Der rote Himmel (eBook)
656 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-43775-9 (ISBN)
Iny Lorentz ist das Pseudonym des Autorenehepaares Iny Klocke und Elmar Wohlrath, das seit mehr als zwei Jahrzehnten erfolgreich historische Romane schreibt und regelmäßig die vorderen Plätze auf den Bestsellerlisten belegt. Ihre 'Wanderhure' und fünf weitere ihrer Romane wurden verfilmt und drei als Theaterstücke umgesetzt. Viele ihrer Romane wurden zudem in andere Sprachen übersetzt. Das Autorenpaar wurde unter anderen mit dem 'German Audio Book Award Gold' für 'Die Wanderhure', den Goldenen Homer für unsere Verdienste für den Historischen Roman und den Wandernden Heilkräuterpreis der Stadt Königsee für 'Die Wanderapothekerin' ausgezeichnet. Besuchen sie die beiden auf ihrer Homepage, auf Facebook und Instagram: www.inys-und-elmars-romane.de www.facebook.com/Inys.und.Elmars.Romane www.instagram.com/iny.lorentz/
Iny Lorentz ist das Pseudonym des Autorenehepaares Iny Klocke und Elmar Wohlrath, das seit mehr als zwei Jahrzehnten erfolgreich historische Romane schreibt und regelmäßig die vorderen Plätze auf den Bestsellerlisten belegt. Ihre 'Wanderhure' und fünf weitere ihrer Romane wurden verfilmt und drei als Theaterstücke umgesetzt. Viele ihrer Romane wurden zudem in andere Sprachen übersetzt. Das Autorenpaar wurde unter anderen mit dem "German Audio Book Award Gold" für "Die Wanderhure", den Goldenen Homer für unsere Verdienste für den Historischen Roman und den Wandernden Heilkräuterpreis der Stadt Königsee für "Die Wanderapothekerin" ausgezeichnet. Besuchen sie die beiden auf ihrer Homepage, auf Facebook und Instagram: www.inys-und-elmars-romane.de www.facebook.com/Inys.und.Elmars.Romane www.instagram.com/iny.lorentz/
1.
An einem Spätsommertag des Jahres 1860 hielt Edward Montgomery eine Rede, die nun bereits zwei Stunden währte, und Walther Fitchner, Rancher und Mitglied des Senats von Texas, ärgerte sich seit dem ersten Wort über ihn.
Nun hob Montgomery in einer theatralischen Geste die Faust. »Wir müssen uns von diesen Krämerseelen des Nordens trennen, sonst haften sie wie ein Geschwür an uns und werden den gesunden Leib des Südens verderben. Wollt ihr das?«
»Nein!«, hallte es von den meisten Senatoren-, aber auch von den Zuschauerplätzen zurück. Dort hatten sich Montgomerys Anhänger versammelt und bejubelten seine Rede mit derselben Begeisterung, mit der sie die wenigen Männer niederschrien, die es wagten, sich gegen ihr Idol zu stellen.
Zu den Angefeindeten gehörte auch Walther. Bis vor wenigen Wochen hatte er noch gehofft, die Vernunft würde siegen, doch mittlerweile zweifelte er daran.
Montgomerys nächste Worte gingen im Lärmen seiner Parteigänger unter, aber kurz darauf gewann seine durchdringende Stimme wieder die Oberhand.
»… hat es Texas gebracht, nach Washington zu schauen und wie ein Bittsteller dort vorstellig zu werden? Nichts, sage ich euch! Unsere gerechten Ansprüche auf das Land am Oberlauf des Rio Grande wurden uns schmählich verweigert, weil man dort neue Territorien einrichtet, in denen die Handlanger des Nordens das Sagen haben!«
Nun hielt es Walther nicht mehr auf seinem Sitz. Er stand auf und stemmte zornig die Arme in die Seiten. »Sie haben wohl vergessen, dass die Bundesregierung dafür die gesamten Schulden der ehemaligen Republik und des jetzigen Bundesstaats Texas übernommen hat, die sonst noch unsere Enkel und Urenkel hätten abtragen müssen!«
»Diese Schulden hätten wir durch den Verkauf von Landrechten längst hereingebracht und besäßen die Aussicht, weiteres Land im Westen und im Süden für Texas zu gewinnen!«, trumpfte Montgomery auf.
Er hielt kurz inne und ließ seinen Blick Beifall heischend über die Senatoren und Zuschauer schweifen. »Diese Niggerfreunde im Norden haben alles getan, um Texas schwach zu halten. Doch sind wir schwach, Freunde?«
»Nein!« Diesmal ließen das Schreien und Trampeln seiner Anhänger die Wände erzittern.
