Ein Sommer im Garten (eBook)

Roman | Die perfekte Urlaubslektüre für den Sommer
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
186 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-74412-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein Sommer im Garten - Elizabeth von Arnim
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Fernab von Störenfrieden und Eindringlingen, ohne Ehemann und Kinder, ohne Gäste und Verpflichtungen, jeden Tag nur für sich die Schönheiten des Gartens und die Wunder der Natur genießen - und dabei die üppige, feuchte Erde umgraben, Rabatten anlegen, Blumen pflanzen, gießen, rechen, jäten und mähen. Wie herrlich erscheint Elizabeth diese Vorstellung! Doch Hindernisse sind selbstredend vorprogrammiert: Nicht nur steht ihr der hauseigene Gärtner im Weg - für die gnädige Dame schickt es sich nun einmal gar nicht, den Garten selbst zu bestellen -, bald schon ist es auch mit der ersehnten Ruhe dahin, die sie wenn schon untätig, dann möglichst ungestört genießen wollte ...
Wie keine andere erzählt Elizabeth von Arnim von ihrem Garten: voller Humor und sanfter Ironie, vor allem aber mit einer unbändigen Liebe zu allem, was dort wächst und gedeiht.



<p>Elizabeth von Arnim wurde am 30. August 1866 bei Sydney als Mary Anette Beauchamp geboren und wuchs in England auf. Sie war eine Cousine von Katherine Mansfield, mit der sie in sp&auml;teren Jahren bis zu deren Tod 1923 auch eine enge Freundschaft verband.<br /> Mit 24 Jahren heiratete Elizabeth den preu&szlig;ischen Grafen Henning August von Arnim-Schlagenthin und lebte in Berlin und auf dem Familiengut Nassenheide in Pommern, wo auch ihr erster Roman <i>Elizabeth und ihr Garten</i> (1898) entstand. Als die Familie in finanzielle Schwierigkeiten geriet, mu&szlig;te das Gut verkauft werden. 1908 trennte sich das Ehepaar. Elizabeth von Arnim kehrte mit den Kindern nach England zur&uuml;ck. Die darauffolgenden Jahre bis 1913 verbrachte Elizabeth von Arnim meist in der Schweiz und in Gro&szlig;britannien an der Seite von Herbert George Wells. 1916 ehelichte sie Frank Russell, 2. Earl Russell, und Bruder von Bertrand Russell. Die Ehe dauerte bis 1919. Elizabeth von Arnim lebte fortan in Gro&szlig;britannien; Italien und schlie&szlig;lich in S&uuml;dfrankreich, 1939 emigrierte sie in die USA. Sie starb am 9. Februar 1941 in Charleston / South Carolina.</p>

Elizabeth von Arnim wurde am 30. August 1866 bei Sydney als Mary Anette Beauchamp geboren und wuchs in England auf. Sie war eine Cousine von Katherine Mansfield, mit der sie in späteren Jahren bis zu deren Tod 1923 auch eine enge Freundschaft verband. Mit 24 Jahren heiratete Elizabeth den preußischen Grafen Henning August von Arnim-Schlagenthin und lebte in Berlin und auf dem Familiengut Nassenheide in Pommern, wo auch ihr erster Roman Elizabeth und ihr Garten (1898) entstand. Als die Familie in finanzielle Schwierigkeiten geriet, mußte das Gut verkauft werden. 1908 trennte sich das Ehepaar. Elizabeth von Arnim kehrte mit den Kindern nach England zurück. Die darauffolgenden Jahre bis 1913 verbrachte Elizabeth von Arnim meist in der Schweiz und in Großbritannien an der Seite von Herbert George Wells. 1916 ehelichte sie Frank Russell, 2. Earl Russell, und Bruder von Bertrand Russell. Die Ehe dauerte bis 1919. Elizabeth von Arnim lebte fortan in Großbritannien; Italien und schließlich in Südfrankreich, 1939 emigrierte sie in die USA. Sie starb am 9. Februar 1941 in Charleston / South Carolina.

