Rebecca (eBook)

Roman | Eines des meistgelesenen Bücher der Welt | Vielfach ausgezeichnet und verfilmt
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
450 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-74482-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Rebecca -  Daphne Du Maurier
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Rebecca, Daphne du Mauriers berühmtester Roman, war bereits bei seinem Erscheinen 1938 ein Bestseller. Er wurde mehrfach verfilmt: 1940 entstand unter der Regie von Alfred Hitchcock die bekannteste Adaption, die mit zwei Oscars prämiert wurde.

In einem Hotel an der Côte d'Azur lernt Maxim de Winter eine junge Frau aus einfachen Verhältnissen kennen. Die beiden verlieben sich, und schon nach kurzer Zeit nimmt sie seinen Heiratsantrag an und folgt dem Witwer nach Cornwall auf seinen prachtvollen Landsitz Manderley. Doch das Glück der Frischvermählten währt nicht lange: Der Geist von Maxims toter Ehefrau Rebecca ist allgegenwärtig, und die ihr ergebene Haushälterin macht der neuen Herrin das Leben zur Hölle, sie droht nicht nur die Liebe des Paares zu zerstören. Als ein Jahr später plötzlich doch noch Rebeccas Leiche gefunden wird, gerät Maxim de Winter unter Mordverdacht ...



<p>Daphne du Maurier wurde 1907 in London geboren und entschied sich im Alter von 19 Jahren nach einer Ferienreise an die cornische K&uuml;ste, diesen Ort fortan nicht mehr zu verlassen. Alle ihre Romane l&auml;sst sie in Cornwall spielen: <em>Jamaica Inn</em>, <em>Das Wirtshaus im Bodmin Moor</em>,<em> Meine Cousine Rachel </em>und nat&uuml;rlich <em>Rebecca</em>, 1938 erschienen und von Hitchcock verfilmt. Daphne du Maurier starb im Alter von zweiundachtzig Jahren in Kilmarth.</p>

Daphne du Maurier wurde 1907 in London geboren und entschied sich im Alter von 19 Jahren nach einer Ferienreise an die cornische Küste, diesen Ort fortan nicht mehr zu verlassen. Alle ihre Romane lässt sie in Cornwall spielen: Jamaica Inn, Das Wirtshaus im Bodmin Moor, Meine Cousine Rachel und natürlich Rebecca, 1938 erschienen und von Hitchcock verfilmt. Daphne du Maurier starb im Alter von zweiundachtzig Jahren in Kilmarth. Brigitte Heinrich, geboren 1957 am Bodensee, lebt nach Verlagstätigkeit in mehreren Häusern heute als Übersetzerin, Lektorin und Herausgeberin in Frankfurt am Main. Christel Dormagen, geboren 1943 in Hamburg, studierte Anglistik und Germanistik. Sie ist Übersetzerin für angelsächsische Literatur und außerdem als Journalistin für Rundfunk und Printmedien tätig. Christel Dormagen lebt in Berlin.

2


Wir können niemals dorthin zurück, so viel ist sicher. Die Vergangenheit ist uns immer noch zu nah. Alles, was wir zu vergessen und hinter uns zu lassen versucht haben, würde wieder aufgewühlt, und dieses Gefühl der Angst, der verstohlenen Unruhe, das schließlich zu einem Kampf gegen blinde, kopflose Panik wurde – sich inzwischen jedoch barmherzigerweise gelegt hat –, könnte jäh wieder unser Leben begleiten, genau wie damals.

Er ist außerordentlich geduldig und beklagt sich nie, nicht einmal, wenn Erinnerungen ihn heimsuchen, was, wie ich glaube, wesentlich öfter vorkommt, als er mich wissen lassen möchte.

Ich merke es daran, dass er plötzlich verstört und verloren dreinschaut; wie von unsichtbarer Hand weggewischt, schwindet jeder Ausdruck aus seinem lieben Gesicht, es wird zu einer Maske, etwas Gemeißeltem, steif und kalt, immer noch schön, aber ohne Leben. Dann raucht er eine Zigarette nach der anderen, ohne sich die Mühe zu machen, sie auszudrücken; die glühenden Stummel liegen auf dem Boden wie Blütenblätter. Und er spricht schnell und angestrengt über Nichtigkeiten, greift als Heilmittel gegen den Schmerz nach jedem beliebigen Thema. Ich glaube, es gibt eine Theorie, wonach Männer und Frauen als bessere, stärkere Menschen aus Leiden hervorgehen, und dass wir solche Feuerproben bestehen müssen, um in dieser oder einer anderen Welt voranzukommen. Wir haben das in vollem Maße getan, so ironisch es klingen mag. Wir beide haben Angst und Einsamkeit kennengelernt und größten Schmerz. Ich vermute, früher oder später schlägt einem jeden die Stunde der Prüfung. Wir alle haben unseren ganz speziellen Teufel, der uns drangsaliert und quält, und am Ende müssen wir uns diesem Kampf stellen. Wir beide haben unsere Schlacht gewonnen, so glauben wir wenigstens.