»Was auch immer kommt: Texas muss für uns alle an erster Stelle stehen«, fuhr Montgomery fort, als es etwas ruhiger geworden war. »Dies bedeutet aber auch, dass jeder Texaner seinen Besitz in die Territorien und in den Norden mitnehmen kann, ohne dass bestechliche Richter und diese von Gott verfluchten Abolitionisten ihm seine Sklaven wegnehmen können. Erinnert euch an Kansas und an die Morde, die dieser Lumpenhund John Brown dort begangen hat!«
»John Brown wurde wegen seiner Verbrechen von den Bundesbehörden gefangen genommen und von einem ordentlichen Gericht zum Tode verurteilt!«, rief Walther in die kurze Pause hinein, die der Redner machte, um seine Anklage besser wirken zu lassen.
»Aber diese verdammten Yankees bezeichnen ihn als Märtyrer, ja, als Wiedergeburt Christi!«, brüllte Montgomery ihn an.
»Dafür halten viele Leute im Süden einen Mann für einen Helden, der einen anderen hinterrücks mit dem Metallknauf seines Spazierstocks niedergeschlagen hat!«, konterte Walther nicht weniger aufgebracht.
»Diese von Gott verdammten Sklavenfreunde haben es nicht besser verdient! Ein echter Gentleman aus dem Süden sollte jeden Tag einen dieser Schurken mit seinem Gehstock züchtigen«, spottete Montgomery unter dem Johlen seiner Parteifreunde und Anhänger.
Dann bedachte er Walther mit einem höhnischen Blick. »Aber das können Sie nicht begreifen, denn Sie sind nur ein lumpiger Ausländer, der nach Texas eingewandert ist. Wenn ich eines mit den Yankees teile, so ist es die Abscheu vor katholischen Iren und Deutschen, die als Speerspitze des Vatikans in unser Land kommen und uns nach Jahrhunderten der Freiheit wieder unter das Joch Roms zwingen wollen!« Montgomery lachte, denn diesem Trumpf, so sagte er sich, hatte Walther Fitchner nichts entgegenzusetzen.
Mit einer energischen Bewegung verließ dieser seinen Platz und trat vor die Rednertribüne. »Ich war am San Jacinto River dabei, als wir für Texas die Freiheit erkämpften. Dort aber habe ich weder Ihren Vater noch Ihre älteren Brüder gesehen! In jenen Tagen war Texas ein Land ehrlicher Farmer, die sich und ihre Familien mit ihrer eigenen Hände Arbeit ernährten. Keiner der reichen Plantagenbesitzer aus Louisiana, Georgia oder den anderen Bundesstaaten des Südens dachte damals daran, auch nur einen Finger für die Freiheit von Texas zu rühren. Erst als wir diese errungen hatten, kamen die Herren mit ihren dicken Geldbündeln und ihren Sklavenscharen und rissen das beste Land an sich.«
Walthers Hoffnung, den Stolz der Texaner zu wecken und einige der Männer, die er einst Freunde genannt hatte und die nun in Opposition zu ihm standen, wieder auf seine Seite zu ziehen, erfüllte sich nicht. Sie schrien ihn nieder, Pflanzer und Sklavenbesitzer drohten mit den Fäusten, und Montgomery heizte die Stimmung weiter an.
Mit höhnischer Miene wandte er sich an Walther. »Mister, Sie haben eben meinen Vater und meine Brüder beleidigt. Dafür verlange ich Genugtuung! Außerdem steht noch eine weitere Rechnung offen. Sie haben meinen Parteifreund und wahren Gentleman des Südens, Thierry Coureur, durch Betrug und mit der Hilfe Ihrer deutschen und irischen Katholiken um seinen Senatssitz gebracht. Auch dafür werden Sie mir geradestehen!«
»So ist es richtig!«, vernahm Walther die durchdringende Stimme von Rachel Coureur, der Ehefrau seines einstigen Freundes Thierry.
Er sah nicht einmal hin. Seit der von ihm gewonnenen Wahl hasste die Frau ihn mit jeder Faser ihres Herzens und hatte mit ihren Hetzereien dafür gesorgt, dass jede Versöhnung mit Thierry unmöglich geworden war.
Walther streifte den Gedanken an Thierry und dessen Ehefrau ab und musterte Montgomery mit kaltem Blick. »Wenn Sie mich zur Rechenschaft ziehen wollen, sollten Sie es nicht mit einem Spazierstock tun. Männer, die das hier in Texas versuchen, werden ohne Zögern niedergeschossen.«
Einige der Senatoren und Zuschauer zogen die Köpfe ein. Immerhin waren wilde Geschichten über Walther Fitchner im Umlauf, und keine davon besagte, dass man ihn ungestraft beleidigen konnte. Er mochte fast sechzig Jahre alt sein, doch er hielt sich noch immer aufrechter als manch Jüngerer und konnte tagelang im Sattel sitzen, ohne zu klagen. Auch hatte sich die Zahl jener Unglücklichen, die auf seinen Befehl hin aufgehängt worden waren, im Volksmund verdoppelt und verdreifacht. Zwar war er hier im Senat von Texas nur einer der wenigen Vertreter der Opposition, aber sein Wort galt in seinem Heimatbezirk so viel wie ein geschriebenes Gesetz.
