Irgonas Geschichte - Jan Schwarz

Irgonas Geschichte

Der Zwölfte Orden

(Autor)

Buch | Hardcover
760 Seiten
2016
BEST-Off-Verlag
978-3-96133-050-8 (ISBN)
24,50 inkl. MwSt
Der junge Alb Tyron führt ein unbeschwertes Leben als Fischer, bis sein väterlicher Freund eines Tages von Menschen entführt wird. Entschlossen, diesen zu befreien, tritt Tyron dem Zwölften Orden bei, einer geheimen Organisation, die das Land Irgona vor dem grausamen Untoten Thormagon und seiner Dienerschaft zu beschützen versucht. Thromagons Macht wächst unablässig, während der Orden alles daran setzt, zunächst die alten Reiche Irgonas vor dem Untergang und schließlich alle Geschöpfe des Lichts vor dem Schatten zu bewahren.
So wird Tyron Teil eines großen Kriegers, muss immer wieder viele Bürden auf sich nehmen und gemeinsam mit seinen neu gewonnenen Freunden zahlreiche Gefahren durchleben, ehe sich das Schicksal der ganzen Welt entscheidet.

Irgonas Geschichte handelt vom Aufeinandertreffen des gänzlich Bösen und reinen Guten, der Frage nach dem, was dazwischen liegt und der immerwährenden Hoffnung auf eine ideale Welt voller Frieden, Freiheit und Liebe in einer fantastischen Umgebung. Es ist eine Geschichte, die ich im Laufe meiner Kindheit gestaltete und die dank meiner regen Fantasie, wie wohl jeder Mensch dieses Alters sie besitzt und sein Leben mit ihr bereichert, ständig wuchs und umfangreichere Formen annahm. Während ich begann, meine Einfälle auf jede mir mögliche und erdenkliche Art festzuhalten, entstand in mir der Wunsch, andere an meiner fiktiven Welt teilhaben zu lassen. So begann ich zu schreiben – und mit dreizehn hatte ich den ersten Band von „Der Zwölfte Orden“ fertiggestellt. In den beiden darauffolgenden Jahren wurden die übrigen Bücher der Trilogie veröffentlicht. Natürlich hat sich diese Geschichte, die ich mir Jahre zuvor ausgedacht hatte, im Laufe der Zeit verändert. So wurde etwa aus dem Altdämonischen, das als Nonsens-Sprache seinen Ursprung genommen hatte, eine Fantasie-Sprache mit wachsendem Regelwerk und Vokabular; viele Teile der Geschichte bekamen symbolische oder gar philosophische Bedeutung und Hintergründe gewannen an Tiefe. Diese Art der Veränderung empfand ich als sehr deutlich und wie vermutlich jeder Künstler verspürte ich eines Tages den Drang, Geschriebenes zu verändern oder zu erneuern. Daher entschloss ich mich bei der Veröffentlichung von „Irgonas Geschichte – Der Gefildenkrieg“, noch im selben Jahr den Inhalt der alten Trilogie neu zusammenzufassen: als „Irgonas Geschichte – Der Zwölfte Orden“. Beide Bücher bilden nun gemeinsam die vollendete Dilogie „Irgonas Geschichte“. An dieser Stelle will ich mich bei allen bedanken, die mich auf diesem Weg begleiteten: meiner Familie, meinen Freunden, Unterstützern und allen Lesern. Jan Schwarz