Unser Teufel quält uns nicht mehr. Wir haben unsere Krise bewältigt, wenn auch natürlich nicht unversehrt. Seine Vorahnung aufziehenden Unheils war von Anfang an richtig; und wie eine exaltierte Schauspielerin in einem belanglosen Stück könnte ich sagen, dass wir für unsere Freiheit bezahlt haben. Aber mir reicht das Maß an Melodrama in meinem Leben, ich gäbe freiwillig meine fünf Sinne dafür, dass wir weiter so wie jetzt in Sicherheit und Frieden leben können. Glück ist nichts, was man kaufen kann, sondern eine Art des Denkens, eine innere Einstellung. Selbstverständlich haben wir unsere deprimierten Momente; aber es gibt auch andere, in denen die Zeit sich nicht nach der Uhr bemisst, sondern zur Ewigkeit wird, und wenn ich dann sein Lächeln sehe, weiß ich, dass wir zusammengehören, gemeinsam marschieren, und dass kein Streit über Vorstellungen und Meinungen uns trennen kann.

Wir haben keine Geheimnisse voreinander. Alles wird geteilt. Unser kleines Hotel ist zugegebenermaßen öde und das Essen mittelmäßig, Tag für Tag erwartet uns mehr oder weniger das Gleiche; und doch wollen wir es nicht anders. In den großen Hotels würden wir zu vielen Menschen begegnen, die er kennt. Wir wissen beide Einfachheit zu schätzen, und manchmal sind wir gelangweilt – aber Langeweile ist ein willkommenes Mittel gegen die Angst. Wir führen ein sehr geregeltes Leben, und ich – ich habe ein Talent zum Vorlesen entwickelt. Ungeduldig erlebe ich ihn nur, wenn der Postbote sich verspätet, denn das bedeutet, dass wir noch einen Tag länger auf unsere englische Post warten müssen. Wir haben es mit dem Radio versucht, doch der Lärm ist sehr irritierend, und wir ziehen es vor, unsere Ungeduld zu zügeln; das Ergebnis eines Kricketmatches, das vor etlichen Tagen stattgefunden hat, bedeutet uns viel.

Oh, die Testspiele, die uns schon vor Langeweile bewahrt haben, die Boxkämpfe, selbst die Billardresultate. Endausscheidungen im Schulsport, Hunderennen, sonderbare kleine Wettkämpfe in abgelegeneren Ländern, sie alle sind Wasser auf unsere Mühlen. Manchmal stoße ich zufällig auf alte Exemplare der Zeitschrift Field und fühle mich von dieser unbedeutenden Insel mitten in den englischen Frühling versetzt. Ich lese von kreidehaltigen Bächen und der Maifliege, vom Sauerampfer, der auf grünen Wiesen wächst, von Saatkrähen, die über den Wäldern kreisen so wie einst über Manderley. Der Geruch feuchter Erde steigt aus diesen abgegriffenen, zerfledderten Seiten, das säuerlich-scharfe Aroma von Torfmooren, und ich habe das Gefühl von durchweichtem, hie und da von Reiherkot weiß gesprenkeltem Moos.

Einmal gab es einen Artikel über Ringeltauben, und beim Vorlesen schien es mir, als wäre ich wieder in Manderley, mitten im Wald, und Tauben flatterten über meinem Kopf. Ich hörte ihren leisen, zufriedenen Ruf, so angenehm und kühl an einem heißen Sommernachmittag, und nichts störte ihren Frieden, bis Jasper, die feuchte Schnauze schnüffelnd am Boden, durchs Unterholz preschte, um mich zu suchen. Wie alte Damen, die plötzlich bei ihrer Toilette gestört werden, stoben die Tauben lächerlich verstört aus ihrem Versteck auf und schwirrten, wild mit den Flügeln schlagend, ängstlich über die Baumwipfel davon. Kaum waren sie nicht mehr zu sehen und zu hören, senkte sich eine neue Stille über den Ort, und mit einem unbestimmten, bangen Gefühl stellte ich fest, dass die Sonne nicht länger ein Muster auf die raschelnden Blätter malte, dass die Äste dunkler geworden waren und die Schatten länger; zu Hause warteten frische Himbeeren zum Tee. Ich erhob mich von meinem Farnkrautbett, klopfte mir den fedrigen Staub der letztjährigen Blätter vom Rock und machte mich, nach Jasper pfeifend, auf den Rückweg; noch im Gehen verachtete ich mich für meine eiligen Schritte und den einen, verstohlenen Blick zurück.