Edward Montgomery durchlebte einige unangenehme Augenblicke, denn er musste an die Duelle denken, die sein Gegner gewonnen haben sollte. Bei dem Gedanken, nur wenig älter als dreißig zu sein und als guter Schütze zu gelten, straffte er jedoch die Schultern und warf Walther seinen zusammengeknüllten rechten Handschuh hin.
»Ich werde Texas von Ihrer Anwesenheit befreien, Fitchner.«
»Jawohl, tun Sie das!«, rief Rachel Coureur triumphierend. Fast sechs Jahre lang hatte sie ihren Hass gehegt und sah nun die ersten Früchte wachsen.
Ihre Tochter Thamar hingegen, die neben ihr auf den Zuschauerrängen Platz genommen hatte, starrte hilflos zu Boden. Viele Jahre lang hatte sie Walther Fitchner und dessen indianische Ehefrau Nizhoni wie nahe Verwandte geliebt und war vor Scham fast gestorben, als ihre Schwester Abigail Walthers Sohn Josef mit einem anderen Mann betrogen hatte, obwohl die beiden verlobt gewesen waren. Bei dem Gedanken an Josef suchte ihr Blick das andere Ende der Zuschauerränge. Dort saßen die beiden ältesten Fitchner-Söhne, Josef in einem dunkelgrauen Jackett und karierten Hosen, sein Bruder in der Uniform eines Kadetten der Militärakademie von Westpoint, von der er vor wenigen Tagen zurückgekehrt war.
Während die junge Frau ihren Gedanken nachhing, warf Montgomery Walther etliche Beleidigungen an den Kopf und forderte ihn auf, ihm jetzt und sofort zum Duell zur Verfügung zu stehen.
Bislang hatten Josef und Waldemar sich zurückgehalten. Doch als Montgomery ihren Vater einen dreckigen Squawman nannte, der es gar nicht wert sei, in den Pistolenlauf eines echten Gentleman zu blicken, fuhr der Ältere auf.
»Sie wollen ein Gentleman sein, Montgomery? Ein kläffender Pinscher und ein Feigling sind Sie! Einen Mann herauszufordern, der fast doppelt so alt ist wie Sie, ist schändlich! Ich werde nicht zulassen, dass Sie meinen Vater und meine Familie länger schmähen. Daher fordere ich Sie zum Zweikampf. Sie können sich aussuchen, ob mit Pistolen, Säbeln oder was auch immer. Es soll nur schnell gehen, denn ich will morgen wieder zu unserer Ranch reiten und möchte mich daher nicht länger in Austin aufhalten als nötig.«
Thamar klatschte Josef in Gedanken Beifall, während Rachel erneut keifte.
»Am besten sollte Mister Montgomery beide erschießen. Dann wäre auch die Schmach gerächt, die Josef Fitchner meiner armen Abigail antat, indem er seine Verlobung mit ihr gelöst hat.«
Am liebsten hätte Thamar sie daran erinnert, dass nicht Josef der Schuldige gewesen war, sondern Abigail. Auch die Mutter selbst hatte die Folgen zu verantworten, weil sie Abigail mit Jim Jenkins alleine hatte ausreiten lassen. Solche Worte aber hätten ihr ein paar heftige Ohrfeigen eingebracht – und das vor allen Leuten. Daher wartete sie innerlich zitternd darauf, wie Montgomery reagieren würde.
Die Beleidigungen, die Josef dem Herausforderer seines Vaters an den Kopf geworfen hatte, waren übel....
Erscheint lt. Verlag | 17.3.2016 |
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Reihe/Serie | Die Auswanderer-Saga | Die Auswanderer-Saga |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Schlagworte | 19.Jahrhundert • Abenteuerroman • Amerika 19. Jahrhundert • Amerikanischer Bürgerkrieg • Auswanderersaga • Auswanderer-Saga • Auswandern • Auswandern 19. Jahrhundert • Bürgerkrieg • Die Wanderhure • Familiensaga • Familiensaga Amerika • historische Abenteuerromane • historische familiensaga • Historische Liebesromane • Historische Romane • historische Romane 19. Jahrhundert • historische romane amerika • historische Romane Bestseller • historische romane iny lorentz • Historische Romane Serie • historische Romane USA • Historischer Roman • Historischer Roman Amerika • historischer roman indianer • Iny Lorentz • Iny Lorentz Bücher • Iny Lorentz Romane • Joseph Fitchner • mexikanische Provinz • Romane Auswanderung • Romane für Frauen • Roman Texas 19. Jahrhundert • Schicksalsroman • Sezessionskrieg • Staatsgründung USA • texanischer Unabhängigkeitskrieg • Texas • Waldemar Fitchner • Walther Fitchner |
ISBN-10 | 3-426-43775-9 / 3426437759 |
ISBN-13 | 978-3-426-43775-9 / 9783426437759 |
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