Aus sanftem Schlaf gerissen Tyron stand am felsigen Ufer. Eine warme Brise wehte ihm ins Gesicht und die Wellen des Meers, das er so liebte, umspülten seine nackten Zehen. Er trug nichts weiter als eine Lederhose und ein zerknittertes weißes Leinenhemd. Gerade ging die Sonne unter und zauberte fantastische Farben auf den Himmel. Ihr Licht ließ seine hellblauen Augen glänzen und seine pechschwarzen Haare regten sich leicht im Wind. Tyron holte tief Luft, dann drehte er sich um und sprang von den Felsen ins Meer. Er tauchte beinahe bis an den steinigen Grund, wo er mit kräftigen Zügen weiter hinausschwamm. Dann legte er die Arme eng an den Körper und glitt nach oben wie ein Hai, der gleich aus dem Wasser springen und sich seine Beute schnappen würde. Als Tyrons Kopf durch die Wasseroberfläche stieß, holte er erneut Luft und ließ sich unter Wasser fallen. Dieses Mal tauchte er tiefer und öffnete die Augen. Er konnte die verschwommenen Umrisse von Hunderten kleinen Fischen sehen, die auseinanderstoben, als er mitten in ihren Schwarm hineintauchte. Tyron sah mehrere lebende Muscheln und seltsamste Algen, die über die Steine wucherten wie Unkraut über Erde. Dann tauchte er wieder auf und schwamm ans Ufer zurück, wo er mit klatschnasser Kleidung aus dem Wasser stieg. Der junge Alb strich sich die schwarzen Haare aus dem makellosen Gesicht und setzte sich auf einen flachen, weißen Felsen, wo er sich das Salz aus den Augen rieb. Er hörte, wie zu seiner Rechten etwas auf ihn zu tappte. Als er den Kopf hob, erkannte er, dass ein schöner weiblicher Gepard an seine Seite kam. „Hallo Daria“, begrüßte Tyron das Raubtier, das sich daraufhin in seine zwei Jahre jüngere Schwester verwandelte. Sie war eine schöne Albe mit haselnuss-braunen Augen und goldenem Haar, das im Licht des Sonnenuntergangs schimmerte. Daria setzte sich neben Tyron auf den Felsen und strich sich ein paar schimmernde Haarsträhnen hinter die spitzen Ohren. Die wundervolle Fähigkeit, dass sie sich in einen Gepard verwandeln konnte, war, wie Darias Hebamme zu ihrer Geburt gesagt hatte, einmalig bei Alben. Sie musterte Tyron eine Weile, dann fragte sie: „Was ist mit dir? Du wirkst so sorgenvoll seit heute Morgen.“ „Nein, es ist nichts, glaub mir“, antwortete Tyron rasch, aber leise und etwas schwach. Dann stand er auf, kehrte Daria den nassen Rücken zu und ging in sein Heimatdorf zurück. Culcia hieß es – und war bei Weitem das schönste Dorf, das Tyron kannte. Es war an einem leicht abfallenden Hang gebaut, der am Rande eines gewaltigen Waldes begann. Es gab kaum Holzhütten, stattdessen bestanden die meisten Häuser aus Granit. Sogar auf den Dächern lagen dünne Steinziegel, die oftmals von Rissen durchzogen wurden. Alle Wohngebäude waren in einem Kreis angeordnet und umschlossen einen großen gepflasterten Platz. Dort hatten Händler, die durch Irgona reisten und Stoffe, Gewürze oder Wertsachen anboten, ihre Holzstände aufgebaut. Auch ärmere Verkäufer, die sich keinen richtigen Laden leisten konnten, hatten hier ihre braunen Zelte aus altem Leder aufgeschlagen. Die richtigen Läden hingegen, wo es vor allem Fleisch, Fisch und Backwaren zu kaufen gab, befanden sich in den Steinhäusern, die dem Dorfplatz am nächsten lagen. Als Tyron auf den Platz zuging, schlug ihm eine Menge von interessanten Gerüchen entgegen. Die würzigen Düfte hatten schon immer etwas Beruhigendes auf ihn gehabt, wenn es ihm schlecht ergangen war. Zu seiner Linken stand ein hohes Steingebäude mit einer großen morschen Holztür. In rostigen Lettern stand auf ihr in altdämonischer Schrift geschrieben: Heilgebäude von Culcia. In diesem Haus arbeitete Tyrons Mutter als Heilerin. Heiler waren für jede Krankheit oder jedes Missfallen zuständig, das Körper und Seele betraf. Sie mussten Schürfwunden und Schnitte verarzten, Mittel gegen Husten oder andere Krankheiten mischen, aber auch Schwerverletzte pflegen oder einfach nur zuhören. Erst vor ein paar Tagen hatte Tyrons Mutter die ganze Nacht in dem alten Heilgebäude bleiben müssen, um eine Frau zu trösten, die unerwartet Witwe geworden war. Tyron liebte seine Mutter sehr. Sie hatte ihm fast alles beigebracht, was er wusste, denn sein Vater, Qaian, reiste als Fischhändler viel in Garond umher. Tyron selbst arbeitete als Fischer und lieferte zum Teil die Waren für seinen Vater, die dieser dann in ganz Irgona verkaufte. Zuletzt hatte der junge Alb seinen Vater vor fast fünfzig Bronen gesehen – so beunruhigend lange war er noch nie fortgewesen. An jenem Tag gingen Tyron allerdings andere Gedanken durch den Kopf: Daria hat recht. Wegen des Kriegsschiffs kann mir ja nur unwohl zumute sein. Iarren, diese verfluchten Küstenmenschen … Was haben die hier zu suchen? Hoffentlich gibt es keinen Krieg, oder … „Tyron! Willst du nicht schlafen gehen? Wir müssen morgen früh raus aufs Meer!