Die Auslese - Nichts ist, wie es scheint (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
384 Seiten
Penhaligon (Verlag)
978-3-641-15897-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Auslese - Nichts ist, wie es scheint -  Joelle Charbonneau
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Sie ist bereit zu kämpfen - aber allein hat sie keine Chance ...
Cia Vale hat die gefährliche Auslese überlebt, während sich Chaos und Wut in der Gesellschaft ausbreiten. Ein verheerender Bürgerkrieg steht bevor, und die Rebellen schmieden einen Plan, die grausame Regierung zu stürzen. Auch Cia ist bereit, um das Ende der Auslese zu kämpfen, aber sie kann es nicht alleine tun. Sie hofft auf die Loyalität ihrer Kameraden, doch das kann tödlich für sie enden. Denn Täuschung und Wahrheit liegen nah beieinander. Und der Einsatz ist hoch, denn auf dem Spiel steht das Leben all derer, die sie liebt. Wem kann Cia vertrauen?

Joelle Charbonneau begann mit dem Schreiben, als sie noch Opernsängerin war. Heute ist die Schriftstellerei ihre größte Leidenschaft. Joelle Charbonneau lebt gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Sohn in der Nähe von Chicago. Wenn sie nicht schreibt, arbeitet sie als Schauspiel- und Stimmtrainerin.

Kapitel 1

Ein Klopfen an der Tür lässt mich aufspringen. Ich bin so erschöpft, verängstigt und traurig, dass meine Hände zittern, als ich die Verriegelung löse und die Tür zu meinen Räumen im Wohnheim öffne. Dann stoße ich einen Seufzer der Erleichterung aus, als ich Raffe Jeffries vor mir stehen sehe. Obwohl wir für denselben Studienzweig ausgewählt worden sind, haben wir ansonsten nur wenige Gemeinsamkeiten: Ich, die ich aus den Kolonien komme, die Auslese überleben musste und es nur so zum Studium nach Tosu-Stadt geschafft habe. Und er, der von hier stammt, wo die Kinder aus Familien früherer Universitäts-Absolventen zum Studienbeginn mit offenen Armen empfangen werden. Wir sind nicht befreundet. Obwohl er mir gestern Abend das Leben gerettet hat, weiß ich trotzdem nicht, ob ich ihm vertrauen kann. Aber ich habe keine Wahl.

Raffe wirkt unbekümmert, doch in seinen Augen liegt ein warnender Ausdruck, als er mein Wohnzimmer betritt und die Tür hinter sich schließt. »Cia, sie wissen Bescheid.«

Meine Knie werden weich, und ich halte mich an der Rückenlehne eines Stuhles fest, um nicht zusammenzusacken.

»Sie wissen was?«

Dass ich den Campus verlassen und erfahren habe, dass die Rebellion, welche von dem Mann angeführt wird, der mir während der Auslese geholfen hat, nicht das ist, wofür die Rebellen sie halten? Dass die Rebellen bald einen Angriff starten werden, der ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit den Tod bringen wird? Dass Damone … Diesen Gedanken verdränge ich rasch.

»Professorin Holt weiß, dass wir beide das Unigelände verlassen haben.« Raffes dunkle Augen suchen meinen Blick. »Und Griffin hat angefangen, nach Damone zu suchen.«

Natürlich hält Griffin nach seinem Freund Ausschau. Und wenn er ihn nirgends finden kann, wird er die Direktorin unseres Studiengangs informieren – Professorin Holt. Sie wird sich fragen, warum ein Student des Studiengangs Regierung aus Tosu-Stadt verschwunden ist. Werden Dr. Barnes und seine Offiziellen glauben, dass der Erfolgsdruck Damone zur Flucht veranlasst hat? Oder werden sie eine Suche organisieren und dabei entdecken, dass er tot ist? Panik steigt in mir auf. Ich sage mir, dass uns nichts anderes übrig geblieben war, als ihn umzubringen. Aber stimmt das wirklich?

Ich schüttle den Kopf. Wenn ich in Zukunft nicht riskieren will, dass ich von der Universität abgezogen werde oder Schlimmeres, dann muss ich jeden Gedanken an die Vergangenheit verdrängen.

