Todesbrut (eBook)

Das Buch zum Virus
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2016 | 2. Auflage
480 Seiten
script 5 (Verlag)
978-3-7320-0739-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Todesbrut -  Klaus-Peter Wolf
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Eine Fähre irrt über die Nordsee und darf nirgendwo anlegen. An Bord befindet sich eine tödliche Gefahr. Sie könnte von jedem ausgehen. Die Menschen geraten in Panik. Sie zwingen die Fähre dazu, wieder kehrtzumachen und nicht in ihrer Stadt anzulegen. Dörfer werden von der Bundeswehr abgeriegelt und etwas Unberechenbares setzt jegliche Gesellschaftsordnung außer Kraft. Dieser Katastrophen-Thriller ist aktueller denn je. 

Klaus-Peter Wolf wurde 1954 in Gelsenkirchen geboren. Er arbeitete nach dem Abitur bei einer Lokalzeitung, organisierte ein Jugendheim und vagabundierte als zaubernder Clown kreuz und quer durch Europa. Dabei schrieb er Geschichten, die immer mehr Leser fanden. Inzwischen erhielt er zahlreiche Preise für seine Bücher, zum Beispiel den Anne-Frank-Anerkennungspreis. Klaus-Peter Wolf ist auch als Drehbuchautor außerordentlich erfolgreich. Seine Bücher wurden in 16 Sprachen übersetzt und über 8 Millionen mal verkauft. Hier geht es zur Website von Klaus Peter Wolf

Klaus-Peter Wolf wurde 1954 in Gelsenkirchen geboren. Er arbeitete nach dem Abitur bei einer Lokalzeitung, organisierte ein Jugendheim und vagabundierte als zaubernder Clown kreuz und quer durch Europa. Dabei schrieb er Geschichten, die immer mehr Leser fanden. Inzwischen erhielt er zahlreiche Preise für seine Bücher, zum Beispiel den Anne-Frank-Anerkennungspreis. Klaus-Peter Wolf ist auch als Drehbuchautor außerordentlich erfolgreich. Seine Bücher wurden in 16 Sprachen übersetzt und über 8 Millionen mal verkauft. Hier geht es zur Website von Klaus Peter Wolf

 

20 An Bord der Ostfriesland III herrschte eine Stimmung zwischen Betroffenheit und Panik. Es gab Passagiere, die gar keine Lust mehr hatten, ihren Urlaub überhaupt anzutreten. Sie wollten nur noch nach Hause.

Die alte Frau Symanowski befürchtete, dass sie ihre Altersresidenz im Sauerland nicht mehr wiedersehen würde. Sie fühlte sich schlecht, das Herz machte ihr Probleme und sie bekam nur schwer Luft. Es hätte ihr nicht viel ausgemacht, auf Borkum zu sterben, im Gegenteil, vielleicht war das sogar ihre heimliche Hoffnung. Aber auf einer Fähre in der Nordsee, zwischen aufgebrachten, angsterfüllten Menschen, die bereits lange Anreisezeiten in überfüllten Zügen oder auf verstopften Autobahnen hinter sich hatten, wollte sie nicht den letzten Atemzug tun. Von Ruhefinden konnte hier keine Rede sein. Und sie wusste, dass sie nicht runterkommen konnte von diesem Schiff, und das machte sie panisch. Es war schlimmer, als im Fahrstuhl stecken zu bleiben, denn diese unkontrollierbare Masse Mensch wurde für sie zur Bedrohung, zu einem Gefahrenherd, dem sie sich ausgeliefert fühlte.

Qualm stieg ihr in die Nase. Es roch verbrannt. Zunächst fürchtete sie, ein Feuer sei an Bord ausgebrochen, doch dann wurde ihr klar, dass es Zigarettenrauch war. Allein drei Raucher standen in ihrer Nähe. Jetzt ertönte der Lautsprecher. Die Passagiere wurden vom Kapitän aufgefordert, sich ruhig und besonnen zu verhalten. Niemand schwebe in Gefahr. Die Gastronomie an Bord werde wieder aufgenommen und jeder Gast könne sich ein kostenloses Getränk abholen. Er sei in Kontakt mit allen verantwortlichen Stellen und werde sich um eine Lösung bemühen. »Wir halten Sie ständig auf dem Laufenden.«

In Wirklichkeit war er verzweifelt. Er hatte diesen Job nur in Vertretung angenommen, weil der zuständige Kapitän der Ostfriesland sich verhoben hatte und ihm nun einige Wirbel eingerenkt werden mussten. Ausgerechnet in der Ferienzeit.

Ole Ost walkte sich das Gesicht durch. Er erreichte niemanden. Dafür bekam er Anfragen von Journalisten. Sogar jemand von einem japanischen Fernsehsender hatte inzwischen seine Handynummer. Einem der Schiffsleute hatte ein Privatsender fünfhundert Euro für ein Live-Interview am Telefon geboten.