“, rief Tyrons Lehrmeister Trenus über den Platz. Der alte Fischer war ein guter Freund Qaians und kümmerte sich in dessen Abwesenheit um seinen Sohn. Trenus lag Tyron sehr am Herzen und war für ihn so etwas wie ein Ersatzvater. Er war nicht sehr groß, hatte freundliche, graue Augen und dunkles Haar, das von zahlreichen weißen Strähnen durchzogen war. Sein Gesicht war glatt rasiert − bis auf das Kinn, denn dort trug er einen Spitzbart. Deshalb – und weil er sehr stur sein konnte – nannte man ihn des Öfteren Ziegenbock. Als Tyron und Trenus am Morgen zum Fischen aufs Meer gefahren waren, hatten sie in der Ferne ein Kriegsschiff der Menschen mit blutroten Segeln gesehen. Daher wirkte auch der Alte besorgt, vielleicht sogar noch mehr als Tyron. „Wie? Du kannst dich doch auch nicht beruhigen, seit wir sie gesehen haben, oder?“ entgegnete Tyron. Trenus sah sich kurz um und kam dann zu ihm herübergeeilt. „Nicht so laut, Tyron! Natürlich beschäftigt es mich, aber … ich bin überzeugt, dass ein wenig Schlaf nicht schaden könnte, also befolge bitte meinen Rat und leg dich bis morgen früh etwas hin, ja?“ Tyron nickte verärgert, dann ging er davon und verschwand hinter einem Steinhaus. Trenus sah ihm mit sorgenvollem Blick nach und seufzte schwer. Die Sonne war vor einer ganzen Weile hinter dem Wald verschwunden, doch Tyron war nicht zu Bett gegangen, obwohl Trenus es ihm geraten hatte. Erst als nach einiger Zeit kein Alb mehr auf dem Marktplatz zu sehen war und die Dunkelheit endgültig alles verschlungen hatte, begab er sich auf den Weg nach Hause. Die Wohnung seiner Familie lag in einer engen Gasse hinter dem Heilgebäude. Tyron öffnete die knarrende Tür des steinernen Hauses. Nun stand er in dem großen Hauptraum vor einem Kamin und einem Tisch mit sechs Stühlen daneben. In einer Ecke befand sich ein schiefer Holzschrank, in dem Töpfe, Teller, Kelche und Speisen aufbewahrt wurden. Vier schmale Treppen führten in drei weitere Zimmer hinauf: jeweils eines für Tyrons Eltern, seine Schwester und ihn. Eine schwere Eichenholztür zu Tyrons Rechten verbarg außerdem den Zugang zur Badekammer. Der junge Alb öffnete sie und trat in den kühlen Raum. Er zog sich aus und hing seine noch immer feuchte Kleidung an einen rostigen Metallhaken, der in die Granitwand eingelassen war. Tyron ging an zwei kleinen, hölzernen Wannen vorbei und stellte sich dann in ein Steinbecken. Er nahm zwei Wasserkrüge und goss deren Inhalt über seinen Kopf. Das kalte Wasser rann ihm über den Körper und wusch das Salz von seiner Haut. Danach trocknete er sich mit einem rauen Wolltuch ab und ging zu einer morschen Holzkiste. Nachdem er den Deckel mit den quietschenden Scharnieren geöffnet hatte, nahm er eine weite Hose und ein Leinenhemd heraus. Er zog sich beides über, ging hinaus in den Hauptraum und dann hinauf in sein eigenes Zimmer. Dort ließ er sich in die teuren Daunenkissen auf seinem Bett fallen, die er sich vor einer Brone von seinem selbstverdienten Geld gekauft hatte. Der Alb dachte lange besorgt über die Ereignisse des Tages nach, bis er schließlich einschlief und angenehme Träume ihn in Empfang nahmen. Als Tyron die Augen aufschlug, schienen durch das Fenster bereits die ersten wärmenden Sonnenstrahlen, nachdem nachts die Kälte hereingeschlichen war. Noch dazu schien es geregnet zu haben, denn der Alb hatte die Fenster-läden nicht geschlossen und der Fußboden des Zimmers glänzte nass in der Morgensonne. „Verflucht!“ Tyron sprang fröstelnd aus seinem Bett und rannte die Treppe hinunter, wobei er einige Male beinahe über seine eigenen Füße stolperte. Er stieß die Tür zum Baderaum auf und riss sich die Leinenkleider vom Leib. Auch noch verschlafen, schon wieder! Schnell warf er sich die anderen Sachen über, die an dem Metallhaken hingen, dann eilte er wieder hinaus. Als die schwere Haustür hinter ihm ins Schloss krachte, hörte er noch, wie seine Schwester vor Schreck aus dem Bett fiel. Tyron rannte, so schnell er konnte, quer über den Marktplatz und hinunter zu den Booten. Trenus holte gerade den Anker ein und winkte ihn ungeduldig herbei. Der junge Alb lief über den Steg und sprang mit einem weiten Satz in ihr altes Fischerboot.....

Erscheinungsdatum
Verlagsort Regensburg
Sprache deutsch
Maße 148 x 210 mm
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Der Zwölfte Orden • Fantasy • Gefildenkrieg • Irgona
ISBN-10 3-96133-050-6 / 3961330506
ISBN-13 978-3-96133-050-8 / 9783961330508
Zustand Neuware
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