Es gibt keine Vorschrift, die besagt, dass wir den Campus nicht verlassen dürfen. Allein dafür kann ich also nicht bestraft werden. Aber wenn die Offiziellen wissen, was ich gesehen habe …

Ich hole tief Luft, um mich ein bisschen zu beruhigen, dann frage ich: »Ist Professorin Holt darüber informiert, wann wir aufgebrochen sind oder dass wir zusammen weggefahren sind?«

Mit den Fingerspitzen fahre ich über das Blitzsymbol auf dem silbernen und goldenen Metallarmband an meinem Handgelenk und denke an den Ortungsmechanismus darin. Ich hatte geglaubt, ihn ausgeschaltet zu haben, aber da hatte ich mich wohl geirrt.

Ich hatte mich bei allem geirrt.

Und nun ist Michal tot und …

»Ich glaube nicht, dass irgendjemand weiß, wie lange wir weg waren. Niemand hat uns losfahren sehen, und ich denke, wir sind auch bei unserer Rückkehr zum Campus unbeobachtet geblieben.« Raffe streicht sich mit einer Hand über sein dunkles Haar. »Aber Griffin hat mich abgepasst, als ich Tomas deine Nachricht überbringen wollte. Er hat sich bei mir erkundigt, ob ich Damone gesehen habe. Und dann wollte er wissen, wohin wir beide heute Morgen unterwegs waren. Ich weiß nicht, wie er davon erfahren hat, aber er weiß, dass wir zusammen waren.«

Ich habe Raffe nichts von dem Peilsender in seinem Armband erzählt. Ein Teil von mir hatte gehofft, dass ich meine Geheimnisse nicht würde preisgeben müssen. Bevor ich mich auf den Weg nach Tosu-Stadt zur Auslese gemacht hatte, hatte mein Vater mir eingeschärft, niemandem zu vertrauen. Doch diesen Rat habe ich bereits einige Male in den Wind schreiben müssen. Und auch jetzt bleibt mir nichts anderes übrig. Weil Raffe mir geholfen hat, schwebt er nun in Gefahr.

Rasch erkläre ich ihm, was in seinem Armband verborgen ist, und berichte von dem Transmitter, den Tomas und ich entwickelt haben, um das Signal zu blockieren und unsere Bewegungen vor Dr. Barnes geheim zu halten. Allerdings ist mir ebenjener Störsender irgendwann im Laufe der letzten Nacht oder des heutigen Morgens aus der Tasche gefallen. Wo und wann ich ihn verloren habe, weiß ich nicht.

Raffe schaut auf das Symbol, das in sein Armband eingraviert wurde – eine Sprungfeder in der Mitte der Waagschalen der Gerechtigkeit, die sich im Gleichgewicht befinden. »Sie überwachen also unsere Bewegungen.« Keine Spur von Überraschung. Kein Zorn. Nur ein kurzes Nicken, ehe er fortfährt: »Wir müssen uns einen besseren Weg einfallen lassen, das Signal zu blockieren, wenn wir verhindern wollen, dass man uns auf Schritt und Tritt auf den Fersen ist bei allem, was du als Nächstes geplant hast.«

Was ich als Nächstes geplant habe …

Diese Woche wird Präsidentin Collindar im Plenarsaal im Regierungsgebäude des Vereinigten Commonwealth stehen und die Abgeordneten bitten, einem neuen Gesetzesvorschlag zuzustimmen. Einen, der – falls er auf Zustimmung stößt – Dr. Barnes die alleinige Kontrolle über die Gestaltung der Auslese und die Verwaltung der Universität entziehen wird. Einem Vorschlag, der ihn zwingen wird, der Präsidentin Rede und Antwort zu stehen. Der ihr die Möglichkeit geben wird, einem Verfahren ein Ende zu setzen, das so viele junge Menschen getötet hat, die nichts lieber hatten tun wollen, als ihren Kolonien und ihrem Land zu helfen. Aber obwohl ich so gerne glauben würde, dass ihre Gesetzesvorlage akzeptiert und die Auslese abgeschafft wird, spricht alles, was ich bislang in Erfahrung gebracht habe, dafür, dass eine Niederlage auf unsere Präsidentin wartet. Und wenn dieser Fall eintritt, dann wird Dr. Barnes den Gerüchten zufolge ein Misstrauensvotum gegen sie beantragen. Ein Votum, mit dem die Präsidentin nicht nur ihre Führungsrolle los wäre, sondern das außerdem den Beginn eines Kampfes bedeuten würde, den die Rebellen und die Präsidentin auf keinen Fall gewinnen können, da Dr. Barnes um diese Pläne weiß. Tatsächlich haben er und sein Unterstützer Symon Dean die Rebellion selbst geplant. Erst vor Kurzem habe ich ihre wahren Ziele herausgefunden, die darin bestehen, jeden zu identifizieren, mit ins Boot zu holen und am Ende umzubringen, der auch nur ein Wort gegen die Methoden der Auslese verliert. Schon bald wird Dr. Barnes zulassen, dass seine bei den Rebellen eingeschleusten Leute die Verdrossenheit anheizen und offene Kriegsvorbereitungen vorantreiben, nur damit er selbst ebendiese Rebellion schließlich gewaltsam niederschlagen kann. Wenn Dr. Barnes’ Plan aufgeht, dann werden alle, die die Auslese beenden wollen, sterben. Und unter ihnen wird mein Bruder sein.

