Der Mond
Mahen betreibt ein poetisches literarisches Verwirrspiel: Der Prager Botschafter für das "Mondreich", Algernoon Moonshiner, hat angeblich Texte gesammelt, die das Interesse am "Mondreich" wecken sollen. Diese Texte lesen wir nun, wenn wir uns "Der Mond" vornehmen. Sie zeugen von einer überbordenden Erfindungskraft, von funkenschlagendem Witz. Jirí Mahen, der belesene Bibliothekar aus Brünn, knüpft an romantische Mondbetrachtungen und Reflexionen an, fügt ihnen allerdings eine nicht zu übersehende ernsthafte Ironie hinzu. "Der Mond" hat erheblichen Einfluss auf die nachfolgenden tschechischen Dichter ausgeübt; der schmale Band ist auch heute noch auf ungewöhnliche Weise anregend, schön und auch im wahren Wortsinn "wunder"-voll.
Jiří Mahen (1882–1939), eigentlich Antonín Vančura, ist das dritte von dreizehn Kindern einer protestantischen Bäckersfamilie in Čáslav (Mittelböhmen). Die Mutter stirbt früh, der Vater heiratet ein zweites Mal. Als die Bäckerei schlecht läuft, nimmt der Vater eine Anstellung als Pastor der Gemeinde von Dubá in der Nähe von Česká Lípa an. Mahen absolviert das Gymnasium in Čáslav und Mladá Boleslav und veröffentlicht erste Beiträge in Studentenzeitschriften. 1902 beginnt er an der Philosophischen Fakultät der Prager Universität Tschechisch und Deutsch zu studieren. Er engagiert sich in Künstler- und Literaturzirkeln und arbeitet in sozialistischen und anarchistischen Zeitschriften mit. Im Kreis um S. K. Neumann trifft er auf Hašek, Gellner, Šrámek. Unter dem Pseudonym Mahen (das auf die Lektüre von Zolas »Germinal« und einen Druckfehler zurückgeht) beginnt er Dramen, Gedichte, impressionistische Erzählungen zu publizieren, die Einfluss auf den nach dem Ersten Weltkrieg entstehenden Poetismus, eine eigenständige tschechische Avantgarde, haben. Nach einigen Jahren als Mittelschullehrer geht er 1910 nach Brünn (Brno), arbeitet dort am Nationaltheater, das später ihm zu Ehren in Mahen-Theater umbenannt wird. 1921 ist Mahen einer der Begründer der Städtischen Bücherei Brünn. Zu seinen Freunden zählen die wichtigsten Autoren der Nachkriegsgeneration, F. Halas, V. Nezval, J. Seifert. 1937 wird er zum Direktor der Bibliothek und zusammen mit seiner Frau Karla eine zentrale Figur des Brünner Kulturlebens. Er leidet zunehmend an Depressionen; unter der bedrückenden Atmosphäre der deutschen Besetzung beschließt Jiří Mahen am 22. Mai 1939, seinem Leben ein Ende zu setzen.
Eduard Schreiber (Radonitzer), geboren 1939 in Böhmen, ist Autor, Filmregisseur und Übersetzer. Nach einem Literatur- und Publizistikstudium in Leipzig arbeitete er vor allem als Dokumentarfilmregisseur bis 1990 bei der DEFA. Er übersetzte aus dem Tschechischen u.a. Ludvík Kundera, Emil Juliš, František Listopad, Milada Součková, Konstantin Biebl, Vítězslav Nezval und ist Mitglied der tschechischen Künstlervereinigung »Q«.
Erscheinungsdatum | 01.09.2016 |
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Übersetzer | Eduard Schreiber |
Zusatzinfo | Mit Illustrationen von Valeria Gordeew |
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Maße | 124 x 195 mm |
Gewicht | 203 g |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Literatur ► Klassiker / Moderne Klassiker |
Schlagworte | Belletristik und verwandte Gebiete • Mond • Mond (Motiv in der Literatur) • Poesie • Tschechien |
ISBN-10 | 3-945370-09-4 / 3945370094 |
ISBN-13 | 978-3-945370-09-4 / 9783945370094 |
Zustand | Neuware |
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