Calendar Girl - Verführt (eBook)
368 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-1369-6 (ISBN)
Audrey Carlan schreibt mit Leidenschaft heiße Unterhaltung. Ihre Romane veröffentlichte sie zunächst als Selfpublisherin und wurde daraufhin bald zur internationalen Bestseller-Autorin. Ihre Serien »Calendar Girl«, »Trinity« und »Dream Maker« stürmten auch in Deutschland die Charts. Audrey Carlan lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Kalifornien.
Audrey Carlan schreibt mit Leidenschaft heiße Unterhaltung. Ihre Romane veröffentlichte sie zunächst als Selfpublisherin und begeisterte damit eine immer größere Fangemeinde, bis Waterhouse Press sie unter Vertrag nahm. Ihre Serie Calendar Girl stürmte die Bestsellerlisten von USA Today und der New York Times und wird als das neue Shades of Grey gehandelt. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Kalifornien.
Kapitel 1
Wahre Liebe gibt es nicht. Jahrelang hatte ich an sie geglaubt. Ich hatte sogar gedacht, ich hätte sie gefunden. Viermal, um genau zu sein. Lass sehen, da war:
Taylor. Meine Highschool-Flamme. Die ganze Schulzeit über waren wir zusammen. Er war Baseball-Spieler in der Auswahlmannschaft. Der beste, den die Schule je hatte. Groß, mit mehr Muskeln als Hirn und einem Schwanz von der Größe einer Erdnuss. Vermutlich wegen der ganzen Steroide, die er hinter meinem Rücken schluckte. Am Abend des Abschlussballs gab er mir den Laufpass. Machte sich mit meiner Jungfräulichkeit und der Anführerin der Cheerleader aus dem Staub. Später hörte ich, dass er das College abgebrochen hat und als Mechaniker in irgendeinem Kaff gestrandet ist, mit zwei Kindern und einer Frau, die ihn schon längst nicht mehr anfeuert.
Dann war da noch der Tutor aus meinem ersten Psychologie-Seminar am Las Vegas Community College. Maxwell hieß er. Ich dachte, der Typ könnte übers Wasser gehen, ich hielt ihn für einen Heiligen. Mein Herz war ihm jedenfalls nicht heilig: Er trampelte darauf herum, indem er in jedem seiner Seminare ein Mädchen aufs Kreuz legte. Er hatte die Tutorenstelle bloß angenommen, um an möglichst viele von ihnen ranzukommen. Das ist schon in Ordnung. Am Ende waren zwei Mädchen gleichzeitig von ihm schwanger, und er wurde wegen beruflichen Fehlverhaltens vom College geworfen. Mit neunzehn Jahren hatte er bereits zwei Frauen am Hals, die ihn wegen Unterhalt nervten. Geschah ihm irgendwie recht. Gott sei Dank hab ich ihn immer gezwungen, ein Kondom zu nehmen, wenn wir Sex hatten.
Mit zwanzig gönnte ich mir eine Auszeit. Kellnerte das ganze Jahr über im MGM Grand auf dem Las Vegas Strip. Dort traf ich Nummer drei, Benny. Kein Glückstreffer, weder für mich noch für ihn. Er war ein Kartenzähler. Damals erzählte er mir, er wäre im Vertrieb tätig, würde gern ins Casino gehen und Poker spielen. Wir hatten eine stürmische Romanze – wobei, romantisch war da rein gar nichts. Ich glaube, die meiste Zeit verbrachte ich betrunken unter ihm, aber was soll’s. Ich dachte halt, er würde mich lieben. Das sagte er mir zumindest ständig. Zwei Monate lang tranken wir zusammen; wir schwammen im Hotelpool und vögelten die ganze Nacht in einem Hotelzimmer, das ich durch einen Kollegen beim Zimmerservice organisieren konnte. Ich spendierte ihm und seinen Freunden Drinks an der Bar, und er besorgte mir dafür einen Zimmerschlüssel. Es funktionierte. Zuerst. Dann wurde Benny beim Kartenzählen erwischt und tauchte ab. Nach seinem Verschwinden war ich ein Jahr lang verzweifelt. Dann erfuhr ich, dass er beinahe totgeprügelt worden war. Er hatte einige Zeit im Krankenhaus verbracht und dann klammheimlich die Stadt verlassen – und mich.
Mein letzter Fehltritt war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ich kam zu der Überzeugung, dass wahre Liebe eine Erfindung der Grußkartenhersteller und der Autoren von Liebesromanen und romantischen Komödien ist. Blaine war sein Name, aber Luzifer hätte besser gepasst. Er war ein wortgewandter Geschäftsmann. Ich benutze den Ausdruck »Geschäftsmann« hier im weitesten Sinne. In Wirklichkeit war er ein Kredithai. Derselbe Kredithai, der meinem Vater mehr Geld lieh, als dieser jemals zurückzahlen konnte. Erst machte er sich an mich ran, dann nahm er sich meinen Vater vor. Damals hielt ich unsere Liebe für den Stoff, aus dem die Träume sind. Blaine versprach mir das Blaue vom Himmel und brachte mir die Hölle auf Erden.
