Die Reisegesellschaft (eBook)

Roman | Die perfekte Urlaubslektüre für den Sommer
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2016 | 1. Auflage
372 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-74413-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Reisegesellschaft -  Elizabeth Von Arnim
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Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen - und sein blaues Wunder erleben. So ergeht es auch Baron Otto von Ottringel, als er seine anstehende Silberhochzeit mit einer Auslandsreise zelebriert. Dass er die fünfundzwanzig Ehejahre nicht mit seiner derzeitigen Angetrauten verbracht hat, ist für ihn dabei ebenso unerheblich wie das stramme Budget der Reisekasse - im Hause des Barons herrscht schließlich eiserne Sparsamkeit. Da kommt die Einladung, das englische Sussex kostengünstig mit Pferd und Wohnwagen zu erkunden, wie gerufen. Was Ottringel hier jedoch erlebt, erscheint ihm unerhört! Dünkelhaft, borniert, demokratie- und frauenfeindlich mokiert er sich über nahezu alles, was ihm vor den Wagen kommt. Und tappt dabei so selbst- wie trittsicher in jedes noch so kleine Fettnäpfchen ...
Mit Otto von Ottringel erschuf Elizabeth von Arnim ein Prachtexemplar des male chauvinism der Jahrhundertwende - und sorgt mit ihrem zeitlosen Humor und ihrer schonungslosen Ironie noch heute für beste Unterhaltung.

<p>Elizabeth von Arnim wurde am 30. August 1866 bei Sydney als Mary Anette Beauchamp geboren und wuchs in England auf. Sie war eine Cousine von Katherine Mansfield, mit der sie in sp&auml;teren Jahren bis zu deren Tod 1923 auch eine enge Freundschaft verband.<br /> Mit 24 Jahren heiratete Elizabeth den preu&szlig;ischen Grafen Henning August von Arnim-Schlagenthin und lebte in Berlin und auf dem Familiengut Nassenheide in Pommern, wo auch ihr erster Roman <i>Elizabeth und ihr Garten</i> (1898) entstand. Als die Familie in finanzielle Schwierigkeiten geriet, mu&szlig;te das Gut verkauft werden. 1908 trennte sich das Ehepaar. Elizabeth von Arnim kehrte mit den Kindern nach England zur&uuml;ck. Die darauffolgenden Jahre bis 1913 verbrachte Elizabeth von Arnim meist in der Schweiz und in Gro&szlig;britannien an der Seite von Herbert George Wells. 1916 ehelichte sie Frank Russell, 2. Earl Russell, und Bruder von Bertrand Russell. Die Ehe dauerte bis 1919. Elizabeth von Arnim lebte fortan in Gro&szlig;britannien; Italien und schlie&szlig;lich in S&uuml;dfrankreich, 1939 emigrierte sie in die USA. Sie starb am 9. Februar 1941 in Charleston / South Carolina.</p>

Elizabeth von Arnim wurde am 30. August 1866 bei Sydney als Mary Anette Beauchamp geboren und wuchs in England auf. Sie war eine Cousine von Katherine Mansfield, mit der sie in späteren Jahren bis zu deren Tod 1923 auch eine enge Freundschaft verband. Mit 24 Jahren heiratete Elizabeth den preußischen Grafen Henning August von Arnim-Schlagenthin und lebte in Berlin und auf dem Familiengut Nassenheide in Pommern, wo auch ihr erster Roman Elizabeth und ihr Garten (1898) entstand. Als die Familie in finanzielle Schwierigkeiten geriet, mußte das Gut verkauft werden. 1908 trennte sich das Ehepaar. Elizabeth von Arnim kehrte mit den Kindern nach England zurück. Die darauffolgenden Jahre bis 1913 verbrachte Elizabeth von Arnim meist in der Schweiz und in Großbritannien an der Seite von Herbert George Wells. 1916 ehelichte sie Frank Russell, 2. Earl Russell, und Bruder von Bertrand Russell. Die Ehe dauerte bis 1919. Elizabeth von Arnim lebte fortan in Großbritannien; Italien und schließlich in Südfrankreich, 1939 emigrierte sie in die USA. Sie starb am 9. Februar 1941 in Charleston / South Carolina.