Mai


2. Mai.


Gestern abend nach dem Essen gingen wir durch den Garten, und ich sagte: »Ich möchte einmal einen ganzen Sommer hier allein sein und in die tiefsten Tiefen des Lebens hinabsteigen. Ganz für mich sein, damit meine Seele sich entfalten kann. Es wird niemand eingeladen, um mir Gesellschaft zu leisten, und wenn doch jemand zu Besuch kommt, dann sagt man ihm einfach, ich sei ausgegangen oder verreist oder krank. Die ganzen Monate werde ich im Garten, auf den Feldern und in den Wäldern verbringen. Ich will sehen, was in meinem Garten geschieht und wo ich Fehler gemacht habe. An nassen Tagen gehe ich in den dichten Wald, dorthin wo die Kiefernnadeln immer trocken sind, und wenn die Sonne scheint, liege ich auf der Heide und schaue, wie der Ginster gegen den Himmel flammt. Wie glücklich werde ich sein; niemand wird mich mit seinem Trübsinn anstecken. Draußen auf dem flachen Land herrscht Stille, und wo Stille ist, ist auch Frieden – das ist mir inzwischen aufgegangen.«

»Paß auf, daß du keine nassen Füße kriegst«, sagte der Grimmige und nahm seine Zigarre aus dem Mund.

Es war der Abend des 1. Mai, und der Frühling hatte von mir Besitz ergriffen. Der Himmel war voller Sterne und der Garten voller Düfte und die Beete voll Goldlack und süßen, verschmitzt dreinblickenden Stiefmütterchen. Tagsüber war es windig gewesen, weiße Wolken waren unaufhörlich über das Himmelsblau gesegelt. Jetzt war es so still, so reglos, als hätte sich eine beruhigende Hand über den Garten gelegt und alles verstummen lassen.

Der Grimmige saß auf der untersten Stufe der Verandatreppe, nach dem Essen friedlich gestimmt, verträglich, wenn auch nicht gar zu verträglich, und ich stand vor ihm und lehnte mich an die Sonnenuhr.

»Wirst du ein Buch mitnehmen?« fragte er.

»Ja, das werde ich«, gab ich, von seinem Tonfall leicht gereizt, zurück. »Felder und Blumen, das muß ich zugeben, wollen mich immer etwas lehren. Aber ich bin nicht immer bereit zu lernen, und manchmal kann ich meine Augen nicht dazu bringen, Dinge zu sehen, die zu anderen Zeiten ganz klar sind.«

»Und dann liest du?«

»Dann lese ich. Nun, was hältst du davon?«

Doch er rauchte nur schweigend und schien plötzlich ganz vertieft in die Sterne.

»Schau«, sagte er nach einer Pause, während ich vor ihm stand und mir wünschte, er würde auch mal etwas Längeres sagen, und er in den Himmel blickte und mich überhaupt nicht beachtete, »schau, wie hell die Sterne heute abend sind. Fast als gäbe es Frost.«

»Es wird aber keinen Frost geben, und ich werde nicht hinschauen, bevor du mir nicht sagst, was du von meiner Idee hältst. Wäre das nicht herrlich, einen ganzen schönen Sommer ganz allein? Wäre es nicht geradezu traumhaft, jeden Morgen aufzustehen und zu spüren, daß man sich selbst gehört und keinem anderen?« Ich trat zu ihm, legte meine Hände auf seine Schultern und schüttelte ihn ein wenig, denn er starrte immer noch auf die Sterne, als wäre ich gar nicht vorhanden. »Bitte, Grimmiger, sag doch nur einmal etwas Richtiges«, beschwor ich ihn. »Du hast die ganze Woche noch keinen längeren Satz gesagt.«

Langsam löste er den Blick von den Sternen, sah mich an und lächelte. Dann zog er mich auf seine Knie.

