Bretonische Flut (eBook)
448 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-31596-7 (ISBN)
Jean-Luc Bannalec ist der Künstlername von Jörg Bong. Er ist in Frankfurt am Main und im südlichen Finistère zu Hause. Die Krimireihe mit Kommissar Dupin wurde für das Fernsehen verfilmt und in zahlreiche Sprachen übersetzt. 2016 wurde der Autor von der Region Bretagne mit dem Titel »Mécène de Bretagne« ausgezeichnet. Seit 2018 ist er Ehrenmitglied der Académie littéraire de Bretagne. Zuletzt erhielt er den Preis der Buchmesse HomBuch für die deutsch-französischen Beziehungen.
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Jean-Luc Bannalec ist der Künstlername von Jörg Bong. Er ist in Frankfurt am Main und im südlichen Finistère zu Hause. Die Krimireihe mit Kommissar Dupin wurde für das Fernsehen verfilmt und in zahlreiche Sprachen übersetzt. 2016 wurde der Autor von der Region Bretagne mit dem Titel »Mécène de Bretagne« ausgezeichnet. Seit 2018 ist er Ehrenmitglied der Académie littéraire de Bretagne. Zuletzt erhielt er den Preis der Buchmesse HomBuch für die deutsch-französischen Beziehungen.
Dupin stand auf dem Quai. Mittlerweile war es hell.
Er hatte sich eine ganze Weile umgesehen, war besonders ziellos umhergelaufen, hatte sich dies und jenes besonders genau angeschaut – ohne dass irgendetwas von Bedeutung gewesen wäre.
Er betrachtete die Auktionshalle. Ein weiß gestrichener Bau, lang und flach, schlicht, wie alle anderen Gebäude hier am Hafen. Nahe am Eingang zwei Gabelstapler, quer auf dem Quai, so als hätten die Fahrer sie aus irgendeinem Grund übereilt aufgegeben.
Überall herrschte routinierte Geschäftigkeit, die Menschen gingen ihren gewohnten Tätigkeiten nach. Es war, wie die Hafenleiterin gesagt hatte: Die Auktionshalle lag mittendrin, jeder konnte, ohne aufzufallen, hier umherlaufen. Hinter und zwischen den verschiedenen Gebäuden verliefen auf grasig-erdigem Boden schmale Trampelpfade. Dupin sah sogar zwei kantige Campingwagen mit Klappstühlen davor.
Die immer noch merklich frische Luft tat gut, schärfte die Sinne und den Verstand, hinzu kam das Koffein der drei cafés.
Dupin war, wie er es immer tat – ein Tick –, bis zum äußersten Rand der Mole getreten, die Schuhspitzen standen fast über, eine unvorsichtige Bewegung, und er würde fallen, was schon jetzt, bei ablaufendem Wasser, einen Sturz von drei, vier Metern bedeutete.
Vor ihm lag die weite Bucht von Douarnenez, die sich von den langen normannisch anmutenden Stränden am Ende der Bucht bis zum Cap Sizun im Südwesten und der Halbinsel von Crozon im Norden erstreckte, weit Richtung offener Atlantik. Eine riesengroße natürliche Bucht.
Das Panorama war berückend. Dupin verstand, warum alle Welt sagte, es sei die schönste Bucht Frankreichs. Eine der schönsten Europas.
Das tiefblaue glatte Wasser, die helle Betonmole, die den Hafen umschloss, und dahinter wieder das Meer, das dort noch blauer aussah. Postkartenblau. Heiter. Auf ihm schon jetzt leichthändig dahingleitende Segelboote, im Laufe des Vormittages würden es mehr und mehr werden. Ferienstimmung. Oberhalb des breiten Meeresstreifens zarte grüne Landschaften mit flachen, sanft geschwungenen Hügeln. Die Presqu’île de Crozon. Darüber zuletzt das endlose klare Hellblau des Himmels, verziert von einzelnen makellos weißen Wattewolken. Es war Sommer, mit jeder Stunde würden die Temperaturen nun klettern. Ein traumhafter Tag stand ihnen bevor. Der sich nicht kümmerte um die Tragödie, die sich hier gerade abspielte.
