch Schauer über den Rücken – Augenblicke, die sie nie für möglich gehalten hätte. Wie Tommy sie auf der Kirmes plötzlich geküsst hatte … Die Fahrt im Taxi, hinauf zum Breitenhagen, sein Bein an ihrem Schenkel, dazwischen nur der hauchdünne, knisternde Seidenstoff ihres Königinnenkleides … Die Umarmung in seiner Wohnung, die fürchterlichen, ganz und gar unanständigen Worte, die sie ihm ins Ohr geflüstert hatte … Obwohl sie gewusst hatte, dass es nicht sein durfte, und sie sich mit ihrer ganzen Willenskraft dagegen gewehrt hatte, hatte sie sich in ihn verliebt. Ausgerechnet in Tommy Weidner, den schlimmsten Schürzenjäger der Stadt, der schon ihre Schwester auf dem Gewissen hatte … Doch es nützte alles nichts, ob sie es wollte oder nicht, es war geschehen. Weil es stärker gewesen war als sie.
Ja, sie hatte sich in ihn verliebt. Aber liebte sie ihn darum auch?
Zwei Tage hatte das Schützenfest nach dieser Nacht noch gedauert, zwei Tage Seite an Seite mit Tommy, in aller Öffentlichkeit, das zu ewigem Strahlen und Lächeln verdammte Königspaar. Gundel hatte den Albtraum nur überstanden, weil sie und Tommy beide rund um die Uhr von den Wichtigtuern der Friedrich-Wilhelms-Gesellschaft in Anspruch genommen worden waren und irgendwelche Pflichten und Rituale erfüllen mussten, so dass keine Zeit zum Denken blieb. Der Schlussappell der Schützen am Sonntag im Bungern war ihr deshalb wie eine Erlösung erschienen. Doch in Wirklichkeit hatte ihre Hölle damit erst richtig begonnen. Mit sich und ihren Gedanken allein, war sie in eine solche Verwirrung gestürzt, dass sie nicht mehr aus noch ein gewusst hatte. Liebte sie Tommy? Liebte sie Benno? Liebte sie alle beide? Tommy hatte sich seit dem Schützenfest weder blicken noch von sich hören lassen, es war, als hätte er sich in Luft aufgelöst. Nur Benno war da, von morgens bis abends. Wenn sie mit ihm im Büro saß, sehnte sie sich danach, dass er sie in den Arm nahm und festhielt. Und gleichzeitig hatte sie vor nichts größere Angst, als dass er sie berührte.
»Kommt Zeit, kommt Rat«, sagte ihre Mutter immer, und oft hatte Gundel sie dafür verspottet, genauso wie Ulla. Doch wirklich, je länger Gundels Verzweiflung dauerte, umso mehr wurde ihr klar, dass das, was sie für Tommy empfand, keine wirkliche Liebe war. Liebe empfand sie für Benno, das wurde ihr erst in dieser Zeit des Leidens richtig bewusst. Das mit Tommy war ein wunderbares Kitzeln und Prickeln gewesen, ein seliger Rausch, wie wenn man auf Silvester ein Glas Champagner zu viel getrunken hat. Benno war weder Silvester noch Champagner, Benno war Alltag, guter, solider Alltag, und die Gewissheit, dass es jemanden gab, der zu einem hielt, gleichgültig, was geschah. Das Gefühl, das sie stets an seiner Seite empfunden hatte, auf ihren Spaziergängen um die Burg oder im Kesselbrink oder zur Kluse hinauf, wenn sie stundenlang von ihrer Zukunft geträumt hatten, von der gemeinsamen Arbeit in der Firma, von dem Haus, das sie bauen wollten, von ihren Kindern, die sie zusammen großziehen würden, drei Jungen und zwei Mädchen, wenn Gott ihre Gebete erhörte, hatte sie nie in einen Rausch versetzt, und doch war es tausendmal mehr wert als jedes Kitzeln und Prickeln, das Tommy Weidner ihr verschafft hatte. Mit Benno war es ein Gefühl, als schwimme man in einem ruhigen, stetigen Fluss, der einen bis ans Ende des Lebens tragen würde.
Wie schön war das gewesen – wie unwiederbringlich schön!
Doch jetzt war es zu spät, jetzt wollte Benno sie nicht mehr.
»Am liebsten würde ich für immer hier bei dir bleiben«, sagte sie, als sie mit Ruth in der Wohnküche den restlichen Tee trank, der noch vom Abendbrot in der Kanne war. »Ich könnte dir helfen, wenn dein zweites Kind da ist.«
»Ach, was wäre das schön«, sagte Ruth. »Die zwei schwarzen Schafe der Familie. Aber wovon sollen wir leben? Meine Rente reicht nicht mal für die Kinder und mich.«
Gundel griff über den Tisch nach ihrer Hand. »Ich weiß, es ist noch zu früh, um darüber zu reden – aber ich bin sicher, es wird irgendwann wieder einen Mann geben, der sich freut, wenn er für dich sorgen darf.«
Noch während sie sprach, sah sie, dass ihre Schwester rot wurde. Gundel konnte es kaum glauben.
»Soll das heißen – es gibt schon jemanden?«
Ruth schüttelte so energisch den Kopf, dass sie damit den Verdacht nur bestätigte.
