Tod im Rheingau (eBook)

Ein Rhein-Main-Krimi
eBook Download: PDF | EPUB
2016 | 1. Auflage
370 Seiten
CW Niemeyer Buchverlage GmbH
978-3-8271-9597-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tod im Rheingau -  Lothar Schöne
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In einem Rheingauer Weinberg wird ein Toter gefunden. In einem Mainzer Krankenhaus stirbt überraschend eine Frau. Normaler Lebensschwund? Nicht unbedingt. Gibt es hier einen Zusammenhang - einen mörderischen? Hauptkommissarin Julia Wunder und ihr deutsch-griechischer Assistent Vlassopolous Spyridakis ermitteln in Wiesbaden, Mainz und im Rheingau. Es geht um Ärzte, Apotheker, Krankenhäuser und unser Gesundheitssystem. Ein brisantes und daueraktuelles Thema, das für Spannung und Entsetzen sorgt. Und dabei undurchsichtige, halbseidene und kriminelle Charaktere ins Licht zieht.

Lothar Schöne, geb. in Herrnhut, arbeitete als Journalist, Hochschullehrer, Drehbuchautor und veröffentlichte Romane, Erzählungen und Sachbücher. Er erhielt eine Reihe von Preisen und Auszeichnungen, unter anderem das Villa-Massimo-Stipendium in Rom, den Stadtschreiber-Preis von Klagenfurt/Österreich und den von Erfurt, den Literaturpreis der Stadt Offenbach a.M., zuletzt 2015 den Kulturpreis des Rheingau-Taunus-Kreises. Sein Roman 'Der blaue Geschmack der Welt' wurde von den Lesern der Tageszeitung Die Welt zum 'Buch des Jahres' gekürt, der Roman 'Das jüdische Begräbnis' in sechs Sprachen übersetzt. Derzeit wird die Verfilmung vorbereitet.

Lothar Schöne, geb. in Herrnhut, arbeitete als Journalist, Hochschullehrer, Drehbuchautor und veröffentlichte Romane, Erzählungen und Sachbücher. Er erhielt eine Reihe von Preisen und Auszeichnungen, unter anderem das Villa-Massimo-Stipendium in Rom, den Stadtschreiber-Preis von Klagenfurt/Österreich und den von Erfurt, den Literaturpreis der Stadt Offenbach a.M., zuletzt 2015 den Kulturpreis des Rheingau-Taunus-Kreises. Sein Roman „Der blaue Geschmack der Welt“ wurde von den Lesern der Tageszeitung Die Welt zum „Buch des Jahres“ gekürt, der Roman „Das jüdische Begräbnis“ in sechs Sprachen übersetzt. Derzeit wird die Verfilmung vorbereitet.

3. Die Leiche im Weinberg


Vlassopolous Spyridakis war zu Fuß unterwegs und wollte gerade von der Wiesbadener Flaniermeile, der Wilhelmstraße, in die kleine Burgstraße einbiegen, als er den roten Ferrari vorbeifahren sah. Er blieb stehen, schaute ihm hinterher, und sein Blick wäre mit schmachtend einigermaßen korrekt wiedergegeben. Das musste ein Mondial sein, ein Automobil, das man nicht alle Tage sah – es sei denn, man lebte in dieser Stadt und tummelte sich öfter in der Nähe des Spielkasinos. Jetzt röhrte der Wagen auf, der Fahrer hatte mal kurz aufs Gas getreten, um die ahnungslose Welt aufhorchen zu lassen, was ihm im Fall von Kommissar Spyridakis absolut gelungen war, denn der machte eine verzückte Miene, als habe er soeben die ersten Klänge einer unbekannten Symphonie von Beethoven gehört.

Vlassopolous, den seine Freunde nur Vlassi nannten, war auf dem Weg zu seinem Lieblingsdönerimbiss in der Dreililiengasse. Er musste dringend etwas essen, sein Magen knurrte seit einiger Zeit wie ein eingesperrtes Tier, und da er sich für einen Feinschmecker hielt, kam nur dieser Imbiss für ihn in Frage. Es handelte sich um den besten Dönerimbiss in der Stadt – das war jedenfalls seine unerschütterliche Auffassung. Schnell hatte er die fest installierte Bude erreicht und Adil begrüßt, der ihm zunickte und schon wusste, welches Gericht er dem Commissario, wie er zu sagen pflegte, servieren sollte. Adil war als Junge mit seinen Eltern aus der Türkei gekommen und im Rhein-Main-Gebiet aufgewachsen. Er sprach ein nahezu akzentfreies Hessisch und war auch sonst nicht auf den Kopf gefallen.