Rechts lag der Vieux Port, auch er von einer langen Mole geschützt. Links von der Halle knickte der Quai nach zwei-, dreihundert Metern in einem rechten Winkel ab und lief auf die vorgelagerte Hafenmole zu. Dicke Autoreifen hingen als Poller für die Boote an Seilen herab. Einige Angler versuchten in diesen frühen Stunden bereits ihr Glück. Drei hübsche Fischerboote, mehrfach vertäut, sie trugen die Namen Vag-A-Lamm, Ar Raok und Barr Au. So hatten die Fischerboote in Filmen ausgesehen, die Dupin als Kind gesehen hatte, so hatten sie die Maler in Pont-Aven gemalt. Aus Holz, das eine in hellem Türkis, kräftigem Gelb und unten ein Paprikarot, das andere die obere Hälfte knallrot und die untere atlantikblau, das dritte in verschiedenen Grüntönen, vom Dunklen ins Helle, und an der Wasserlinie grellweiß. Nichts war beliebig bei der Farbwahl. Jeder Fischer, jedes Unternehmen wählte die Farben und Kombinationen selbst, wusste Dupin, eine richtiggehende Signatur, möglichst auffällig, markant, so waren sie auf See schon von Weitem zu identifizieren.
Dupin betrachtete die technischen Anlagen für die Hochseetrawler dahinter: Boote ganz anderer Dimension, vierzig, fünfzig Meter lang, hoch gebaut. Dieser Teil des Hafens, die Anlagen, die Hallen, besaßen nichts vom Charme und Flair des Vieux Port. Alles war funktionell, technisch, aus Beton, Stahl, Aluminium, ewig kämpfend gegen den allgegenwärtigen Rost, das Meer, die Zeit. Es ging, man sah es überall, um harte Arbeit. In dieser Welt zählte nur äußerste Professionalität, jeder Fehler konnte tödlich sein. Können, Wissen, Erfahrung, das war die Währung, wenn man mit dem Meer rang. Standhaftigkeit. Tollkühnheit. Dupin bewunderte das. Schon als kleiner Junge hatte er Häfen geliebt, überhaupt die See und ihre Geschichten. Er war wie besessen gewesen, er hatte alle Meeresgeschichten gelesen, die er in die Finger bekommen konnte. Vor allem war das Meer Gegenstand eines unendlichen eigenen Fabulierens geworden, trotz seiner schon damals bestehenden heftigen Abneigung gegen Bootsfahrten jeder Art. Wahrscheinlich verhielt es sich sogar so, dass seine Fantasie die Abneigung erst hervorgebracht hatte. Die Unzahl an Unwesen, scheußlichen Monsterkreaturen, die er sich ausgemalt hatte und die, wie bei Jules Verne, im Dunkel der Tiefe lauerten. Riesenkraken, Seeschlangen, unförmige, schlingende Scheusale. Die Welt ganz unten war so lichtlos schwarz wie die Welt ganz oben, das All. Das fürchterlich Unbekannte. Das fürchterlich Wunderbare.
Dupin ging in Richtung der Angler. Eine einzige Straße führte in die Hafenzone hinein, Dupin hatte seinen Wagen weiter oben stehen lassen, unweit von Chancerelle/Connétable, der ersten Fischkonservenfabrik der Welt. 1853, Riwal betete es gern herunter, war sie in Betrieb gegangen. Napoleon selbst war es gewesen, der die französische Industrie angewiesen hatte, eine Methode zur Haltbarmachung von frischen Lebensmitteln für seine Feldzüge zu entwickeln. So war die Konservendose erfunden worden und hatte Douarnenez und andere bretonische Gegenden sehr reich gemacht. Um genau zu sein, war es die Sardine gewesen, die alle reich gemacht hatte. Dupin war verrückt nach den roten Dosen mit Sardinen, Makrelen und anderen Fischen, vor allem nach den unfasslich zarten Thunfischfilets. Über tausend Fischerboote mit ihren berühmten dunklen Segeln hatten zu Hochzeiten der Sardine, Ende des 19. Jahrhunderts, in und um den Port de Rosmeur gelegen, ganze fünfzig »Fritures«, Konservenfabriken, hatte es damals gegeben. Dupin hatte von Nolwenn einen Band mit frühen Fotografien aus der Bretagne geschenkt bekommen. Da war es zu sehen: ein quirliges Treiben, ein buntes Gewimmel – und nur zu erahnen: der penetrante Geruch frittierten Fisches, der überall in der Luft gelegen haben musste. Penn Sardin, Sardinenköpfe, hatten sich die Bewohner der Stadt stolz genannt.