»Nicht zärtlich werden«, drängte ich, »ich will Worte, keine Taten. Aber ich bleibe gern hier sitzen, wenn du nur redest.«

»Na gut, ich rede. Was soll ich sagen? Du weißt, daß du stets das tust, was dir gefällt, ich mische mich niemals ein. Ich für meinen Teil will diesen Sommer niemanden hierhaben, wenn du es nicht willst. Aber du wirst sehen, das wird ein langer Sommer.«

»Nein.«

»Und wenn du den ganzen Tag auf der Heide liegst, denken die Leute, du bist verrückt.«

»Was geht’s mich an, was die Leute denken.«

»Ja, das ist wahr. Aber du wirst dir eine Erkältung holen, und deine kleine Nase wird anschwellen.«

»Laß sie anschwellen.«

»Und wenn es heiß ist, wirst du einen Sonnenbrand bekommen und deine Haut verderben.«

»Meine Haut ist mir egal.«

»Und du wirst dich langweilen.«

»Langweilen?«

Es belustigt mich, wie wenig der Grimmige mich wirklich kennt. Seit drei Jahren haben wir uns hier auf dem Land vergraben, und ich war die ganze Zeit glücklich wie ein Vogel. Ich sage wie ein Vogel, weil andere diesen Vergleich gebrauchen, um ungetrübte Fröhlichkeit zu beschreiben, obwohl ich keineswegs glaube, daß Vögel glücklicher als andere Geschöpfe sind, denn sie zanken sich ganz gräßlich. Sagen wir doch so: Ich bin so glücklich gewesen wie die glücklichsten Vögel, und zwischendurch gab es Zeiten des Alleinseins, in denen mein Gemütszustand alles andere als gelangweilt war. Es stimmt schon, das würde nicht jedem gefallen. Erst letzte Woche hatte ich Gäste, die nur knapp acht Tage blieben und augenscheinlich nicht viel Spaß daran hatten. Sie fanden es eintönig, doch das war ihre eigene Schuld. Wie kann man einen Menschen gegen seinen Willen glücklich machen? Man kann ihm eine Menge Schulwissen eintrichtern und all das, was Schulen sonst noch zu bieten haben, aber, wenn man es auch ewig versuchte, man kann einem Wesen, das nicht dazu neigt, nicht zum Glück verhelfen. Es kann nur passieren, daß man dabei sein eigenes verliert. Glück, soviel ist klar, muß von innen kommen, nicht von außen. Und wenn ich nach meinen früheren Erfahrungen und meinen gegenwärtigen Gefühlen urteile, so habe ich gerade jetzt einen reichlichen Vorrat davon, mehr als genug, um fünf stille Monate auszufüllen.

»Ich frage mich«, bemerkte ich nach einer Pause, in der der Verdacht in mir aufstieg, ich müsse wohl auch zu den dichtgeschlossenen Reihen der femmes incomprises gehören, »warum du glaubst, ich könnte mich langweilen. Der Garten ist immer schön, und ich bin fast immer in der Stimmung, ihn zu genießen. Zugegeben, vielleicht doch nicht immer, denn als die Schmidts hier waren (sie heißen nicht Schmidt, aber was macht das schon?), habe ich ihn fast gehaßt. Immer, wenn ich in den Garten ging, waren sie auch da und schlurften mit empörten und resignierten Gesichtern herum. Meinst du, sie hätten nur eins von den blauen Leberblümchen entdeckt, die gerade jetzt unter den Büschen aufblühen? Und als ich dann mit ihnen in die Wälder gefahren bin, wo die Frühlingsfeen so emsig jeden Ast mit kleinen grünen Edelsteinen behängten, haben sie die ganze Zeit nur von Berlin und den feinen Delikatessen geredet, die ihr neuer Koch zubereitet.«

»Na ja, mein Liebes, sie haben eben ihre Leckerbissen vermißt. Dein Garten ist zwar wundervoll, aber deine Köchin taugt nun mal nichts. Nach dem Essen sah der arme Schmidt manchmal ganz krank aus, und deine prächtigen Blumenarrangements konnten ihn auch nicht für das schlechte Essen entschädigen. Schick sie weg.«