Ole Ost wollte nicht einfach nach Emden zurückfahren. Er brauchte eine klare Ansage von der Reederei.

Nicht ohne Sorge beobachtete er drei Kampfjets im Tiefflug. Sie kamen im Formationsflug näher. Für einen irren Moment war es, als würden sie das Schiff angreifen wollen. Noch nie zuvor war eine Militärmaschine so tief über die Fähre geflogen. Der Lärm und die Luftwirbel waren immens.

Die Menschen auf den Außendecks duckten sich und hielten sich die Ohren zu. Selbst im Speiseraum zuckte alles zusammen. Es hörte sich an, als könnte eine Maschine in den Schiffsrumpf krachen wie ein Torpedo.

Frau Symanowski kreischte. Sie konnte nichts dagegen tun. Sie wollte nicht schreien, aber es passierte einfach. Das Geschehen erinnerte sie an ihre schlimmsten Albträume, doch selbst im Krieg hatte sie nie einen Bomber aus solcher Nähe gesehen. Diese Kampfjets schienen greifbar zu sein und sie wirkten wie mutierte Rieseninsekten aus Stahl.

Die Maschinen drehten ab und flogen in Richtung Niederlande davon, aber dann auf einmal kehrten sie um und bewegten sich erneut auf die Fähre zu. Die alte Frau Symanowski begann zu beten, wie sie damals als Kind im Bunker gebetet hatte, laut und voller Inbrunst: »Heilige Maria, Mutter Gottes, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes, amen. Heilige Maria, Mutter Gottes, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes, amen. Bitte verlass uns nicht …«

Einige umstehende Menschen beteten laut mit. Ein Mann im Fußball-T-Shirt vom FC Sankt Pauli fiel sogar auf die Knie und faltete die Hände, doch die Kampfjets schienen der Gebete zu spotten und kamen trotzdem unaufhaltsam näher.

Charlie schwenkte sein Papiertaschentuch wie eine weiße Fahne. Dabei liefen Tränen über seine Wangen. Er bemerkte nicht, dass er weinte, er spürte seinen Tod nahen und er wollte nicht so sterben. Wenn er die Augen schloss, sah er die Fähre brennen. Nachrichtenbilder von fernen Kriegsschauplätzen schossen aus seiner Erinnerung hoch. Fernsehbilder. Er wusste nicht, wie viel er davon abgespeichert hatte. Er war kein Kriegsfilmegucker. Eher im Gegenteil, ihn als Kriegsdienstverweigerer hatten Filme angewidert, die so taten, als seien sie Antikriegsfilme, aber in Wirklichkeit genau aus dem, was sie zu bekämpfen vorgaben, ihre filmische Faszination holten. Er bezeichnete Filme wie »Pearl Harbor« als verlogenen »Hollywood-Dreck«, er hatte diesen »Antikriegsfilm« wütend verlassen – und vorher sein Popcorn gegen die Leinwand geschleudert. Irgendwie kam es ihm jetzt so vor, als hätte er immer schon gewusst, dass er einmal in einem Flammenmeer sterben würde. In einem Bombardement.

Kurz bevor die Maschinen mit ihren Flügeln das Schiff zu berühren schienen, schloss Charlie die Augen und wartete auf den Knall, aber der kam nicht. Stattdessen wurden die Gebete lauter und auch einige Flüche mischten sich in das Stimmengewirr, während das Dröhnen der Motoren sich in der Ferne verflüchtigte. Keine Bomben, kein Kampf …

Aber ein Kampf fand jetzt unter Deck statt.

Kai Rose war mit seinem Sohn Dennis und seiner Tochter Viola in die Herrentoilette gegangen. Er hatte es nicht übers Herz gebracht, Viola allein vor der Tür stehen zu lassen. Sie war verunsichert und weinte still.

Dennis wirkte jetzt wirklich krank. Sein Vater wusch ihm das Gesicht und ließ ihn kräftig in ein Papiertaschentuch schnäuzen. Dennis klagte über Schmerzen in den Gelenken. Kai Rose schärfte ihm ein, er dürfe das auf keinen Fall jemandem sagen. »Später«, so versprach er, »gehen wir zum Arzt und alles wird gut. Aber jetzt musst du so tun, als ob du gesund wärst. Hast du das begriffen, Dennis?«

Dennis verstand es nicht, aber ihm war durch die Art, wie sein Vater es sagte, und durch die Ereignisse der letzten Minuten, die Blicke der Menschen und wie sie plötzlich alle Abstand von ihm hielten, klar, dass etwas Schlimmes, Furchterregendes vor sich ging. Er fühlte sich irgendwie schuldig daran. Ein altes Gefühl … Schon immer hatte er sich schuldig gefühlt, wenn Mama trank. Im Grunde glaubte er, sie würde nur zur Flasche greifen, weil er so ein schlechter Junge war und sie enttäuscht hatte. Immer, immer wieder hatte er versucht, alles so zu regeln, dass seine Mutter am Ende nicht wieder halb bewusstlos durch die Wohnung taumelte. Er hatte sein Zimmer aufgeräumt, auf seine Schwester aufgepasst, seine Sachen nicht schmutzig gemacht, keine Widerworte gegeben, nie gequengelt und immer war er in der Schule fleißig, aber sie trank trotzdem und weinte am anderen Tag.