»Deshalb solltest du den Job bei deiner Tante annehmen und der Sache ein für alle Mal ein Ende setzen.« Meine beste Freundin Ginelle schnalzte laut mit der Zunge ins Telefon. Ich hielt das Handy vom Ohr weg. »Das ist die einzige Möglichkeit, Mia. Wie willst du deinen Vater sonst aus dem Knebelvertrag mit Blaine und seinen Schlägern rausholen?«
Ich setzte die eiskalte Wasserflasche an den Mund. Die kalifornische Sonne verwandelte die kondensierten Tropfen auf dem Riffelglas in glitzernde Lichtsplitter. »Ich weiß nicht, was ich machen soll, Gin. Ich hab einfach nicht so viel Geld rumliegen. Ich hab überhaupt kein Geld rumliegen.« Der laute Seufzer, den ich ausstieß, klang sogar in meinen Ohren übertrieben dramatisch.
»Aber du liebst doch die Liebe …«
»Nicht mehr!«, erinnerte ich meine beste Freundin seit Kindertagen.
Der Lärm von Las Vegas drang durchs Telefon zu mir. Die Leute denken immer, die Wüste sei ein stiller Ort. Aber nicht der Las Vegas Strip. Glücksspielautomaten klimperten die ganze Zeit, und das Klingeln und Bimmeln verdichtete sich zu einem monotonen Dröhnen, egal, wo man sich gerade befand. Man konnte ihm nicht entfliehen. »Ich weiß, ich weiß.« Sie wechselte das Handy ans andere Ohr, und es knackte und rauschte kurz. »Aber du magst Sex, oder?«
»Ich bin nicht Barbie, Gin. Ich kann selber denken. Also hör auf, mir schwachsinnige Fragen zu stellen. Ich geh hier echt noch drauf.« Na ja, eigentlich war es mein Vater, der draufging, wenn ich es nicht schaffte, eine Million Dollar aufzutreiben.
Ginelle stöhnte und schnalzte wieder mit der Zunge. »Ich meine, wenn du den Escort-Job annimmst, musst du doch einfach nur hübsch aussehen und viel Sex haben, oder? Dich hat seit Monaten keiner mehr flachgelegt. Also könnte das doch sogar ganz nett werden, oder?«
Eine Arbeit als gutbezahltes Callgirl wie einen Traumjob klingen zu lassen brachte auch nur Ginelle fertig. »Das hier ist nicht Pretty Woman, und ich bin auch nicht Julia Roberts.«
Ich ging zu meiner Maschine rüber, einer Suzuki GSX-R600, die ich schlicht Suzi nannte. Sie war das einzig Wertvolle, das ich besaß. Ich schwang ein Bein über die Sitzbank, klickte mein Handy in die Halterung und stellte es auf Lautsprecher. Dann teilte ich meine schweren schwarzen Locken in drei Partien und flocht sie rasch zu einem dicken Zopf. »Ich weiß ja, dass du es nur gut meinst, aber ich habe wirklich keine Ahnung, was ich machen soll. Ich bin keine Nutte. Zumindest will ich keine sein.« Allein beim Gedanken daran brach mir der Angstschweiß aus. »Aber ich muss mir was einfallen lassen. Ich brauche viel Geld, und zwar schnell.«
»Ja, ich versteh schon! Erzähl mir hinterher, wie der Termin bei Exquisite Escorts gelaufen ist. Ruf mich heute Abend an, wenn du es schaffst. Mist, ich komm zu spät zur Probe, und ich muss mich noch umziehen.« Ihre Stimme klang auf einmal gepresst, und ich sah sie vor mir, wie sie durchs Casino rannte, um schnellstens zur Arbeit zu kommen, mit dem Handy am Ohr. Und ohne sich darum zu kümmern, wer sie dabei beobachtete und sie für eine Irre halten könnte. Das machte sie so besonders. Sie nannte die Dinge beim Namen … immer. Genau wie ich.
Ginelle arbeitete für die Dainty Dolls Burlesque Show in Vegas. Der Name war Programm: Meine beste Freundin war wirklich ein zierliches Püppchen, und sie wusste, wie man mit dem Hintern wackelt. Männer aus der ganzen Welt kamen, um sich die aufreizende Show am Strip anzusehen. Trotzdem verdiente sie nicht genug, um mich oder meinen alten Herrn freizukaufen. Nicht dass ich sie je darum gebeten hätte.