I


Im Juni dieses Jahres gab es ein paar schöne Tage, und wir meinten, der Sommer sei nun endlich gekommen. Das hatte zur Folge, daß es uns in unserer Wohnung (eine wirklich sehr hübsch geschnittene Eckwohnung im zweiten Stock mit Blick auf den Friedhof und überhaupt nicht stickig) schließlich doch etwas langweilig wurde und uns eine gewisse Sehnsucht nach ländlicher Umgebung erfaßte. Es war das Jahr unseres fünften Hochzeitstages, und da wir beschlossen hatten, diesen Anlaß mit einer Auslandsreise im eigentlichen Ferienmonat August zu begehen, konnten und wollten wir es uns nicht leisten, Geld für Landpartien im Juni auszugeben. Meine Frau schlug daher vor, daß wir ein paar Nachmittage einer Reihe kurzer Ausflüge im Umkreis von sagen wir mal fünf bis zehn Meilen widmen und nacheinander jene unserer Bekannten besuchen sollten, die nahe genug bei Storchwerder leben und ihre Güter bewirtschaften. ›Auf diese Weise‹, sagte sie, ›kriegen wir viel frische Luft für wenig Geld.‹

Nach einer Weile stimmte ich zu. Nicht sofort, natürlich, denn ein vernünftiger Mann wird sich bemühen, die Vorschläge seiner Frau unter jedem Gesichtspunkt zu betrachten, ehe er ihnen zustimmt oder ihr erlaubt, sie zu befolgen. Frauen können nicht logisch denken; sie haben Instinkte, und diese Instinkte würden sie manchmal in Teufels Küche bringen, wären da nicht ihre Ehemänner, die ihnen wie eine Art hilfsbereiter und gewitzter Glühwürmchen, wenn ich mich so ausdrücken darf, auf ihrem Weg leuchten. Was nun diejenigen betrifft, die keine Ehemänner kriegen konnten, die Sitzengebliebenen, das Strandgut ihres Geschlechts gewissermaßen, so kann ich nur sagen, Gott steh’ ihnen bei.

In diesem Fall allerdings war gegen Edelgards Idee nichts einzuwenden; im Gegenteil, es gab viel, was für sie sprach. Wir würden frische Luft schnappen; wir würden verpflegt werden (gut verpflegt, und wenn wir wollten, bis zum Übermaß, aber natürlich wissen wir Maß zu halten); und wir würden nichts dafür bezahlen müssen. Als Major des in Storchwerder stationierten Artillerieregiments bin ich ohnehin verpflichtet, zwei Pferde zu halten (sie werden auf Kosten des Regiments gefüttert), und wie es sich gehört, habe ich einen Mann aus meinem Batallion als Diener und Kutscher in meiner Wohnung, der mich wenig mehr als seinen Unterhalt kostet und der nicht kündigen kann. Also brauchten wir nur noch ein Fahrzeug, und wir konnten uns, wie Edelgard bemerkte, ohne weiteres den offenen Wagen des Obersten für ein paar Nachmittage ausleihen, so daß unsere Ausrüstung komplett war, ohne daß wir einen Pfennig ausgegeben hätten.