Ich kann jetzt nicht hier sitzen und das zulassen, aber ich habe keine Ahnung, wie ich die Ereignisse, die bereits ins Rollen gekommen sind, noch aufhalten soll. Lange dachte ich, dass ich eine Lösung gefunden hätte. Dass mir eingefallen wäre, wie ich helfen könnte. Aber ich habe die Dinge nur noch schlimmer gemacht. Und von nun an wird Dr. Barnes jede meiner Bewegungen sogar noch aufmerksamer als zuvor beobachten. Ich wünschte, mir bliebe noch mehr Zeit, die Dinge richtig zu durchdenken. Meine Brüder haben mich früher immer damit aufgezogen, dass ich Stunden gebraucht habe, um zu einem Entschluss zu kommen, den andere in Minuten gefasst hätten. Doch mein Vater hat mir beigebracht, dass alles, was wichtig ist, gründlich überlegt sein will. Die Entscheidungen, die ich in der nahen Zukunft zu treffen habe, werden die wichtigsten in meinem Leben sein.

Habe ich Angst? Ja. Als die jüngste Studentin der Universität finde ich es schwer zu glauben, dass meine Handlungen den Verlauf der Geschichte meines Landes beeinflussen können. Dass ich klug genug wäre, Dr. Barnes und seine Offiziellen auszutricksen und Leben zu retten. Aber es gibt keinen anderen Weg. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich versage, ist groß, aber ich muss es trotzdem versuchen.

»Im Augenblick habe ich nichts anderes geplant, als meine Hausaufgaben zu machen und ein bisschen Schlaf zu bekommen.« Als Raffe zum Protest anhebt, falle ich ihm ins Wort: »Und du musst auch mal schlafen.« Ein Blick auf seine hängenden Schultern verrät mir, dass er ebenso müde ist wie ich. »Vielleicht fällt uns eher ein, wie wir helfen können, das Ruder noch herumzureißen, wenn wir uns ein wenig ausgeruht haben.«

Raffe nickt. »Nach allem, was passiert ist, ist es vermutlich sowieso das Beste, wenn wir für den Rest des Tages im Wohnheim bleiben. Ich bin mir sicher, dass Professorin Holt jemanden darauf angesetzt hat, dich zu beobachten. Du musst vorsichtig sein.«

Eine Reihe von leisen Geräuschen erregt meine Aufmerksamkeit. Dann noch mal. Ein schwaches Klicken ertönt aus dem Transit-Kommunikator, schließlich ein zweites und ein drittes Mal. Es ist das Signal, das Zeen mit mir verabredet hat. So nehmen wir Kontakt auf, wenn einer von uns beiden mit dem anderen sprechen muss. Er muss einen sicheren Platz gefunden haben, um mit mir zu sprechen. Aber für mich ist die Lage zu unsicher, solange Raffe neben mir steht. Gezwungenermaßen habe ich ihm bislang in vielerlei Hinsicht vertraut, aber das hier geht zu weit. Das Leben meines Bruders werde ich nicht in seine Hände legen.

»Dann sehen wir uns später«, sage ich.

Raffe...

Erscheint lt. Verlag 24.5.2016
Reihe/Serie Die Auslese-Trilogie
Übersetzer Marianne Schmidt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Graduation Day (Book III)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Auswahl • Dystopie • dystopie fantasy • eBooks • Fantasy • Finale • Gefahr • Hinterlist • Lügen • Prüfung • Test • Testing • Urban Fantasy
ISBN-10 3-641-15897-4 / 3641158974
ISBN-13 978-3-641-15897-2 / 9783641158972
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,8 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich