Feuerprobe (eBook)
320 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490178-7 (ISBN)
Susanne Fröhlich ist erfolgreiche Moderatorin, Journalistin und Bestsellerautorin. Sie lebt in der Nähe von Frankfurt am Main. Sowohl ihre Sachbücher als auch ihre Romane - »Familienpackung«, »Treuepunkte«, »Lieblingsstücke«, »Lackschaden«, »Aufgebügelt«, »Wundertüte«, »Feuerprobe« und zuletzt »Verzogen« - wurden alle zu riesigen Erfolgen.
Susanne Fröhlich ist erfolgreiche Moderatorin, Journalistin und Bestsellerautorin. Sie lebt in der Nähe von Frankfurt am Main. Sowohl ihre Sachbücher als auch ihre Romane – »Familienpackung«, »Treuepunkte«, »Lieblingsstücke«, »Lackschaden«, »Aufgebügelt« und zuletzt »Wundertüte« – wurden alle zu riesigen Erfolgen.
Intelligent und echt »Fröhlich«!
Susanne Fröhlich erzählt intelligent, einfühlsam, lebensnah und enorm lustig davon, wie es ist, wenn Familie, Freunde und der Partner einen auf die Probe stellen
Fröhlichsche Unterhaltungsliteratur […] zählt, so auch ihr neuester Roman ›Feuerprobe‹, zum Erfreulichsten, was es in diesem Genre gibt.
Zum Schmunzeln und (tragisch, aber wahr) Sich-Wiedererkennen.
Der neue Roman der Bestsellerautorin – intelligent, lebensnah und enorm lustig
Autorin Susanne Fröhlich hat Bestsellerroutine, mischt gekonnt und unterhaltsam sattsam bekannte Zutaten, gewürzt mit aktuellen Themen.
Ein Pageturner, der sich super an ein oder zwei gemütlichen Nachmittagen durchschmökern lässt.
2
Nur noch zwei Tage, dann geht es los. Ich starte erste Kofferpackversuche.
»Soll ich dir auch was einpacken?«, frage ich Paul, bevor er zur Arbeit aufbricht.
»Wie alt sehe ich aus?«, fragt er zurück. »Ich bin weder fünf noch fünfundachtzig, also durchaus in der Lage, ein paar Klamotten zusammenzupacken.«
Im Normalfall wäre das eine sehr erfreuliche Nachricht, bei Paul und seinem Klamottenstil allerdings verhält sich das etwas anders. Er ist – um es ganz freundlich zu formulieren – farblich flexibel. Nicht, weil er besonders modebewusst ist, sondern weil es ihm einfach egal ist. Wie Bea das bloß ausgehalten hat? Eine so perfekt gestylte Person?
»Bea hat darum immer ein riesiges Theater gemacht, das hat mich unglaublich genervt«, sagt er, fast als könne er Gedanken lesen.
»Ich wollte dir nur Arbeit abnehmen. Ich hab heute einfach mehr Zeit als du, aber ich will dich nicht bevormunden«, rede ich mich raus.
Ich will ihn nicht kränken, aber ich möchte auf dem Schiff auch nicht schräg angeschaut werden – insofern würde ich ihn in dieser Hinsicht gern ein bisschen bevormunden. Frauen sind ja letztlich verantwortlich dafür, wie ihre Männer aussehen. Wenn Männer im vollgekleckerten Pulli irgendwo sitzen, sagen die wenigsten: »Oje, der könnte sich echt mal was Frisches anziehen!« Die Reaktionen lauten im Normalfall: »Hat das seine Frau denn nicht gesehen?« Gerecht ist das nicht. Aber wir fühlen uns sofort schuldig. Anstatt zu sagen: »Das hat er ganz allein zu verantworten«, sind wir irgendwie beschämt. Haben das ungute Gefühl, unsere Aufgabe vernachlässigt zu haben. Es sollte kleine Anstecker für Männer geben. Anstecker, auf denen steht: »Das habe ich selbst rausgesucht« oder »Mir gefällt es! Meiner Frau nicht!« oder »Meine Frau hat das nicht abgesegnet!« oder »Ja, ich bin farbenblind!« Solange es solche praktischen Hinweise nicht gibt, ist eine kleine Kontrolle hilfreich.
»Keine Sorge, Andrea, ich nehme die Crocs nicht mit und trage die Birkenstocks nur nach Anbruch der Dunkelheit! »
Ich bin leider nicht sicher, ob das jetzt ein Witz ist. Wahrscheinlich nicht. Warum nur ist es mir so wichtig, dass er gut angezogen ist? Er sieht so oder so gut aus. Das Material stimmt, an der Verpackung könnte man noch ein bisschen arbeiten. Besser so als andersrum.