Die Güter um Storchwerder sind groß, und als wir sie aufzählten, stellten wir fest, daß fünf Besuche unseren gesamten Bekanntenkreis auf dem Lande abdecken würden. Es wäre wohl noch ein sechster möglich gewesen, aber aus Gründen, mit denen ich vollkommen übereinstimmte, wollte ihn meine liebe Gattin nicht mit einbeziehen. Man muß schließlich auch nein sagen können, und ich halte es durchaus für keine schlechte Definition eines Herrn beziehungsweise einer Dame, wenn er beziehungsweise sie es kann. Ja, Edelgard hatte sogar ihre Zweifel, ob es fünf werden sollten, da ein Mitglied der fünften Familie – in diesem Fall nicht einmal der Gutsbesitzer, sondern der Bruder der verwitweten Gutsherrin, der bei ihr lebt und sich um ihre geschäftlichen Belange kümmert – ein Mensch ist, den keiner von uns beiden besonders schätzt. Nicht nur deshalb, weil er ein politischer Wirrkopf ist, mit einer entschiedenen und bei einem Mann seiner Herkunft schmachvollen Vorliebe, die er nicht einmal zu verbergen versucht, für jene Ansichten, die die Mittelschicht und sozialistisch angehauchte Leute (Gott schütze die Mark Brandenburg) aufgeklärt nennen, sondern auch weil er nicht in der Lage oder willens ist – Edelgard und ich konnten uns nie entscheiden, was nun –, auf seine Schwester aufzupassen. Doch auf die Frau aufzupassen, für die man Verantwortung trägt, ob es sich dabei um die Schwester oder Frau oder Mutter oder Tochter oder auch nur unter gewissen günstigen Bedingungen um die Tante handelt – ein schwieriges Unterfangen zuweilen, wie man an Edelgards Tante Bockhügel sieht, von der vielleicht später noch die Rede sein wird –, ist wirklich ganz einfach. Man muß nur rechtzeitig damit anfangen, wenn man wirklich Fortschritte erzielen möchte, und immer dann besondere Entschiedenheit an den Tag legen, wenn es einem gar nicht danach zumute ist. Es ist so einfach, daß ich, als mir meine Frau an dieser Stelle mein zweites Frühstück, bestehend aus Brot, Speck und Butter, brachte und mich durch einen Blick über meine Schulter unterbrach, lächelnd zu ihr aufschaute, in Gedanken immer noch bei diesem Thema, und die Hand, die den Teller absetzte, ergriff und sagte: »Ist es das etwa nicht, liebe Frau?«

»Ist was nicht?« fragte sie – ziemlich einfältig, fand ich, denn sie hatte meine Aufzeichnungen schließlich ganz gelesen; dann, ohne mir Zeit für eine Antwort zu lassen, sagte sie: »Willst du nun doch nicht die Geschichte unserer Erlebnisse in England niederschreiben, Otto?«

»Doch gewiß«, sagte ich.

»Um sie unseren Verwandten im nächsten Winter reihum auszuleihen?«

»Gewiß.«

»Solltest du dann nicht besser damit anfangen?«

»Liebe Frau«, sagte ich, »das tue ich ja gerade.«

»Dann«, sagte sie, »vergeude die Zeit nicht mit Nebensächlichkeiten.«

Und sie setzte sich in die Fensternische und nahm ihre Arbeit wieder auf, die darin bestand, die Armlöcher meiner Hemden zu vergrößern.

Das, darf ich bemerken, war eine bissige Antwort. Bevor sie nach England ging, war sie niemals bissig. Doch lassen Sie mich fortfahren.

Ich frage mich, was sie mit Nebensächlichkeiten meint. (Ich werde das alles natürlich überarbeiten und vermutlich bestimmte Partien streichen.) Ich frage mich, ob sie meint, ich sollte mit Namen und Adresse beginnen. Das erscheint mir unnötig, denn ich bin natürlich den Leuten in Storchwerder ebensogut bekannt wie der Briefträger. Andererseits ist das mein erster Versuch (was erklärt, warum ich mich immerzu frage, was Edelgard vielleicht dazu meint oder nicht, Anfänger tun gut daran, denke ich, sich in Demut zu üben), wobei, glaube ich, Dichter und Literaten und andere fragwürdige Leute die Muse anrufen. Was für ein Ausdruck! Und ich frage mich, welche Muse. Ich würde gern Edelgard fragen, ob sie – aber nein, das sähe ja fast so aus, als suchte ich ihren Rat, was die geziemende Rollenverteilung zwischen Mann und Frau geradezu umkehren würde. Anstatt einen Weg einzuschlagen, der so leicht ins Verderben führen könnte, wandte ich also den Kopf und sagte seelenruhig:

»Liebe Frau, unsere englischen Erfahrungen fingen ja schließlich mit unseren Besuchen bei den Nachbarn an. Ohne sie hätten wir wahrscheinlich Frau von Eckthum letzten Sommer überhaupt nicht zu Gesicht gekriegt, und wenn wir nicht in Reichweite ihrer Überredungskünste gekommen wären, hätten wir uns auf unserer Silberhochzeitsreise nach Italien oder in die Schweiz begeben, wie wir so oft vorgehabt hatten, und diese verfluchte Insel jenseits des Kanals links liegengelassen.«

Ich wartete einen Moment; und als Edelgard nichts sagte, was sie immer dann tut, wenn sie nicht überzeugt ist, erläuterte ich ihr so geduldig, wie ich ihr gegenüber stets so lange bin, bis aus Geduld Schwäche zu werden droht, den Unterschied zwischen den methodischen und gründlichen Vorgehensweisen der Männer, ihrer Vorliebe, der Sache auf den Grund zu gehen und ganz von vorne anzufangen, und der sprunghaften Art der Frauen, die sich auf eine Sache stürzen und voreilige Schlüsse ziehen, ohne all die wichtigen Stationen auch nur im geringsten zu beachten, über die sie hinwegflogen, als sie sich sozusagen in der Luft befanden.

»Aber wir sind als erste dort«, sagte Edelgard.

Ich zog die Stirn etwas in Falten. Vor ein paar Monaten – das heißt vor unserer Zeit auf britischem Boden – hätte sie mir keine derart schnippische Antwort gegeben. Nie pflegte sie, schnippisch zu antworten, und die Harmonie unseres Ehelebens war daher ungetrübt. Ich glaube, sie sah mein Stirnrunzeln, aber sie nahm keine Notiz davon – auch das war neu an ihrem Verhalten; und so beschloß ich, nachdem ich einen Augenblick gewartet hatte, mit meinem Bericht fortzufahren.

Aber ehe ich ohne weitere Abschweifungen damit weitermache, würde ich doch gern erläutern, warum wir, ein Offizier und seine Frau, die von Natur aus nicht gern Geld ausgeben, einen so kostspieligen Urlaub wie eine Auslandsreise ins Auge gefaßt hatten. Tatsache ist, daß wir schon vor langem beschlossen hatten, im fünften Jahr unserer Eheschließung eine solche zu machen, und zwar aus folgendem Grund. Bevor ich Edelgard heiratete, war ich ein Jahr lang Witwer und davor nicht weniger als zwanzig Jahre verheiratet gewesen. Das klingt, als müsse ich schon sehr alt sein, aber meinen Lesern, die mich ja fortwährend sehen, brauche ich wohl nicht zu sagen, daß ich es nicht bin. Die Augen sind schließlich die untrüglichsten Zeugen; zudem habe ich mit dem Heiraten ungewöhnlich früh angefangen. Meine erste Frau war eine Mecklenburg-Lünewitz, die ältere (und unendlich vornehmere) Linie. Wenn sie noch am Leben gewesen wäre, hätte ich letztes Jahr am ersten August unsere Silberhochzeit gefeiert, und es wären für uns eine Menge Schmausereien und Lustbarkeiten arrangiert worden, und von unseren Verwandten, Freunden und Bekannten hätten wir viele willkommene Geschenke aus Silber bekommen. Das Regiment wäre verpflichtet gewesen, sich...

Erscheint lt. Verlag 13.6.2016
Übersetzer Angelika Beck
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Original-Titel The Caravaners
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1900 • Emanzipation • England • Humor • insel taschenbuch 4466 • Ironie • IT 4466 • IT4466 • Jahrhundertwende • Klassiker • Romane • Rundreise • Sussex • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-458-74413-4 / 3458744134
ISBN-13 978-3-458-74413-9 / 9783458744139
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