Tödliche Nachbarschaft (eBook)

Spiegel-Bestseller
Ein Fall für Thomas Andreasson

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
400 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-31574-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tödliche Nachbarschaft -  Viveca Sten
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Gefährliche Geheimnisse lauern hinter der idyllischen Fassade von Sandhamn Die Schäreninsel Sandhamn steht Kopf, als der zwielichtige Investor Carsten Jonsson ein Strandgrundstück kauft, um dort ein luxuriöses Sommerhaus zu errichten. Die Inselbewohner sind empört und wollen die Baupläne um jeden Preis verhindern. Doch wie weit werden sie gehen, um ihre geliebte Idylle zu schützen?  Nora verbringt mit ihrer kleinen Tochter Urlaub auf Sandhamn und beobachtet die aufgeheizte Stimmung mit Sorge. Als bei dem Hausbau mysteriöse Unfälle passieren, fragt sie sich, ob es sich um Zufall oder Sabotage handelt. Jonsson, der in dubiose Risikogeschäfte in Russland verwickelt ist, versucht seine Nachbarn mit einer pompösen Einweihungsfeier milde zu stimmen - doch der Abend endet in einer Katastrophe. Kommissar Thomas Andreasson muss auf Sandhamn ermitteln und steht vor seinem bisher schwersten Fall. Der siebte Teil der Krimi-Reihe von Viveca Sten bietet atemlose Spannung vor der malerischen Kulisse der schwedischen Schären. Ein Muss für alle Fans von nordischen Krimis und der beliebten TV-Serie »Der Mörder von Sandhamn«.

Viveca Sten war Chefjuristin bei der dänischen und schwedischen Post, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wohnt mit Mann und drei Kindern vor den Toren von Stockholm. Seit sie ein kleines Kind war, hat sie die Sommer auf Sandhamn verbracht, wo ihre Familie seit mehreren Generationen ein Haus besitzt. Ihre Sandhamn-Krimireihe feiert weltweit Erfolge und wurde für das ZDF verfilmt.

Viveca Sten war Chefjuristin bei der dänischen und schwedischen Post, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wohnt mit Mann und drei Kindern vor den Toren von Stockholm. Seit sie ein kleines Kind war, hat sie die Sommer auf Sandhamn verbracht, wo ihre Familie seit mehreren Generationen ein Haus besitzt. Ihre Sandhamn-Krimireihe feiert weltweit Erfolge und wurde für das ZDF verfilmt. Dagmar Lendt ist Skandinavistin und übersetzt aus dem Norwegischen, Schwedischen und Dänischen. Bisher hat sie rund einhundert Bücher ins Deutsche übertragen, u.a. von Jon Fosse, Kjetil Try und Viveca Sten. Sie lebt in Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 4


Zu dumm, dass er den Anruf aus Russland verpasst hatte. Carsten Jonsson starrte auf sein Handy und bemerkte, dass er es lautlos gestellt hatte. Er musste vergessen haben, die Stummschaltung nach dem Termin in der Bank aufzuheben, aber für einen Rückruf war es jetzt zu spät. Er hatte in einer Bar ein paar Gläser getrunken, und es ging schon auf Mitternacht zu. Der Rückruf musste bis morgen warten.

Mit dem Telefon in der Hand ging er in die Bibliothek und goss sich einen kleinen Whisky ein. The Dalmore, seine Lieblingsmarke. Den hatte er sich verdient. Bei der Bank war alles gut gelaufen, die Prognosen waren auf dem besten Weg, sich zu erfüllen, und im Oktober würde er den Kredit zurückzahlen, genau wie vereinbart.

Carsten sank in den gesteppten Ledersessel vor dem breiten Panoramafenster. Als er nach Hause ging, hatte es aufgehört zu regnen, jetzt waren die Wolken aufgerissen und ließen auf einen sonnigen neuen Tag hoffen. Das wurde auch höchste Zeit, im April hatte es fast jeden Tag geregnet.

In der Wohnung war es vollkommen still, Celia und die Kinder schliefen um diese Zeit längst. Das Kindermädchen auch. Marianne? Nein, Maria hieß sie wohl. Es fiel ihm schwer, sich all die Namen zu merken, diese Mädchen blieben meist nicht sehr lange.

Aber Maria war aus anderem Holz geschnitzt. Sie hatte sich nach dem Unfall in der Tiefgarage schnell erholt.

Der Unfall.

Carsten kaute auf dem Wort. Der Wagen war völlig zerstört worden, nur durch Zufall hatte es keine Verletzten gegeben. Laut Versicherungsgutachten war ein ungewöhnlicher technischer Defekt schuld daran, dass sich der Benzintank selbst entzündet hatte. Dafür konnte man niemanden haftbar machen.