»Hey, Miststück, ich hab dich lieb, okay?«, sagte ich und stopfte mir den Zopf hinten in die Lederjacke, so dass er zwischen meinen Schulterblättern lag.
»Ich dich auch, Miststück.«
Ich drehte den Schlüssel an meiner Maschine um, ließ den Motor aufheulen und setzte mir den Helm auf. Dann schob ich mein Handy in die Innentasche meiner Jacke, gab Gas und brauste los in eine Zukunft, die ich nicht wollte, an der jedoch kein Weg vorbeiführte.
****
»Mia! Meine süße Kleine«, rief meine Tante, schlang ihre dünnen Arme um mich und drückte mich fest an ihre Brust. Für eine solch zierliche Person war sie ziemlich stark. Ihr schwarzes Haar war zu einem eleganten französischen Knoten hochgesteckt. Sie trug eine weiße Bluse, die so weich wie Seide war, was vermutlich daran lag, dass es Seide war. Die Bluse steckte in einem strengen schwarzen Bleistiftrock aus Leder, und dazu hatte sie turmhohe Stilettos mit roter Sohle an, die ich aus der aktuellen Vogue kannte. Sie sah wunderschön aus. Vor allem aber sah sie teuer aus.
»Tante Millie, es ist so schön, dich zu sehen«, setzte ich an, doch sofort legten sich zwei Finger mit langen blutrot lackierten Nägeln auf meinen Mund.
Sie schnalzte mit der Zunge. »Wirst du wohl, hier nennst du mich Ms Milan.« Ich verdrehte übertrieben die Augen. »Kleines, erstens, verdreh nicht die Augen. Das ist unhöflich und nicht besonders ladylike.« Ihre Lippen waren zu einer dünnen Linie zusammengepresst. »Zweitens …« Sie ging einmal um mich herum und begutachtete mich, als wäre ich ein Kunstwerk, eine Statue. Etwas Kaltes, Undurchdringliches. Vielleicht war ich das ja auch. In der Hand hielt sie einen Fächer aus schwarzer Spitze, den sie öffnete und wieder schloss und ihn dann in ihre Handfläche schlug, während sie mich musterte. »… nenn mich nie wieder Millie. Diese Frau ist längst Vergangenheit. Sie ist gestorben, als der erste Mann, dem ich je vertraut habe, mein Herz in Stücke gehackt und seinen Hunden zum Fraß vorgeworfen hat.« Was für ein grausiges Bild, aber Tante Millie war nun mal gnadenlos ehrlich.
»Kinn hoch.« Sie schlug mir mit dem Fächer unters Kinn, das sofort die gewünschte Haltung annahm. Dann tat sie das Gleiche noch einmal an der nackten, empfindlichen Stelle am unteren Rücken, wo mein enges Band-T-Shirt nicht ganz bis zu meiner Lieblingsjeans mit den Farbspritzern reichte. Sofort streckte ich den Rücken durch und schob die Brust raus. Ihr rotlippiges Lächeln wurde breiter und...
Erscheint lt. Verlag | 27.6.2016 |
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Reihe/Serie | Calendar Girl Quartal | Calendar Girl Quartal |
Übersetzer | Friederike Ails, Graziella Stern, Christiane Sipeer |
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | affairs • affairs of the heart • After • after you • Amy • Anna Todd • Arrangement • Bad • Before • before sunrise • before sunset • Begierde • Bestseller • Beziehung • Body • Boston • Buch 2016 • Calender Girl • Callgirl • Chicago • Crossfire • Dark • Dark Love • Desire • Dream • Ein ganzes halbes Jahr • E.L. James • entfacht • entflammt • Erin Watt • Erotische Liebesromane • Escort • Februar • Ganzes • Geheimnis • Geschenkbuch für Frauen • Girl • hardwired • Jahr • Januar • Kalender Girl • Kuss • Leidenschaft • Liebe • Liebesbeziehung • Liebesgeschichte • Liebesroman • liebesromane bestseller 2016 • Liebesromane deutsch • Liebesromane für Frauen • Los Angeles • Love • Love Story • Malibu • März • Mia • Mia Saunders • Milliardär • Mind • Neu 2016 • Neuerscheinung 2016 • Neuerscheinungen 2016 • Nothing • Paper Princess • Paper-Trilogie • Passion • perfect • Pretty Woman • Reihe • Roman • Romantik • romantisch • Romanze • Royal • Royal Passion • Secret • Secrets • Sehnsucht • Serie • Shades of Grey • Sin • Sinnlichkeit • Soul • Steamy Romance • Tabulos • Trinity • verfallen • Verführt • Verführung • Verlangen • waterhouse press • Wedding • Wes |
ISBN-10 | 3-8437-1369-3 / 3843713693 |
ISBN-13 | 978-3-8437-1369-6 / 9783843713696 |
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