»Wenn es dich entspannt, Andrea, dann darfst du gern für mich packen. Ich will dir nur keine Arbeit aufhalsen. Du hast mit deinem Job, deiner Mutter und mit Mark wirklich genug zu tun.«
Es ist schön, einen Mann an seiner Seite zu haben, der zu schätzen weiß, was man tut. Der es bemerkt und würdigt. Es nicht als selbstverständlich hinnimmt. Es wertschätzt. Wertschätzung – sowohl im Beruf als auch in der Beziehung – eine unerlässliche Sache.
Die meisten Frauen leiden weniger unter dem Arbeitspensum, das auf ihnen lastet, sondern darunter, dass niemand zu schätzen weiß, was sie leisten, und es somit auch nie lobend erwähnt. Es gibt Frauen, die fast in Tränen ausbrechen vor lauter Freude, wenn sie mal gelobt werden. Aber natürlich erst, nachdem sie das Lob selbst abgemildert haben. Auf ein Wahnsinn-wie-du-das-alles-schaffst antworten wir Frauen gern mit einem Das-ist-doch-keine-große-Sache-das-habe-ich-so-nebenher-erledigt. Sagt jemand, unser neues Kleid sei so hübsch, betonen wir sofort, dass es nicht neu, sondern im Gegenteil schon irre alt ist und außerdem auch ein Sonderangebot war. Wir sind nicht gut darin, Komplimente anzunehmen. Warum sonst antworten wir nicht: »Freut mich, dass dir mein Kleid gefällt, ich mag es auch sehr.« Haben wir Angst, wie Diven dazustehen? Um Wertschätzung und Anerkennung zu erhalten, darf man seine eigenen Leistungen nicht immer runterspielen. Wer selbst sagt: »Das ist doch nicht der Rede wert«, muss sich nicht wundern, wenn tatsächlich irgendwann niemand mehr darüber spricht. Ständig bescheiden zu sein führt nicht zu erhöhtem Lobaufkommen. Man muss aufpassen, dass Dienstleistung nicht zur Selbstverständlichkeit wird – gerade als Frau. Und besonders als Mutter.
So oder so – ich bin erleichtert, dass ich auch Pauls Koffer packen darf. Das zum Thema Dienstleistung.
Ich werde das mit dem Packen heute Nachmittag angehen. Vorher muss ich auf jeden Fall noch mal ins Büro und mit Herrn Klessling sprechen. Bisher hat er auf meine Mail nicht geantwortet. Ich hoffe doch sehr, dass ihm mein Vorschlag gefällt.
Gerade als ich fertig für den Aufbruch ins Büro bin, klingelt mein Telefon. Es ist Rudi, mein Exschwiegervater.
»Andrea, isch hab’s geschafft. Der Bub is unnergebracht. Isch hab en Praktikum. Ganz was Gutes. Wo er rischtig ran muss.« Rudis Stimme überschlägt sich fast. »Du kennst doch den Ludwisch, also der hat emal vor Jahren den Karl, also den Hund von uns, angefahrn.« Er holt Luft.
Ich kenne keinen Ludwig. Was allerdings auch an meinem miesen Namensgedächtnis liegen kann. Ich erinnere mich dunkel daran, dass Karl, Rudis damals schon sehr betagter Dackel, irgendwann mal von einem Auto gestreift wurde, der Fahrer untröstlich war und Rudi ihm dann mit großer Geste verziehen hat. Der Fahrer hieß also Ludwig. Was das jetzt mit Marks Praktikum zu tun hat, ist mir allerdings noch ein Rätsel.
»Der Ludwisch, du weißt doch«, sagt Rudi.
»Ich kann mich an keinen Ludwig erinnern«, gestehe ich.
»Andrea«, mahnt er, »wir warn doch dann alle zusamme beim Ludwisch zum Esse. Weschen dem Karl. Als Wiedergutmachung.«
Jetzt macht es bei mir Klick. Rudis ominöser Ludwig hatte eine Gaststätte, in der wir für lau, wie es Rudi gern nennt, alle zusammen gegessen haben. Riesige Schnitzel, die über den Tellerrand hingen, und dazu Unmengen an Pommes. Ich bekomme sofort Appetit.
»Ja, jetzt weiß ich es wieder. Aber was hat der Ludwig denn jetzt mit dem Praktikum zu tun?« Ich bin noch immer ein wenig ratlos.
»Beim Ludwisch kann de Mark mal in die Gastronomie reinschnuppern. Bediene, in der Küche helfe un einfach ma lerne, was Arbeit is.«
Da wird er aber begeistert sein, denke ich nur.
»Ich weiß nicht, ob ihn das interessiert«, wage ich einen kleinen Einwand.