»Chef! Chef!« Riwal kam dem Kommissar entgegengelaufen. »Ich habe Sie gesucht. Ich… «, er blieb vor Dupin stehen, »Jean Serres, der Mitarbeiter der Hafenchefin, müsste in ein paar Minuten da sein, es hat länger gedauert, er musste das Fahrrad nehmen, weil sein Wagen nicht ansprang, und er wohnt ein gutes Stück außerhalb«, er holte mit dem Arm weit aus, aber es blieb unklar, welche Richtung er meinte. »Die Kollegen haben auch schon mit drei Fischern gesprochen, die gestern Abend da waren. Einer erinnert sich, Céline Kerkrom noch um kurz vor zehn gesehen zu haben. Da war sie alleine und stand in der Nähe des Eingangs, sagt er. Die drei haben uns bereits sämtliche andere Fischer nennen können, die gestern Abend da gewesen sind. Und ein paar der Käufer. – Ich denke, wir werden unsere Liste ohne Probleme bekommen. Bisher hat niemand etwas Besonderes zu berichten gehabt.«
»Bringen Sie so viel wie möglich zu diesem«, Dupin holte sein Notizheft heraus und warf einen Blick auf die erste Seite, »Fischerkönig Charles Morin in Erfahrung. Ich will vor allem wissen, was die Polizei von ihm denkt. Ob sie ihn für einen Kriminellen hält. Den sie bisher nur noch nicht drangekriegt haben.«
»Wird erledigt, Chef. – Übrigens sind die Presseleute eben erschienen, die beiden von Ouest-France und Le Télégramme, sie stehen bei Madame Batout am Kaffeestand.«
»Sagen Sie, dass wir noch völlig im Dunkeln tappen. Die Wahrheit also.«
»Mache ich.«
Dupin hatte sich wieder ganz nah an die Kante der Mole gestellt, sein Blick glitt über die weite Bucht.
Riwal tat es ihm gleich. Passanten würden sie für zwei entspannte Ausflügler halten.
»Sie wissen ja«, eine rhetorische Formel seines Inspektors, wenn er mit dem Erzählen begann, »hier auf dem Grund der Bucht von Douarnenez soll Ys liegen. Das mythische Ys, die prächtige, unermesslich reiche Stadt mit ihren roten Mauern, in der sogar die Dächer aus purem Gold waren. Die eines Tages im Meer versunken ist. Wo der berühmte König Gradlon herrschte, dem seine Frau eine wunderhübsche Tochter gebar, Dahut. Es gibt zahlreiche Berichte und Erzählungen. Diese urbretonische«, selbstverständlich lag Riwals Betonung darauf, »Geschichte ist ohne Zweifel die bekannteste aller französischen Sagen vom Meer.«
Natürlich. Dupin kannte die Geschichte nur zu gut. Tatsächlich kannte sie jedes Kind in ganz Frankreich.
»Im nächsten Jahr wird eine lang geplante, aufwendige wissenschaftliche Expedition den Grund der Bucht untersuchen. Man hat festgestellt, dass er mehrere Meter mit Sand und Schlamm bedeckt ist, sie werden von den großen Sturmfluten in die Bucht befördert. 1923, bei einer der Jahrhundertebben nach einer vollkommenen Sonnenfinsternis, haben mehrere Fischer von Ruinen berichtet, die sie mitten in der Bucht gesehen haben.«
Es waren auch schon zahlreiche Atlantis-Expeditionen unternommen worden, lag Dupin auf der Zunge.
»Und da vorne«, Riwal machte eine vage Bewegung mit dem Kopf, »direkt vor dem westlichen Rand von Douarnenez, liegt die Île Tristan mit ihrer überreichen Fauna und ihren mysteriösen Ruinen. Sie soll, so eine Fassung der Sage, der letzte existierende Teil von Ys sein. Und nicht nur das«, er sprach nun geradezu ehrfürchtig, »sie ist...
Erscheint lt. Verlag | 28.6.2016 |
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Reihe/Serie | Kommissar Dupin ermittelt |
Kommissar Dupin ermittelt | Kommissar Dupin ermittelt |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | 5. Fall • Atlantik-Insel • Bannalec 5. Fall • Bestseller • Bong Krimi • Bretagne • Bretagne Krimi • Delfin-Forschung • Douarnenez • Dupin Band 5 • Fischerei • Frankreich-Bretagne • frankreich-krimi • Frankreichkrimi • Frankreich Urlaub • Hochsee-Fischer • Île de Sei • Ile-de-Sein • Ile-de-Sein-Ermittlung • Jean-Luc Bannalec • Jörg Bong • Kommissar Dupin • Krimi für den Urlaub in Frankreich • Krimi-Reihe • Parc Iroise • SPIEGEL-Bestseller • Tierschutz |
ISBN-10 | 3-462-31596-X / 346231596X |
ISBN-13 | 978-3-462-31596-7 / 9783462315967 |
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