Er wusste, dass sie sehr krank war und deshalb schließlich in eine Klinik kam, in der sie ohne ihn und Viola und Papa darum kämpfte, gesund zu werden. Er wollte, dass seine Mama ein besseres Leben führen konnte, keins, das sie krank machte. Deshalb hatten er und Viola sich etwas überlegt: Es war besser für Mama, nicht zu ihnen zurückzukommen. Dennis hatte genau gehört, dass Mama nur aus Pflichtgefühl bei ihnen geblieben war, und weil sie alles so unerträglich fand, hatte sie ihren Kummer in Alkohol ertränkt.

Ja, so hatte Sue vom Jugendamt es gesagt, an dem Abend, als sie Papa geküsst hatte. Er und Viola hatten gelauscht, Viola war an der Tür eingeschlafen. Er hatte sie leise ins Bett gebracht und war wieder zur Tür zurückgekrochen, um noch mehr zu hören. Sue hatte gesagt, dass sie gar nicht verstehen könne, warum eine Frau mit solch einem tollen Mann nicht glücklich werden würde, und sie selbst habe nicht so viel Glück wie Mama gehabt. Ihr Freund sei lange nicht so ein guter Papa.

Und wieder fand Dennis Bestätigung für seine Schuldgefühle. An seinem Vater konnte es nicht liegen, der war ein toller Mann, und Viola war noch so klein und soooo süß. Es war alles seine Schuld. Seine. Und jetzt … hier auf dem Schiff, schon wieder.

Noch einmal fragte sein Vater ihn, ob er es begriffen habe.

»Ja«, sagte Dennis. »Ja, Papa.«

»Wenn dich einer fragt, du hast Heuschnupfen. Heuschnupfen. Kannst du dir das merken?«

»Ja, Papa.«

»Was ist Heuschnupfen?«, fragte Viola.

In dem Moment ging die Toilettenspülung in der anderen Kabine. Kai zuckte erschrocken zusammen und packte Dennis hart am Arm. Er schob ihn in Richtung Tür. Viola lief hinterher.

Draußen standen die Menschen dicht gedrängt. Eine aufgeregte, schwitzende Masse, die Dennis Angst machte. Diese Augen, die ihn so bohrend ansahen. Sie gaben ihm die Schuld. Alle die Leute hier.

»Wir müssen das Kind isolieren«, sagte jemand. Dennis wusste nicht, was das Wort bedeutete, aber es hörte sich bedrohlich an.

Er sah seine Mutter in der Menge. Sie war blass und neben ihr stand dieser Benjo, mit dem sie Kaffee getrunken hatte. Der sollte ja nicht glauben, dass er sein neuer Papa werden könnte. Er und Viola, sie würden beide bei Papa bleiben.

Seine Mutter wollte etwas sagen, aber da riss hinter Kai und den Kindern jemand die Tür auf und brüllte: »Ich habe es genau gehört! Er hat dem Kind eingeschärft, es sei nicht krank! Der Junge soll uns etwas vorlügen. Von wegen Heuschnupfen! Der Junge trägt das verdammte Virus in sich. Seid vorsichtig, das Zeug breitet sich durch die Luft...

Erscheint lt. Verlag 13.6.2016
Verlagsort Bindlach
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte All-Age Junge Erwachsene • Alltagsleben • Corona Virus SARS CoV-2 • COVID-19 Coronavirus • Ebola • EHEC • Epedemie Chaos • Epidemie Epedemie Chaos • Gewalt Tod Panik • Influenza • Jugendbuch für Jungs und Mädchen • Junge Belletristik • Junge Belletristik für junge Erwachsene • Katastrophen Naturgewalt • Katastrophen Naturgewalt Krankheit • Nordsee Ostfriesland • Panik Hysterie • Panik Hysterie Pandemie • SARS • Schullektüre eBook • Thriller Tod • Vogelgrippe Viren Seuche H5N1 • Vogelgrippe Virus Seuche
ISBN-10 3-7320-0739-1 / 3732007391
ISBN-13 978-3-7320-0739-4 / 9783732007394
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