»Wenn jemand sich für nix interessiert, kann er sich auch für alles interessiere. Gucke mer mal. Er kommt allemal aus em Bett, un des is doch schon was. Raus aus de Horizontale. De Ludwisch zahlt em sogar en bissi was. Isch hab gesagt, dass des Karlsche monatelang noch gehumpelt is, der arme Hund. Da war er direkt kleinlaut. Un als isch erwähnt hab, dass de Karl gestorbe is, vor sechs Woche, da hat er gesagt, dass er den Bub nimmt. Jederzeit.« Er seufzt, dann ergänzt er noch: »De Ludwisch is en enorm tierliebe Kerl!«
Leider ist mein Sohn kein Dackel. Ob ihm das also nützt, weiß ich nicht.
»Un de Ludwisch war ema bei der Marine, vor langer Zeit, der kann durschgreife. Aber wie. Isch kenn da Geschischte, mein lieber Scholli. Der kriegt den Mark schon in de Griff. Liebevoll autoritär. Der hat, was uns fehlt.«
Mein Sohn in der Gastronomie? Gut, er hält sich gern in der Nähe vom Kühlschrank auf, findet den Weg in die Küche, geht auch gern mal essen, aber ansonsten konnte ich bisher keine große Liebe zur Gastronomie bei meinem Sohn entdecken. Liebe kann auch wachsen, denke ich. Und dann bei einem ehemaligen Marinesoldat? Ob ihm das zusagt?
»Und wer macht ihm das schmackhaft?«, frage ich Rudi.
»Ei du. Isch kann aber komme un dir unner die Arme greife. Bevor ihr fahrt, machst de Folgendes: Du leerst den Kühlschrank, verschließt die Vorratskammer un dann muss der Bub ja aus em Haus, wenn er net verhungern will. Außerdem hat der Ludwisch versproche, dass es jeden Tag en schönes Schnitzel on top gibt. Für lau. Mit Pommes und Salat. Des kostet sonst dreizehn neunzisch.«
Das Schnitzel könnte tatsächlich helfen. Aber dass der ansonsten so liebe Rudi tatsächlich vorschlägt, den Kühlschrank zu leeren und die Vorratskammer abzuschließen, überrascht mich. Das sind drastische Maßnahmen. Der Vorschlag könnte glatt von Birgit sein. Ich weiß nicht, ob ich das übers Herz bringe. Das eigene Kind aushungern? Nicht dass der das Jugendamt anruft und mich anzeigt. Er ist über achtzehn fällt mir dann ein. Da ist das Jugendamt ja gar nicht mehr zuständig.
»Rudi, das ist aber sehr hart«, lege ich ein winziges Veto ein.
»Es is doch nur zu seinem Beste. Isch hab den Bub doch furschbar lieb, aber des geht doch net so weiter. Mer wolle doch, dass er ma in Gang kommt.«
Einen Versuch ist es vielleicht wirklich wert.
»Wenn er kei Nahrungsmiddel im Haus findet, muss er raus!«, lacht Rudi und erfreut sich an seiner eigenen Raffinesse.
»Wenn er nicht längst wie ein Eichhörnchen was in seinem Zimmer gebunkert hat«, lache ich. Morgen werde ich also den Kühlschrank leeren und alles zu meiner Mutter bringen.
»Isch komm heut Abend emal uff en Sprung vorbei, und dann bringe mers dem Kleine schonend bei«, schlägt Rudi vor, und ich willige ein.
Ich habe ein bisschen Angst, meinen Sohn durch diesen radikalen Schritt aus dem Haus zu treiben. Genau das willst du doch, Andrea, ermahne ich mich. Aber was, wenn er irgendwo Unterschlupf findet? Sich bei einem Freund verkriecht und mir die Aktion niemals verzeiht? Werde ich dadurch meinen Sohn verlieren? Aber ist das nicht vielleicht die Chance, bei ihm etwas zu bewegen? Wenigstens den Hintern aus dem Bett?
»Ach ja, Andrea, eins noch. Geld derfst de ihm natürlisch auch keins dalasse. Net eine Mark.«
Rudi hat sich nach all den Jahren noch immer nicht daran gewöhnt, dass wir jetzt mit Euros bezahlen.
Ich bin gespannt, wie mein Mark reagiert. Wenn er denn überhaupt reagiert. Jede...
Erscheint lt. Verlag | 22.9.2016 |
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Reihe/Serie | Ein Andrea Schnidt Roman | Ein Andrea Schnidt Roman |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Andrea Schnidt • Aufgebügelt • Bestseller • Beziehung • Date • Ehe • Eltern • Exfrau • Exmann • Familie • Frau • Frauen • Frauenroman • Freundin • Glück • Heiraten • Humor • Identifikation • Kinder • Liebe • Mann • Männer • Neuer Partner • Partnerschaft • Patchwork • Patchworkfamilie • Pubertät • Roman • Susanne Fröhlich • Teenager • Tochter • Tod • Trennung • Unterhaltung • Wechseljahre • Wundertüte |
ISBN-10 | 3-10-490178-3 / 3104901783 |
ISBN-13 | 978-3-10-490178-7 / 9783104901787 |
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