Er strich mit den Fingerspitzen über die lederne Armlehne.

Für den russischen Aktienposten gab es mehrere Interessenten. Und es hatte andere Geschäfte gegeben, bei denen es rau zugegangen war.

Was sollte er tun, wenn es kein Unfall gewesen war?

So ein Theater wie bei United Oil würde er nicht noch einmal mitmachen. Die Nächte, in denen er nicht wusste, wie er das durchstehen sollte, die Tage, an denen er morgens einen Extrakick brauchte, um überhaupt aus dem Bett zu kommen. Alles, was danach passiert war.

Er war jetzt ein anderer. Er hatte schon seit Jahren nichts mehr nehmen müssen, obwohl er sicherheitshalber immer ein Tütchen dabeihatte.

Das Glas war leer. Carsten stand auf und schenkte sich nach.

Hoffentlich hatte die Versicherung recht und die Explosion hatte nichts mit seinen Geschäften zu tun.

Maria schien sich jedenfalls wieder erholt zu haben, und sie kam gut mit Oliver und Sarah zurecht. Carsten kontrollierte ab und zu, ob sie sich daran hielt, ausschließlich Schwedisch mit den beiden zu sprechen. Die Kinder mussten die Sprache ihrer Vorväter beherrschen. Sie sollten ihre Wurzeln kennen, und wie hätten sie sich sonst mit ihrer schwedischen Großmutter unterhalten sollen?

Deshalb hatte er das Grundstück auf Sandhamn gekauft, redete er sich ein, obwohl er es besser wusste. Das Bild seines Vaters erschien vor seinem geistigen Auge, aber er verdrängte es schnell wieder.

Viele Verhandlungsrunden waren nötig gewesen, bis er den Zuschlag für das große Gelände bekam, aber am Ende hatte das Geld gesiegt.

Wie immer.

Das Gerede der Erben, an einen Ortsansässigen verkaufen oder ein Naturreservat einrichten zu wollen, war sehr schnell verstummt, als ihnen aufgegangen war, wie groß der Geldbeutel war, der da vor ihrer Nase baumelte.

Bei der Unterzeichnung des Kaufvertrags beim Notar hatte er die Gier in ihren Augen gesehen, wie sie schon überlegten, was sie sich nun alles würden leisten können.

Der nachtblaue Himmel vor dem Fenster wurde von Lichtstrahlen erhellt. London glitzerte vor seinen Augen.

In früheren Jahren hatte er in New York gewohnt und als Wertpapier- und Valutahändler für eine der größten amerikanischen Investmentbanken gearbeitet. Da hatte er noch keine eigenen Investmentgeschäfte getätigt. Aber er hatte sich in den USA nie so heimisch gefühlt wie hier in London.

Carsten strich sich übers Haar und überlegte, welches Automodell er sich zulegen sollte, wenn der russische Deal über die Bühne gegangen war. Er sollte sich einen neuen Sportwagen gönnen. Wenn er den bis zum nächsten Frühjahr haben wollte, war es höchste Zeit, sich auf die Warteliste setzen zu lassen.

Noch nie hatte er so viel für eine einzige Investition riskiert. Aber das Set-up war brillant, und er hatte sofort begriffen, dass dies eine einzigartige Möglichkeit war, irrsinnig viel Geld zu verdienen.

Das hatte er Anatolij Goldfarb, seinem alten Kollegen aus der Zeit bei der New Yorker Bank, zu verdanken. Nach ein paar Jahren hatte Anatolij sich von einer neu gegründeten russischen Investmentbank, die mit enormen Bonusprämien warb, zurück nach Moskau locken lassen. Aber sie waren in Kontakt geblieben, und es hatte sich gelohnt.

Carsten schüttelte das Glas, sodass die Eiswürfel klirrten.

Russland war instabil. Ihm waren die Risiken bekannt, die das Geschäftemachen in der ehemaligen Sowjetrepublik mit sich brachte, die Notwendigkeit, Schlüsselpersonen zu schmieren und bedeutende Summen an »Provision« zu zahlen.

Aber mit Anatolij an seiner Seite bestand keine Gefahr. Er würde seinem alten Freund zwar nie hundertprozentig trauen, aber er hatte volles Vertrauen in dessen Willen, Geld zu verdienen.

Die Investition in das russische Technologieunternehmen hatte zwei Jahre zuvor mit einem Telefonat zwischen ihm und Anatolij begonnen. Der frühere Kollege hatte gefragt, ob Carsten Interesse habe, in ein Unternehmen zu investieren, das großes, nein, irrsinnig großes Potenzial habe.

Wie so oft, ganz gleich ob in den USA, in Schweden oder Russland, ging es um ein paar clevere junge Softwareingenieure, die auf eine glänzende Geschäftsidee gekommen waren.