»Lass mich raten! Bernd Wilke?«
»Jetzt hör doch mit dem Unsinn auf!« Ein wenig umständlich erhob sie sich mit ihrem runden Bauch vom Tisch und brachte das Geschirr zum Spülstein. »Walter Böcker hat mir Unterstützung angeboten«, sagte sie, während sie Wasser einlaufen ließ. »Geld, das Fritz’ Kameraden gesammelt haben.«
»Walter Böcker?« Gundel war entsetzt. »Um Gottes willen!«
»Du kannst dich beruhigen«, erwiderte Ruth. »Ich habe das Geld ja nicht angenommen.«
»Also, wenn du mich fragst, Bernd Wilke würde zehnmal besser zu dir passen«, sagte Gundel. »Hast du damals nicht ein bisschen mit ihm geschäkert, als er und sein Vater die Garage im Hof bauten?« Es tat so gut, sich mit den Sorgen ihrer Schwester zu beschäftigen. So konnte sie ihre eigenen ein bisschen vergessen.
Mit einer Tasse in der Hand drehte Ruth sich zu ihr herum. »Du hast leicht reden«, sagte sie. »Du wirst dich eines Tages mit deinem Benno wieder versöhnen, und alles ist gut. Oder, wenn das nicht klappt, suchst du dir einfach einen andern, der dir gefällt. Aber ich? Ich kann mich nicht einfach in irgendjemanden verlieben, ich muss doch an die Kinder denken. Ich brauche einen Mann, der imstande ist, uns zu ernähren …«
Die Schelle unterbrach sie mit lautem, scharfem Ratschen.
Ruth ging zur Tür, um zu öffnen.
Gundel wusste auch so, wer geläutet hatte. Die kurze Atempause war vorbei.
»Hier steckst du also!«
Noch bevor sie ihre Mutter sah, hörte sie ihre Stimme.
»Gott sei Dank, dass wir dich endlich gefunden haben!«
Christel war nicht allein, Ulla war bei ihr, zusammen kamen sie in die Küche. Gundel hätte sich am liebsten unter dem Tisch verkrochen.
»Leugnen ist zwecklos«, sagte ihre Schwester, »Papa weiß, was passiert ist. Dr. Goeckes Praxishelferin hat gesehen, wie du und Tommy ins Taxi gestiegen seid.«
»Und?«, fragte Gundel. Sie konnte kaum sprechen vor Angst. Wenn sie als Kind einen Fehler gemacht hatte, hatten ihre Eltern sie nie ausgeschimpft oder gar geschlagen. Sie hatten sie nur mit dem Entzug ihrer Liebe gestraft. Aber das war für sie schlimmer gewesen als jede andere Strafe.
»Er will, dass du nach Hause kommst«, sagte ihre Mutter. »Genauso wie wir.«
»Aber das kann ich nicht! Nach allem, was ich euch angetan habe …«
Ulla musste laut lachen. »Ist das deine größte Sorge?«
»Ach Kindchen«, sagte ihre Mutter und strich ihr über den Kopf. »Wir machen doch alle mal Fehler. Wichtig ist nur, dass man seine Fehler einsieht und versucht, sie wiedergutzumachen. Das Leben muss doch weitergehen, irgendwie.«
»Aber wie soll ich das je wiedergutmachen? Das … das geht doch gar nicht!«
»Natürlich geht das«, widersprach Christel so energisch, wie sie nur sein konnte, wenn es wirklich darauf ankam. »Benno ist der richtige Mann für dich, und du bist die richtige Frau für ihn. Das weiß er so gut wie du.«
Gundel spürte, wie ihr vor Erleichterung die Tränen kamen. Der dämliche Schützenfestschlager fiel ihr ein. Nach Regen scheint Sonne, nach Weinen wird gelacht. Duuubi, duuubi, dubidu. Wer hätte das gedacht …
»Meinst du wirklich?«, fragte sie.
»Ganz bestimmt«, sagte ihre Mutter. »Er wird dir schon verzeihen. Er müsste ja auch ein Esel sein, wenn er das nicht täte. Schließlich erbst du mal die Firma.«
Nach einem traurigen Gesicht, wird ein freundliches gemacht. Duuubi, duuubi, dubidu. Das wär’ ja wohl...
Erscheint lt. Verlag | 13.10.2016 |
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Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Schlagworte | Altena • ARD Dreiteiler • ARD Verfilmung • Aufbau • Aufbruch • Berlin • Der komplette Roman • Deutsche Geschichte • Deutschland • D-Mark • Düsseldorf • Ehe • Euro • Fabrik • Familie • Familiengeschichte • Fernsehserie • Film • Frauen • Geld • Generationen • Geschenke für Männer • Grenze • Kinder • Liebe • Mauerfall • Mut • Nachkrieg • Ost-Berlin • Risiko • Sehnsucht • Träume • TV Serie • Unsere wunderbaren Jahre Das Erste • Unternehmer • Währungsreform • Westdeutschland • Wirtschaftswunder |
ISBN-10 | 3-10-403747-7 / 3104037477 |
ISBN-13 | 978-3-10-403747-9 / 9783104037479 |
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