Vlassi Spyridakis widmete sich seinem Lahmacun. Voller Hingabe ließ er die ersten Bissen im Mund zergehen, ja, das hatte er gebraucht, das war unbedingt nötig für sein weiteres Fortbestehen als Mensch und Polizeibeamter. Während er die nächste Portion mundgerecht klein schnitt, klingelte das Handy in seiner Jackentasche. Widerwillig zog er das Mobiltelefon heraus. Nach den ersten Worten von der anderen Seite wusste er, dass sein Genießerdasein ein Ende gefunden hatte. Seine Chefin, Hauptkommissarin Julia Wunder, war am Apparat und beorderte ihn ins Präsidium. Sie müssten in den Rheingau.

„Ein Mord?“, fragte Vlassi.

„In welcher Abteilung arbeiten Sie noch mal?“, fragte seine Chefin spitz zurück.

Da wusste er, dass er besser kein weiteres Aufschubmanöver starten sollte. Er schlang schnell noch zwei Bissen dieses vorzüglichen Lahmacun herunter, dann verabschiedete er sich von Adil mit einer Trauermiene, als habe gerade eine Leiche seinen Weg gekreuzt.

„Keinen Mokka heute, Commissario?“, rief der ihm hinterher.

*

Der VW Passat verließ die A 66 bei Eltville und fuhr am Rhein entlang in Richtung Oestrich-Winkel. Am Steuer saß Hauptkommissarin Julia Wunder, neben ihr befand sich ihr Assistent, Kommissar Vlassopolous Spyridakis.

„In den Weinbergen?“, fragte Vlassi seine Chefin.

Julia nickte.

„Weshalb müssen wir denn dahin, es gibt doch die Dienststelle Rüdesheim?“

In seiner Stimme schwang unüberhörbar Missmut.

„Der Kollege dort hat Zweifel, ob es ein Unfall war“, sagte sie, „wir sollen uns die Sache mal ansehen.“

„Um diese Zeit! An einem Samstag! Da sollte der werte Kollege die Angelegenheit besser selbst entscheiden.“

Julia warf ihm einen spöttischen Blick zu. „Haben wir denn heute Nachmittag etwas vorgehabt?“

„Heute spielt der SV Wehen-Wiesbaden. Heimspiel gegen Kickers Offenbach.“

Julia spitzte abschätzig die Lippen. „Dritte Liga. Und so was gucken Sie sich an?“

Kriminalkommissar Spyridakis zog es vor, nicht zu antworten. Wiesbaden hatte eben nur diesen Fußballverein, der einigermaßen was hermachte, und er war fußballbegeistert. Vlassi schaute auf die Straße draußen, als gäbe es da allerhand zu entdecken, eventuell sogar ein Spielfeld. Es hatte zwar aufgehört zu regnen, dafür lag jetzt ein grauer Schleier in der Luft.

„Überhaupt“, piekte Julia weiter, „gibt es doch nur einen Verein, den es sich anzuschauen lohnt ...“

„Sie meinen doch nicht etwa Bayern München?“

„Sie wissen schon, welchen ich meine.“ Julia Wunder hob blasiert die Nase, und ihr ausgefallener Luanda-Bortenhut in Dunkelrot rutschte ein Stückchen nach hinten, dann schob sie nach: „Den von der andern Seite des Rheins.“

Vlassi versuchte ruhig zu bleiben, dann aber platzte es aus ihm heraus: „Haben Sie denn kein bisschen Lokalpatriotismus im Leib?“

„Nein, wieso?“

„Weil Sie dann wüssten, dass ein Verein wie Mainz 05 niemals in Frage kommt.“

Auf Julias Gesicht zeigte sich ein Lächeln. „Aber sie spielen in der ersten Liga.“

„Bundesliga heißt das“, korrigierte Vlassi, „oder Reichenliga, Schnöselliga, lauter Millionärstruppen. Für die Kleinen muss man sein, für die Wiesbadener eben.“

„Aber die Mainzer sind doch so sympathisch“, ließ Julia nicht locker und richtete ihren seidenen Schal, passend zum Hut ebenfalls in Dunkelrot. „Außerdem gefällt mir ihr Trikot besser.“

Kommissar Spyridakis presste die Lippen aufeinander und sagte nichts. Aber seine Gedanken überschlugen sich: Trikot! Diese Anmerkung war ja wohl typisch. Weiberkram hoch drei. Demnächst würde seine Chefin erklären, dass sie es wunderbar findet, wenn sich die Spieler ihre Trikots vom Leib reißen. Julia warf ihm einen schnellen Blick von der Seite zu, sie konnte hinter seiner Stirn lesen, was er dachte, und sie wollte die Fopperei nicht lassen.

„Die Hosen der Mainzer gefallen mir auch sehr gut, und das Vereinsemblem sowieso, rot-weiß, das hat was“, erklärte sie mit vor Ernst triefender Stimme. „Und außerdem schlagen sie auch die Großen in der Schnöselliga.“

„Eben nicht!“, widersprach Vlassi.