Wie seltsam, dass ein Artikel über Ringeltauben so lebhaft die Vergangenheit wachrufen konnte, dass ich beim Vorlesen ins Stocken geriet. Es war sein aschgraues Gesicht, das mich jäh innehalten und weiterblättern ließ, bis ich auf einen Absatz über Kricket stieß, sehr praktisch und langweilig – der Middlesex Kricket Club, der auf schnellem, trockenem Boden endlose, einschläfernde Runs ansammelte. Wie dankbar ich diese handfesten Gestalten in feinem Flanell willkommen hieß, denn binnen weniger Minuten hatte sein Gesicht sich wieder entspannt, die Farbe kehrte zurück, und mit gesundem, verärgertem Spott machte er sich über die Bowler von Surrey lustig.

Eine Rückkehr in die Vergangenheit blieb uns erspart, und ich hatte meine Lektion gelernt. Englische Nachrichten vorlesen, ja, auch englischen Sport, englische Politik mit ihrer ganzen Wichtigtuerei, doch Dinge, die verletzen konnten, würde ich in Zukunft für mich behalten. Ich konnte insgeheim darin schwelgen. Farbe, Duft und Geräusch, Regen und schwappendes Wasser, selbst Herbstnebel und der Geruch der Flut – all das waren Erinnerungen an Manderley, die sich nicht unterdrücken ließen. Manche Menschen haben eine Schwäche für die Lektüre von Fahrplänen. Sie planen unzählige Reisen kreuz und quer durch das Land und haben Spaß daran, die unmöglichsten Orte miteinander zu verbinden. Mein Hobby ist weniger aufwendig, aber genauso merkwürdig. Ich bin eine Fundgrube des Wissens über das ländliche England. Ich kenne die Besitzer eines jeden englischen Moors mit Namen, ja – und deren Pächter obendrein. Ich weiß, wie viele Moorhühner geschossen werden, wie viele Rebhühner und wie viel Rotwild. Ich weiß, wo die Forellen aufsteigen und die Lachse springen. Ich nehme an sämtlichen Jagden teil und folge jeder Hatz. Ich weiß sogar, wer Jagdhundwelpen führt. Der Stand des Getreides, Viehpreise, mysteriöse Schweineseuchen, ich sauge alles in mich auf. Ein armseliger Zeitvertreib, vielleicht, und nicht gerade intellektuell, doch beim Lesen atme ich die englische Luft und kann mich diesem flimmernden Himmel beherzter stellen.

Die kümmerlichen Weinberge und bröselnden Steine werden nebensächlich, denn wenn ich will, kann ich meiner Fantasie die Zügel schießen lassen und in einer endlosen, feuchten Hecke Fingerhut und blasse Lichtnelken pflücken.

Bescheidene Wonnen der Fantasie, zärtlich und nicht verletzend. Sie sind das Gegenstück von Bitterkeit und Reue und versüßen dieses Exil, in das wir uns begeben haben.

Dank ihrer kann ich den Nachmittag genießen und mich danach lächelnd und erfrischt unserem kleinen Teeritual widmen. Wir bestellen stets das Gleiche. Für jeden zwei Scheiben Brot mit Butter und chinesischen Tee. Was für ein borniertes Paar wir abgeben müssen, weil wir an einer Gewohnheit festhalten, nur weil wir das alles auch schon in England hatten. Hier, auf diesem sauberen Balkon, weiß und unpersönlich nach Jahrhunderten unter der Sonne, denke ich an Manderley um halb fünf und an den Tisch vor dem Kamin in der Bibliothek. Pünktlich auf die Minute geht die Tür auf und das Teeritual nimmt unumstößlich seinen Lauf: das Silbertablett, der Kessel, das schneeweiße Tischtuch, während Jasper beim Anblick der Kuchen mit hängenden Spanielohren Gleichgültigkeit vorgibt. Immer wurde uns so üppig aufgetischt, und dennoch aßen wir so wenig.

Diese saftigen Crumpets, ich sehe sie vor mir. Winzige, knusprige Toastecken und brennend heiße, mehlbestäubte Rosinenbrötchen. Sandwichs mit unbekanntem Belag, geheimnisvoll gewürzt und ausgesprochen köstlich, und dann diese sehr speziellen Ingwerkekse. Ein Biskuitkuchen, der auf der Zunge zerging, und sein schwerer verdaulicher Kompagnon, strotzend vor Rosinen und Orangenschale. Es wurde so üppig aufgefahren, dass eine hungrige Familie eine Woche lang satt geworden wäre. Ich wusste nicht, was mit all dem geschah, und manchmal bedrückte mich diese Verschwendung.

Aber ich wagte nie, mich bei Mrs Danvers zu erkundigen, was sie damit machte. Sie hätte mir...

Erscheint lt. Verlag 7.3.2016
Übersetzer Brigitte Heinrich, Christel Dormagen
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Original-Titel Rebecca
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Cornwall • Frauenunterhaltung • Hitchcock • Hitchcock-Verfilmung • insel taschenbuch 4434 • IT 4434 • IT4434 • Klassiker • Klassiker in Neuübersetzung • Netflix • Neuübersetzung • Spannung
ISBN-10 3-458-74482-7 / 3458744827
ISBN-13 978-3-458-74482-5 / 9783458744825
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