»Sie wegschicken? Sei dankbar, daß sie da ist. Eine schlechte Köchin ist weitaus wirkungsvoller als Kissingen oder Karlsbad oder Homburg zusammen und dazu viel billiger. Solange ich sie habe, wirst du, mein lieber Mann, jedenfalls einigermaßen dünn und liebenswert bleiben. Der arme Schmidt, wie du ihn nennst, ißt viel zuviel von diesen köstlichen Leckereien, und dann schaut er sich seine Frau an und fragt sich, warum er sie eigentlich geheiratet hat. Laß du dich nur nicht bei so etwas von mir erwischen.«

»Das ist ziemlich unwahrscheinlich«, sagte der Grimmige; aber ob er es als Kompliment meinte oder lediglich darüber nachdachte, wie unmöglich es sei, sich an unseren ländlichen Speisen zu überfressen – das kann ich nicht sagen. Wie dem auch sei, ich habe etwas dagegen, im Garten in einer sternklaren Nacht über Köchinnen zu streiten, also erhob ich mich von seinem Schoß und schlug vor, einen kleinen Spaziergang zu machen.

Es war ein bezaubernder Abend, ein passender Abschluß für einen schönen 1. Mai. In der Dämmerung leuchteten Blumen wie blasse Sterne, die Luft war von süßen Düften erfüllt, und ich beneidete die Fledermäuse, die im Duft förmlich badeten, über sich die echten Sterne und unter sich die Sterne der Stiefmütterchen, und sie selbst waren lautlos und konnten – selbst wenn sie gewollt hätten – den herrschenden Frieden nicht stören. Die Engländer haben viel Schönes über den ersten Mai geschrieben, welches bei einem Ausländer die Vorstellung von Blumensträußen und Girlanden und Dorfangern weckt, von mit Bändern bekränzten Burschen und Mädchen und Lämmern und allgemeiner Ausgelassenheit. Ich war einmal am 1. Mai in England, und wir saßen zitternd am Feuer und lauschten stumm dem Nordostwind, der die Straße herunterfegte, und dem Hagel, der an die Fenster prasselte, und die Freunde, bei denen ich zu Besuch war, sagten, so sei es sehr oft, und sie hätten nie irgendwelche Lämmer und Bänder zu Gesicht bekommen. Wir Deutschen messen alldem keine poetische Bedeutung bei, wo wir es doch könnten, weil bei uns meistens schönes Wetter ist. Und was die Girlanden angeht – wie viele Dörfer voll von jungen Leuten könnte ich aus meinem Garten damit versorgen, ohne daß ich irgendwas vermißt hätte. Um diese Zeit ist mein Garten voll von Goldlack, ich glaube, es gibt keine Farbe und Art, die ich nicht angepflanzt hätte. Die Beete unter den Südfenstern des Hauses, die letztes Jahr so leer und melancholisch dalagen, sind voll davon, vorne begrenzt von einem breiten Streifen gelber und weißer Stiefmütterchen von einem Ende zum anderen. Die Teerosenbeete gegenüber, rund um die Sonnenuhr, sind überzogen mit weißen, goldfarbenen,...

Erscheint lt. Verlag 13.6.2016
Übersetzer Leonore Schwartz
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Original-Titel Angabe fehlt
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1900 • Buch für den Strand • Buch für den Urlaub • Einsamer Sommer • Elizabeth und ihr Garten • Garten • Gartenlust • Gärtnern • Gut Nassenheide • insel taschenbuch 4467 • IT 4467 • IT4467 • Klassiker • Sommer-Lektüre • Strand-Buch • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-458-74412-6 / 3458744126
ISBN-13 978-3-458-74412-2 / 9783458744122
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,4 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Iris Wolff

eBook Download (2024)
Klett-Cotta (Verlag)
18,99