„Für die Kleinen in der großen Liga muss man sein“, erklärte Julia ohne eine Miene zu verziehen. Sie schaute auf die Straße, wo gerade das Ortsausgangsschild von Winkel auftauchte, und legte unbarmherzig nach: „Und wenn sie gewinnen, dann sind sie gleich noch mal so sympathisch in ihren schönen Trikots.“

Vlassi verkniff sich eine Entgegnung. Gegen solche weibliche Logik, dachte er, komme ich nicht an.

Am Unfallort oberhalb Geisenheims begrüßte Julia Polizeimeister Windstock. Ja, ja, er komme aus Rüdesheim, ein Anruf habe ihn hergeführt, jemand habe das Auto im Weinberg gesehen, wo es einfach nicht hinpasste. Es sei gegen einen Baum geknallt.

Windstock ging bedächtig voran, Julia Wunder und Vlassopolous Spyridakis folgten ihm. Der Boden war durch den Regen aufgeweicht und etwas glitschig, was Vlassi, der es eilig hatte, wieder wegzukommen, sofort am eigenen Leib zu spüren bekam. Mit schnellem Schritt versuchte der lange Lulatsch Polizeimeister Windstock zu überholen, rutschte aus und schlug einen nahezu perfekten Salto.

„Oh“, sagte Julia und reichte dem rücklings daliegenden Kollegen die Hand, „ich wusste gar nicht, dass Sie für den Zirkus trainieren. Das kommt davon, wenn man schnell noch zu einem Spiel der Wiesbadener will.“

Vlassi lag im aufgeweichten Boden, ignorierte die Hand seiner Chefin und rappelte sich allein wieder hoch. Der Rüdesheimer Polizeibeamte sah ihm mitleidig zu.

„Zu viel Geschäftigkeit ist misslich“, ergänzte Julia und erläuterte ihrem Assistenten die Herkunft des Zitats: „Shakespeare.“

„Ich bin gleich wieder voll da“, erwiderte Vlassi, richtete sich auf und schob nach: „Auch Shakespeare.“

Der Astra war vorn stark verbeult, während der Obstbaum triumphierend in voller Größe dastand, als habe ihm das Auto nichts anhaben können.

„Unser Bäumcher sind widderstandsfähig“, erläuterte Windstock stolz und mundartlich korrekt.

Julia beugte sich zur offenen Tür und sah einen Mann überm Luftsack hängen. Abrupt wandte sie sich zu Windstock. „Sofort einen Arzt! Warum haben Sie noch keinen herbeigeholt?“

„Hab ich doch längst gemacht. Der Doktor Hamberg war schon da, musste aber wieder weg, dringender Hausbesuch. Hat den Tod von dem Fahrer festgestellt.“ Er deutete mit dem Kopf auf den Leblosen hinterm Steuer.

„Ein Unfall mit tödlichem Ausgang“, stellte Vlassi fest. „So was kommt alle Tage vor. Wozu holt man uns?“

„Des dacht ich auch, aber der Doktor Hamberg meint, der Unfall wär net dran schuld, dass dem des Lebe abhanden gekomme is.“

„Und warum?“

„Fragen Sie ihn selbst. Er will bald wiedderkomme.“

Kurz darauf eilte Dr. Hamberg mit raschen Schritten vom Straßenrand zur Unglücksstelle. Der Rüdesheimer Polizeimann stellte ihm Hauptkommissarin Wunder vor, die ihn sofort fragte: „Welche Zweifel haben Sie? Der Unfall war nicht die Todesursache?“

„Ich glaub nicht. Der Luftsack hätte ihm das Leben retten müssen, und hat es vermutlich auch getan. Aber mir kommt es so vor ... also ... wie eine Toxikose.“

„Bitte sprechen Sie Deutsch“, sagte Hauptkommissarin Wunder mit Stirnrunzeln.

„Na ja, eine Art Vergiftung.“

„Wie? Während der Fahrt hat er sich vergiftet?“, fragte Vlassi.

„Der Tote hat keine äußerlichen Verletzungen außer Prellungen und eventuellen Rippenbrüchen“, antwortete der Arzt, „aber die Pupillen sind unnatürlich geweitet.“

„Kann es sein, dass er vorher irgendwelche Drogen zu sich genommen hat?“, fragte Julia.

„Das ist möglich, aber wer nimmt absichtlich Drogen, die ihn fahrunfähig machen?“

„Mehr Leute, als man denkt, Alkohol ist auch eine Droge“, entgegnete Julia.

„Ein...

Erscheint lt. Verlag 2.9.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Arzt • Gesundheitssystem • Krankenhaus • Mafia • Mainz • Medikamente • Rache • Rebe • Rheingau • Schädling • Skandal • Spielsucht • Verschwörung • Wein • Wiesbaden
ISBN-10 3-8271-9597-7 / 3827195977
ISBN-13 978-3-8271-9597-5 / 9783827195975
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