Zehn, fünfzehn Jahre zuvor war es bei Investitionen in Russland um Gas und Öl gegangen. Das war zu der Zeit, als die russischen Staatsbetriebe für Kleckerbeträge verramscht worden waren. An vorderster Front hatten die alten KGB-Leute gestanden, diejenigen, die anschließend die neue Oberschicht bildeten: die unvorstellbar reichen Oligarchen.

Heute war es das Internet, um das sich alles drehte, es bot ein atemberaubendes Potenzial in einem Land mit einhundertvierzig Millionen Einwohnern, in dem es globalen Internetgrößen wie Google und Facebook nicht gelungen war, eine ähnliche Vormachtstellung zu erringen wie im Rest der Welt.

Noch in derselben Woche, in der Anatolij ihn angerufen hatte, war Carsten nach Moskau geflogen. Mehrere Tage lang hatte er in Besprechungen mit Sergej und Roman gesessen, den beiden Gründern, die schon als Studenten an der Universität begonnen hatten, an ihrer Geschäftsidee zu feilen.

Er hatte den Geschäftsplan auf Herz und Nieren abgeklopft, die anderen Mitglieder der Firmenleitung kennengelernt, kritisch alle Kalkulationen unter die Lupe genommen und war am Ende überzeugt gewesen. Sergej und Roman waren zweifellos wiz kids, junge, smarte Typen, die mit Computern zaubern konnten.

Carsten wusste da bereits, dass russische Programmierer zu den besten der Welt gezählt wurden, bei internationalen Programmierwettbewerben belegten sie regelmäßig Spitzenplätze. Aber hier fand er etwas noch Wichtigeres: eine innere Triebkraft, einen Hunger, den er von sich selbst kannte. Sergej und Roman wollten ihren Teil vom Kuchen, diesem unfassbaren Überfluss, zu dem nur die ganz Reichen in Russland Zugang hatten. Vor allem Sergej sabberte geradezu vor Eifer, als der Börsengang ins Gespräch kam.

Außerdem hatten sie die GZ3 auf ihrer Seite, die russische Bank war ein Investor mit gutem Renommee. Sie hielt derzeit fünfundzwanzig Prozent der Aktien und bürgte für eine erfolgreiche Börseneinführung.

Carsten stand auf und schenkte sich zum dritten Mal nach.

Die Geschäftsidee von Sergej und Roman bestand darin, eine sichere Bezahlmöglichkeit für den Onlinehandel aufzubauen, der mittlerweile auch in Russland immer mehr zunahm. Sichere Zahlungen übers Internet waren für die Russen ein großes Problem. In den letzten Jahren hatten sich viele Online-Versandfirmen gegründet, aber die Kunden verhielten sich abwartend; die Angst, betrogen zu werden, war immer noch weitverbreitet.

Aber mit der Lösung, die KiberPayentwickelt hatte, waren alle Probleme gelöst. Die Käufer konnten sich bei ihren Bestellungen ganz sicher fühlen, der Händler erhielt sein Geld erst, wenn die Ware beim Kunden angekommen war.

Außerdem war die technische Umsetzung für Mobiltelefone optimiert, und das war der eigentliche Schlüssel zum Erfolg.

KiberPay hatte ein Bezahlsystem geschaffen, das zugänglich für all die Russen war, die immer noch keine Kreditkarte, aber dafür ein Handy besaßen. Damit würde KiberPays Bezahlsystem den russischen Markt revolutionieren, vielleicht sogar andere Märkte, zum Beispiel in Afrika.

Dass die MobilApp gleichzeitig eine Reihe persönlicher Daten sammelte, wie etwa private Telefonnummern und Kundenpräferenzen, war das Sahnehäubchen obendrauf. Carsten konnte sich schon das Potenzial der Nutzerdatenbank ausmalen, die in der Folge entstand. Die Möglichkeiten, diese Daten zu verkaufen und weiter zu vermarkten, waren schier unendlich.

Er sog den satten Duft aus dem Glas ein.

Nach der ersten Begegnung hatte er nicht lange gebraucht, um sich zu entscheiden. Er stand vor einer außerordentlichen Möglichkeit, einer Investition, die die Größe des Fonds auf einen Schlag verdoppeln konnte.

Mit...

Erscheint lt. Verlag 8.4.2016
Reihe/Serie Thomas Andreasson ermittelt
Thomas Andreasson ermittelt
Thomas Andreasson ermittelt
Übersetzer Dagmar Lendt
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 7. Fall • Investor • Komissar Thomas Andreasson • Krimi-Reihe • Nora Linde • Sabotage • Sandhamn • Schweden-Schären • TV-Serie • Viveca Sten
ISBN-10 3-462-31574-9 / 3462315749
ISBN-13 978-3-462-31574-5 / 9783462315745
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